Александр Дюма

Königin Margot


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murmelte sie und drückte ihre Tochter am Handgelenk, daß sie hätte schreien mögen.

      »Madame,« sprach Heinrich zu seiner Gemahlin, (ohne zu hören, hatte er doch nicht das Geringste von der Pantomime der Königin und der beiden Schwestern verloren), »Madame, werdet Ihr mir die Ehre erzeigen, mir Eure Hand zum Kusse zu reichen?«

      Margarethe reichte ihm eine zitternde Hand.

      »Was hat sie Euch gesagt,« murmelte Heinrich, sich bückend, um seine Lippen dieser Hand zu nähern.

      »Ich solle nicht von hinnen gehen; im Namen des Himmels, geht auch nicht aus.«

      Es war nur ein Blitz, aber beim Schimmer dieses Blitzes, so rasch er auch war, errieth Heinrich ein ganzes Complott.

      »Das ist noch nicht Alles,« sagte Margarethe, »hier ist ein Brief, den ein Provençalischer Edelmann überbracht hat.«

      »Herr de La Mole?«

      »Ja.«

      »Ich danke,« sprach Heinrich, nahm den Brief und steckte ihn in sein Wamms, und an seiner Gemahlin vorüber gehend, legte er seine Hand auf die Schulter des Florentiners und sagte:

      »Nun, Meister René, wie gehen Eure Handelsgeschäfte?«

      »Ziemlich gut, Monseigneur, ziemlich gut,« antwortete der Giftmischer mit seinem treulosen Lächeln.

      »Ich glaube es wohl,« versetzte Heinrich, »wenn man, wie Ihr, Lieferant aller gekrönter Häupter Frankreichs und des Auslandes ist.«

      »Mit Ausnahme des Königs von Navarra,« antwortete der Florentiner in frechem Tone.

      »Ventre-saint-gris!« sprach Heinrich, »Meister René, Ihr habt Recht. Und doch hat mir meine Mutter, welche auch bei Euch kaufte, sterbend Meister René empfohlen. Besucht mich morgen oder übermorgen in meiner Wohnung und bringt Eure besten Parfumerien mit.«

      »Dies wird nicht übel sein, sprach Catharina lächelnd, »denn man sagt …«

      »Ich habe einen feinen Geruch?« versetzte Heinrich lachend, »wer hat Euch das gesagt, meine Mutter? Margot etwa?«

      »Nein, mein Sohn,« erwiederte Catharina, »Frau von Sauves.«

      In diesem Augenblick brach die Frau Herzogin von Lothringen, welche sich trotz aller Anstrengung nicht mehr halten konnte, in ein Schluchzen aus.

      Heinrich wandte sich nicht einmal um.

      »Meine Schwester!« rief Margarethe, auf Claude zueilend, »was habt Ihr?«

      »Nichts,« sagte Catharina, sich zwischen die zwei jungen Frauen stellend, »nichts, sie hat das nervöse Fieber, das ihr Mazille mit Aromen zu behandeln empfiehlt.«

      Und sie drückte abermals und noch kräftiger als das erste Mal ihre ältere Tochter am Arme und sagte dann, sich gegen die jüngere umwendend:

      »Margot, habt Ihr nicht gehört, daß ich Euch bereits aufforderte, Euch zurückzuziehen? Wenn das nicht genügt, so befehle ich es Euch.«

      »Verzeiht, Madame,« erwiederte Margarethe bleich und zitternd. »Ich wünsche Eurer Majestät eine gute Nacht.«

      »Und ich hoffe, Euer Wunsch wird erfüllt werden. Gute Nacht, gute Nacht!«

      Margarethe entfernte sich wankend und vergebens bemüht, einem Blicke ihres Gemahls zu begegnen, der sich nicht einmal nach ihr umdrehte.

      Es herrschte ein kurzes Stillschweigen, während dessen Catharina die Augen auf die Herzogin von Lothringen geheftet hielt, welche ihrerseits, ohne zu sprechen, die Hände gefaltet, ihre Mutter anschaute.

      Heinrich wandte der Scene den Rücken zu, aber er sah sie dennoch in einem Spiegel, indeß er sich den Anschein gab, als kräuselte er einen Schnurrbart mit einer Pommade, die ihm René überreicht hatte.

