Hubertus von Wick

Der verbotene Park


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eine gute Idee?“, fragte Philipp etwas ironisch.

      „Vielleicht tut es auch ein Balken oder ein Baumstamm“, schlug Tobias vor.

      In der Ferne erklang das tiefe Gebell eines großen Hundes.

      „Wir müssen hier weg“, raunte Philipp und lief zur Mauer zurück. Tobias lief ihm in einem kleinen Bogen nach. Er wollte auf keinen Fall Trampelpfade hinterlassen.

      Während er Philipp in einiger Entfernung folgte, sah er plötzlich, von Gras und Unkraut überwuchert, einen kleinen Haufen Bauschutt im Gestrüpp liegen. Aus dem Bauschutt ragte ein zehn Zentimeter dickes Kantholz von vielleicht fünfzig Zentimeter Länge. Er rüttelte es aus dem Schutt heraus und nahm es mit.

      „Ein bisschen schmal, um damit auf die Mauer zu kommen“, urteilte Philipp, als ihm Tobias seine Entdeckung zeigte.

      „Wir legen das Holz natürlich nicht quer vor die Mauer, sondern wir lehnen es aufrecht dagegen. Dann stehen wir nicht nur zwanzig Zentimeter höher, sondern einen halben Meter.“

      Tobias stellte das Kantholz auf und lehnte es etwas schräg gegen die Mauer.

      „Wer macht den Anfang?“, fragte er.

      Das Hundegebell kam näher.

      „Ich“, sagte Philipp schnell und erklomm das Holz.

      „Ein paar Zentimeter musst du mir auf dem Holz schon lassen“, sagte Tobias. „Wie wollen wir sonst da oben eine Räuberleiter machen?“

      Philipp versuchte, seinen Fuß ein Stück zur Seite zu nehmen, aber er verlor sein Gleichgewicht, das Holz fiel um, und er stürzte herunter.

      „Gleich noch einmal“, ermunterte ihn Tobias. „Du musst deinen anderen Fuß in die Mauerritze da stellen. Dann hast du mehr Halt.“

      Philipp versuchte es zum zweiten Mal. Dieses Mal stand er sicherer.

      „Jetzt komm herauf“, forderte er Tobias auf.

      Tobias stellte seinen rechten Fuß auf die fünf Zentimeter des Kantholzes, die Philipp ihm gelassen hatte. Dann zog er sich vorsichtig an ihm hoch und stellte seinen linken Fuß in den Steigbügel, den Philipp ihm hinhielt. Aber gerade, als er Philipps Steigbügel mit seinem ganzen Gewicht belastete, verlor dieser erneut das Gleichgewicht, und beide stürzten zu Boden.

      „Wir kommen hier nie wieder heraus“, sagte Philipp resigniert.

      Sein ganzes Selbstbewusstsein war auf einmal verschwunden.

      „Keine Panik“, beruhigte ihn Tobias, und er war erstaunt, wie gelassen er das sagte.

      „Vielleicht finden wir hier noch ein zweites Holz oder …“ Er sprang plötzlich auf.

      „Ich habe eine bessere Idee. Zieh mal deine Jacke aus.“

      Philipp entledigte sich wortlos seiner Jacke. Er fragte gar nicht nach, was Tobias damit wollte. Der knotete Philipps Jacke mit seiner eigenen an den Ärmeln zusammen und kletterte erneut auf den an der Mauer lehnenden Balken. Dann warf er die zusammengeknoteten Jacken über den Ast, der von dem entwurzelten Baum über die Mauer ragte, wobei er den einen Ärmel festhielt. Das Gewicht der Jacken bog den Ast hinunter, sodass Tobias nun den zweiten Ärmel fassen konnte. Wie mit einem Lasso zog er dann den Ast zu sich herunter.

      „Komm auf den Balken und greif dir den Ast“, forderte Tobias, der sich krampfhaft bemühte, sein Gleichgewicht nicht zu verlieren.

      Philipp erklomm vorsichtig den Balken und konnte tatsächlich den heruntergebogenen Ast erreichen. Er zog sich vorsichtig hoch und stellte sich behutsam auf Tobias Schulter.

      „Kannst du noch?“, fragte er besorgt. „Ich habe es gleich geschafft.“

      „Beeil dich“, keuchte Tobias. „Ich rutsche gleich ab.“

      Philipp stieß sich ab und stemmte sich auf die Mauer hoch. Der Ast schnellte nach oben, die Jacken flogen über die Mauer nach draußen und Tobias stürzte in hohem Bogen ins Gras.

      „Ich bin oben“, meldete Philipp erleichtert von der Mauerkrone.

      „Und ich bin wieder unten“, rief Tobias hinauf, wobei er sich aus dem Gras aufrappelte.

      Das Bellen des Hundes kam dieses Mal aus Richtung der Gruft zu ihnen herüber.

      „Wenn du es jetzt nicht schaffst, mich auf die Mauer zu holen, bekommt die Hexe doch noch recht“, raunte Tobias halblaut nach oben und stellte das Kantholz zum vierten Mal auf.

      Während er auf den Balken kletterte, hatte Philipp die zusammengeknoteten Jacken aus dem umgefallenen Baum gefischt und ließ den einen Ärmel zu Tobias herab.

      „Fass an, ich zieh dich hoch“, forderte er Tobias auf.

      Tobias ergriff den Ärmel und Philipp zog beidhändig mit aller Kraft. Tobias schnellte nach oben und hangelte sich auf die Mauer.

      Das Bellen kam bedrohlich nahe.

      Die Jungen kletterten, so rasch es die anbrechende Dunkelheit zuließ, den Stamm hinunter und erreichten erleichtert sicheren Boden.

      Auf der anderen Seite der Mauer hörten sie das Brechen von trockenen Zweigen und das Hecheln eines Hundes auf der Suche nach Eindringlingen.

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