Madlen Schaffhauser

Damian - Vertrauen


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bin glücklich mit dir, wie ich es bereits seit zehn Jahren nicht mehr war. Zehn Jahre habe ich um meine Familie getrauert. Jetzt sollte ich vielleicht wieder einmal nach vorne schauen. Ich habe mich lange Zeit jeden Abend besoffen und mich aufs übelste geprügelt. Als dieser Abschnitt meines Lebens vorbei war, habe ich jede Frau gefickt, die mir über den Weg lief.“

      „Damian.“ Ich will das mit den anderen Frauen nicht hören und versuche meinen Blick von ihm abzuwenden. Doch er lässt es nicht zu.

      „Ich möchte, dass du weisst, wie ich war, bevor ich dich kennengelernt habe. Mir war alles scheissegal. Meine Freunde, meine Eltern. Einfach alles. Und die Frauen waren ganz einfach ein Mittel zum Zweck. Sie haben mir nichts bedeutet. Ich wollte nur einen schnellen Fick, um zu vergessen.“

      „Damian, bitte.“ Ich flehe ihn an aufzhören, doch er fährt unbeirrt fort.

      „Als du das allererste Mal in meinem Büro aufgetaucht bist, wollte ich dich. Ich wollte dich auf meinen Tisch legen und ficken. Schnell, hart und tief und dich dann wieder fortschicken.“

      Ich starre ihn mit offenem Mund an. Was er hier sagt, passt überhaupt nicht zu dem Menschen, den ich in ihm sehe, den ich kenne.

      „In den ersten fünf Minuten unseres Gesprächs glaubte ich noch, dass es bei dir genau gleich sein würde, wie bei den anderen. Aber da habe ich mich restlos getäuscht. Du hast mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Von Anfang an.“

      6.

      

      Wir sitzen noch immer auf der Bank, so dass wir uns an der Seite berühren. Halten aber beide die Hände im Schoss gefaltet. Ganz genau darauf bedacht, dem anderen nicht zu nahe zu treten. Beide brauchen einen Moment für sich.

      Aus meinem Augenwinkel erkenne ich, wie sich sein Brustkorb in groben Bewegungen hebt und senkt. Wahrscheinlich nicht weniger schnell als meiner. Irgendwie bin ich aufgewühlt und wiederum auch nicht. Es ist schwierig all das zu verdauen, was er mir eben offenbart hat, sowie seine derbe Aussprache bezüglich der Frauen die er hatte und doch bin ich unglaublich erleichtert, dass er endlich all das ausgesprochen hat, was ihn beschäftigt.

      Obwohl ich über seine Enthüllungen empört sein müsste, bin ich es nicht. Dass er viele Frauen hatte, konnte ich mir denken. Wie viele es waren, möchte ich lieber nicht erfahren. Seit Beginn unserer Beziehung habe ich mir gewünscht, dass er ehrlich zu mir ist und dass er mir seine Vergangenheit erzählt. Und genau das macht er seit gestern Abend.

      Nachdem was er mir anvertraut hat, kann ich mir kaum vorstellen, dass er mir noch irgendwas Schreckliches verheimlicht. Aber ich habe noch ein paar Fragen, auf die ich gerne Antworten hätte und wenn ich ihn nicht jetzt danach frage, wann dann?

      „Raus mit der Frage.“

      Es überrascht mich immer wieder, wie gut er mich kennt und wie es mir gleichzeitig das Herz erwärmt. Ich lege mir die Worte zurecht und hole tief Atem, bevor ich mit meiner Fragerei beginne. „Wen hast du an Weihnachten besucht?“ So jetzt ist es endlich raus.

      Wenn ich ihn nicht genau betrachten würde, würde mir sein Blinzeln gar nicht auffallen, so schwach zucken seine Lider.

      „Meine Eltern.“ antwortet er knapp, aber er antwortet.

      Ich spüre ganz deutlich, dass da noch mehr dahintersteckt. „Und darum konntest du nicht mit mir telefonieren? Darum musstest du so geheimnisvoll tun?“

      „Jede Weihnachten reise ich in die Schweiz, um Helens Familie, meine Schwiegereltern, zu besuchen.“

      Sollte ich wütend, enttäuscht oder gar verletzt sein, dass er die Familie seiner verstorbenen Frau besucht? Nein, auf keinen Fall. „Du hättest es mir schon viel früher erzählen sollen. Es hätte vieles einfacher gemacht.“ Wenn ich an die Tage zurückdenke, als wir zusammen in der Schweiz waren, er irgendwo Nahe Zürich und ich in der Ostschweiz, wird mir schwer ums Herz. Nicht gerade selten fühlte ich mich damals verarscht, wütend, verletzt und war eifersüchtig.

