Thomas Riedel

Lebenslänglich


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      »Ach, da seid ihr schon wieder«, reagierte Violett erfreut, als sie ihre Prinzessin und Solveig auf ihren Tisch zukommen sah. »Ging ja richtig schnell.« Sie wandte sich an ihre zukünftige Frau. »Hast du oben Bescheid geben lassen, dass wir aufbrechen und die Sachen bitte zum Wagen gebracht werden?«

      Tamora nickte. »Hab' ich. Eine Mitarbeiterin wartet mit den Taschen an der Rolltreppe auf uns.«

      Violett nahm den noch verbleibenden Schluck von ihrem Milch-Kaffee und schob das Glas auf dem Tisch von sich fort, ehe sie aufstand. »Dann lasst uns mal nach Hause fahren, meine Süßen.« Sie griff nach der Hand ihrer Verlobten und strich ihr liebevoll mit dem Daumen über die verschränkten Finger, während diese sich bei Solveig einhakte. »Ist mein rolliges Kätzchen immer noch so hungrig?«, fragte sie leise und schaute ihre Geliebte aus den Augenwinkeln an, deren freches Grinsen registrierend, ehe sie provokant nachsetzte: »Aha, ich sehe schon. Du willst noch immer an meinem Sahnetöpfchen schlecken und hast dich nicht wirklich abgekühlt, nicht wahr?«

      »Ist das so auffällig?«, griente Tamora und kicherte mädchenhaft. »Ich bin sogar noch hungriger geworden … Am liebsten würde ich ja direkt prüfen wollen, wie weit das Töpfchen schon gefüllt ist!« Ihr machten diese verbalen Anspielungen immer wieder einen Heidenspaß. »Meinst du denn, dass ich den auch wirklich allein ausschlecken kann? Nicht, dass am Ende noch etwas von den kostbaren Tropfen verschwendet wird«, verschärfte sie den ›Dirty Talk‹ noch.

      »Vermutlich wird es für dich und …«, Violett zwinkerte ihr zu, »reichen, falls du darauf anspielst … Mal ganz abgesehen davon, dass wir zu Hause ja wohl reichlich Töpfe haben, die sich schnell füllen lassen, nicht wahr?«

      »Oh ja …«, bemerkte jetzt sogar Solveig frech und grinste.

      Überrascht blickten Tamora und Violett sie an.

      »Was schaut ihr beide so«, reagierte Solveig erstaunt und hob eine Braue. »Wurde mir nicht gesagt, ich solle mehr aus mir herausgehen?« Sie fuhr sich aufreizend mit der Zungenspitze über ihre schwungvollen Lippen. »Bei einem solchen Angebot, kann ich doch nicht schweigen, oder? Und wenn doch so viele Töpfe zum Naschen da sind? … Natürlich nur, wenn es meine Mistresses mir gestatten.« Damit hatte sie gerade noch die Kurve erwischt. Upsi, da hätte ich doch fast vergessen, dass ich darüber nicht mehr zu befinden habe, schoss es ihr durch den Kopf. Aber geil wäre es schon, wenn wir alle naschen dürften.

      »Du lernst wirklich schnell, ›Solvi‹«, lobte Violett. »Deine Mistress hat dich verstanden. Wir schauen mal, was der Abend bringt und vor allem, wer das Spiel bestimmt. Schließlich hängt das ja vom Würfelglück ab. Ich bin aber sicher, dass alle auf ihre Kosten kommen werden.«

      Als sie das Ende der Rolltreppe erreichten, wartete dort nicht nur eine Mitarbeiterin, sondern gleich drei, die mit Tüten und Schachteln beladen waren und ihnen höflich zunickten. Wortlos bedeutete Violett ihnen, ihr, Tamora und Solveig zu folgen. Dann trat sie nach draußen auf den Gehweg und wendete sich in Richtung des geparkten Wagens.

      ***

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      Kapitel 7

      Nachdem Violett den Wagen in der Garage geparkt hatte, ging sie auf das Haus zu, mit den Worten: »Ihr wisst ja, was ihr zu tun habt!«, in Richtung von Tamora und Solveig.

      »Ja, Mistress!«, kam es zugleich von ihren Begleiterinnen.

      Tamora nahm die geheimnisvolle Einkaufstasche an sich, über deren Inhalt Solveig mehrfach gegrübelt hatte. »Also entweder müssen wir mehrere Male laufen oder Vio schickt uns Verstärkung.«

      »Die Verstärkung ist schon da!«, rief ihnen Modesty vom Eingang der Garage aus zu. »Sieht aus, als wäre eure ›Shopping-Tour‹ sehr erfolgreich gewesen ... Und wie mir der Hausfunk zugeflüstert hat, willst du uns was leckeres Kochen, ›Solvi‹?«, sprach sie fröhlich weiter und nahm von dieser ein paar der großen Papiertüten entgegen.

