Александр Дюма

Die Holländerin


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Herr Van-Dick seine Koffer und überwachte sie mit einem Blick, der durchaus der Ehrlichkeit dessen nicht schmeichelte, der sie auf einem Karren fuhr.

      Gegen sieben Uhr wurden die Thore geöffnet und die Menge stürzte heulend in die Straßen der Stadt.

      Die Luft war grau und an dem ganzen Himmel von Amsterdam war auch nicht so viel Blaues zu finden, als man nöthig hat, um eine Weste daraus zu fertigen.

      – Es ist heute schön, sprach Herr Van-Dick, indem er mit Wollust die Luft des Vaterlandes ein sog.

      – Was meinen Sie? fragte Tristan, der glaubte, er habe sich geirrt.

      – Ich sage, daß es heute schön ist, antwortete ernsthaft der Kaufmann.

      – Teufel, dachte unser Tenor, wie müssen die Tage aussehen, die Herr Van-Dick schlecht findet!

      – Jetzt, fuhr der Holländer fort, folgen Sie mir.

      Nach diesen Worten bog er in die Utrechter Straße und verfolgte sie bis zur ersten Brücke. Hier wandte er sich rechts. Ohne den Juden, welcher die Sachen fuhr, aus den Augen zu verlieren, klopfte er seinem Begleiter auf die Achsel und sprach:

      – Was meinen Sie zu dem Hause, das dort vor uns steht?

      – Jenes schöne Haus mit der großen Steintreppe?

      – Ja.

      – Ein prachtvolles Haus.

      – Es ist das unsrige.

      – Ich mache Ihnen mein Compliment

      – Auch die andere Seite gehört mir, dort liegen die Magazine.

      – Ich werde Sie nicht anders mehr als Krösus nennen.

      In diesem Augenblicke stieg Herr Van-Dick die Treppe hinauf, die zu der Thür führte und durch einen Balcon, ungefähr vier Fuß von der Erde, mit einer andern Treppe von derselben Form und zu demselben Gebrauche verbunden ward.

      Herr Van-Dick klopfte mit starken Schlägen an die Thür.

      Eine Frau öffnete.

      – Ach, der Herr! rief sie; Madame wird überrascht sein – ich werde es ihr melden.

      – Schläft sie noch?

      – Ja, Herr.

      – So wecke man sie nicht, aber man sorge dafür, daß Punkt elf Uhr das Frühstück bereit sei und gebe diesem Herrn ein Zimmer im zweiten Stockwerk. Wenn Sie schlafen wollen, mein Bester, fuhr Herr Van-Dick fort, geniren Sie sich nicht.

      – Was werden Sie thun, mein freundlicher Wirth?

      – Ich werde einen Spaziergang durch den Garten machen, mein Journal lesen, meine Pfeife rauchen und das schöne Wetter genießen.

      – Erlauben Sie, daß ich Sie begleite?

      – Wird mir sehr angenehm sein.

      – Nun, dachte Tristan, indem er der rothbackigen, kräftigen Magd folgte, bis auf den weißen Himmel und die schwarzen Straßen scheint Holland ein schönes Land zu sein.

      4

      Herr Van-Dick zeigte nun unserm Tristan sein ganzes Haus, das, beiläufig gesagt, sehr schön eingerichtet war. Er führte ihn auch in die Magazine, zu denen man über drei Stufen gelangte. Auf der einen Seite grenzten sie an den Prinzen-Kanal, auf der andern an den Garten. Längs dem Garten lief eine Art Corridor hin, der zu dem Bureau führte, das mit Blumen und Vögeln umgeben war.

      Waren die Magazine geöffnet, so hielt sich hier der erste Commis auf, von dem der Holländer erzählt hatte.

      Der Garten war nicht sehr groß, aber es fanden einige große Bäume darin, deren Laubdach die Strahlen der Sonne jedenfalls verhüllen würden, wenn in Holland die Sonne schiene.

      Eine andere Thür, gleichlaufend mit der der Magazine, die sich ebenfalls nach dem Garten zu öffnete, führte in das Haus, das Madame Van-Dick, ihr Sohn und Herr Van-Dick bewohnte und nun auch Tristan bewohnen sollte. Sowohl von der Seite des Kanals als von der des Gartens führte eine Treppe in das erste Stockwerk, das der Herr und die Herrin des Hauses bewohnten. Ein jeder von Beiden hatte ein Zimmer für sich, so daß sie sich nach Belieben trennen oder vereinigen konnten. Neben dem Zimmer der Madame Van-Dick befand sich das des jungen Herrn Van-Dick. Das zweite Stockwerk war für Tristan bestimmt und das dritte bewohnten die Domestiken. Auf demselben Gange, der zu unsers Tenors Zimmer führte, befanden sich zwei andere für besuchende Freunde.

