Peter Behrens

Europäisches Marktöffnungs- und Wettbewerbsrecht


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Mengenachse (M) befindet sich die Gesamtprofitkurve (vgl. Schaubild 6), deren Maximum sich gerade in dem Punkt befindet, in dem sich Grenzerlös und Grenzkosten decken.

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      Jedes Unternehmen ist bei der Festlegung seiner Produktionsmenge objektiv abhängig von der auf dem jeweiligen Markt vorhandenen Nachfrage der Abnehmer. Die auf einem Markt insgesamt nachgefragte Menge ist abhängig vom Preis. Auch die Konsumenten folgen nämlich dem Grundsatz der Substitution: für die Befriedigung ihrer Bedürfnisse ersetzen sie stets die teureren Produkte durch gleichwertige billigere Produkte. Die Nachfragekurve, welche die Relation von Preisen und nachgefragten Mengen widerspiegelt, fällt demgemäß.

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      Allerdings ist das Ausmaß des Gefälles der Nachfragekurve abhängig von der Intensität, mit der die Konsumenten gerade dieses Produkt nachfragen, dh von der sog. Elastizität der Nachfrage. Die Nachfrageelastizität ist ein Maß für die Wechselbeziehung zwischen Preisänderungen und Änderungen der Nachfrage. Die Elastizität gibt an, in welchem Ausmaß sich die nachgefragte Menge ändert, wenn sich der Preis ändert. Um die Nachfrageelastizität für ein bestimmtes Gut zu bestimmen, kann man nun sinnvoller Weise nicht auf absolute Mengen oder Währungseinheiten abstellen, weil sie nach ganz unterschiedlichen Maßeinheiten bestimmt werden können. (Eine bestimmte Menge Weizen kann beispielsweise in Kilogramm, Zentnern oder Tonnen gemessen werden, ein bestimmter Preis lässt sich in Euro oder in US-Dollar ausdrücken). Der in einer bestimmten Währungseinheit gemessenen Preisänderung können also unterschiedliche Mengenänderungen gegenübergestellt werden, je nachdem wie sie gemessen werden. (So könnte z.B. eine Erhöhung des Weizenpreises von 100 auf 200 Euro pro Tonne ebenso gut einen Nachfragerückgang in Höhe von 0,5 Tonnen wie von 10 Zentnern zur Folge haben; oder es könnte der Nachfragerückgang in Höhe von 10 Zentnern ebenso gut auf eine Preiserhöhung von 100 auf 200 Euro wie von 70 auf 140 US-Dollar zurückgeführt werden). Je nachdem würden sich numerisch oder in der grafischen Darstellung ganz unterschiedliche Elastizitäten ergeben, obwohl es um ein und denselben Sachverhalt ginge. Aus diesem Grunde kommt es für die Elastizität auf die prozentualen Veränderungen an: Wenn sich die Menge verdoppelt, dann steigt sie um 100% unabhängig davon, in welcher Maßeinheit sie gemessen wird. Daher gilt: Die (Preis-)Elastizität der Nachfrage ist das Verhältnis der prozentualen Veränderung der nachgefragten Menge zur prozentualen Veränderung des Preises.

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      Die Elastizität (ε) ist ein Indikator dafür, ob die Konsumenten über hinreichende Alternativen verfügen, um bei Preiserhöhungen eines Unternehmens auf andere Produkte ausweichen zu können. Sofern sich die mengenmäßige Nachfrage umgekehrt proportional zur Veränderung des Preises verändert, hat die Nachfragekurve den typischen Verlauf: Wird der Preis von P1 zu P2 erhöht, so reduziert sich die nachgefragte Menge von M1 zu M2. Wird der Preis von P1 auf P3 gesenkt, so erhöht sich die nachgefragte Menge von M1 zu M3. Dies lässt sich folgendermaßen veranschaulichen:

      Schaubild 9:

      Nachfrageelastizität

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      Die Elastizität verändert sich aber über den gesamten Verlauf einer solchen Nachfragekurve erheblich: Eine Preiserhöhung von P3 zu P1 hat offensichtlich einen verhältnismäßig geringeren Rückgang der Nachfrage zur Folge als eine gleich große Preiserhöhung von P1 zu P2. Um die Elastizität in einer Zahl auszudrücken zu können, wird der Prozentsatz der Nachfrageänderung (dM:M) durch den Prozentsatz der Preisänderung (dP:P) dividiert:

dM dP
ε = :
M P

      Dabei wird jeweils der Durchschnitt der beiden zu vergleichenden Mengen bzw. Preise zugrundegelegt. Rechnerisch hat demgemäß die Elastizität unterhalb von P1 einen Wert unter 1 (30% : 60% = 0,5), dh die Nachfrage ist relativ unelastisch; oberhalb von P1 hat sie einen Wert über 1 (60% : 30% = 2,0), dh die Nachfrage ist relativ elastisch. Der Mittelwert der Elastizität auf dem Niveau von P1 beträgt 1.

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      Demgegenüber sind zwei Extremfälle denkbar: im einen Fall ist die Nachfrage vollkommen unelastisch, dh die mengenmäßige Nachfrage reagiert auf Preisänderung überhaupt nicht. Die Nachfragekurve verharrt folglich senkrecht zur Mengenachse:

      Schaubild 10:

      Vollkommen unelastische Nachfrage

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      Im anderen Fall ist die Nachfrage unendlich elastisch, dh die Nachfrage reagiert auf eine Preisänderung mit der gesamten Menge; im Falle einer Preiserhöhung reduziert sich also die nachgefragte Menge auf null. In der Grafik verläuft die Nachfrage somit waagerecht zur Mengenachse:

      Schaubild 11:

      Vollkommen elastische Nachfrage

kein Alternativtext verfügbar

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      Das Konzept der Kreuzpreiselastizität bringt die Wirkung der Preisveränderung für ein Gut X auf die mengenmäßige Nachfrage nach einem anderen Gut Y zum Ausdruck:

dMy dPx
ε = :
My Px

      Wiederum sind zwei Extremfälle denkbar: Ist die Kreuzpreiselastizität gleich null, so bedeutet dies, dass eine Preissteigerung für X ohne jegliche Auswirkung für das Gut Y bleibt. Beide Güter sind also nicht austauschbar (heterogen) und stehen daher nicht in Konkurrenz miteinander. Ist die Kreuzpreiselastizität unendlich, so bedeutet dies, dass im Falle einer Preissteigerung für X die gesamte Nachfrage auf das Gut Y übergeht.