      „Mir ist klar, dass ich in jenen zwei Tagen nicht nett zu dir war. Aber ich konnte dir einfach nicht sagen, wo ich mich aufhielt. Es war zu früh. Du solltest jedoch wissen, dass du mir jede einzelne Minute gefehlt hast. Ich fand es schrecklich nicht mit dir darüber reden zu können. Trotzdem,“ Er hält kurz inne und stützt den Kopf auf seine Hände. „ich konnte es nicht. Du musstest mir erst den Kopf waschen, bis ich begriffen habe, dass ich dich nicht weiter auf Distanz halten konnte. Es tut mir leid. Vor allem aber bereue ich, dass er dich in die Hände bekam. Das werde ich mir nie verzeihen können.“

      Sofort jagt es mir eine Gänsehaut über den Körper, wenn ich an die Attacke von meinem Ex denke. „Es ist nicht deine Schuld.“ Ich ziehe ihm seine Rechte vom Gesicht, damit ich ihn ansehen kann. „Ich wusste, dass ich nicht ohne Warren raus sollte und habe es dennoch getan.“

      „Nur, weil ich mich wie ein mieses Arschloch verhalten habe.“

      „Vielleicht.“ Ich versuche es mit einem schwachen Lächeln. Ich möchte ihm damit zu verstehen geben, dass ich mit dieser Sache abgeschlossen haben. Jedenfalls so gut ich kann.

      „Ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn du ernsthaft verletzt werden würdest.“

      „Du bist bei mir, da kann mir nichts geschehen.“

      Damian dreht seinen Kopf in meine Richtung und sieht mich mehrere Sekunden lang an. Dann legt er seine Hände auf meine vor Kälte glühenden Wangen, bevor sich sein warmer Mund meinem nähert.

      Die Sonne verschwindet bereits hinter den Bäumen, als wir uns auf den Rückweg machen. Pietro geht in einiger Entfernung hinter uns her, während Damian meine Hand hält. Es ist nur Händchen halten, aber es bedeutet mir unheimlich viel, da Damian nicht zu jenen Personen gehört, die sich in der Öffentlichkeit mit jemandem intim zeigen wollen.

      Ich verstärke meinen Griff, weil mir etwas schon lange auf der Zunge liegt und ich nicht möchte, dass sich Damian von mir löst.

      „Kann ich dir eine Frage stellen?“

      „Nur zu.“

      „Wer ist Susanne?“ Ich habe da so eine Ahnung, möchte es nur noch von ihm bestätigt haben.

      „Sie ist meine Schwägerin.“

      Ich habe es vermutet und nun habe ich endlich die Gewissheit, die ich brauche, um wieder frei durchatmen zu können. Ich hege eine Gewisse Abneigung gegen sie, obwohl es nicht wirklich fair gegenüber ihr ist. Sie hat mehrfach versucht zwischen Damian und mir Zwietracht zu säen, was ihr glücklicherweise nicht gelungen ist. Und seit Damian mir von seiner Vergangenheit erzählt hat, kann ich sie auf irgendeine verschrobene Weise verstehen, so komisch sich das jetzt auch anhören mag. Ihre Schwester ist urplötzlich aus dem Leben gerissen worden und dann komme ich und dränge mich zwischen sie und ihren Schwager. Wer würde da nicht ähnlich reagieren?

      „Sie ist nur meine Schwägerin.“ beantwortet er noch einmal meine Frage. Dabei sieht er mir fest in die Augen. „Ich kenne sie beinahe mein ganzes Leben. Sie ist sowas wie eine grosse Schwester. So wie sie es für Helen war.“ Als er den Namen seiner Frau ausspricht, gerät er leicht ins Stocken. „Du brauchst nicht eifersüchtig auf Susanne zu sein. Niemals.“

      Das hat er mir schon einmal gesagt. Doch da bin ich noch nicht dahintergekommen, wie sie zueinander stehen, aber nun ist alles ziemlich eindeutig.

      „Jetzt wo ich alles weiss, ist es kein Problem mehr für mich, dass du dich so gut mit ihr verstehst. Ich finde es sogar sehr schön, dass du noch so einen engen Kontakt zu deiner Schwiegerfamilie hast. Das können wahrscheinlich nicht viele. Ich bewundere dich dafür.“

      Ich kann seinen Blick nicht ganz deuten, mit dem er mich betrachtet. Er verschleiert sich immer mehr. Aus Trauer oder Zuneigung?

      „Danke.“ sagt er schlicht und sieht mich mit einem ehrlichen Lächeln auf dem Gesicht an und ich gebe es ihm zurück.

      „Was