Augen: „Ach, Rafael! Silvan ist der Beste! Er spielt genau wie sein Papa! Sie liegen schon drei zu null in Führung und Silvan hat alle drei Tore selbst geschossen. Bald ist Schlusspfiff und dann sind wir Meister!“
„Ja, Silvan spielt wirklich gut“, sagte Rafael, der etwas traurig war, weil er selbst nicht auf dem Fußballfeld spielte.
Neben Rafael stand auch Kenzo. „Was ist los, verdammt?“, fragte er. „Wie sind wir hierhergekommen? Und warum spiele ich nicht dort unten mit, wenn das schon das letzte Meisterschaftsspiel ist?“ Im Gegensatz zu Rafael konnte Kenzo sich gut an den komischen Wirbelsturm erinnern und war ziemlich überrascht, dass sie nun plötzlich hier auf der Tribüne standen.
„Und wo ist dein Bruder Til?“, fragte er.
„Was redest du da für einen Mist!“, meinte Rafael. „Mein Bruder heißt Silvan.“ Er deutete auf einen blassen, schmalen Jungen mit dünnem schwarzem Haar und dunklen Augen, die wie Löcher aussahen, der auf dem Fußballfeld stand.
Kapitel 12
T*l, N*rr S*lbersp*egel und d*s Mädchen, d*s nur noch d*e be*den L*ute sprechen konnte, d*e e*n Esel von s* ch g*bt, st*nden *mmer noch *uf dem Brotberg. S*e mussten nun zehnm*l d*s *lph*bet *ufs*gen, um d*e Menschen, d*e dumm w*e Brot w*ren, zu erlösen.
*lso spr*chen T*l und N*rr S*lbersp*egel nun zus*mmen d*e L*ute des *lph*bets, *uch d*e Uml*ute Ä, Ö und Ü und d*s sch*rfe ß, und d*s Mädchen ergänzte d*e zwe* Buchst*ben, d*e *hnen noch fehlten.
*ls T*l, N*rr S*lbersp*egel und d*s Mädchen d*s *lph*bet zum zwe*ten M*l *ufs*gten, hörten s*e plötzl*ch den Kön*g von Brot her*nkommen! Der h*tte *uf se* nem Sp*z*erg*ng durch se*n Re* ch Verlust*g plötzl*ch festgestellt, d*ss *m g*nzen Re*ch d*s *lph*bet zu hören w*r und d*e Erde von Verlust*g scheußl*ch d*runter erbebte. D*durch wurden nun d*e gel*ebten Buchst*benlöcher des Kön*gs zerstört – d*s durfte er *uf ke* nen F*ll zul*ssen!
Der Kön*g von Brot w*r e*n Eckenbrot, denn er h* tte selbst e* ne Brotverw*ndlung durchgem*cht – früher e*nm*l w*r *uch er e*n Mensch gewesen. *ber *m Gegens*tz zu den *nderen verw*ndelten Broten h*tte der Kön*g von Brot d*e Spr*che und den Verst*nd e*nes Menschen beh*lten – näml*ch durch den W*llen der Kön*g*n von Verlorenherz.
Der Kön*g von Brot h* tte b*ld her*usgefunden, d*ss d*s bedrohl*che *lph*bet von dem G*pfel se*nes gel*ebten Brotbergs k*m. *ber bew* chte den n*cht se*n D*ener Spr*chlos?
Doch *ls der Kön*g zum Brotberg k*m, d* l*g der D*ener Spr*chlos, der v*el l*eber H*mburger, Cheeseburger und Pommes *ß *ls Brot, *n e*nem Buchst*benloch und w*r *nsche*nend über se*ner g*nzen Fressere* e*ngeschl*fen. W*e konnte er nur?, fr*gte s* ch der Kön*g wütend. Und wer zum Henker *st *uf dem Brotberg und spr*cht schon zum fünften M*l d*s *lph*bet?
Der Kön*g von Brot l*eß se*nen unnützen D* ener we* terschl*fen. V*el w*cht*ger w*r jetzt, her*uszuf*nden, wer d*e Ordnung *n se*nem gel* ebten L*nd Verlust*g gefährdete. Der Kön*g von Brot e*lte w*e e*n junges Reh *uf den Berg h*n uf, um d*e unerwünschten E*ndr*ngl*nge vom Berg *n d*e T*efe zu stürzen, während d*e bebende Erde se*ne gel*ebten Buchst*benlöcher we*ter zerstörte und d*s Brot unter se*nen Füßen plötzl*ch Be*ne, *rme, Köpfe und Bäuche bek*m und *hn zu umz*ngeln beg*nn. Denn *uf dem Berg gew*nnen d*e Menschen m*t der Zerstörung der Buchst*benlöcher nun *uch *hre menschl*che Gest*lt und *hre Spr*che zurück und e*ne Fr*u, welche ger*de von e*nem Brot *n e*nen Menschen m*t d*cken W*ngen zurückverw*ndelt worden w*r, er*nnerte s*ch *uch schon w* eder *n die Gesch*chte des Kön*gs von Brot, d*e w*r h*er *m folgenden K*p*tel jetzt erzählen wollen.
