Александр Дюма

Der Pastor von Ashbourn


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herab; sie erfüllte das Innere des Hauses, und bald befand ich mich nicht allein in der Einsamkeit, sondern auch noch in der Finsterniß.

      Es lag mir wenig daran! denn so dunkel und so einsam dieses Haus auch war, mein Herz war sicher, immer noch weit leerer und weit dunkler als dasselbe zu bleiben!. . .

      Am folgenden Morgen klopfte man mit Tagesanbruche an die Hausthür.

      Ich erhob mich von meinem Schemel, auf welchem ich am Ende gegen ein Uhr Morgens eingeschlafen war, und machte die Thür auf.

      Der, welcher anklopfte, war der Schulmeister.

      Ich gab ihm einen Wink einzutreten und blieb in dem Eßzimmer stehen, indem ich erwartete, daß er mir den Grund seines frühen Besuches erklärte.

      Der wackere Mann schien sehr verlegen; er drehte seinen Hut in seinen Händen und stammelte unverständliche Worte.

      Ich ermuthigte ihn, indem ich lächelte und mich entschuldigte, ihm keinen Stuhl anzubieten, weil die Erben als einziges Möbel nur den Schemel zurückgelassen hätten, auf dem ich die Nacht zugebracht.

      – Und das ist gerade die Ursache meines Besuches, Herr Pastor, sagte er. Die Leute des Dorfes wissen, daß Madame Snart, die Sie als Mutter angenommen hatten, Sie als ihren Sohn betrachtete und Sie zu ihrem Erben machen wollte. . . Der Tod hat sie unvorbereitet überrascht, ohne daß die würdige Frau die Zeit gehabt hätte, weder eine Schenkung, noch ein Testament zu schreiben, so daß Sie jetzt hier ohne einen Vorhang, ohne einen Stuhl, ohne eine Matratze sind.

      – In der That, mein Freund, sagte ich, wenn ich Ihnen meine Armuth auch verbergen wollte, so vermöchte ich es nicht.

      – Nun denn! Herr Pastor, begann der Schulmeister wieder, indem er immer dreister wurde, hier ist mit Ihrer Erlaubniß das, was sie beschlossen haben . . .

      – Wer das?

      – Ihre Pfarrkinder . . . Gestern Abend haben sie sich also versammelt und beschlossen, daß jeder je nach seinen Mitteln Ihnen einen Theil seiner kleinen Haushaltung anbieten sollte: dieser die Bettstatt, jener den Pfühl, der Eine die Matratze, ein Anderer die Betttücher, ein Anderer die Vorhänge; der Tischler wird Ihnen einen Tisch liefern; der Drechsler wird Ihnen Stühle geben, und so fort, Herr Pastor.

      – Wie! rief ich aus, diese wackeren Leute haben das beschlossen?

      – Ja, Herr Pastor, immer vorbehältlich Ihrer Erlaubniß, und heute Morgen haben sie mich an Sie abgesandt, indem sie zu mir sagten: »Benachrichtige den Herrn Pastor von unserer Absicht, und mache ihm wohl bemerklich, daß das, was wir ihm anbieten, von keinem großen Werthe ist, wir wissen es, aber daß es mit gutem Herzen angeboten ist.«

      – Vortreffliche Leute! rief ich aus; wo sind sie denn, damit ich ihnen danke?

      – Ah! sie sind zu Haus, indem sie ein Wort der Erlaubnis, erwarten, um Alle herbeizueilen, Ihnen ihre kleine Gabe anzubieten . . . Nur zwei oder drei befinden sich auf dem Marktplatze, wo sie das Ansehen haben, sich zu unterhalten . . . Ich will ihnen einen Wink geben, daß Sie es annehmen, nicht wahr, Herr Pastor?

      – Nicht doch!

      – Wie! Sie schlagen es aus?

      – Im Gegentheile, ich will ihnen selbst sagen, wie sehr ich dankbar bin.

      Indem ich hierauf nach der Thür eilte und die Arme öffnete, rief ich ihnen mit Thränen in den Augen zu:

      – Kommt, kommt! Ich nehme es an! ich nehme es von ganzem Herzen und mit großer Freude an, und ich lege ein öffentliches Zeugniß der Armuth ab, damit Ihr wißt, daß Euer demüthiger Pastor nichts Eigenes hat, und daß Alles, was er besitzt, Euch gehört.

      Ich hatte noch nicht ausgesprochen, als die drei Männer des Marktplatzes unter Freudengeschrei in drei verschiedenen Richtungen davon eilten.

      Fünf Minuten nachher kam aus jeder Thür ein Mann, eine Frau oder ein Kind heraus. Keiner hatte leere Hände, Alle gingen nach dem Pfarrhause.