      Herr Van-Dick führte Tristan in ein Appartement, zeigte ihm die Einrichtung desselben, öffnete die Fenster und machte ihn auf die Aussicht aufmerksam, die auf der einen Seite nach dem Garten hinausging und auf der andern nach dem Prinzen-Kanal, d. h. nach einer Straße, die an einem ziemlich breiten Kanale hinläuft.

      – Hier bietet sich Ihnen stets Zerstreuung, sprach der Kaufmann; Menschen, Barken und Kaufmannsgüter wogen hier in buntem Gedränge.

      – Wohin gehen die Kaufmannsgüter?

      – Nach allen Weltgegenden. Ein anderes Haus von derselben Wichtigkeit besitze ich auch in Harlem.

      – Ein Handlungshaus?

      – Allerdings. Da es drei Stunden von hier entfernt ist, dient es mir Sonntags zum Ziele einer Promenade und zum Landhause.

      Herr Van-Dick schloß das Fenster. In dem Augenblicke, als er die Treppe wieder hinabsteigen wollte, ließ sich eine Stimme vernehmen, die ihn rief.

      – Ah, da kommt mein Sohn! Das Kind warf sich in die Arme des Vaters und grüßte Tristan mit der Verwunderung, mit welcher Kinder unbekannte Personen grüßen, die sie zu grüßen in dem Hause ihres Vaters gezwungen sind.

      – Siehst du diesen Herrn? sprach darauf der Holländer zu ihm.

      – Ja, Papa.

      – Von heute an bleibt er bei uns und von morgen an wirst Du Alles thun, was er Dir sagen wird. Das Kind sah den Vater an, als ob es fragen wollte: warum?

      – Weil, antwortete der Papa, dieser Herr mit Deiner Erziehung beauftragt ist.

      Die Verwunderung des Knaben verwandelte sich in Schrecken. Tristan bemerkte es und sprach zu ihm:

      – Fürchten Sie nichts, mein kleiner Freund, ich bin kein gewöhnlicher Schulmeister, Sie werden mir bald gut sein.

      Bei diesen Worten strich er dem Kinde freundschaftlich die blonden Locken. Als es sich von dem ersten Schrecken erholt hatte, sprach es lebhaft zu Herrn Van-Dick:

      – Mama ist aufgestanden, ich werde zu ihr gehen und ihr sagen, daß Du angekommen bist!

      – Geh, mein Kind!

      Der Knabe lief die Treppe zum ersten Stockwerke hinab, wo man ihn mit kindlicher Unbefangenheit die Thür öffnen hörte.

      Eine halbe Stunde später lehnten die beiden Männer in der Brüstung eines Fensters, das vom Erdgeschosse nach dem Garten hinausging, plauderten mit einander und betrachteten die Blumen und Bäume. Madame Van-Dick war herabgestiegen und nachdem sie ihren Mann gesucht hatte, trat sie endlich in den Speisesaal, wo sie ihn erblickte.

      Die beiden Männer am Fenster hörten sie nicht kommen, so daß sie sich ihrem Manne näherte und ihn auf die Achsel schlug.

      – Fast eine Stunde schon suche ich Sie, sprach sie in einem halb spröden, halb süßen Tone, und wäre Tristan nicht zugegen gewesen, den Madame nachlässig grüßte, hätte man das Süße desselben nicht bemerkt.

      – Wir sind da, beste Freundin, wir sind da. Ich sprach so eben mit diesem Herrn über unsern Eduard. Herr Tristan, fuhr er fort, indem er auf unsern Freund deutete, ein junger Mann von großem Verdienst, der sich der Erziehung unsers Sohnes unterziehen will.

      Madame Van-Dick grüßte noch einmal den neuen Gast, der sich bei der Schmeichelei des Gatten mit großer Bescheidenheit verbeugte und respectvoll den Gruß der Gattin erwiderte.

      – Seit vier Tagen erwarten wir Sie schon, fuhr die Dame zu dem Holländer gewendet fort, wir hatten schon Angst um Sie.

      – Ach mein