Melanie Lane

Von Flammen & Verrat


Скачать книгу

ich …«

      »Und warum«, unterbrach er mich erneut mit vor Aggression blitzenden Augen, »riecht jeder Zentimeter meiner Gefährtin nach Drake Careus, frage ich dich?«

      Wut mischte sich bei seinen letzten Worten in meine eigenen, aufgewühlten Gefühle.

      »Jetzt bin ich auf einmal wieder deine Gefährtin?«

      »Lenk nicht vom Thema ab, Lilly!«

      »Ich lenke nicht ab!«, rief ich, nicht weniger aufgebracht. »Aber ich bin immer nur dann deine Gefährtin, wenn es dir einen Vorteil verschafft. Oder wenn ich etwas mache, das dir missfällt. Und sonst? Wie hast du mich doch so charmant bezeichnet? Als Bürde? Ballast? Vielleicht kannst du dich mal entscheiden, Lucan. So langsam komme ich nicht mehr mit.«

      Dieses verfluchte Alpha-Gehabe würde ich ihm nicht durchgehen lassen. Nicht, wenn er jedes Mal danach wieder einen Rückzieher machte. Ein weiterer Schatten tanzte über das harte Gesicht des Assassinen und ich erkannte, dass er kurz davor war, die Kontrolle über sein wahres Ich zu verlieren.

      Für mich kein Problem, immerhin liebte ich seine wahre Gestalt. Die komplett transformierten, schwarzen Augen und die hohen, scharfen Wangenknochen. Ganz zu schweigen von den angedeuteten Fangzähnen, die Lucan als Herrscher der Assassinen wuchsen. Seine wahre Gestalt war furchteinflößend und wunderschön.

      Lucans Nasenflügel bebten.

      »Von einem Bett ins nächste, hm? Ist es das, was du willst, Prinzessin?«

      »Sei nicht albern, Lucan!«

      »Und warum rieche ich ihn dann überall an dir?«

      Ich atmete tief durch, ehe ich mit der Wahrheit rausrückte. »Weil Drake mich geküsst hat.«

      »Und du hast ihn gelassen?«

      »Ja.«

      Wütend wandte Lucan sich ab und ballte die Hände zu Fäusten.

      »Aber ich kann es dir erklären, ich …«

      »Bleib wo du bist, Prinzessin!« Mit einem Ausdruck in den Augen, den ich nicht deuten konnte, sah Lucan auf mich herab. »Ich kann nicht garantieren, was passiert, wenn du mich berührst.«

      »Lucan, das ist albern. Du weißt, was ich für dich empfinde!«

      »Weiß ich das, Prinzessin?«

      »Oh nein, komm mir nicht so!« Trotz seiner Warnung trat ich näher. »Komm mir jetzt nicht mit diesem Gegenfragen-Scheiß, nur weil du einmal in deinem Leben mit Gefühlen konfrontiert wirst.«

      »Einmal in meinem Leben? Ich bin verdammt nochmal mehrere Jahrhunderte alt, Lilly. Du bist hier das Baby, nicht ich.«

      »Dann benimm dich auch so!«

      Schwer atmend standen wir uns gegenüber und ich erkannte in Lucans Gesichtsausdruck genau das, was ich hatte vermeiden wollen. Der Assassine war verletzt. Damit war er nach Drake und Nick heute der dritte Mann, der wegen mir litt. Oder der vierte, zählte man Malik mit.

      »Ich kann es dir erklären, Lucan. Wenn du mir einfach mal zwei Sekunden zuhören würdest. Es war wichtig …«

      »Spar dir deine Erklärungen, Prinzessin, ich will sie nicht hören.« Ohne mich noch einmal anzusehen oder mich gar zu berühren, stakste Lucan wütend an mir vorbei.

      »Lucan!«

      Ich zuckte zusammen, als die Tür geräuschvoll ins Schloss fiel. Immer noch schwer atmend stand ich alleine in meinem Zimmer und versuchte den heutigen Tag zu verarbeiten. Ich hatte meinen Bruder und meine Freunde angelogen. Ich hatte mich in Gefahr begeben. Einen Mann geküsst, den ich nicht liebte, und damit den Mann verletzt, den ich liebte. Und das alles wofür? War mein Plan all das wert? Ja. Absolut. Das änderte allerdings nichts daran, wie beschissen ich mich gerade fühlte. Meine Tür öffnete sich leise quietschend und Duncan schlüpfte hindurch.

