Melanie Lane

Von Flammen & Verrat


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nicht in seinen Plan eingeweiht, aber ich konnte mir vorstellen, was der Prinz getan hatte, um Narcos zum sofortigen Handeln zu zwingen. Zum Beispiel alle Handelsverträge mit Crinaee gekündigt, auf Geheiß ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Lillianna Callahan. Das war dann wohl ich.

      »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden«, wandte ich mich an Malik. »Hat er gesagt wann?«

      Er nickte, einen finsteren Ausdruck auf dem Gesicht. »Sofort.« Ah, Drake. Gut gemacht.

      »Mir gefällt das nicht«, murmelte Nick.

      »Ausnahmsweise stimme ich dir zu.« Nachdenklich musterte Lucan mich. »Warum Crinaee?«

      »Warum was? Ich habe die Einladung nicht ausgesprochen, das war Narcos. Ich finde nur, wir sollten die Chance nutzen und uns vor Ort mal ein wenig umsehen.«

       Umsehen, hm?

      Meinen Gesichtsausdruck und meinen Herzschlag kontrollierend nickte ich.

       Warum nicht?

      »Seit Jahrzehnten ist es Außenstehenden nicht erlaubt, nach Crinaee zu reisen. Narcos ist ein paranoider Mistkerl.« King zuckte mit den massiven Schultern. »Ich finde die Idee nicht schlecht.«

      »Wir gehen vollbewaffnet«, mischte Malik sich ein und warf mir einen eindeutigen Blick zu. »Ich bestimme die Anzahl der Männer, die uns begleiten, sowie das Wann und Wo.«

      Anscheinend war es an der Zeit, meinen guten Willen zu zeigen, also erklärte ich mich einverstanden.

      »Duncan, King und ich werden euch ebenfalls begleiten.«

      »Nimm mich mit, Herr.«

      Lucans Blick wanderte zu Alex. Alex, der immer häufiger an unseren Essen oder dem Training teilnahm.

      »Sorg dafür, dass die anderen hier sind. Alle!«, fügte Lucan scharf hinzu. Sein Tonfall schien nicht nur mich zu überraschen. Auch Nick und Malik warfen Lucan einen irritierten Blick zu. Gab es etwa Ärger im Assassinen-Paradies?

      »Ich begleite euch«, warf Alina plötzlich ein und alle Augen richteten sich nun auf meine Freundin. Wie eine zarte Blume saß sie neben Nick und faltete artig ihre Hände im Schoß. Aber ihr sanftmütiges Äußeres täuschte. In der Brust meiner Freundin schlug das Herz einer Kämpferin und neuerdings auch das einer angehenden Heilerin. Dennoch war Alina nicht nur untrainiert, sie war auch zu wertvoll.

      »Auf keinen Fall«, brauste Nick neben ihr auf und ersparte mir so eine Antwort.

      »Das hast nicht du zu entscheiden, Nickolas.«

      Oh, oh. Wenn Alina meinen Bruder mit vollem Namen ansprach, dann gab es Ärger. Duncan warf mir einen wissenden Blick zu und zog eine Augenbraue hoch. Der Assassine war verdächtig still geworden, seit Malik den Raum betreten hatte. Während Alina und Nick inbrünstig miteinander diskutierten, konzentrierte ich mich auf Malik.

      »Wann gehen wir?«

      »In zwei Tagen«, antwortete er und ließ seinen Blick über die Runde schweifen. Er stockte kurz, als er Duncan erblickte. In seinem nagelneuen, rosa Hemd sah Duncan nicht nur ungewohnt, sondern auch wirklich gut aus.

      »Wir, äh«, Malik räusperte sich, »in zwei Tagen«, wiederholte er und verabschiedete sich mit einem steifen Nicken. Zwei Tage. Innerlich jubelnd schaute ich zu Olli. Mein Freund nickte kaum merklich. Er würde Magister Scio benachrichtigen und ich, ich würde mich auf meine ganz eigene, geheime Mission vorbereiten.

       KAPITEL 8

      Bis an die Zähne bewaffnet, trat ein Krieger nach dem anderen durch das Portal in Crinaee. Wir hatten uns vorab darauf geeinigt, dass es unklug war, direkt vor den Toren von Thalos zu erscheinen, auch wenn Narcos für diesen Tag seine Schutzzauber gelockert hatte. Keiner von uns wusste, was Narcos für unsere Ankunft geplant hatte, daher konnte es nicht schaden, extra vorsichtig zu sein. Am Ende waren wir zu vierzehnt.

      Dreizehn Männer und ich. Dieser Umstand erinnerte mich erneut daran, dass sich in Arcadia einiges ändern musste. Auch in Bezug auf die königliche Garde. Es wurde definitiv Zeit, für ein wenig Frauenpower in der eingeschworenen Männerriege.

