Christina Masch

Harry in love


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getrennt?“, kam es plötzlich, für Isabel völlig unerwartet, von Harry. Verwirrt starrte sie ihm ins Gesicht. „Ich meine, normalerweise erfährt doch der andere zuvor davon, oder nicht?!“, half Harry Isabel auf die Sprünge.

      „Wolltest Du nicht tanzen?“, zischte Isabel, die es bereits bereute, überhaupt einem Tanz mit Harry zugestimmt zu haben.

      „Okay, dann lass uns tanzen!“, rief Harry und zog Isabel fester zu sich heran, so dass sich nunmehr ihre Körper berührten. Prompt erstarrte Isabel und wollte sich von Harry losreißen, doch er hielt sie einfach fest. „Das Lied ist noch nicht zu Ende. Zudem hast Du meine Frage nicht beantwortet“, erwähnte Harry gefährlich ruhig an Isabels Ohr.

      Neben einer eisigen Gänsehaut überkamen Isabel auch sogleich Schmetterlinge im Bauch, da sein warmer Atem sanft ihre Wange streifte. Völlig überfordert von den widersprüchlichen Gefühlen in ihrem Körper, erwiderte Isabel bissig: „Du kennst doch die Antwort bereits darauf!“

      „Ist es, weil ich Deinem Vater eine verpasst habe? Bell, es tut mir leid! Ich weiß, man hätte dies auch anders klären können, aber in dem Moment habe ich einfach nur Rot gesehen! Wenn Du willst, gehe ich sofort zur Polizei und zeige mich selbst an.“

      „Bist Du von allen guten Geistern verlassen?!“, rief Isabel heftig aus und riss sich von Harry los und haute ihm einmal protestierend auf die Brust. Entsetzt starrte sie ihn an, während sie berichtete: „Ich konnte gerade so meinen Vater davon abbringen, zur Polizei zu gehen und habe mit Engelszungen auf ihn eingeredet und jetzt kommst Du daher und willst das alles wieder zunichtemachen??? Als ob ich im Moment nicht schon genug durchmachen würde!!!“, japste Isabel.

      „Dann lass mich Dir doch helfen, verdammt noch mal!“, warf Harry ein. Isabel stand da und sah Harry einfach nur verständnislos an.

      Nervös wanderten ihre dunkelgrünen Augen immer hin und her und zum wiederholten Male fuhr sie sich mit der Zunge nervös über die trockenen Lippen. Hoffnungsvoll erwiderte Harry ihren unschlüssigen Blick, indem er ihr aufrichtig tief in ihre Augen sah.

      „Dafür ist es zu spät!“, wisperte Isabel auf einmal und wandte sich dann mit Tränen in den Augen von Harry ab und lief zurück zu Anabel. Doch Anabel saß nicht an ihrem Platz! Stattdessen saß auf der Couch ein sich innig küssendes Pärchen. Isabel stand da und starrte die beiden Liebenden an, unfähig sich von dem Anblick wieder abzuwenden.

      Plötzlich tauchte Anabel neben ihr auf und legte ihr einen Arm um die Schulter und fragte: „Wollen wir gehen?“ Isabel nickte nur.

      Allerdings kamen sie nicht weit: Sie hatten noch nicht einmal die Hälfte der Tanzfläche überquert, um zur Treppe und dem dahinter befindlichen Ausgang zu kommen, als genau dort Harry auf dem letzten Treppenabsatz stand und ein Mikrophon in der Hand hielt und er sang: Er sang von Liebe, dem Begehen eines Fehlers und der Bitte, diesen doch zu verzeihen, um der Liebe noch eine Chance zu geben. – In Karaoke.

      Isabel stand mitten auf der Tanzfläche, neben ihr Anabel und beide schauten sich irritiert an. Auf einmal tauchte Jane neben Isabel auf und sang das nächste Lied. Es war ‚Listen To Your Heart (Before You Tell Him Good Bye)‘. Isabel lief es eiskalt den Rücken herunter. Verwirrt sah sie zu Anabel, welche jedoch nur unschlüssig mit den Schultern zucken konnte. Und dann war es still.

      Alle im Dancefloor Drei hatten die besondere Art der Karaokeeinlage mitbekommen und nun waren alle Augenpaare auf Isabel gerichtet. Alle wollten wissen, wie sie reagieren, was sie erwidern würde. Doch dazu brauchte Isabel keine Karaokemaschine. Sie nahm Jane das Mikrophon ab und gab unter Tränen ebenfalls ein Lied von Roxette à cappella zum Besten: ‚It Must Have Been Love (But It’s Over Now)‘!

      Nachdem Isabel ihr Lied beendet hatte, herrschte weiterhin Mucksmäuschenstille. Doch diesmal schauten alle zu Harry herüber. Harry nahm niemanden mehr wahr bis auf Isabel. Er sah ihr tief in die Augen und ging langsam auf sie zu. Als er direkt vor ihr zum Stehen kam, nahm er ihr Gesicht in seine Hände und wischte ihr sanft mit den Daumen die Tränen von den Wangen. „Ich liebe Dich, Isabel. Ich werde Dich immer lieben. Aber ich akzeptiere Deine Entscheidung; werde glücklich mit ihr, mehr wünsche ich mir nicht!“, flüsterte Harry kaum hörbar. Anschließend hauchte er ihr zum Abschied, begleitet mit den Worten „Leb wohl“, einen sanften Kuss auf die Stirn und wandte sich zum Gehen.

