Melanie Lane

Von Flammen & Verrat


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aufzubringen. Wenigstens hatte ich geduscht, dachte ich seufzend und drehte mich, nicht zum ersten Mal in dieser Nacht, unruhig auf die andere Seite.

      Nachdem ich meine Haut geschrubbt hatte, bis sie leicht gerötet und wohlduftend war, hatte ich gemeinsam mit Alina in meiner Suite gegessen und war dann direkt ins Bett gegangen. Sie hatte sich unnötigerweise dafür entschuldigen wollen, dass sie Nick nicht länger hatte ablenken können. Wenn jemand jedoch Verständnis dafür hatte, dann war ich das. Ein Geräusch ließ mich herumfahren und ich wollte mich gerade lautstark darüber beschweren, dass hier niemand mehr anklopfte, als ich spürte, wer sich da gerade im Dunkeln in mein Zimmer schlich. Ich erstarrte mitten in der Bewegung und hielt den Atem an.

      Ohne ein Wort von sich zu geben, hob Lucan meine Bettdecke geräuschlos an und ließ sich neben mir auf die weiche Matratze gleiten. Mein Herz begann augenblicklich, schneller zu schlagen und in der anonymen Stille der Dunkelheit hörte ich, wie mein Atem sich beschleunigte, lauter wurde. Bevor ich überhaupt reagieren, geschweige denn etwas sagen konnte, war er bereits über mir. Lediglich mit einer tiefsitzenden Jogginghose bekleidet spürte ich wie jeder Zentimeter von Lucans nackter, mehr als definierter Brust sich gegen meinen Oberkörper presste. Sofort liefen meine Nervenenden auf Hochtouren und das Blut begann schneller durch meine Adern zu rauschen. Das war es, was ich in Drakes Armen vermisst hatte. Die Leidenschaft, die Hingabe und die Kompromisslosigkeit waren es, die mir gefehlt hatten. Lucans starke Unterarme stützten sich links und rechts neben meinem Kopf ab und ich atmete seinen einmaligen Geruch aus Mann und Magie ein, der so absolut Lucan war, dass mein Herz zu singen begann. Noch immer stumm, senkte er den Kopf, bis seine Lippen federleicht meinen Hals berührten.

       War es das, was du gefühlt hast, als er dich berührt hat?

      »Nein, ich …«

      Er biss mir spielerisch in den Hals.

      »Ahh.« Stöhnend hob mein Körper sich leicht von der Matratze und ich legte meine Hände auf Lucans muskulösen Rücken. Sanft streichelte ich die definierten Muskelstränge und genoss das Gefühl, unter diesem tödlichen Krieger begraben zu sein, in vollen Zügen.

      War es das, was du gefühlt hast, als er dich küsste? Lucans Lippen strichen hauchzart über meine. Niemals.

      Instinktiv zog ich ihn noch dichter an mich und diesmal küsste er mich richtig. Von Gefühlen überwältig, gab ich mich den Emotionen, die Lucan in mir auslöste, komplett hin. Seine Zunge schnellte vor und begann einen sinnlichen Tanz mit meiner, während eine seiner Hände meinen Hals hinunter wanderte und sich dann schwer und absolut köstlich auf eine meiner Brüste legte.

      In einem winzigen Teil meines Hirns, der nicht von Lust vernebelt war, registrierte ich, dass wir noch nie zuvor so weit gegangen waren. Wir hatten uns geküsst, ja, aber wir waren noch nie so … körperlich geworden. Lucan schien das jedoch nicht im Geringsten zu stören. Seine Finger begannen geschickt, meine Brüste zu reizen und ich stöhnte verlangend auf. Tief in mir erwachte meine Magie träge zum Leben. Ganz so, als hätte ich ihr zugerufen: Hey, unser Gefährte ist hier zum Spielen. Und spielen wollte er, das verriet mir seine Erregung, die sich gegen meinen Bauch presste, deutlich. Heilige Balance, wie gern wollte ich mitspielen. In diesem Moment wollte ich nichts sehnlicher, als dem Verlangen nachgeben und mit Lucan schlafen. Dem Warten endlich ein Ende setzen. Aber es gab zu viel Unausgesprochenes zwischen uns. Zu viele Probleme. Zu viel Frustration. Und dann noch unser Streit …

       Hast du dich so gefühlt?

       Nein! Und das weißt du ganz genau, Lucan.

      Plötzlich und ohne Vorwarnung löste sich Lucan von mir und rollte sich fluchend auf den Rücken. Ich beobachtete ihn einen Moment stumm. Zu irritiert davon, dass man mich des schönsten Gefühls der Welt beraubt hatte.

