ließ.
»Drehst du dich bitte einmal?!« Violett hob ihre Rechte und bedeutete ihr mit dem Zeigefinger, sich einmal um die Achse herumzudrehen. Begeistert musterte sie die Schwedin dabei. »Oh ja, das steht dir wirklich ausgezeichnet. Als wenn es für dich gemacht wurde. Das ist einfach perfekt für die Hochzeit … Und dann auch noch dieser aufregende Rückenausschnitt. Na, wenn dir da nicht alle Herzen zufliegen, dann weiß ich auch nicht.« Sie lachte herausfordernd. »Ja, ja, ich weiß … Das eine Herz reicht dir! Schon gut, aber ehrlich … Ihr beide … Da ist so süß, dass man euch immerzu necken muss!«
»So, da bin ich wieder … und mit reichlich Geschenken …«, trällerte Tamora fröhlich, als sie bei den Kabinen ankam, die Angestellte mit vollen Armen im Schlepptau.
»Ouid id est, timeo Danaos et dona ferentes![3]«. Ein Schmunzeln umspielte Violetts Lippen.
»Na, Vio! Das ist jetzt aber gar nicht nett!«, echauffierte Tamora sich und grinste frech, während Solveig die beide nicht verstehend ansah. »Erstens bringe ich kein Holzpferd und zweitens bin ich keine Griechin … oder habe ich etwa einen leichten Buckel in der Nase.« Sie drehte sich einem der großen Spiegel zu und betastete prüfend mit zwei Fingern ihr Riechorgan.
»Boah! Wie doooof du mal wieder sein kannst!«, lachte Violett.
Inzwischen starrte Solveig auf Jacke, Schuhe und Unterwäsche, die die ›Harrods‹-Mitarbeiterin auf einem Tisch ausbreitete. »Wow! … Ihr denkt aber auch wirklich an alles.« Nur eine große Tasche, deren Inhalt sich ihren Blicken entzog, blieb unberührt.
»Na, nur ein Kleid wäre nichts Halbes und schon gar nichts Ganzes, nicht wahr?« Tamora erfreute sich an Solveigs ungläubigem Blick. Sie hielt ein Päckchen naturfarbene Nylons hoch und eine ›Clutch‹ – eine kleine, elegante Damenhandtasche ohne Henkel, im gleichen Goldton wie die High Heels.
Bei genauem Hinschauen konnte Solveig an der Jacke Knöpfe in gleicher Farbe erkennen. Sie schienen aus Messing gefertigt und zeigten einen von einem Tau umwickelten Anker, wie man sie an Marinekleidung finden konnte. »Das erinnert mich daran, dass ich Männer in Uniform schon seit jeher sehr attraktiv finde. Diese Stärke und Macht, die sie darin ausstrahlen. Hui …«
Die Angestellte, die Tamora begleitet und ihre bei der Auswahl zur Seite gestanden hatte, nickte unbewusst mit dem Kopf.
»Aha!«, machte Violett darauf und schaute erst Solveig und dann ihre Prinzessin an. »Ihr findet Uniformen also scharf?«
»Oooh, jaaa …!«, antworteten die beiden mit einer Stimme.
»Ich werde es mir merken!«, lächelte Violett darauf mit einem vielversprechenden Lächeln. Dann wandte sie sich wieder an Solveig. »Probiere bitte auch Jacke und Schuhe dazu an«, und in Richtung der Mitarbeiterin: »Die Dessous nehmen wir auf alle Fälle. Sehr schön, die gefallen mir … All die Spitzen und Rosen. Sehr sexy … Du beweist wieder einmal einen sehr guten Geschmack, meine Süße.« Sie gab ihrer Prinzessin einen Kuss auf die Wange. Dann war es wieder Josephine, der ihre nächste Frage galt. »Haben Sie für den BH eine Verlängerung, sodass er den verführerischen Rücken nicht ruiniert?« Ablenkend versuchte sie wieder auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zurückzukommen.
»Ja, selbstverständlich«, nickte Josephine. »Valery wird sich gern darum kümmern.« Sie gab ihrer Kollegin ein kurzes Handzeichen, die sich augenblicklich auf den Weg machte, das Gewünschte zu holen.
Während Solveig indessen in die vor ihr stehenden High Heels schlüpfte, neigte sich Violett ihrer Prinzessin zu. »Was ist mit der Tasche?«
»Eine kleine Überraschung für zu Hause«, flüsterte Tamora für Solveig unhörbar. »Wir wollen doch spielen, oder?«
Violett schenkte ihr ein Schmunzeln, ließ es dabei bewenden und schaute wieder zu Solveig, die sich den schwarzen Blazer übergezogen hatte, der ihr knapp bis auf den Po reichte. »Die dreifache Knopfleiste finde ich toll«, bemerkte sie, während Tamora der Schwedin die Handtasche reichte.
