sagt, es; doch das ist Alles; er scheint von niederem Adel zu sein.«
»Und wer ist die Geliebte von diesem Krautjunker?«
»Er hat keine Geliebte; der würdige Herr bildet sich etwas darauf ein, einzig in seiner Art zu sein; doch sieh, Monseigneur der Herzog von Anjou winkt Dir mit der Hand, gehe geschwinde.«
»Ah! meiner Treue, der Herr Herzog von Anjou wird warten. Dieser Mensch stachelt meine Neugierde. Ich finde ihn seltsam; ich weiß nicht warum, doch man hat solche Gedanken, wenn man den Leuten zum ersten Male begegnet; es scheint mir, ich werde mit ihm einen Strauß auszufechten haben: Und dann der Name Monsoreau!«
»Die Etymologie hiervon ist mir bekannt,« sprach Antraguet, »mein alter Abbé hat es mir diesen Morgen gesagt: Mons Soricis.5«
»Das ist mir ganz lieb,« versetzte Bussy.
»Warte doch,« rief plötzlich Antraguet.
»Was denn?«
»Livarot kennt das.«
»Was kennt er?«
»Den Mons Soricis. Sie sind Gutsnachbarn.«
»Warum sagst Du uns das nicht sogleich? He! Livarot!«
Livarot näherte sich.
»Geschwinde hierher; der Monsoreau?«
»Nun?« fragte der junge Mann.
»Belehre uns über den Monsoreau.«
»Gern.«
»Dauert es lange?«
»Nein, es wird kurz sein. In drei Worten sage ich Euch, was ich davon weiß, und was ich davon denke. Ich habe Furcht vor ihm!«
»Gut! und nun, da Du uns gesagt hast, was Du von ihm denkst, so sage uns, was Du von ihm weißt.«
»Höre! … ich kam eines Abends …«
»Das fängt schrecklich an,« sprach Antraguet.
»Wollt Ihr mich endigen lassen?«
»Ich kam eines Abends, vor ungefähr sechs Monaten, von meinem Oheime d'Entragues durch den Wald von Méridor zurück, als ich plötzlich einen furchtbaren Schrei hörte und einen weißen Zelter, den Sattel leer, in das Gebüsch fort stürzend, vorüber kommen sah; ich gab meinem Pferde die Sporen und gewahrte am Ende einer langen, durch die ersten Schatten der Nacht verfinsterten Allee einen Menschen auf einem Rappen; er ritt nicht, er flog. Derselbe halb erstickte Schrei ließ sich abermals hören, und ich bemerkte vor dem Sattel eine Frau, der er die Hand auf den Mund drückte. Ich hatte meine Jagdbüchse bei mir, Ihr wisst, dass ich ziemlich sicher schieße. Ich nehme ihn auf das Korn und hätte ihn meiner Treue erschossen, wäre nicht die Lunte in dem Augenblick, wo ich losdrückte, erloschen.«
»Nun, und dann?« sagte Bussy.
»Dann fragte ich einen Holzhauer, wer der Herr mit dem Rappen wäre, der Frauen raubte; er antwortete mir, es wäre Herr von Monsoreau.«
»Das macht sich wohl, scheint mir, dass man Frauen raubt,« sprach Antraguet, »nicht wahr, Bussy?«
»Ja,« erwiderte dieser, »doch man lässt sie wenigstens nicht schreien.«
»Und wer war die Frau?« sagte Antraguet.
»Das hat man nie erfahren.«
»Er ist offenbar ein merkwürdiger Mann und ich interessiere mich für ihn,« sprach Bussy.
»Es ist gewiss, dass sich der edle Herr eines furchtbaren Rufes erfreut,« sagte Livarot.
