Heinrich Seidel

Reinhard Flemmings Abenteuer zu Wasser und zu Lande


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ich.

      Dass sich unsre höhere Bildung so einmütig gegen ihn wandte, machte offenbar Eindruck auf isern Hinrich, er wurde ganz kleinlaut und sagte: »Un ick heww Jochen Nehls doch, as sin acht Schilling all wiren, noch tweimal inschenkt, dat hei man noch mihr vertellen süll, un wenn dat dei Oll markt harr, dann harr ick ok tau un tau väl Schacht kragen. Un hei hett flucht up Dübelhal, dat hei noch väl düllere Geschichten von Herrn Wohland weiten dauhn dehr, un ick harr em jewoll noch eins inschenkt, wenn hei tauletzt nich dat Stamern un dat Hickuppen kragen harr. Un denn mit eins föll hei mi pardautz ünnern Disch und slöp in. As Vadder in keem, hett hei em an dei Schullern nahmen un ick an dei Bein un hebben em rut släpt na‘n Mess. ›Dor liggt hei weik,‹ sär de Oll. As ick ‚s abends in ‚n Schummern noch mal na em kieken dehr, dor wir hei weg.«

      Da es isern Hinrich so gänzlich misslungen war, uns mit den Geheimnissen des Uhlenberges zu imponieren, und er sich dazu heimlich von der Gartenarbeit, zu der er eigentlich kommandiert war, entfernt hatte, so schlug ihm jetzt plötzlich das Gewissen, und nach eiliger Erfüllung der gewohnten Zeremonien nahm er seine Holzpantoffeln in die Hand und entfloh schleunigst und schnellbeinig zu den vernachlässigten Fluren seiner engeren Heimat.

      In andrer Weise interessierte sich Onkel Philipp Simonis für unsre Abenteuer auf dem Uhlenberge. Der war ein entfernter Vetter meines Vaters und damals ein Mann von etwa fünfundfünfzig Jahren. Er hatte Theologie und Philologie studiert und war dann später als Hofmeister eines reichen jungen Grafen nochmals mit diesem auf die Universität gezogen und später auf Reisen mit ihm weit in der Welt herumgekommen. Der zu allem brauchbare Mann hatte später auf längere Zeit einen sehr gut dotierten Vertrauensposten als Sekretär des jungen Grafen eingenommen und sich im Laufe der Zeit durch Sparsamkeit ein kleines Vermögen erworben. Als er fünfundvierzig Jahre alt war, verlor er durch den Tod seines früheren Zöglings diesen Posten und kam auf einige Zeit, bis sich eine neue Stellung für ihn gefunden hätte, zu seinem Vetter in Steinhusen zu Besuch. An diesem Orte gefiel es ihm wohl, und er wurde bald mit so viel Fäden an ihn geknüpft, dass er dort hängen blieb. Es lag dort am Seeufer ein Häuschen mit einem vernachlässigten, ziemlich grossen Garten, das ein alter Sonderling bewohnt hatte, der vor kurzem gestorben war. Seine Erben, denen das kleine Anwesen eine Last war, wollten es möglichst bald verkaufen. Die Lage dieses Hauses und des Gartens, der von einer klaren Quelle durchrieselt wurde, am terrassenförmig aufsteigenden Seeufer gefiel ihm ausserordentlich, denn alles, was er dort fand, entsprach den Träumen, die er über einen Ruhesitz für seine alten Tage seit lange gehegt hatte. Die Gelegenheit war günstig, der Preis lächerlich gering, und schliesslich kam es ihm geradezu wie ein Unrecht vor, wenn er nicht zugriffe. Er konnte sich hier einstweilen einrichten und in Ruhe abwarten, was sich im Laufe der Zeit für eine Stellung darbieten würde. Im Notfall konnte er das Grundstück ja, und vielleicht sogar mit Vorteil, wieder verkaufen.

