fuhr Violett leise fort. »Die wirst du früher oder später eh machen. Wir wissen alle, dass du noch einiges zu lernen hast, … auch über dich selbst. Aber wenn du dich aus Angst vor Fehlern gar nichts mehr traust, wirst du auf deinem Weg nicht vorankommen.« Sie legte ihr einen Finger unters Kinn und hob ihren Kopf ein wenig an. »Sei einfach du selbst, wenn wir unterwegs sind. Ich werde dir zu Anfang immer deutliche Zeichen geben, wenn wir mit einem Spiel beginnen. Mit der Zeit wird es einfacher und wie ein gleitender Übergang sein.« Sie lächelte Solveig mütterlich an. »Jetzt aber sind wir nur drei große Mädels mit viel Geld, die sich etwas Schönes gönnen wollen. Also lass' das kleine, verspielte Mäuschen heraus, die verwöhnte Prinzessin, der nichts gut und teuer genug ist … und lass' uns dieses Schlaraffenland genießen.« Sie beugte sich ihr leicht entgegen und hauchte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
»Danke!«, erwiderte Solveig darauf wieder gewohnt selbstbewusst.
Josephine war an einer der unendlich vielen Kleiderstangen angekommen und hatte direkt ein äußerst elegantes und schmeichelhaftes Kleid herausgefischt, das über und über mit Perlen und aufwendigen Stickereien versehen war. Sie drehte sich den Dreien zu und hielt es gut sichtbar in die Höhe.
»Unbedingt … Ja, das probieren wir«, kommentierte Tamora das kostbare textile Kunstobjekt.
»Das ist wirklich sehr schön«, stimmte Solveig ihr zu. »Ein ansprechendes Blau, das wirklich gut zu mir passt.«
»Wollen Sie erst noch nach dem anderen Kleid sehen oder möchten Sie diese Kreation direkt schon anprobieren?«, erkundigte sich Josephine mit einem höflichen Lächeln.
»Wie es ausschaut, hat meine Verlobte das zweite Kleid bereits gefunden«, schmunzelte Violett in Tamoras Richtung, die gerade ein atemberaubendes, mittellanges Kleid in den Händen hielt, das einen tiefen V-Ausschnitt besaß.
»Wow!«, entfuhr es Solveig. »Das nenn' ich mal ein Kleid … Beide sind eine tolle Wahl.« Man merkte ihrer Stimme an, wie aufgeregt und freudig sie darüber war.
»Darin wirst du aber einem süßen Kätzchen ganz schön den Kopf verdrehen«, konnte sich Violett eine kleine Stichelei nicht verkneifen.
Solveig schaffte es nicht, eine gewisse Röte auf ihren Wangen zu verhindern. »Ist das so offensichtlich, dass ich ihr gefallen möchte?«
»Oh, ja ...«, kam es von Tamora und Violett unisono, »ist es! Sehr sogar!«
»›Cat‹ ist echt süß«, murmelte Solveig und schaute die beide aus verliebten Augen an. »Natürlich möchte ich, dass sie stolz auf mich ist, wenn wir mal weggehen sollten und sie ihre Hand besitzergreifend auf meinem Po liegen hat … Nach dem Motto: Schauen erlaubt, aber mehr auch nicht. Sie gehört mir!«
»Ich weiß, was du meinst«, lächelte Tamora und nahm sie zärtlich in den Arm. »Das wünsche ich mir auch immer … Allen sollen die Augen aus dem Kopf fallen, ein Sabbern einsetzen und das Kopfkino anlaufen … und dann: Pustekuchen … ist vergeben und in den besten Händen der Welt, die sie auch richtig zu führen wissen.«
»Ja, genau so«, nickte Solveig.
»Na, dann sollten wir jetzt Josephine folgen«, schmunzelte Violett und zog die beiden mit sich hinter der Angestellten her, die sich bereits langsam auf die Umkleidekabinen zubewegte.
*
»Vio?«, hielt Tamora ihre Freundin kurz zurück und außer Hörweite von Solveig und Josephine. »Was hältst du davon, wenn wir unsere ›Solvi‹ gleich komplett einkleiden? Ich meine auch Schuhe, Jacke und Nylons. Nicht zu vergessen süße, verspielte Dessous.«
»Ist mir auch schon durch den Kopf gegangen«, nickte Violett zustimmend. »Warum fragst du so geheimnisvoll?«
»Weil ich dich eigentlich um Erlaubnis bitten wollte, diesbezüglich schon einmal auf Jagd zu gehen und mir eine Beraterin zu schnappen«, grinste Tamora sie keck an.
