Уилки Коллинз

Mann und Weib


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den Weg zur Rechten ein, der zur Eisenbahn führt, folge dem Wege über die Haide und dem Fußpfad über den Hügel. Das erste Haus, auf das Du dann stößt, ist der Gasthof. Hast Du verstanden?«

      Er nickte mit einem verdrossenen Zucken der Augenbrauen und nahm seine Pfeife wieder aus der Tasche.

      »Laß mir die Pfeife dieses Mal in Ruhe«, sagte er, als er ihren Blick gewahr wurde. »Ich bin außer mir und wenn ein Mann außer sich ist, muß er rauchen. Wie heißt der Gasthof?

      »Craig-Fernie!«

      »Nach wem soll ich fragen?

      »Nach Deiner Frau!«

      »Und wenn man bei Deiner Ankunft nach Deinem Namen fragt?«

      »Wenn ich einen Namen nennen muß, so werde ich mich statt Miß Silvester, Mrs. Silvester nennen. Ich werde auf jede Weise zu vermeiden suchen, irgend einen Namen zu nennen, und Du mußt Dich in Acht nehmen, Dich nicht zu versprechen und nur nach Deiner Frau fragen. Willst Du sonst noch etwas wissen?«

      »Allerdings!«

      »Nun, was denn? Aber bitte rasch!«

      »Wie soll ich erfahren, daß Du von hier fort bist?«

      »Wenn Du in einer halben Stunde, nachdem ich Dich verlassen haben werde, nichts wieder von mir hörst, so kannst Du sicher sein, daß ich fort bin.«

      Zwei in Unterhaltung begriffene Stimmen wurden jetzt am Fuße der Treppe vernehmlich. Es waren die Stimmen Lady Lundie’s und Sir Patrick’s. Anne deutete auf die Hinterthür des Garten-Pavillons, ließ Geoffrey durch dieselbe entschlüpfen und hatte sie eben wieder zugezogen, als Lady Lundie und Sir Patrick an der Schwelle erschienen.

       Sechstes Kapitel.

      Der Freier

      Lady Lundie wies bedeutungsvoll aus die Thür hin und flüsterte Sir Patrick in? Ohr:

      »Haben Sie bemerkt? Miß Silvester hat eben Jemand fortgehen lassen.«

      Sir Patrick sah absichtlich nach der verkehrten Seite hin und erklärte in der höflichsten Weise von der Welt, nichts bemerkt zu haben.

      Lady Lundie trat in den Garten-Pavillon. Argwöhnischer Haß gegen die Gouvernante war in unzweideutigen Zügen auf ihrem Gesicht zu lesen. Argwöhnisches Mißtrauen gegen das vorgebliche Unwohlsein der Gouvernante sprach vernehmlich aus jedem Tone ihrer Stimme.

      »Darf ich fragen, Miß Silvester, ob es Ihnen besser geht?«

      »Nein, es geht mir nicht besser, Lady Lundie!«

      »Wie sagen Sie?«

      »Ich sage, es geht mir nicht besser.«

      »Und doch scheinen Sie im Stande, sich zu bewegen, ich bin nicht so glücklich; wenn ich unwohl bin, muß ich liegen.«

      »Ich will Ihrem Beispiele folgen, Lady Lundie. Wenn Sie die Güte haben wollen, mich zu entschuldigen, werde ich auf mein Zimmer gehen und mich zu Bett legen.«

      Sie war unfähig weiter zu reden. Die Zusammenkunft mit Geoffrey hatte sie völlig erschöpft, sie hatte nicht die Kraft nicht, der kleinlichen Bosheit dieser Frau zu widerstehen, nachdem sie die brutale Gleichgültigkeit jenes Mannes über sich hatte ergehen lassen müssen. Sie fühlte, daß ihre Thränen, die sie mit Gewalt zurückhielt, im nächsten Augenblick hervorbrechen würden. Sie wartete daher Lady Lundies Antwort nicht ab, sondern verließ ohne Weiteres den Garten-Pavillon.

      Lady Lundie machte ihre glänzenden schwarzen Augen weit auf. Sie wandte sich an Sir Patrick, der auf seinen elfenbeinernen Stock gestützt, ein Bild ehrwürdiger Unschuld dastand und auf den Rasen hinausblickte.

      »Darf ich Sie fragen, Sir Patrick, ob Sie, nach Dem, was ich Ihnen bereits über Miß Silvester’s Benehmen erzählt habe, in ihrem jetzigen Betragen etwas Auffallendes finden?«

      Der alte Herr drückte auf die Feder an der Krücke seines Stockes und antwortete in der galanten Weise einer früheren Zeit:

      »Ich finde in keinem Verfahren eines Mitgliedes Ihres bezaubernden Geschlechtes etwas Auffallendes.« Dabei verneigte er sich und nahm eine Prise. Mit einer gleich zierlichen Bewegung der Hand schüttelte er die verschütteten Körner vom Zeigefinger und Daumen ab, blickte wieder nach dem Rasen und schien vertiefter als je in das Spiel der jungen Leute.