      Von dem Augenblicke an aber, da er dies Haus erworben hatte, gewann er eine so merkwürdige Fertigkeit, die Schattenseiten und Nachteile der Stellungen, die sich ihm darboten, aufzuspüren, dass er sich nie zu entschliessen vermochte, eine davon anzunehmen, und sich alle Verhandlungen zerschlugen. Zu Ostern hatte er Haus und Garten übernommen, und mit Feuereifer begann er alles nach seinen eignen Ideen umzugestalten, mit einer Gründlichkeit, als gedenke er für alle Zeit sich dort einzurichten. Bäume wurden geschlagen, Mistbeete angelegt und ein kleines Gewächshaus gebaut, und stets lag er mit dem Gutsinspektor in Fehde, um Arbeiter und Frauen aus dem Dorfe zu bekommen, die in dem Garten mächtig gruben und karrten und pflanzten und ihn um und um wühlten. Wagenladungen von Sträuchern, Bäumen und Pflanzen kamen von einem berühmten Gärtner aus der Hauptstadt, und eines Tages langten auch seine Möbel und seine stattliche Bibliothek an, die er seit seiner Studentenzeit gesammelt hatte. Alles wurde mit Behagen eingeräumt und aufgestellt. Auch am Hause hatte er stets etwas zu ändern und zu bessern, es roch dort stets nach Maurerkalk, Terpentin und Tapetenkleister, und für den einen Winter, den er vorläufig dort zubringen wollte, liess er sich in seinem Studierzimmer einen neuen Berliner Ofen setzen von besonders schönen, schimmernd weissen Kacheln. Es ging damals die Sage, er habe stets ein Stückchen einer solchen Kachel bei sich, und wo er nur bei Besuchen in der Umgegend einen weissen Ofen sehe, hielte er vergleichend heimlich sein Kachelpröbchen dagegen und schmunzle sehr, wenn es schöner und weisser sei als jene. Als der Herbst ins Land gekommen war, konnte man Haus und Garten kaum wieder erkennen. So um Weihnachten herum kam Onkel Simonis eine ganz glanzvolle Idee. Was konnten nicht alles für wunderbare Anlagen entstehen, wenn man die Quelle, die plätschernd und rieselnd mit ziemlich starkem Gefäll den Garten am Grunde eines tiefen Einschnittes durchfloss, wenn man diese Quelle abfing, und sie zur Bildung von kleinen Teichen und allerlei freundlichen Wasserkünsten veranlasste? Verlockende Träume von Forellenzucht und plätschernden Wasserfällen umgaukelten ihn; ein imaginärer Springbrunnen stieg auf und spielte mit einer goldenen Kugel, die gar lieblich in der Sonne blitzte. Wie schade, dass ihm dieser entzückende Einfall erst jetzt kam, wo er mit der Ausführung noch ein ganzes Vierteljahr warten musste. Aber zum Pläne machen, Ueberlegen und Vorbereiten war diese Zeit gut zu verwenden, und manche Stunde stand er in tiefem Sinnen am Rande des kleinen Rinnsals, das schwarz durch den weissen Schnee dahinging, und baute im Geiste. Um diese Zeit geschah etwas, das die schöne Ruhe seines Gemütes gewaltig aufstörte und das Gleichgewicht seines Geistes mächtig ins Schwanken brachte. Es wurde ihm durch Vermittlung guter Freunde eine sehr vorteilhafte Stellung angeboten, wie sie für seine Fähigkeiten nicht besser gefunden und ausgedacht werden konnte. Nun erst wurde er gewahr, wie sehr er schon an seinem neuen kleinen Besitztum hing, denn dieses Anerbieten, das ihm früher eine Freude und ein Stolz gewesen wäre, erfüllte ihn mit Sorge. Er geriet in grosse Unruhe und rannte, um sie zu dämpfen und ungestört über diesen Fall nachzudenken, um den ganzen See herum, was einen scharfen Marsch von etwa neun Stunden bedeutete. Zudem machte er weder seinem Vetter noch sonst jemand eine Andeutung von diesem Anerbieten, wahrscheinlich in der stillen Furcht, man möchte ihm zureden, es anzunehmen. Auf dem langen Marsche durch den kalten, sonnigen Wintertag über die dünne, frischgefallene Schneedecke hatte er einen glänzenden Einfall, nach dem er sofort handelte.

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