»Solveig ist doch schon wie ein Gedicht, das ja wie ein Dessous sein soll … Ein Hauch von Nichts, dass einem den Gedanken der Fantasie überlässt.«
»Wie süß du das ausdrückst«, seufzte Tamora dahinschmelzend. »Aber so würde es schneller gehen. Dann bleibt uns noch Zeit für unseren Spieleabend. Den wollen wir doch nicht ausfallen lassen, oder?«
»Verzeih', aber daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Und ein Hüngerchen verspüre ich auch so langsam«, fügte Tamora noch hinzu.
»Ach, meinem armen rolligen Kätzchen verlangt es also nach seinem Sahnetöpfchen ...«, stachelte Violett ihre Freundin an und kraulte ihr unter dem Kinn, um sie noch mehr anzuheizen.
Tamora maunzte leise, ehe sie kicherte: »Ja, wenn es deine süße, aromatische, leicht milchige Sahne ist, meine über alles geliebte, immerzu angehimmelte und zutiefst vergötterte Königin!« Und um ihre Worte noch provokanter zu gestalten, leckte sie sich dabei mit der Zungenspitze über die leicht geöffneten Lippen und rieb ihre Wange an der Schulter ihrer zukünftigen Frau. In ihren Augen war abzulesen, dass sie gerade daran dachte, ihre Geliebte am liebsten auf der Stelle lecken und schmecken zu wollen.
»Ist mein rolliges Kätzchen wieder voller sündiger Gedanken?«, grinste Violett.
»Du weißt genau, wie sündig ich sein kann …« Tamora genoss ihr erotisch-verbales Spiel. Dabei streckte sie eine Hand aus und fuhr ihrer Königin am Oberschenkel entlang unter den kurzen Rock. »Ich will nur schnell prüfen, ob ich mit meiner Aussage auch richtigliege.« Sie streckte ihren Zeigefinger aus und fuhr ihr damit durch die feuchte Spalte. Als ihre Hand wieder zum Vorschein kam, schleckte sie ihren Finger aufreizend langsam und genüsslich ab. »Diese Sahne ist wirklich die schmackhafteste ...«
Verschmitzt grinste Violett sie an. »Hattest du eine Erlaubnis, mich derart berühren zu dürfen?«
»Nein, Herrin, und ich erwarte für mein ungeheuerliches Fehlverhalten eine harte Bestrafung«, erwiderte Tamora leise, wobei sie aber in freudiger Erwartung in sich hineingrinste. »Aber meine stolze Gebieterin möge verzeihen. Ich bin einem Impuls gefolgt, und habe gespürt, dass es Euch auch wieder einmal nach Führung gelüstet. Dass ich Euch wieder einmal ganz nach meinem Gusto benutzen und lieben darf …« Sie schlug betörend ihre Augen auf und klimperte ihre Geliebte an. »Vielleicht auf die von unserer ›Chérie‹ so gern favorisierte Art und Weise? In sanften Fesseln und …«
Der verführerisch vorgebrachte Vorschlag jagte Violett eine Gänsehaut über den Körper. »Eine sehr geile Vorstellung, die du mir da gerade offerierst, meine Süße … Nun, wir wollen mal sehen, ob ich dir das gestatten werde.« Um ihrer aufsteigenden Erregung etwas Luft zu verschaffen, zog sie ihre Partnerin an sich und küsste sie stürmisch.
Als sich die beiden nach einer gefühlten Ewigkeit wieder voneinander trennten, musste Tamora erst einmal tief Luft holen, um wieder in der Realität anzukommen.
»Und jetzt beeil dich! … Hopp, hopp!«, mahnte Violett ihre Prinzessin.
»Du weißt schon, dass mich das gerade noch mehr anspornt mich zu eilen, nicht wahr?«
Violett schmunzelte, wandte sich wortlos den Kabinen zu und überließ ihre Geliebte sich selbst.
*
Emsig blickte sich Tamora nach einer Angestellten des Kaufhauses um, bis sie unweit eine junge Frau bemerkte, von der sie vermutete, dass diese sie und ihre Verlobte gerade bei ihrem kleinen Spiel beobachtet hatte. »Könnten Sie mir bitte behilflich sein, Miss?!«, sprach sie die Blondine an, die nur wenige Schritte entfernt von ihr stand und etwas im Regal vor sich ordnete.
»Natürlich. Sehr gern, Mylady!«
*
Solveig schob den Vorhang zur Seite und trat als erstes im blauen Kleid aus der Kabine. »Das ist ein wahrer Traum. So elegant und figurbetont. Und der Stoff erst, …«, schwärmte sie vor sich hin.
Die bis zum Handgelenk reichenden langen Ärmel schmiegten sich wie eine zweite Haut an, und der U-Boot-Ausschnitt schmeichelte