      Mein Herz war mit Freude und mit Stolz erfüllt, und ich sagte mir im Stillen, – ich bitte Gott und Sie darüber um Verzeihung, mein lieber Petrus:

      – Ich habe also einigen Werth, daß man mich so liebt? . . .

      Ich schloß die ersten, welche erschienen, in meine Arme; ich umarmte sie, Männer, Frauen, Kinder, wie ich meine Brüder, meine Frau und meine eigenen Kinder umarmt hätte.

      – Jetzt, Herr Pastor, sagte der Schulmeister zu mir, müssen Sie sie handeln lassen, ihnen das Pfarrhaus überlassen, und mit mir zum Frühstück kommen. Leider bin ich einer der ärmsten, und ich habe Ihnen nur das Frühstück geben können: aber meine Frau und meine Tochter haben sich alle beide daran gemacht, und sie zu zwei werden Ihnen vielleicht am Ende irgend etwas zubereiten, das nicht zu unwürdig ist, Ihnen angeboten zu werden.

      Ich gehörte mir nicht mehr an, ich gehörte diesen wackeren Leuten; ich ließ daher mit mir schalten. Da ich nicht mehr sprechen konnte, so sehr erstickten mich die Thränen, so dankte ich ihnen durch Zeichen und folgte dem Schulmeister.

      Wie der wackere Mann gesagt, sein Haus war eines der ärmsten des Dorfes; wir frühstückten aus irdenem Geschirr und mit zinnernen Löffeln, aber ich zweifle, daß ich selbst an der Tafel des Königs von England ein eben so gutes Mahl gehalten hätte.

      Während des Frühstücks stand mein Wirth zwei oder drei Mal auf, um Berathungen mit dem einen oder anderen meiner wackeren Pfarrkinder zu halten. Er hatte mich gebeten, nicht eher nach Haus zurückzukehren, als bis er mir sagen würde, daß es Zeit dazu sei. Ich erwartete daher seine Meldung, indem ich mich mit seiner Tochter und seiner Frau unterhielt.

      Gegen elf Uhr öffnete sich die Thür der armen Hütte. Die beiden ältesten Greise der Gemeinde erschienen in ihren Sonntagskleidern auf der Schwelle.

      – Wenn der Herr Pastor jetzt kommen will, sagten sie, wir erwarten ihn.

      Ich ging hinaus. Das ganze Dorf war längs der Straße in zwei Reihen aufgestellt; der Boden war mit grünen Blättern und mit Blumen bestreut, wie man es an den Tagen großer Kirchenfeierlichkeiten macht; meine Thür selbst war ganz mit Zweigen und geflochtenen Blumenkränzen beschattet.

      Das war der Triumph des Bescheidenen.

      Ich blieb auf der Schwelle stehen, indem ich sie Alle einlud einzutreten; aber mit einem außerordentlichen Zartgefühl schlugen sie es aus.

      – Wir danken, Herr Pastor, sagten sie; wir haben mit großem Vergnügen den dritten Theil des Tages für Sie verloren; aber Jeder muß an seine Arbeit zurückkehren, die Einen auf die Felder, die Anderen in die Werkstatt. Kehren Sie nach Haus zurück, und verzeihen Sie uns, wenn wir es nicht besser gemacht haben.

      Ich umarmte die beiden Greise, und indem ich mich an alle diese wackeren Leute wandte, sagte ich zu ihnen:

      – Freunde, Ihr habt für mich Etwas gethan, das ich niemals vergessen, und wofür ich Euch eine ewige Dankbarkeit erhalten werde . . . Geht in dem Frieden Eures Bewußtseins und unter der Obhut des Herrn!

      Alle dankten mir einstimmig und entfernten sich weit zufriedener und weit glücklicher, als ich es vielleicht selbst war; denn ich hatte empfangen, wahrend sie gegeben hatten.

      Ich trat in das Haus; zwei Stunden hatten hingereicht, um es gänzlich zu verändern. Ich hatte es traurig und leer verlassen, ich fand es heiter und möblirt wieder.

      Ich fing mit dem Speisezimmer an. In der Mitte stand ein runder, mit einer feinen Matte bedeckter Tisch; um den Tisch herum standen sechs Strohstühle, an der Wand ein Schrank von Nußbaumholz; in diesem Schranke befanden sich Gläser, Krüge von Steingut, Fayencen mit Blumen und Vögeln; – alles das ohne Zweifel nicht kostbar, aber sauber, freundlich und glänzend.

      In den Schubladen befanden sich zwölf Couverte von Zinn, welche wie Silber glänzten.

      Vor den Fenstern hingen schneeweiße Vorhänge, die von baumwollenen Schnüren zurückgehalten waren.

      Ich ging, indem ich die Hände faltete und zugleich Gott und diesen wackeren Leuten dankte, in das Schlafzimmer.

      Ein gutes Bett erwartete mich dort; zwei große Sessel öffneten