Александр Дюма

Die Dame von Monsoreau


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war nicht mehr Freude, sondern beinahe Wahnsinn, was Bussy ergriff, als er die Gewissheit erlangt hatte, dass er die Frau seines Traumes als eine Wirklichkeit betrachten durfte und dass ihm in der Tat diese Frau die edelmütige Gastfreundschaft bewilligt, deren unbestimmte Erinnerung im Grunde seines Herzens zurückgeblieben war.

      Er wollte auch den jungen Doktor, den er zu der Stelle seines gewöhnlichen Arztes erhob, nicht von sich lassen. Remy musste, so kothig er war, mit ihm in seine Sänfte steigen; er hatte bange, wenn er ihn nur einen Augenblick entließe, könnte er wie eine zweite Vision verschwinden, und beschloss, denselben mit sich nach dem Hotel Bussy zu nehmen, ihn dort für die Nacht einzuschließen, und dann zu sehen, ob er ihm die Freiheit wiedergeben sollte.

      Die ganze Zeit der Rückkehr wurde zu neuen Fragen verwendet; doch die Antworten drehten sich in dem von uns bezeichneten engen Kreise. Remy der Haudouin wußte kaum mehr, als Bussy, außer etwa, dass er fest überzeugt sein konnte, nicht geträumt zu haben, da er nicht in Ohnmacht gefallen war.

      Doch für jeden Menschen, der verliebt zu werden anfängt, und Bussy wurde es augenscheinlich, ist es schon viel, wenn er Jemand hat, mit dem er über den geliebten Gegenstand sprechen kann; Remy hatte diese Frau allerdings nicht gesehen; aber das war noch ein Verdienst mehr in den Augen von Bussy, weil ihm dieser begreiflich zu machen suchen konnte, wie sehr sie in jeder Hinsicht über ihrem Portrait erhaben wäre.

      Bussy hatte große Lust, die ganze Nacht über die unbekannte Dame zu sprechen, doch Remy begann seine ärztlichen Funktionen damit, dass er von dem Verwundeten verlangte, er solle schlafen oder wenigstens sich niederlegen; die Müdigkeit und der Schmerz gaben dem schönen Edelmann denselben Rat, und diese drei vereinigten Mächte trugen am Ende den Sieg davon.

      Doch dies geschah erst, nachdem Bussy selbst seinen neuen Hausgenossen in drei Zimmer einquartiert hatte, die in früheren Jahren seine Wohnung gewesen waren und einen Teil des dritten Stockwerkes des Hotel Bussy bildeten; sicher, der junge Arzt würde, sehr befriedigt durch seine Wohnung und das ihm von der Vorsehung bereitete neue Glück, nicht heimlicher Weise aus dem Hotel entweichen, ging er in die glänzenden Gemächer hinab, die er selbst im ersten Stocke einnahm.

      Als er am andern Morgen erwachte, sah er Remy vor seinem Bette stehen. Der junge Mann hatte die ganze Nacht hingebracht, ohne an das Glück glauben zu können, das ihm vom Himmel zufiel, und er erwartete das Erwachen von Bussy, um sich zu versichern, dass er ebenfalls nicht geträumt.

      »Nun,« fragte Remy, »wie befindet Ihr Euch?«

      »Vortrefflich, mein lieber Aesculap; und Ihr, seid Ihr zufrieden?«

      »So zufrieden, mein edler Beschützer, dass ich mein Los gewiss nicht gegen das von Heinrich III. vertauschen würde, obgleich er im Verlauf des gestrigen Tages ein schönes Stück Weg nach dem Himmel zurückgelegt haben muss; doch es handelt sich nicht um dieses, sondern ich muss Eure Wunde sehen.«

      »Seht sie.«

      Bussy wandte sich auf die Seite, damit der junge Arzt den Verband abnehmen könnte.

      Alles ging vortrefflich; die Lefzen waren bereits rosenfarbig und nahe an einander. Der glückliche Bussy hatte gut geschlafen, und Schlummer und Glück kamen dem Wundarzt so zu Hilfe, dass dieser beinahe nichts mehr zu tun harte.

      »Was sagt Ihr, Meister Ambroise Paré?« fragte Bussy.

      »Ich wage es kaum, Euch zu gestehen, dass Ihr beinahe geheilt seid, denn ich befürchte, Ihr schickt mich in meine Rue Beautreillis, fünfhundert und zwei Schritte von dem bewussten Hause, zurück.«

      »Das wir wiederfinden werden, nicht wahr, Remy?«

      »Ich glaube wohl.«

      »Du sagst also nun, mein Kind?«

      »Verzeiht,« rief Remy, Tränen in den Augen, »ich glaube, Ihr habt mich geduzt.«

      »Remy, ich duze alle Leute, die ich liebe. Ist es Dir ärgerlich, dass ich Dich geduzt habe?«

      »Im Gegenteil,« rief der junge Mann, indem er die Hand von Bussy zu ergreifen und zu küssen suchte, »im Gegenteil. Ich glaubte schlecht gehört zu haben. Oh! gnädiger Herr von Bussy, ich soll also vor Freude verrückt werden.«

      »Nein, mein Freund, Du sollst mich nur ebenfalls ein wenig lieben, Du sollst Dich als zum Hause gehörig betrachten und mir erlauben, dass ich heute, während Du Deinen Auszug bewerkstelligst, dem Übernehmen des Estortuaire4 von Seiten des Hofoberjägermeisters beiwohne.