»Ich habe extra naturfarbene Nylons mit einer Kuba-Ferse ausgewählt. So kommen ihre Beine besser zur Geltung.« Tamora hielt ihrer Königin die Packung hin, um sich deren Zustimmung zu holen.
»Wirklich klasse. Sehr harmonisch. Aber weißt du, was mir gerade auffällt?« Violett schnippte leicht mit zwei Fingern. »Irgendwie fehlt noch etwas an Schmuck oder ähnlichem.«
»Daran habe ich auch schon gedacht ...«, nickte Tamora.
In diesem Moment kam Valery mit dem Extra für den Büstenhalter zurück. »Hier habe ich eine Auswahl der verfügbaren Verlängerungen, Mylady«, lächelte sie Violett an und breitete das Mitgebrachte auf dem Tisch an, sodass es sich alle anschauen konnten.
»Hautfarben passt nicht ganz«, stellte Tamora direkt fest.
»Finde ich auch«, stimmte Violett zu und deutete auf eine transparente Verlängerung. »Die ist besser.«
Plötzlich kam eine dritte Verkäuferin auf sie zu. »Myladies!« Sie hielt eine Schachtel in den Händen. »Hier ist, was Sie wünschten, Lady Tamora.« Als diese ihr die Box abgenommen hatte, zog sie sich wieder diskret zurück.
»Das war meine Idee, um unsere süße ›Solvi‹ noch etwas zu dekorieren.« Tamora öffnete die Schachtel und entnahm ihr einen sehr auffälligen ›Fascinator‹ – eine kleine von Blumen besetzten Kappe, die das Muster des Kleides in wundervoller Art und Weise noch einmal aufgriff.
»Oh ja«, bestätigte Violett, »wenn der Hut leicht seitlich angebracht wird … Sehr glamourös!«
»Ich würde mir eine leichte Welle ins Haar machen lassen. Dann wirkt das sicher noch besser.« Solveig sah sich in dem neuen Outfit bereits auf der bevorstehenden Hochzeit.
»Ja, das wird einfach unglaublich gut aussehen«, nickte Tamora. Plötzlich knurrte ihr Magen so laut, dass nicht nur Solveig etwas davon mitbekam.
»Ach, meine Süße, du hast ja wirklich Hunger. Ich hoffe, Courtney kann dir später etwas Schönes zaubern.« Violett lachte und zog sie in ihre Arme.
»Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gern etwas Typisches aus meiner Heimat für uns alle kochen. Ist etwas, das recht schnell zu machen geht. Dauert nur knapp eine Stunde bis es auf dem Tisch stehen würde«, bot sich Solveig an. »Und derweil wisst ihr bestimmt eine gute Ablenkung, damit du nicht immer ans Essen denken musst.« Ihre letzten Worte waren an Tamora gerichtet und von einem breiten Grinsen begleitet.
»Au, ja, ... gerne!«, freute sich Tamora über das Angebot.
»Na, dann schlüpf' mal in das rote Kleid damit wir fertig werden«, drängte Violett nun etwas. »Ich vermute stark, das wir anschließend noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen müssen, oder?«
»Ja, ein paar frische Zutaten und eventuell ein paar Kräuter.« Solveig nahm das Kleid von der Verkäuferin entgegen, der sie die Jacke reichte und huschte damit hinter den Vorhang der Kabine.
*
»Wollen wir direkt im Anschluss einkaufen?«, fragte Solveig ihre beiden Herrinnen, während sie ihnen auf dem Weg zur Kasse folgte, um die ›Beute‹ zu bezahlen.
»Ja, klar«, nickte Violett ihr zu. »Das könnt ihr beiden Süßen gleich unten im Tiefgeschoss erledigen.« Sie schmunzelte frech. »Ich werde mir derweil einen leckeren ›Latte Macchiato‹ gönnen. Immerhin ist das schon etwas nervenzehrend, mit euch aufgeregten Hühnern shoppen zu gehen. Mal ganz abgesehen von der Hierarchie, nicht wahr? … Immerhin sitze ich auf dem Thron und nicht ihr! Was wäre ich für eine Regentin, wenn ich derlei Aufgaben nicht an meine Untertanen delegieren würde?«
»Ja, Herrin«, seufzte Tamora schmunzelnd, während Solveig ein devotes »Ja, Mistress«, folgen ließ, indessen Violett der Verkäuferin an der Kasse ihre goldene Kreditkarte reichte.
Als die ›Harrods‹-Angestellte den Namen auf der Plastikkarte las, blickte sie mit vor Überraschung geweiteten Augen auf. »Mylady«, entfuhr es ihr,