      Ich hätte nichts dagegen, auf zukünftigen Missionen nicht nur von Kriegern, sondern auch von Kriegerinnen begleitet zu werden. Die Harpyien zum Beispiel wären eine enorme Bereicherung. Solange sich Odile und Aello jedoch noch in Alterra verschanzten und mich freundschaftlich beobachteten, war davon auszugehen, dass sie nicht sonderlich begeistert darüber wären, unsere Krieger und Kriegerinnen bunt durchzumischen. Noch nicht. Mit Sicherheit gab es auch in Alliandoan viele weibliche Engel, die eine Karriere bei der königlichen Garde in Betracht ziehen würden … Ich speicherte diesen Gedankengang für später und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. Und auf die Krieger neben mir, um mich herum und hinter mir.

      Dreizehn an der Zahl.

      Vier Assassinen, Nick, Malik sowie sieben unserer besten Wachen aus Arcadia. Unter ihnen Avil und ein anderer Krieger, den ich in der letzten Zeit häufiger gesehen hatte. Milkail, erinnerte ich mich. Malik hatte ihn mir als einen seiner Stellvertreter vorgestellt. Er meinte es also wirklich ernst. Das würde mir meine Mission erschweren, aber darüber würde ich nachdenken, wenn es soweit war. Dank meines kleinen Ausrasters in Arcadia mieden die Minister mich, wo sie nur konnten. Wahrscheinlich plante Minister Laurenti just in diesem Moment einen Putsch. Ein Gutes hatte es jedoch, ich war frei. Minister-frei sozusagen, und das hieß auch, dass ich tun und lassen konnte, was ich wollte. Naja, fast.

      Aber immerhin hatte ich mir mein Outfit für diese Mission selbst ausgesucht. Pragmatisch in Jeans, Shirt und Lederjacke gekleidet, hatte ich mir nicht nur meine Waffenholster umgebunden und die Wurfmesser eingesteckt, ich hatte zur Sicherheit auch noch eins der Katana aus dem Trainingszentrum mitgenommen. Und sogar meine Magie hatte ich beim Verlassen des Portals gespürt. Ein leichtes Pulsieren ging durch meine Adern und tatsächlich: Das Miststück reagierte endlich mal auf etwas anderes als Lucan Vale. Offensichtlich mochte sie Crinaee nicht sonderlich. Oder meinen Plan, mutmaßte ich, als ich meine neue Umgebung aufmerksam musterte. Sumpflandschaften, wohin das Auge blickte. Dichter Urwald mit hohen Bäumen und Palmen, kleine pfützenartige Seen und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Augenblicklich bildete sich ein leichter Schweißfilm auf meiner Stirn.

      »Fast so schlimm wie Abbadon«, fluchte King neben mir leise.

      »Aber wenigstens frei von Dämonen.« Nick zog eins der beiden Schwerter auf seinem Rücken und blickte in die Runde.

      »Bleibt wachsam. Ich glaube nicht, dass Narcos uns nur aus Neugier eingeladen hat.«

      Die Männer nickten grimmig. Wie würden sie wohl reagieren, wenn sie den wirklichen Grund dieses Besuchs erfuhren?

      Die Hand an meinen Waffen, folgte ich den anderen dichter hinein in den Dschungel. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch, dass es mir schwerfiel zu atmen. Links und rechts raschelte es im grünen Dickicht und ich spürte die Anspannung der Krieger um mich herum deutlich. Nervös sah ich mich um. Aber wir waren allein. Noch. Ein paar Minuten kämpften wir uns durch den dichten Dschungel, ehe wir an eine große Lichtung kamen.

      »Dort drüben«, sagte Nick und wies auf ein paar heruntergekommene Ruinen vor uns, »liegt Thalos.«

      Das sollte die verwunschene Hauptstadt Crinaees sein?

      »Lass dich nicht vom Äußeren täuschen, Prinzessin«, flüsterte Lucan neben mir, »die Ruinen an der Oberfläche dienen nur der Tarnung. Thalos liegt unterhalb, im Verborgenen.«

      Verborgen unter der Erde? Narcos schien noch paranoider zu sein, als ich angenommen hatte.

      Malik hob eine Hand und brachte uns so zum Schweigen. Lucan trat vor und schob mich elegant ein Stück hinter sich. Augenrollend trat ich um den Assassinen herum und stellte mich neben ihn. Malik löste sich aus unserer kleinen Gruppe und machte ein paar Schritte in Richtung der Ruinen. Ein zischendes Geräusch ertönte und aus dem Nichts