»Erzählt man sich noch andere Geschichten von ihm?«
»Nein, nichts; scheinbar hat er nie großes Unglück gestiftet; er ist sogar, wie man sagt, ziemlich gut gegen seine Bauern, doch dessen ungeachtet fürchtet man ihn in der Gegend, welche bis jetzt das Glück gehabt hat, ihn zu besitzen, wie das Feuer. Er ist ein gewaltiger Jäger wie Nimrod, nicht vor Gott vielleicht, sondern vor dem Teufel, und der König hat somit wohl nie einen ähnlichen Oberstjägermeister gehabt. Gewiss taugt er besser für diesen Posten, als Saint-Luc, dem er Anfangs bestimmt war, welchem er aber durch den Einfluss des Herzogs von Anjou vor der Nase weggeblasen worden ist.«
»Du weißt, dass Dir der Herzog von Anjou immer noch winkt?« sprach Antraguet.
»Gut, lass ihn winken; ei! hast Du erfahren, was man sich von Saint-Luc erzählt?«
»Nein; ist er immer noch Gefangener des Königs?« fragte lachend Livarot.
»Es muss wohl so sein, da er nicht hier ist,« versetzte Antraguet.
»Keines Wegs, mein Lieber, er ist diese Nacht um ein Uhr abgereist, um die Güter seiner Frau zu besuchen.«
»Verbannt?«
»Es sieht ganz so aus.«
»Saint-Luc verbannt, unmöglich!«
»Wahr wie das Evangelium.«
»Von St. Lucas.«
»Nein, vom Marschall von Brissac, der mir diesen Morgen die Sache persönlich mitteilte.«
»Ah! das ist neu und seltsam, das wird Monsoreau schaden.«
»Ich habe es,« sprach Bussy.
»Was hast Du?«
»Ich habe es gefunden.«
»Was hast Du gefunden?«
»Den Dienst, den er Herrn von Anjou geleistet hat.«
»Saint-Luc?«
»Nein, der Monsoreau.«
»Wirklich?«
»Ja, oder der Teufel soll mich holen. Kommt mit mir, und Ihr sollt sehen.«
Und von Livarot und Antraguet gefolgt, setzte Bussy sein Pferd in Galopp, um den Herrn Herzog von Anjou einzuholen, der, müde ihm Zeichen zu machen, einige Büchsenschüsse vor ihm ritt.
»Ah! Monseigneur,« rief Bussy, als er in der Nähe des Herzogs war, »was für ein kostbarer Mann ist dieser Herr von Monsoreau!«
»Ah, wirklich!«
»Es ist unglaublich.«
»Du hast also mit ihm gesprochen?« versetzte der Prinz immer spöttisch.
»Gewiss, abgesehen davon, dass er einen sehr gebildeten Geist besitzt.«
»Und Du hast ihn gefragt, was er für mich getan?«
»Ganz gewiss, ich redete ihn nur zu diesem Behufe an.«
»Und er antwortete Dir?« fragte der Prinz heiterer als je.
»Auf der Stelle und zwar mit einer Höflichkeit, für welche ich ihm außerordentlich viel Dank weiß.«
»Was hat er gesagt, lass hören, mein wackerer Kämpe.«
»Er hat mir artiger Weise eingestanden, Monseigneur, er wäre der Lieferant von Eurer Hoheit.«
»Der Wildpretlieferant?«
»Nein, der Frauenlieferant.«
»Wie beliebt?« versetzte der Herzog, dessen Stirne sich rasch verdüsterte, »was soll dieser Spaß bedeuten?«
»Er soll bedeuten, Monseigneur, dass er für Euch Frauen auf seinem großen Rappen entführt, und dass er denselben, da sie ohne Zweifel die Ehre nicht kennen, die ihnen vorbehalten ist, die Hand auf den Mund drückt, um sie am Schreien zu verhindern.«
Der Herzog faltete die Stirne, presste zornig die Fäuste zusammen, erbleichte und setzte sein Pferd in so wütenden Galopp, dass Bussy und die Seinigen zurückblieben.
»Ah! ah!« rief Antraguet, »mir scheint, der Scherz ist gut.«
»Um so besser,« sagte Livarot, »als er nicht auf Jedermann den Eindruck eines Scherzes macht.«
»Teufel!« versetzte Bussy, »man sollte glauben, ich habe den armen Herzog fest gepackt.«
Einen Augenblick nachher hörte man die Stimme