      Lady Lundie aber ließ sich nicht irre machen und war fest entschlossen, ihrem Schwager eine ernste Meinungsäußerung zu entlocken. Aber ehe sie noch wieder reden konnte; erschienen Arnold und Blanche zusammen am Fuße der Treppe des Garten-Pavillons.

      »Und wann soll der Ball anfangen?« fragte Sir Patrick, indem er dem jungen Paare entgegenhumpelte und eine Miene machte, als ob er das lebhafteste Interesse an der Antwort dieser Frage finde.

      »Das wollte ich gerade Mama fragen,« antwortete Blanche »Ist sie drinnen bei Anne und geht es Anne besser?«

      In diesem Augenblick trat Lady Lundie hervor und übernahm die Antwort selbst auf diese Frage. »Miß Silvester hat sich auf ihr immer zurückgezogen.«

      »Haben Sie wohl bemerkt, Sir Patrick, daß diese halb gebildeten Leute fast immer, so oft sie unwohl sind, auch grob werden?«

      Blanches freundliches Gesicht erröthete »Wenn Du Anne für eine halb gebildete Person hältst, so stehst Du mit dieser Meinung ganz allein; mein Onkel stimmt darin mit Dir gewiß nicht überein.«

      Sir Patricks lebhaftes Interesse an der ersten Quadrille hatte etwas wahrhaft Beunruhigendes. »Sage mir, liebes Kind, wann fängt der Ball an?«

      »Je eher, je besser« schaltete Lady Lundie ein, »ehe Blanche Zeit hat, noch weiter mit mir über Miß Silvester zu streiten!«

      Blanche sah ihren Onkel an.

      »Fangt doch an, fangt doch an, und verliert keine Zeit,« erwiderte eifrig Sir Patrick, indem er mit seinem Stock auf das Haus wies.

      »Gewiß, lieber Onkel, Alles was Du wünschest!«

      Mit dieser an ihre Stiefmutter gerichtete Malice zog sich Blanche zurück.

      Arnold, der bis jetzt schweigend am Fuß der Treppe gewartet hatte, sah zu Sir Patrick bittend auf. Der Zug, der ihn zu seinem ererbten Gut bringen sollte, ging in weniger als einer Stunde ab und er hatte sich Blanche’s Vormund noch nicht in der Eigenschaft eines Bewerbers um Blanche’s Hand vorgestellt. Sir Patrick’s Gleichgültigkeit gegen alle an ihn erhobenen Ansprüche an sein Familien-Interesse schien unerschütterlich. Da stand er auf seinen Stock gestützt, ein schottisches Lied vor sich hinsummend und neben ihm stand Lady Lundie entschlossen, ihn nicht zu verlassen, bis sie ihn dahin gebracht haben würde, die Gouvernante mit ihren Augen zu sehen. und nach ihrer Auffassung zu beurtheilen.

      Sie ließ sich durch Sir Patricks Summen und Arnold’s ängstliches Warten nicht irre machen und nahm einen neuen Anlauf. Ihre Feinde behaupteten, es sei kein Wunder, daß der arme Sir Thomas wenige Monate nach seiner Verheirathung gestorben sei, und du lieber Gott, bisweilen haben unsere Feinde doch Recht.

      Ich muß Ihnen noch einmal wiederholen, Sir Patrick, daß ich ernste Ursache habe, zu zweifeln, ob Miß Silvester eine passende Gesellschaft für Blanche ist. Die Gouvernante ist offenbar zurückhaltend, sie weint oft, wenn sie allein ist, sie geht in ihrem Zimmer auf und ab, wenn sie schlafen sollte, sie besorgt ihre Briefe selbst auf die Post und – ist seit einiger Zeit außerordentlich ungezogen gegen mich. Es ist da etwas nicht ganz in Ordnung. Ich muß nothwendiger Weise Schritte in dieser Angelegenheit thun und es scheint mir schicklich, daß ich diese Schritte mit Ihrer Genehmigung, als Haupt der Familie, thue.«

      »Ich lege meine Autorität mit Vergnügen in Ihre Hände, Lady Lundie.«

      »Sir Patrick, ich bitte Sie, nicht zu vergessen, daß ich ernst rede und eine ernsthafte Antwort erwarte.«

      »Beste Lady, fordern Sie was Sie wollen und es steht Ihnen zu Gebote. Aber seit ich meine Advocatur aufgegeben, habe ich keine ernsthafte Antwort mehr gegeben. In meinem Alter,« fügte Sir Patrick hinzu, indem er seiner Antwort schlau eine allgemeinere Wendung zu geben wußte, »giebt es nichts Ernsthafteres als Unverdaulichkeit. Ich sage mit jenem Philosophen: »Das Leben