Thomas Riedel

Lebenslänglich


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heißt es doch: … Glück in der Liebe, Pech im Spiel«, witzelte Floré stichelnd in ihre Richtung und warf Solveig einen vielsagenden Blick zu.

      »Ja, … ja, … warte nur ab, du kleines Aas!«, reagierte ›Cat‹ mürrisch und versuchte zu scherzen: »Ich weiß, wo du deine Nylons hortest!«

      »Ooh, nein! … Das tust du mir nicht an.« Hilfesuchend wanderte ihr Blick zu Tamora, die sie süffisant angrinste. »Na, das wäre doch grausam … Folter wäre das!« Als ihre Herrin immer noch nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Die ist verboten! Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden, nicht wahr?«

      »Na, dann sollte ich in deinem Fall künftig auf die Gerte verzichten, oder?«, neckte Tamora sie nun. »Nix mehr von wegen in den Käfig, ans Kreuz und fesseln … Nie wieder füßeln?! Wo Folter doch verboten ist, wie du sagst?!«

      Floré starrte sie erschrocken an und schluckte heftig. »So habe ich das nicht gemeint«, versuchte sie zu erklären, aber als ihr nichts weiter dazu einfiel, klopfte sie schlicht mit der Hand auf den Tisch und meinte: »Das ist etwas ganz anderes!«

      »Jedenfalls eine gute Idee, ›Cat‹«, mischte sich Violett mit einem teuflischen Grinsen ein. »Wer ist als nächstes dran? Modesty?!«

      »Dann will ich mal schauen, ob ich Glück habe.« Die Südafrikanerin nahm die Würfel, schüttelte sie kurz in den Händen und ließ sie auf die Tischplatte fallen, wo sie wild herumsprangen, ehe sie liegenblieben. »Ach, nö … Nur eine sechs.« Sie sah zu Courtney hinüber. »Siehst du: Du bist noch im Rennen.«

      Jetzt nahm sich Solveig die Würfel und versuchte ihr Glück. Gespannt wartete sie, bis die beiden liegen blieben.

      »Na, zweimal eine eins ist nicht üppig«, grinste Kazumi.

      »Ich sag's doch«, lachte Floré. »Glück in der Liebe, Pech im Spiel … Nehmt' es nicht so tragisch … Frische Liebe ist doch auch was … Nur aufpassen! Mein Großvater meinte immer, dass sei wie auf den Arsch zu fallen. Sie kommt plötzlich, meist ist man betrunken und anschließend tut einem der Schritt weh!«

      »Und ich glaube, dass man gar nicht so viel machen muss, um kein Arschloch zu sein: Es reicht oft schon völlig aus, das Falsche nicht zu sagen!«, fauchte Courtney sie an.

      Es war Violett, die sie mit einem Faustschlag auf den Tisch zur Räson brachte. »Es reicht jetzt!« Sie wandte sich an Floré. »Noch eine dusselige Bemerkung und es setzt was! In einer Minute hab' ich den Rohrstock in der Hand … Und glaub' mir, du wirst morgen nicht mehr sitzen können! Kapiert?« Dann richtete sie sich an ›Cat‹. »Für dich gilt das Gleiche!« Sie nahm sich die Würfel und legte eine Elf vor. Nachdem Tamora nur eine Neun würfelte, Kazumi eine fünf hinlegte und Floré eine zehn erreichte, stand fest, dass sie an diesem Abend die Siegerin war.

      *

      »Keine Angst!«, beschwichtigte Violett die Mädchen, die ihre Augen voller Neugierde auf sie gerichtet hatten. »Ich werde es heute mal nicht übertreiben, ... aber es wird auf jeden Fall ein lustiger Abend werden.« Sie gab Solveig ein Handzeichen. »Du kannst dich jetzt umziehen und ›Cat‹ …!«, sie sah auffordernd zu ihr hinüber, »Du hilfst ihr, wie besprochen.« Sie gab sich den Anschein, als wäre damit alles gesagt. Doch dann fügte sie für die beiden unvermittelt hinzu: »In unserer ›Toy Box‹ sind die Vibro-Eier.« Sie lächelte charmant. »Die dürft ihr euch vorab schon einmal gegenseitig einführen. Die ›R/C-Controller‹ legt ihr natürlich auf den Tisch.«

      »Hihi«, grinste Floré, die heute sehr aus sich herausging. »Frei nach Abraham Lincoln: Die Hennen-Sklavin ist das geilste Geschöpf im Reich der Lust. Sie gackert, wenn das Ei sie fertigmacht!«

      »Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und ›Chéries‹ Doofheit, aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher, Mrs. Einstein!«, konterte Courtney, die nicht nur einmal mit diesem lustvollen Spielzeug zu tun hatte und ahnte, wie erfüllend das gleich für sie und Solveig werden würde. Schon der Gedanke daran ließ sie lustvoll seufzen.

