Александр Дюма

Königin Margot


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Stimme, welche wie eine kostbare Musik in seinen Ohren klang:

      »Was wollt Ihr, mein Herr?«

      »Ah! Madame,« erwiederte La Mole, die Augen niederschlagend, »ich bitte Euch, entschuldigt mich, ich verlasse so eben Herrn von Mouy, der die Güte gehabt hat, mich hierher zu führen, und ich suchte den König von Navarra.«

      »Seine Majestät ist nicht hier, mein Herr; der König ist, glaube ich, bei seinem Schwager. Aber könntet Ihr in seiner Abwesenheit nicht der Königin sagen …?«

      »Allerdings, Madame,« versetzte La Mole, »wenn irgend Jemand sich herablassen wollte, mich zu ihr zu führen.«

      »Ihr steht vor ihr.«

      »Wie?« rief La Mole.

      »Ich bin die Königin von Navarra,« sagte Margarethe.

      La Mole machte eine so ungestüme Bewegung des Erstaunens und Schreckens, daß die Königin lächelte.

      »Sprecht geschwinde, mein Herr,« sagte sie, »denn man erwartet mich bei der Königin Mutter.«

      »Oh! Madame, wenn Ihr sogleich erwartet werdet, so erlaubt mir, mich zu entfernen, denn es wäre mir in diesem Augenblick unmöglich, mit Euch zu sprechen. Ich bin nicht im Stande, zwei Gedanken zusammenzufassen; Euer Anblick hat mich geblendet. Ich denke nicht mehr, ich bewundere.«

      Margarethe ging voll Anmuth und Güte auf den schönen jungen Mann zu, der, ohne es zu wissen, als vollendeter Höfling gehandelt hatte, und sagte:

      »Beruhigt Euch, mein Herr, ich werde warten, und man wird auf mich warten.«

      »Oh! vergebt, Madame, wenn ich Euere Majestät von Anfang nicht mit aller Achtung begrüßt habe, welche sie von einem ihrer unterthänigsten Diener anzusprechen befugt ist.«

      »Ihr hieltet mich wohl für eine von meinen Frauen?« fuhr Margarethe fort.

      »Nein, Madame, sondern für den Schatten der schonen Diana von Poitiers. Man sagt mir, sie erscheine zuweilen im Louvre.«

      »Mein Herr,« versetzte Margarethe, »ich habe nicht bange, daß Ihr Euer Glück bei Hofe machen werdet. Ihr hattet einen Brief für den König, wie Ihr sagtet? das war unnöthig. Doch gleich viel, wo ist er? Ich werde ihm denselben zustellen. Doch eilt, ich bitte Euch.«

      In einem Augenblick schob La Mole die Nesteln seines Wammses auf die Seite und zog aus seiner Brust den in einem seidenen Umschlage verwahrten Brief hervor.

      Die Königin nahm den Brief und betrachtete die Schrift.

      »Seid Ihr nicht Herr de La Mole?« sagte sie.

      »Ja, Madame. Oh, mein Gott, sollte ich das Glück haben, Euerer Majestät dem Namen nach bekannt zu sein?«

      »Ich habe Euren Namen von dem König, meinem Gemahl, und von meinem Bruder, dem Herzog von Alençon, aussprechen hören. Ich weiß, daß man Euch erwartet.«

      Und sie steckte in ihren von Stickereien und Diamanten starrenden Leib den Brief, der aus dem Busen des jungen Mannes kam und von der Wärme seiner Brust noch lau war.

      La Mole folgte gierig mit den Augen jeder Bewegung von Margarethe.

      »Mein Herr,« sprach die Königin, »geht nun in die untere Gallerie hinab und wartet, bis Jemand von dem König von Navarra oder dem Herzog von Alençon, kommt. Einer von meinen Pagen wird Euch führen.

      Nach diesen Worten setzte die Königin ihren Weg fort. La Mole drückte sich an die Wand, aber der Gang war so eng und der Wulst der Königin von Navarra so breit, das ihr seidenes Gewand das Kleid des jungen Mannes streifte, während ein starker Wohlgeruch sich auf der Stelle verbreitete, wo sie vorübergekommen war.

      La Mole bebte am ganzen Leibe und suchte einen Ruhepunkt an der Mauer, da er fühlte, daß er dem Niederfallen nahe war.

      »Kommt, Herr,« sagte der Page, welcher den Auftrag hatte, La Mole in die untere Gallerie zu führen.

      »Oh, ja, ja!« rief La Mole ganz berauscht, denn da ihm der junge Mann den Weg andeutete, auf welchem sich Margarethe entfernt hatte, so hoffte er, rasch gehend, sie noch einmal zu sehen.