Kapitel 13
Eigentlich ist diese Geschichte gar nicht so traurig. Sie ist sogar ein wenig lustig. Der kleine Bruder der Königin von Verlorenherz, der König von Brot, war überall für seine Esslust bekannt. Er aß von früh bis spät: Am frühen Morgen aß er stundenlang Marmeladebrötchen, mittags zehn Schweinebraten mit zwanzig Speckknödeln und abends, wenn er Schweinebraten und Speckknödel endlich fertig verzehrt hatte, ging er zum größten McDonald’s der Stadt Verlorenherz und aß sich dort bis Mitternacht durch das ganze Menü. Da er seine ganze Zeit dem Essen widmete, vernachlässigte er natürlich seine Frau, sodass sie ihm schon bald davonlief.
Sie war zuvor eine Köchin gewesen und hatte ihn eigentlich nur geheiratet, um in die Königsfamilie aufgenommen zu werden. Deshalb hatte sie ihn so lange die schönsten Speisen serviert, bis er sie wegen ihrer Kochkünste geheiratet hatte. Hätte sie nach der Hochzeit weiter für ihn gekocht, dann wäre es mit den beiden vielleicht gut gegangen – das konnte sie aber unmöglich damit in Verbindung bringen, dass sie nun doch tatsächlich die Schwägerin der Königin von Verlorenherz war und es bei einer solchen Dienerschaft nun wirklich nicht mehr nötig hatte, selbst für das Essen zu sorgen. Ihr Mann sagte dazu gar nichts, sondern bestellte sich einfach immer weiter Schweinebraten und Speckknödel aus der Küche oder ging zu McDonalds. Daraufhin liefen die dicken, fleischigen Wangen der ehemaligen Köchin zornrot an und sie selbst auf und davon.
Ihr Gatte bemerkte das nicht einmal, denn er liebte ja eigentlich nur sein Essen und brauchte daher keinen Menschen in seinem Leben, solange er nur genug zu essen hatte. Er aß nun immer mehr; sein Hunger hätte für ein ganzes Regiment gereicht und bald aß er der Königin alle Speisekammern leer. Nun merkte die Königin von Verlorenherz bald, dass mit ihrem Bruder nicht viel anzufangen war. Seine ständige Esserei ging ihr immer mehr auf den Geist und sie wollte ihn endlich nur noch loswerden. Nachdem sie vom König von Weichlieb verlassen worden war, überlegte sie, ob der Bruder ihr vielleicht in ihrem Reich Verlustig dienen könnte, das sie soeben neu gegründet hatte, damit die Menschen aus ihrem Volk denselben Schmerz erlitten wie sie, indem sie sich voneinander trennen mussten. So verwandelte die Königin ihren Bruder in ein weißes Eckenbrot, nannte ihn König von Brot und stellte das Reich Verlustig unter seine Herrschaft.
Verlustig war zu dieser Zeit eine weite Wüste – die wohl langweiligste Landschaft, die man sich vorstellen kann, weil in der Verlustigwüste gar kein Lebewesen lebte; nicht einmal ein Pflänzchen. Aber bald schickte die Königin von Verlorenherz Menschen nach Verlustig. Diese Menschen wurden von ihren Liebsten getrennt und waren deswegen sehr traurig. Sie saßen in der Wüste herum und erzählten sich immerfort traurige Geschichten. Das ärgerte den König von Brot, der in der Wüste stets an einem fein gedeckten Tisch mit den besten Speisen saß, der nie leer wurde. Denn die traurigen Geschichten der Menschen und ihr Weinen und Klagen verdarben ihm dabei den Appetit.
Glücklicherweise schickte die Königin ihm schon am zweiten Tag einen Gehilfen in die Wüste: einen Jungen, der so traurig war, dass er gar nicht über sein Leid sprechen wollte. Als der Junge sah, dass die anderen Menschen immerfort über ihr Leid sprachen und sich dabei besser fühlten, wurde er zornig und stampfte lauter Löcher in die Erde – das waren die Buchstabenlöcher von Verlustig, durch welche die Bewohner von Verlustig allmählich ihrer Sprache verlustig gingen.
Der Junge gefiel dem König. Er nahm ihn mit offenen Armen auf und nannte ihn „Diener Sprachlos“. Dann zauberte der König von Brot einen dichten grauen Nebel herbei, durch den man in Verlustig nichts mehr sehen konnte – schon gar nicht den Boden, auf dem man ging! Und so traten die Menschen bald in jedes der Buchstabenlöcher, bis sie gar nicht mehr sprechen konnten und deswegen in eine tiefe Trauer versanken.
Als nächstes zauberte der König von Brot einen riesigen Berg voller Kastenbrote herbei, von dem die Bewohner essen sollten. Und da die Menschen nun nicht mehr über ihr Leid sprechen konnten, stopften sie sich zum Trost massenweise mit diesem Brot voll. Das Brot war aber ein Zauberbrot: Es verwandelte die Menschen, welche davon aßen, selbst in Kastenbrote, sodass sie dem König auch durch ihren traurigen Anblick nicht mehr lästig werden konnten.
Der Junge, der die Buchstabenlöcher in die Erde gestampft hatte, wurde zum Lohn für seinen Dienst auf den Brotberg gesetzt und erhielt ein eigenes Tischlein namens Donald deck dich!, das sich immer wieder von selbst füllte. An diesem Tischlein saß er Tag und Nacht und stopfte sich mit Hamburgern, Cheeseburgern und Pommes voll, bis er irgendwann genauso