      Solveig schaute etwas verwirrt drein. Sie hielt sich verbal zurück und dachte: Das sind doch nur zwei Spielzeuge. So schlimm wird es wohl nicht werden. Ihr Blick wanderte zu Tamora hinüber, die gerade die Einkaufstüte vor sich auf den Tisch stellte und sie auffordernd anlächelte. »Es wird Zeit, dass du dich umziehst, ›Solvi‹! Ich denke, alle sind sehr gespannt zu sehen, ob dir die Sachen stehen und auch passen.«

      »Kann mir bitte jemand kurz helfen? … Das Kleid hinten …« Solveig hatte den Satz nicht beendet, als ihre Geliebte auch schon hinter ihr stand und half den Reißverschluss herunterzuziehen. »Danke!«, flüsterte sie ihr über die Schulter hinweg zu.

      »Bist du eigentlich mit deinem Spiel fertig geworden, ›Kaz‹?«, erkundigte sich Violett bei Kazumi.

      »Soll ich es holen, Mistress?« Die Asiatin ahnte, warum Violett nachgefragt hatte.

      »Ja, das wäre schön!«

      Kazumi deutete eine höfliche japanische Verbeugung an und entfernte sich schnellen Schrittes, um das Gewünschte zu bringen.

      Zwar fühlte sich Solveig momentan nicht ganz in den Mittelpunkt gestellt – eben nicht, wie sie es bei dem letztlich sehr intimen Eingangsverhör empfunden hatte – doch ebenso von allen beobachtet. Insbesondere blieben ihr die begehrlichen, lüsternen Blicke Courtneys nicht verborgen. Als sie ihr Kleid ordentlich zusammenlegte und über ihre Stuhllehne hing, leerte Tamora die Einkaufstasche und schob ihr den Inhalt zu. Mit jedem Teil, dass zu ihr wanderte wurde sie sichtlich nervöser, was den anderen Mädchen ein sichtliches Vergnügen bereitete. Soll ich das tatsächlich beim Kochen tragen?, ging es ihr durch den Kopf. Sich rückversichernd schaute sie Tamora an, die es sich mit leicht gespreizten Beinen auf dem Schoß ihrer Verlobten bequem gemacht hatte, sich von dieser sanft streicheln ließ und sie nicht eine einzige Sekunde aus den Augen ließ.

      »Nun mach' schon, ›Solvi‹!«, nickte sie ihr auffordernd zu, die heiße ›Lingerie‹ endlich anzuziehen, die sie für die Schwedin ausgewählt hatte.

      Solveig betrachtete die Sachen eingehend. Vor ihr lag eine sehr aufwendig gearbeitete brustfreie Korsage mit je drei Strapsen für jedes Bein und Strumpf. Daneben lagen ein Slip Ouvert und kostbare Nylons. Sie öffnete den Deckel des Schuhkartons, in den sie bislang nicht geblickt hatte und fand ein Paar High Heels von ›Valentino‹ mit zwei Knöchelriemchen. Andächtig ließ sie ihre Finger über die Sachen gleiten.

      »Wow!«, kam es Floré über die Lippen. »Das sieht ja heiß aus! Na los, ›Solvi‹«, feuerte sie die weißblonde Schwedin an, »das wollen wir jetzt aber wirklich alle mal an dir sehen!« Sie war von Tamoras Auswahl sichtlich begeistert.

      Inzwischen kehrte Kazumi wieder an den Tisch zurück und stellte eine schlichte, unauffällige Pappbox vor sich ab. Ungewollt zog sie damit die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.

      »Was hast du denn da für uns mitgebracht?«, regte sich Modestys Neugierde.

      »Nur ein Spiel, das Violett und ich entworfen haben«, erklärte sie, in der ihr sehr eigenen Bescheidenheit. »Es soll als kleine Ergänzung für unsere Spielabende dienen.« Sie nahm den Deckel herunter, legte ihn sorgsam beiseite und klappte das aus Holz gefertigte und von ihr liebevoll bemalte Spielbrett auseinander.

      »Das sieht ja aus wie ein riesiges ›Ludo‹-Spiel[4]«, bemerkte Modesty.

      »Aber diese schwarzen Felder habe ich noch nie auf dem Spielfeld gesehen.« Floré tippte mit dem Zeigefinger auf eines.

      »Jedenfalls cool«, lobte Modesty das abgeänderte

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