Samantha Prentiss

Unter falscher Flagge


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rollte sich zur Seite, kam auf dem Mann zu liegen, der noch schlafend neben ihr lag. Sie spürte die Wärme seines Körpers, die obgleich er völlig entspannt war, kräftig und dennoch geschmeidig waren. Seufzend tastete sie nach dem Smartphone und angelte es vom Nachttisch. Sie fühlte, wie der Mann unter ihr sich im Halbschlaf bewegte und nach ihren nackten Hüften griff, versuchte seine Hände abzustreifen, schaffte es aber nicht. Sie wischte über das Display und meldete sich, wobei sie ihren Oberkörper etwas zurückbog, um mehr Bewegungsfreiheit zu bekommen. Aber der Mund des Mannes folgte ihr und bedeckte die Spitzen ihrer vollen Brüste mit sanften Küssen. Sie spürte, wie sich ihre Nippel aufrichteten und hart wurden, und auch die Welle der Erregung, die heiß durch ihren Körper lief.

      Millicent vernahm die aus Brüssel kommende Stimme des Anrufers und presste ihr Smartphone fester ans Ohr, um den mit einem starken französischen Akzent Englisch sprechenden Mann besser verstehen zu können.

      »Mademoiselle Morton? Spreche ich mit Mademoiselle Millicent Morton in London?«

      »Ja!«, schrie sie, im unbewussten Bedürfnis, die geschätzten vierhundert Kilometer zwischen ihnen durch erhöhte Lautstärke zu verkürzen. Dabei fühlte sie die Fingerspitzen des Mannes unter ihr, die gerade die Konturen ihres Busens nachzeichneten. Die neckenden Berührungen lenkten sie ab, wenngleich sie sie auf angenehme Weise erschauern ließen. Erst hatte sie mit dem Gedanken gespielt ihn daran zu hindern, es dann aber unterlassen, obwohl es ihr Mühe bereitete sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Sie seufzte wohlig.

      »Bist du allein?«, kam es irritiert durch die Leitung.

      »Aber Adrien, Darling, wo denkst du hin?!«, reagierte sie anklagend, indessen sie auf Chester hinunterschaute, dessen Mund sich zu einem dünnen, ironischen Lächeln verzog – die pikante Note des Gesprächs in vollen Zügen genießend. »Natürlich bin ich allein. Ich bin doch keine Hure, die sich jeden Dahergelaufenen ins Bett holt!«

      In diesem Augenblick schnippte Chester liebevoll mit einem Finger in die kleine Grube ihres Bauchnabels. »Stimmt ... Du nimmst nicht jeden, sondern triffst eine Auswahl«, hauchte er ihr zu.

      Millicent presste die Lippen zusammen, um sich nicht zu verraten.

      »Es läuft alles ganz nach Plan«, tönte es aus dem kleinen Lautsprecher. »Die Sendung hat sich soeben auf ihre Reise nach London gemacht. Nach den neuesten Informationen soll ihr Wert sogar noch um einiges größer sein als ursprünglich angenommen ... Hallo?! ... Bist du noch dran?! ... Hörst du mich?!«

      »Ja, klar und deutlich! Sprich weiter!« Ihre Augen verengten sich und ihre Lippen öffneten sich vibrierend. Gerade strich ihr Chesters Hand ganz sanft über den Rücken, fuhr ihre Wirbelsäule entlang und über ihre hinteren Rundungen. Sie spürte seine Fingernägel, die kaum ihre Haut berührten, aber ihre Haut kitzelten – sanft und sehr zart. Gleich darauf wanderten sie auf die Wölbung ihrer Oberschenkel und glitten auf deren Innenseiten. Sie schnurrte wie ein Kätzchen.

      »Die Klunker haben einen Wert von fast sechs Millionen Euro. Also doppelt so viel, wie wir ursprünglich vermutet hatten«, ließ Adrien sie wissen. Dann hielt er eine Sekunde inne und fragte: »Bist du nervös, ma chère?«

      »Wer wäre das nicht«, erwiderte sie, ein Keuchen unterdrückend. »Aber ich denke einfach an die Zeit, die vor uns liegt, wenn wir erst einmal das Geld haben und wir für immer zusammen sind. Das erdet mich sofort und lässt mich die Nervosität vergessen.« Sie fühlte, wie Chesters Finger immer vorwitziger wurden und wusste, dass es höchste Zeit war, das Gespräch zu beenden, wollte sie sich nicht verraten. »Wann sehen wir uns, Darling?« Sie fing Chesters grinsenden Blick auf und streckte ihm keck die Zunge heraus.

      Er versuchte sie mit seinen Zähnen zu erwischen, aber Millicent war schneller und biss ihm scherzhaft in die Unterlippe – worauf er sie mit den Zeigefingern in der Taille kitzelte.

      Sie wand sich auf ihm wie eine Schlange und versuchte krampfhaft, keinen Laut auszustoßen, der verdächtig wirken konnte.

