Peter Behrens

Europäisches Marktöffnungs- und Wettbewerbsrecht


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(DK) und Grenzkosten (Kʼ) unterscheiden. Sie haben typischerweise folgenden Verlauf:

      Schaubild 3:

      Produktionskosten

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      Die Gesamtkostenkurve (GK) entspricht in ihrem Verlauf den gesamten variablen Kosten (GVK), weil zu diesen Kosten ein stets gleich bleibender Betrag an fixen Kosten (FK) hinzukommt. Die gesamten Durchschnittskosten (DK) fallen zunächst aufgrund der abnehmenden durchschnittlichen Fixkosten (DFK: siehe Schaubild 1) und der dadurch bedingten Skalenerträge (economies of scale). Sie steigen dann aber wieder an wegen der zunehmenden durchschnittlichen variablen Kosten (DVK siehe Schaubild 2). Entsprechend fallen bzw. steigen die gesamten Grenzkosten (Kʼ).

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      Fixkosten sind in der Regel versunkene Kosten (sunk costs), die verloren sind und auf keine Art und Weise wiedergewonnen werden können, wenn sie nicht durch die am Markt erzielten Erlöse gedeckt werden. So sind beispielsweise die Kosten der Investition in ein Stahlwerk versunken, da sich die Produktionsanlagen im Falle der Betriebseinstellung nicht einer anderen produktiven Verwendung zuführen lassen. Dagegen sind variable Kosten vermeidbare Kosten (avoidable costs), die nicht anfallen, wenn nicht produziert wird. So können die zur Stahlerzeugung erforderlichen Rohstoffe auch in anderen Stahlwerken oder zur Erzeugung anderer Güter verwendet werden. Für die Entscheidung, ob ein Unternehmen produzieren oder die Produktion einstellen sollte, kommt es bei kurzfristiger Betrachtung allein darauf an, dass die am Markt erzielten Erlöse die vermeidbaren Kosten (dh die variablen Kosten) decken. Nur wenn dies nicht der Fall ist, lohnt es nicht, weiter zu produzieren, weil dann nur Verluste erwirtschaftet würden.

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      Es gibt nun allerdings Fälle, in denen auch ein Teil der Fixkosten vermeidbar ist, sofern die Produktion eingestellt wird. Das gilt für produktspezifische Fixkosten wie sie beispielsweise für langfristige Verträge über die Nutzung produktiver Ressourcen anfallen können. Dann sind zwar die langfristig zu zahlenden Nutzungsentgelte fixe Kosten. Sie lassen sich aber möglicherweise teilweise vermeiden, wenn die Verträge gegen Zahlung einer niedrigeren Entschädigung aufgelöst oder die Nutzungsberechtigungen gegen Entgelt an Dritte weitergegeben werden können. Auch solche vermeidbaren Fixkosten müssen durch die am Markt erzielten Erlöse gedeckt sein, damit das Unternehmen die Produktion fortsetzen kann. Denn anderenfalls würde sich das Unternehmen besser stehen, wenn es die Produktion einstellte. Preise, die nur die variablen Kosten decken, sind also nicht immer ausreichend, um ein Unternehmen auch nur kurzfristig vor dem Marktaustritt zu bewahren.

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      Erlöse erzielt ein Unternehmen, wenn es seine Produkte bestimmungsgemäß auf dem Markt absetzt. Auch für die Erlöse lassen sich drei unterschiedliche Kategorien unterscheiden: der Gesamterlös (GE), der beim Absatz einer bestimmten Menge erzielt wird, der Durchschnittserlös (DE) für jede abgesetzte Produkteinheit, und der Grenzerlös (Eʼ), der jeweils auf eine zusätzlich abgesetzte Produkteinheit entfällt. Zur Veranschaulichung möge folgendes Beispiel dienen:

      Tabelle 2: Erlösarten

Absatz (Menge) Grenzerlös Durchschnittserlös Gesamterlös
M DE GE
0 0
1 50 50 50
2 50 50 100
3 50 50 150
4 50 50 200
5 50 50 250

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      Die verschiedenen Erlösarten hängen logisch miteinander zusammen. Der Durchschnittserlös für jede Produkteinheit entspricht dem Marktpreis, zu dem die Produkte abgesetzt werden können. Dabei wird vorausgesetzt, dass alle Einheiten eines bestimmten Produkts vom Produzenten zu einem einheitlichen Preis verkauft werden müssen (was zutrifft, wenn – wie gewöhnlich – keine Preisdiskriminierung zwischen verschiedenen Konsumentengruppen entsprechend ihrer unterschiedlichen Zahlungsbereitschaft möglich ist). Die Veränderung der unterschiedlichen Erlösarten in Relation zur abgesetzten Menge lässt sich wie folgt veranschaulichen:

      Schaubild 4:

      Erlöskurven

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      Die Durchschnittserlöskurve (DE) verläuft waagerecht. Der Gesamterlös (GE) ergibt sich aus der Anzahl abgesetzter Produkteinheiten und dem Marktpreis. Er steigt daher proportional zur abgesetzten Gesamtmenge. Der Grenzerlös (Eʼ) repräsentiert den Betrag, um den sich der Gesamterlös im Falle des Absatzes einer zusätzlichen Produkteinheit erhöht. Da alle Produkteinheiten zu einem einheitlichen Preis abgesetzt werden, entsprechen die Grenzerlöse genau der Zunahme des Gesamterlöses in Höhe des Marktpreises, der für die zusätzlich abgesetzte Produkteinheit erzielt wird. In der grafischen Darstellung fallen somit die Durchschnittserlöskurve und die Grenzerlöskurve zusammen.

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      Der Profit eines Unternehmens besteht nun aus der Differenz zwischen Kosten (einschließlich der normalen Kapitalrendite) und Erlösen. Die Kosten sind dem Unternehmen durch die auf den Faktormärkten geltenden Preise vorgegeben; die Erlöse sind dem Unternehmen andererseits durch die auf dem Absatzmarkt geltenden Preise vorgegeben. Demgemäß muss es dem einzelnen Produktionsunternehmen darum gehen, die produzierte Menge (M) so zu bestimmen, dass der maximale Profit (pmax) erzielt wird. Vergleicht man nun die Gesamterlöse mit den Gesamtkosten, so ergibt sich im numerischen Beispiel folgendes Bild:

      Tabelle 3: Profit als Differenz von Kosten und Erlösen