      »Ah!« sprach Remy, »wir wollen bereits Torheiten begehen.«

      »Ei! nein, ich verspreche Dir, sehr vernünftig zu sein.«

      »Doch Ihr müsst reiten?«

      »Verdammt, das ist durchaus notwendig.«

      »Habt Ihr ein Pferd von sehr sanftem Gange, das dabei gut läuft?«

      »Ich habe die Wahl unter Vieren.«

      »Wohl, so nehmt das, welches Ihr der Dame vom Portrait zu reiten geben würdet … Ihr wisst?«

      »Ob ich weiß! ich glaube wohl. Höre, Remy, Du hast in der Tat für immer den Weg zu meinem Herzen gefunden; ich hatte gewaltig bange, Du würdest mich verhindern, zur Jagd zu reiten, oder vielmehr zu diesem Anscheine von einer Jagd, denn die Damen des Hofes und viele neugierige Frauen der Stadt sind zugelassen. Remy, mein Remy, Du begreifst nun, dass die Dame vom Portrait natürlich entweder zum Hofe, oder zu der Stadt gehören muss. Sicherlich ist es keine einfache Bürgerfrau; die Tapeten, der gemalte Plafond, das Bett von weiß und goldenem Damast, dieser ganze so geschmackvolle Luxus endlich offenbaren eine Frau von Stand, oder wenigstens eine reiche Frau; oh! wenn ich sie dort treffen würde!«

      »Alles ist möglich,« erwiderte Remy philosophisch.

      »Ausgenommen, das Haus zu finden,« seufzte Bussy.

      »Und in dasselbe einzudringen, wenn wir es gefunden haben,« fügte Remy bei.

      »Oh! daran denke ich immer erst, wenn ich innen bin; doch sind wir einmal dort, so habe ich ein Mittel.«

      »Welches?«

      »Ich lasse mir einen andern Degenstich beibringen.«

      »Schön, das verleiht mir Hoffnung, dass Ihr mich behalten werdet.«

      »Sei unbesorgt,« sprach Bussy, »es ist mir, als wärst Du mir bereits zwanzig Jahre bekannt, und ich vermöchte Deiner nicht mehr zu entbehren, so wahr ich ein Edelmann bin.«

      Das reizende Gesicht des jungen Arztes blühte unter dem Ausdrucke einer unsäglichen Freude auf.

      »Vorwärts,« sagte er, »es ist abgemacht; Ihr geht auf die Jagd, um die Dame zu suchen, und ich kehre nach der Rue Beautreillis zurück, um das Haus zu suchen.«

      »Es wäre seltsam, wenn wir Jeder mit einer Entdeckung zurückkämen!«

      Hiernach trennten sich Bussy und der Haudouin mehr wie zwei Freunde, als wie ein Herr und ein Diener.

      Es fand wirklich auf Befehl eine große Jagd in dem Walde von Vincennes zur Feier der Übernahme der Funktionen von Herrn Bryan von Monsoreou statt, der einige Wochen zuvor zum Oberstjägermeister ernannt worden war. Die Prozession am vorhergehenden Tage und der rasche Eintritt in die Buße von Seiten des Königs, der seine Fasten am Fasching-Dienstag anfing, ließen einen Augenblick bezweifeln, ob er in Person dieser Jagd beiwohnen würde; denn hatte der König diese Frömmigkeitsanfälle, so geschah es oft, dass er mehrere Wochen den Louvre nicht verließ, wenn er die religiöse Strenge nicht so gar so weit trieb, dass er in ein Kloster ging, doch zum großen Erstaunen des ganzen Hofes erfuhr man gegen neun Uhr Morgens, der König sei nach dem Turm von Vincennes aufgebrochen und halte eine Hirschjagd mit seinem Bruder, Monseigneur dem Herzog von Anjou, und dem ganzen Hofe.

      Der Versammlungsplatz war der Rondpoint du Roi Saint-Louis. So nannte man damals einen Kreuzweg, wo man der Sage nach noch die berühmte Eiche sah, unter der der Märtyrer-König Recht gesprochen hatte. Es war alle Welt um neun Uhr versammelt, als der Oberstjägermeister, beinahe dem ganzen Hofe unbekannt und folglich ein Gegenstand der allgemeinen Neugierde, auf einem prächtigen Rappen erschien.

      Aller