      »Verdammt«, flüsterte er erneut und legte einen Arm über seine Augen, wobei sich sein Bizeps anspannte. Ich atmete ein paar Mal tief durch und versuchte sowohl meine Magie als auch die pulsierende Lust in meinen Adern unter Kontrolle zu bekommen.

      »Was war das?«

      »Tut mir leid.«

      Wir hatten gleichzeitig gesprochen und schief grinsend rollte ich mich auf die Seite, um Lucan im Dunkeln ansehen zu können.

      »Eine Entschuldigung von Lucan Vale?«

      »Ich hätte nicht so über dich herfallen dürfen, ich … nicht bei allem, was …«, fluchend brach er ab.

      Aber ich verstand, worauf er hinauswollte. Nicht bei allem, was unausgesprochen zwischen uns stand. Enttäuschung durchfuhr mich und ich unterdrückte das Gefühl. Immerhin hatte ich ein paar Sekunden zuvor die gleichen Gedanken gehabt. Etwas anderes zu behaupten oder von Lucan zu erwarten, wäre heuchlerisch. Denn auch, wenn wir nicht ganz im Reinen miteinander waren, so wusste ich, dass es Unsterblichen manchmal schwer fiel, gegen ihre Instinkte anzukommen. Genau das war es, was hier gerade passiert war. Der Assassine in Lucan, der seine Gefährtin erkannte, kam mit der Tatsache nicht klar, dass ich einen kurzen Moment in den Armen eines anderen Mannes verbracht hatte. Ihn geküsst hatte.

      Lucan hatte mich brandmarken wollen. Als ob das nötig gewesen wäre. So archaisch diese Denkweise auch war, sie basierte auf Instinkten. Manchmal gab es wirklich nicht viele Unterschiede zwischen uns und Raubtieren. Nur, dass Lucan sich und damit uns gestoppt hatte. Ich hegte keinen Zweifel daran, wie diese Nacht sonst geendet hätte.

      »Ist schon gut«, flüsterte ich leise und robbte ein wenig dichter an den Assassinen heran. »Bleibst du?«

      »Kann ich bleiben?«

      Schon wieder hatten wir die Worte gleichzeitig ausgesprochen. Aber diesmal war ich es, die die Arme ausbreitete und Lucan an mich zog. Ihm Trost spendete. »Komm her.«

      Arme und Beine ineinander verschlungen lagen wir so dicht beieinander, wie es nur ging.

      Der rationale Teil von mir wusste, dass es nicht klug war, mit Lucan die Nacht zu verbringen. Auch, wenn es nicht auf Sex hinauslief oder vielleicht gerade deshalb. Denn das, was wir hier taten, war seltsamerweise noch viel intimer. Viel verletzlicher.

      Der Teil von mir, der sein Herz an Lucan verloren hatte, räkelte sich jedoch zufrieden und presste sich noch ein wenig dichter an die warme, harte Brust. Alles, was ich tun musste, war realistisch zu bleiben. Diese Nacht würde nichts ändern. So wie unser wildes Rumknutschen in Aflys oder die heimlich gestohlenen Küsse seit Wochen nichts geändert hatten.

      Lucan wollte mich nicht als seine Gefährtin. Und ich? Ich war mit mir selbst so im Unreinen, dass ich nicht mehr wusste, was genau ich wollte. Oder was man von mir erwartete. Aber ich liebte Lucan und deswegen würde ich ihm und mir diese Nacht schenken. Wir beide brauchten die Nähe des anderen, um uns auf die ein oder andere Art zu beruhigen.

      »Schlaf, Prinzessin.«

      Lucan strich mir sanft über meine Haare und den Rücken. Verrückt, dachte ich, bevor mir langsam die Augen zufielen. War es wirklich erst ein paar Monate her, dass Lucan genau diese Worte zu mir gesagt hatte, als er und Nick mich entführt und damit mein Leben für immer verändert hatten?

       KAPITEL 7

      Wie erwartet verlief der nächste Morgen ruhig und ereignislos. Was zum großen Teil daran lag, dass Lucan mein Bett und damit auch mein Zimmer bereits verlassen hatte, als Alina und Duncan gemeinsam durch meine Tür traten.

      »Klopft denn wirklich niemand mehr an?«, fragte ich die beiden und Duncan schenkte mir ein schiefes Grinsen.

      »Nope

      »Ich bin eure verdammte Prinzessin«, murmelte ich und warf die Decke zurück, »ihr könntet wenigstens so tun.«

      »Gut gelaunt wie jeden Morgen«, zwitscherte Duncan fröhlich. Dennoch musterte er mich aufmerksam. Immerhin war er bei meinem kleinen Zusammenbruch gestern live dabei gewesen.

      »Wie geht’s dir?«