      Als er oben an die Treppe gelangte, erblickte er sie wirklich im unteren Stockwerke, und da Margarethe, sei es aus Zufall, sei es, weil das Geräusch seiner Schritte bis zu ihr drang, den Kopf emporhob, so konnte er sie noch einmal sehen.

      »Oh!« sprach er, dem Pagen folgend, »das ist keine Sterbliche, das ist eine Göttin, und, wie Virgilius Maro sagt:

      Et vera incessu patuit dea.

      »Nun?« fragte der junge Page.

      »Hier bin ich,« erwiederte La Mole, »verzeiht, hier bin ich.«

      Der Page schritt voran, ging einen Stock hinunter, öffnete eine erste Thüre, dann eine zweite, und sagte auf der Schwelle stille stehend:

      »Hier ist der Ort, wo Ihr warten sollt.«

      La Mole trat in die Gallerie, deren Thüre sich hinter ihm schloß.

      Es war Niemand in der Gallerie, außer einem Herrn, der auf und ab ging und ebenfalls zu warten schien.

      Schon fing der Abend an, breite Schatten von den Gewölben herabfallen zu lassen, und obgleich die zwei Männer kaum zwanzig Schritte von einander entfernt waren, so konnten sie doch ihre Gesichter nicht erkennen. La Mole näherte sich.

      »Gott vergebe mir!« murmelte er, als er nur noch ein paar Schritte von den Andern entfernt war, »ich finde den Herrn Grafen von Coconnas wieder hier.«

      Bei dem Geräusch seiner Schritte hatte sich der Piemontese bereits umgekehrt, und er schaute ihn mit demselben Erstaunen an, mit welchem er selbst angeschaut wurde.

      »Mordi!« rief er, »es ist Herr de La Mole, oder der Teufel soll mich holen. Was mache ich denn da? ich schwöre wie der König; bah! es scheint, der König schwört noch ganz anders, als ich, und zwar sogar in den Kirchen. Wir sind also hier im Louvre?«

      »Wie Ihr seht; Herr von Besme hat Euch eingeführt?«

      »Ja, es ist ein vortrefflicher Deutscher, dieser Herr von Besme… Und wer hat Euch zum Führer gedient?«

      »Herr von Mouy. Ich sagte Euch, die Hugenotten ständen nicht mehr so schlecht bei Hofe. Habt Ihr Herrn von Guise getroffen?«

      »Nein noch nicht … Und Ihr, habt Ihr Audienz bei dem König von Navarra erhalten?«

      »Nein, aber es kann nicht mehr lange dauern. Man hat mich hierher geführt und hier warten heißen.«

      »Ihr werdet sehen, es handelt sich um ein großes Abendbrod, und wir sitzen, beim Schmause neben einander. Welch ein sonderbarer Zufall! Seit zwei Stunden vereinigt uns das Schicksal. Aber was habt Ihr? Ihr scheint in Gedanken vertieft?«

      »Ich?« versetzte la Mole bebend, denn er blieb immer noch wie geblendet von der Erscheinung, die er gesehen hatte, »nein, der Ort, an dem wir uns treffen, gibt in meinem Innern zu einer Menge von Betrachtungen Anlaß.

      »Zu philosophischen, nicht wahr? das ist gerade wie bei mir. Als Ihr eintratet, kamen mir alle Ermahnungen meines Lehrers in den Kopf. Kennt Ihr den Plutarch, Herr Graf?«

      »Wie?« erwiederte La Mole lächelnd, »das ist einer von meinen Lieblingsschriftstellern.«

      »Gut,« fuhr Coconnas mit ernstem Tone fort, »dieser große Mann hat sich, wie es mir scheint, nicht getäuscht, wenn er die Gaben der Natur mit balsamischen Pflanzen von unvergänglichem Wohlgeruche und von mächtiger Wirksamkeit für die Heilung von Wunden vergleicht.«

      »Versteht Ihr Griechisch, Herr von Coconnas?« sprach La Mole, seinen Gefährten fest anschauend.

      »Nein, aber mein Lehrer verstand es, und er empfahl mir sehr, wenn ich am Hofe wäre, über die Tugend zu reden. »»Das hat ein gutes Aussehen,«« sagte er. Ich bin auch in dieser Hinsicht gepanzert, darauf mache ich Euch aufmerksam. Doch, sprecht, habt Ihr Hunger?«

      »Nein.«

      »Es kam mir aber vor, als ob es Euch sehr nach dem gebratenen Vogel im Schönen Gestirne gelüstete; ich sterbe vor Hunger.«

      »Wohl,