      Er hatte gerade erst den Treppensims wieder erreicht, als Isabel plötzlich laut seinen Namen rief und ihm dann hinterherrannte. Harry drehte sich um und blickte ihr fragend ins Gesicht.

      „Und … Und was ist, wenn … wenn meine Entscheidung die falsche ist?!“, wisperte Isabel stockend unter Tränen, als sie vor ihm zum Stehen kam.

      Kapitel 1

      „Oh Bell!“, japste Harry. Seine Gefühle fuhren in dem Moment regelrecht Achterbahn. Mit einem sehnsuchtsvollen Blick antwortete er auf Isabels Frage: „Dann lass mich Dich glücklich machen oder es zumindest versuchen …!“ Schluchzend warf sie sich prompt an seinen Hals und Harry hielt sie einfach nur fest. Er schloss die Augen und sog ihren lieblichen Duft ein. Er konnte ihren Herzschlag spüren, ihren zerbrechlichen Körper fühlen, der noch immer von ihrem Schluchzen heftig geschüttelt wurde. „Psssst, Liebes, alles ist in Ordnung! Ich bin bei Dir; alles wird wieder gut“, flüsterte Harry an Isabels Ohr, während der gesamte Saal tosenden Applaus gab.

      Nach einer Weile nahm Harry langsam wieder den Rest der Umgebung war. Toni hatte erneut eine langsame Runde eingeleitet und den kompletten Saal verdunkelt. Außer dem Funkeln der Discokugel waren nur noch die Bar und der DJ-Bereich in sanftes Licht getaucht. Ebenso die Stufen hinter ihnen. Da alle anderen Gäste bereits wieder tanzten oder sich an der Bar tummelten und ihnen keine Aufmerksamkeit mehr schenkten, fragte sich Harry, wie lange sie wohl schon so dastanden. Isabel weinte jedenfalls nicht mehr und ihr Atem an seinem Hals ging ruhiger.

      „Wollen wir gehen?“, fragte er vorsichtig, während er ihr zärtlich über den Rücken strich. Isabel nickte, ohne aufzusehen. Harry suchte daraufhin mit seinen Augen den Saal ab, um William, Jane oder Anabel ausfindig zu machen. Alle drei standen gerade bei Toni, dem DJ. Als William Harrys Blick begegnete, nickte dieser nur und machte eine wegschickende Handbewegung und legte gleichzeitig Anabel einen Arm um die Schulter: Jane und William würden sich um Isabels Freundin kümmern und sie heile nach Hause bringen. Harry erwiderte die Geste ebenfalls mit einem Nicken, das zugleich ein ‚Danke‘ beinhaltete. Anschließend nahm er Isabel bei der Hand und ging mit ihr die Treppe hinauf ins Erdgeschoss, wo bereits Martin auf sie wartete. Rasch stiegen sie ins Auto und schon fuhr Martin los.

      Isabel sah durch das Fenster in die Nacht hinaus und schien mit ihren Gedanken völlig woanders zu sein. Harry ließ ihr die Zeit, die sie brauchte, und schwieg. Er war schon überglücklich darüber, dass sie neben ihm im Auto saß und ihre noch immer eiskalte Hand in seiner lag. Harry hatte zwischenzeitlich die Augen geschlossen und lauschte dem leisen Klavierkonzert aus den Lautsprechern. So bemerkte er nicht, dass Isabel nun zu ihm herüberschaute. Erst als sie ihre Finger in seiner Hand bewegte, öffnete er die Augen wieder und sah zu ihr herüber. Eine leichte Schamesröte war ihm auf die Wangen getreten, was ihm sogleich ein schüchternes Lächeln von Isabel einbrachte. Er erwiderte dafür das Lächeln umso breiter.

      „Wo fährst Du mit mir hin?“, fragte Isabel vorsichtig, die das Gefühl hatte, als würden sie ziellos durch die Straßen von London ziehen und damit nicht ganz falsch lag.

      „Wo immer Du hinmöchtest“, erwiderte Harry.

      „Ich würde gerne nach Hause“, bat Isabel. Sofort setzte Martin den Blinker.

      Bereits zehn Minuten später waren sie bei Isabels Elternhaus angelangt. Unweit davon fand Martin einen Parkplatz. Er schaltete den Motor ab, stieg aus und ging einige Meter die Straße entlang. Fragend sah Isabel zu Harry.

      „Er wahrt nur Diskretion. Außerdem wollte er uns für ein Gespräch allein lassen, denn Du warst die Fahrt über recht still. Magst Du reden oder möchtest Du jetzt lieber in Dein Bett? Wir haben alle Zeit der Welt. Melde Dich, wann immer Dir danach ist, und ich komme dann, wenn Du dies wünscht. Einverstanden?“, fragte Harry.

      Zu