      »Klasse, wie schnell sich hier Informationen verbreiten«, bemerkte Solveig, die sich von der Fröhlichkeit der Südafrikanerin anstecken ließ. »Und ja, stimmt. Ich freu' mich schon drauf!«

      »Na, mal sehen, wie lange das so bleibt ...«, stellte Tamora kryptisch fest, schließlich wusste sie sehr genau, wie schweißtreibend das Kochen für sie werden würde, und schmunzelte voller Vorfreude in sich hinein.

      Modesty verstand die Anspielung nur zu gut und lachte still. Es ist schon fast gemein, unser Küken so ins Verderben laufen zu lassen … Aber diesen lustvollen Marathon haben wir ja alle schon hinter uns gebracht. Bin schon gespannt, wie sie das durchsteht! Sie kam nicht dazu weiter darüber nachzudenken, denn Tamora beendete ihr anlaufendes Kopfkino.

      »Lasst uns erst einmal alles in die Küche und in den Salon bringen«, bestimmte diese gerade. Sie warf einen Blick in den vollen Kofferraum und lachte: »Wir werden wohl zweimal laufen müssen!«

      *

      »Wenn es dir recht ist, würde ich gern direkt in die Küche gehen und mit dem Kochen anfangen«, wandte Solveig sich an Violett. Sie war bereits dabei sich von ihrem Stuhl am gemeinsamen Esstisch zu erheben, als Tamora sie mit einer bestimmenden Geste davon abhielt.

      »Warte bitte noch kurz, ›Solvi‹«, bat diese. Ein verspieltes Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie fortfuhr: »Ich war so frei und habe noch etwas für dich besorgt: eine Uniform.«

      Solveig sah sie fragend an. »Uniform?«

      Tamora nickte. »Yep! Ich meine, wir alle wollen doch nicht, dass deine schönen Sachen beim Kochen schmutzig werden, oder?«

      »Stimmt«, meinte Floré, der nicht entgangen war, dass ihre Herrin etwas ausheckte. »Was glaubst du wie schnell da mal Fett spritzt oder dergleichen.«

      »Dergleichen ist gut«, kam es lachend von Courtney. »Wie oft musste ich schon hinter dir herwischen, weil dich die Tomaten mal wieder an Liebeskugeln erinnert haben oder dich eine Banane frech angegrinst hat!«

      »Wenn überhaupt, läuft es mir dabei an den Beinen runter«, setzte Floré sich zu wehr.

      »In die Strümpfe«, griente Kazumi.

      »Genau«, nickte die Französin mit einem neckischen Schmunzeln. »Außerdem bin ich nicht du«, giftete sie in ›Cats‹ Richtung, die gerade herausfordernd mit einer Banane aus der Früchteschale spielte. »Du solltest nicht immer anderen beim Auslaufen zuschauen, sondern selbst Seefrau werden und die sieben Weltmeere besiegen!«

      »Ist es jetzt gut ihr zwei!«, brachte Violett sich ein. »Wer hier wann ausläuft bestimme ja wohl immer noch ich! Und wenn hier jemand Weltmeere unter sich lässt, dann ist es …«

      »Wag' es nicht!«, drohte Tamora nun mit dem Zeigefinger, sich an die Loge im Pariser Theater erinnernd.

      »Dir ist schon klar, dass du dich damit gerade selbst genannt hast, oder?«, lachte Violett und gab ihr einen Kuss. »Vielleicht solltest du dich mal auf den Tisch legen, das Röckchen anlupfen und wir zeigen den beiden, was ein Meer ist?«

      »Nur, wenn meine Herrin das ausdrücklich fordert«, lehnte Tamora ab und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Neuzugang der Villa.

      »Ich kann mir doch eine Schürze umbinden, dann passiert schon nichts« Solveig deutete auf eine, die von ihrem Platz aus zu sehen war.

      »Nee, kannst du nicht«, grinste Tamora keck und schaute in die Runde. »Du wirst dich gleich hier umziehen, während wir würfeln, wer heute den Abend bestimmen darf.«

      »Hast du an die Würfel gedacht, ›Cat‹?« Violett lehnte sich etwa vor und sah zu ihr hinüber.

      »Ja, die hab' ich hier.« Courtney erhob sich schnell von ihrem Platz, huschte zur Kommode und brachte auf dem Weg auch direkt die Spielkiste mit.

      »Dann fang' mal an«, forderte Violett sie auf,