      »Hi.«

      In dem Moment, in dem ich meinen Freund sah, verschob sich etwas in mir. Die Wut war komplett verschwunden und an ihre Stelle traten Erschöpfung und Verzweiflung. Ein unterdrücktes Schluchzen entfuhr mir und Duncan war sofort an meiner Seite. Kommentarlos zog er mich in seine starken Arme und wiegte mich sanft hin und her, während ich mir einen Moment der Schwäche gönnte.

      »Es ist okay«, flüsterte Duncan mir zu, »lass einfach alles raus, Liebling.«

      Und das tat ich. Nachdem die Tränen einmal begonnen hatten zu fließen, gab es kein Halten mehr.

      »Hast du … hast du uns gehört?«, schniefte ich und vergrub mein Gesicht an Duncans breiter Brust.

      »War nicht zu überhören.«

      »Tut mir leid, dass ich dich in diese Situation gebracht habe.« Duncan seufzte und schob mich ein Stück von sich.

      »Er wird sich wieder beruhigen. Mach dir keinen Kopf um mich. Aber …«, er musterte mich aufmerksam, »warum hast du Drake geküsst, Lilly? Ich weiß, wie du für Lucan empfindest, also … warum?«

      »Es war seine Bedingung«, flüsterte ich leise.

      »Seine Bedingung, dir zu helfen, war ein Kuss?« Ich nickte zustimmend.

      »Dann ist er entweder sehr klug oder sehr dumm.«

      »Er weiß, was ich für Lucan empfinde. Er hat gesagt er …«, ich hickste leicht, »er wollte seine einzige Chance ergreifen, mich zu küssen. Wenigstens einmal.«

      »Dieser Bastard.«

      Ein Bastard war Drake nicht, aber ich war zu müde um Duncan zu verbessern. Und ich würde einen Teufel tun, Drake nach dem heutigen Tag vor Duncan zu verteidigen. Immerhin hatte mein Freund meinetwegen Stress mit seinem Ziehvater und König. Egal was ich sagte, Duncan würde es nicht verstehen. In seinen Augen war ich Lucans Gefährtin und damit seine zukünftige Königin. Basta.

      »Aber es … es ist immer noch Lucan, oder?« Duncan räusperte sich. »Also für dich?«

      Ich stockte. Aufrichtig irritiert. »Immer.«

      »Gut.«

      Dass er mich das überhaupt fragte, schockierte mich über alle Maßen. Wenn Duncan an mir zweifelte, was ging dann gerade in Lucans Kopf vor sich?

      »Was glaubst du denn, warum ich hier heulend rumsitze?« Wütend auf mich selbst wischte ich mir über die nassen Wangen.

      »Du wirst auch das durchstehen, Prinzessin.«

      »Wieso bist du dir da so sicher?«

      »Weil das Feuer in dir stärker ist als das Feuer, das um dich herum brennt.«

      »Duncan, ich«, gerührt schnüffelte ich leise, »ich weiß nicht was ich sagen soll.«

      Solch wunderschöne Worte. Sprachlos erwiderte ich den Blick aus seinen blauen Augen. Wie konnte er bloß so viel Vertrauen in mich haben, so sehr an mich glauben?

      »Manchmal verstehen die Leute um uns herum unsere Reise nicht«, erklärte Duncan und strich mir sanft über die Wange, »aber das ist okay. Es ist deine Reise, Lilly. Nicht ihre.«

      »Wann bist du so weise geworden?«, neckte ich ihn, nun wieder lächelnd.

      »Irgendwann in den letzten zwei Stunden, in denen Lucan mich ununterbrochen angeschrien hat. Oder vielleicht in Permata, als er lächerlicherweise gedroht hat, mich zu enterben und umzubringen, um mich danach irgendwo zu verscharren, wo mich niemand findet.«

      Ich zuckte schuldbewusst zusammen. »So schlimm?«

      »Es ist nicht das erste Mal, dass Lucan und ich uns streiten, Lilly.« Er zwinkerte mir fröhlich zu. »Immerhin war ich mal ein Teenager.«

      »Ich danke dir. Für alles.«

      In dieser Nacht lag ich noch lange wach und grübelte über Duncans Worte. Es war meine Reise, ja, aber sie betraf so viele Personen. Ganze