      »Und Ihr, Heinrich?« sagte Catharina, »geht Ihr noch aus?«

      »Ah, ja, das ist wahr!« rief der König von Navarra, »ah bei meiner Treue, ich vergaß, daß der Herzog von Alençon und der Prinz von Condé mich erwarten. Diese bewunderungswürdigen Wohlgerüche berauschen mich und berauben mich, wie es scheint, des Gedächtnisses. Auf Wiedersehen, Madame.«

      »Auf Wiedersehen! Morgen gebt Ihr mir Nachricht von dem Admiral, nicht wahr?«

      »Ich werde nicht ermangeln. Nun, Phöbe, was gibt es?«

      »Phöbe!« sagte die Königin Mutter ungeduldig.

      »Ruft sie zu Euch, Madame,« sprach der Bearner, »denn sie will mich nicht gehen lassen.«

      Die Königin Mutter stand auf, nahm die kleine Hündin beim Halsbande und hielt sie zurück, während Heinrich sich entfernte, das Gesicht so ruhig und lachend, als hätte er keine Ahnung gehabt, daß er Gefahr lief, ermordet zu werden.

      Von Catharina von Medicis wieder losgelassen, lief ihm die kleine Hündin nach, um ihn einzuholen, aber sie konnte nur ihre längliche Schnauze, ein trauriges, langes Geheul ausstoßend, unter der Tapete durchstrecken.

      »Nun, Charlotte,« sagte Catharina zu Frau von Sauves, »nun hole mir die Herren von Guise und Tavannes, welche in meinem Betzimmer sind, und komme dann mit ihnen zurück, um der Herzogin von Lothringen welche an ihren Vapeurs leidet, Gesellschaft zu leisten.«

       VII.

      Die Nacht des 25. August 1572

      Als La Mole und Coconnas ihr mageres Abendbrod verzehrt hatten, denn das Geflügel des Wirthshauses zum schönen Gestirne war nur auf dem Schilde sichtbar, setzte sich Coconnas in seinem Stuhle fest, streckte die Beine aus, stützte den Ellenbogen auf den Tisch und fragte, ein letztes Glas Wein schlürfend:

      »Geht Ihr sogleich schlafen, Herr de La Mole?«

      »Meiner Treu ich habe große Lust, denn es ist möglich, daß man mich in der Nacht weckt.«

      »Mich auch,« sagte Coconnas, »aber statt uns niederzulegen und diejenigen, welche uns holen werden, warten zu lassen, würden wir, wie es mir scheint, besser daran thun, Karten zu verlangen und zu spielen. Man würde uns dann ganz vorbereitet finden.«

      »Gerne wollte ich Euren Vorschlag annehmen, mein Herr, aber um zu spielen habe ich wenig Geld. Ich besitze kaum hundert Goldthaler in meinem Felleisen, das ist mein ganzer Schatz, und damit soll ich mein Glück machen?«

      »Hundert Goldthaler!« rief Coconnas, »und Ihr beklagt Euch. Mordi, mein Herr, ich habe nur sechs.«

      »Geht doch,« versetzte La Mole, »ich habe Euch Eure Börse ziehen sehen, die mir nicht nur sehr rund, sondern man dürfte wohl sagen, aufgeschwollen vorkam.«

      »Oh, ja,« sagte Coconnas, »das ist, um eine alte Schuld zu tilgen, welche ich an einen Freund meines Vaters zu bezahlen habe, der mir, wie Ihr, ein wenig Hugenotte zu sein scheint. Es sind hundert Rosenobles,« fuhr Coconnas, an seine Tasche klopfend, fort. »Diese hundert Rosenobles aber gehören Meister Mercandon. Was mein Erbgut betrifft, so beschränkt es sich, wie ich Euch sagte, auf sechs Thaler.«

      »Wie sollen wir dann spielen?«

      »Gerade deshalb wollte ich spielen. Ueberdies ist mir ein Gedanke gekommen.«

      »Laßt hören.«

      »Wir kommen Beide in derselben Absicht nach Paris?«

      »Ja.«

      Wir haben Beide einen mächtigen Beschützer?«

      »Ja.«

      »Nun, es ist mir der Gedanke gekommen, wir wollen zuerst um unser Geld und dann um die erste Gunstbezeugung spielen, die uns entweder vom Hofe oder von unserer Geliebten zufließt.«

      »In der That, das ist sehr geistreich,« sagte La Mole lächelnd, »aber ich gestehe, ich bin nicht genug Spieler, um mein ganzes Leben auf eine Karte oder auf einen Wurf zu setzen; denn die erste Gunst, die Euch und mir zukommt, wird ohne Zweifel einen mächtigen Einfluß auf unser ganzes Leben haben.«

      »Lassen wir also die erste Gunstbezeugung des Hofes und spielen wir um die erste Gunst unserer Geliebten.«

      »Dagegen