      Adrien stöhnte theatralisch. »So schnell kann ich hier nicht weg. Das würde auffallen. Erst muss Gras über die Sache gewachsen sein.«

      »Das dauert mir zu lange, Adrien« Millicent knabberte zärtlich an Chesters Zeigefinger, den er ihr lächelnd entgegenhielt.

      »Es geht aber nicht«, entgegnete er. »Nicht sofort jedenfalls. Ich denke, dass ich aber übernächstes Wochenende für zwei bis drei Tage kommen kann. Das wird sicher nicht auffallen«, fügte er tröstend hinzu.

      »Ich freue mich auf dich«, versicherte Millicent schnurrend. Sie wusste nur zu gut, wie Adrien dabei jedes Härchen am Körper zu Berge stand und ihm einen Schauer der Erwartung nach dem anderen über das Rückgrat jagte.

      »Was machst du gerade, ma chère?«, wollte Adrien wissen.

      »Ich liege im Bett und denke an dich«, schnurrte sie weiter, während sie die Augen schloss, weil Chester ihre Brüste mit beiden Händen umfasste und sein Gesicht in den duftenden Spalt drückte, der sich zwischen ihnen auftat – eine betörende Mischung von erlesenem Parfüm und kostbarer Seife.

      »Halt' die Ohren steif, ma chère! Wir haben alles bis ins Detail geplant. Es kann gar nichts schiefgehen«, glaubte Adrien sie aufmuntern zu müssen.

      »Hoffentlich hast du recht«, erwiderte Millicent leise und beendete das Gespräch mit einem leichten Druck auf das rote Hörersymbol. Sie blieb auch noch eine Weile auf Chesters Magengrube liegen, angelte ihre Brille vom Tischchen und betrachtete ihn mit einem spöttischen Lächeln.

      Für sie war Chester Blackstone ein ausgesprochen gutaussehendes Exemplar der männlichen Gattung – groß, schlank, sportlich und mit einem geradezu umwerfenden Charme ausgestattet, bei dem es fast jede Frau mit einer kribbelnden Gänsehaut vom Scheitel bis zum Stiletto überzog. Insbesondere die reiferen Jahrgänge brachten ihm eine enthusiastische Begeisterung entgegen – die mit den edlen Pelzmänteln und Designer-Kroko-Taschen.

      Sie selbst hatte vor seiner gleichzeitig dominanten Art allerdings erst kapituliert, als sie seine Nützlichkeit für ihre Pläne in ihm erkannte – ohne zu ahnen, dass auch er davon ausging, dass sie ihm einmal sehr nützlich werden würde. Zugleich konnte sie bei ihm aber auch ihre devote Neigung ausleben, was für sie eine ›Win-Win‹-Situation darstellte.

      Sie küssten sich, und es war ein Kuss, der das Versprechen auf reichlich mehr bereits in sich barg.

      »Mit einem Kuss verhält es sich wie mit einem guten Whisky, am liebsten hat man ihn doppelt«, grinste Chester.

      »Nicht vielleicht nur eine anatomische Verbindung zweier Ringmuskel im Zustand der Kontraktion?«, lachte Millicent und erfüllte ihm seinen Wunsch nach mehr.

      »Geh' ins Bad und mach' dich frisch, Kleines«, raunte er ihr zu. »Ich will mit dir spielen. Was zum Anziehen findest du im Wohnzimmer. Verstanden?« Er legte ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen, weshalb sie nur still nickte, sich von ihm herunterschob und lächelnd aus dem Bett sprang, um im Bad zu verschwinden. Sie freute sich darauf wieder einmal in eine andere Welt einzutauchen.

      *

      Millicent stellte die Dusche an und ließ das noch kalte Wasser etwas vorlaufen, bis es sich erwärmt hatte. Lauwarm empfing sie den ersten Strahl auf ihrem Körper. Sie genoss das Gefühl auf ihrer Haut und den Geruch der teuren Duschlotion, seifte sich sorgfältig ein und als ihre Finger zwischen ihren Beinen angekommen waren, stellte sie fest, dass an dieser Stelle dringend eine Rasur von Nöten war. Sie holte sich das Rasurwerkzeug und cremte ihre Scham gründlich mit Schaum ein. Dann ging sie behutsam mit der Klinge über die empfindliche Haut. Dabei öffnete sie auch leicht ihre Schamlippen mit zwei Fingern, um auch dort die wenigen Haarstoppel zu entfernen, die sich wieder zeigten. Sie fühlte langsam von ihrem Schamhügel mit vier Fingern hinab und war mit dem Ergebnis ihrer Rasur zufrieden. Gleichzeitig machte sich ein leichtes Kribbeln zwischen ihren schlanken Beinen bemerkbar, doch Millicent erlaubte sich nicht, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, wo Chester im Schlafzimmer auf sie wartete.

      Stattdessen trocknete sie sich schnell ab, legte ihr Lieblingsparfum auf und huschte ins Wohnzimmer. Schließlich hatte