mußt mich ja gar nicht so schnell wieder hergeben, Paps«, beruhigte Fee ihn. »Wir bleiben auf jeden Fall vier lange Wochen bei euch. Vielleicht auch länger.«
»Das wird dir auch guttun, Kind«, freute sich Anne. Ihren aufmerksamen Augen war es nicht entgangen, daß die schwere Lungenentzündung nicht spurlos an Fee vorübergegangen war. »Aber daß du dich nicht gleich morgen um die Patienten kümmerst«, mahnte sie mit strenger Stimme.
»Keine Sorge«, lachte Fee daraufhin fröhlich. »Dieses Versprechen habe ich Daniel schon geben müssen. Ich darf zwei Wochen lang nichts tun. Allerdings weiß ich noch nicht, wie ich das durchstehen soll.«
»Das wird sich finden. Jetzt erst einmal herein in die gute Stube. Gemeinsam haben wir euer Häuschen auf Vordermann gebracht. Es war ganz schön viel zu tun, nachdem Ihr so lange nicht da wart. Hoffentlich gefällt es euch.«
»Es ist herrlich«, bemerkte Daniel und sah sich erfreut um. Es war noch nicht lange her, daß dieses Haus für die Bedürfnisse der Familie Norden umgebaut worden war, und manches war ihm noch fremd.
»Ich kenne mich hier noch gar nicht richtig aus!« bemerkte er.
»Bis wir in ein paar Jahren endgültig hier einziehen werden, wirst du dich schon zurechtfinden«, bemerkte Fee lächelnd. Sie hatte nicht vergessen, daß es von Anfang an geplant gewesen war, daß Daniel zusammen mit Johannes Cornelius die Leitung des Sanatoriums übernehmen sollte. Bis zum heutigen Tag war es allerdings nicht dazu gekommen, da Daniel seine Praxis in München nicht aufgeben wollte. Obwohl sich Fee nichts sehnlicher wünschte, als eines Tages wieder endgültig auf die Insel zurückzukehren, hatte sie Verständnis für ihren Mann und unterstützte ihn.
»Ich weiß schon, worauf du hinaus willst. Aber du kannst nicht leugnen, daß ich schon alle Weichen in diese Richtung gestellt haben«, schmunzelte Daniel und nahm sie in die Arme. »Severin wartet nur auf einen Wink von mir und übernimmt die Praxis, bis Danny soweit ist.«
»Paps wird schon rechtzeitig sagen, wenn er nicht mehr allein zurechtkommt«, warf Fee nachdenklich ein. »Findest du nicht auch, daß er sich kaum verändert hat?«
»Das ist richtig. Trotzdem möchte ich bereit sein, wenn es eines Tages soweit ist. Das bin ich ihm einfach schuldig.«
»Von Schuld kann wohl kaum die Rede sein. Es war wohl eher Bestimmung, daß wir alle aufeinander getroffen sind«, erklärte sie versonnen, und Daniel gab ihr einen zärtlichen Kuß.
Die Kinder waren inzwischen schon auf Erkundungstour, und Anne und Johannes warteten lächelnd vor dem Haus, um Daniel und Fee überall herumzuführen und die Neuerungen zu zeigen. Johannes Cornelius war trotz seines fortgeschrittenen Alters ein modern denkender Mann und legte in seinem Sanatorium größten Wert auf die neueste Ausstattung. Das war einer von vielen Gründen, warum die kleinen, behaglichen Häuser immer ausgebucht waren. Dank der hervorragenden finanziellen Situation der Insel der Hoffnung waren wichtige Neuanschaffungen auch kein Problem.
»In jedem Bereich das Beste«, bemerkte Daniel anerkennend, als sie die medizinischen Bäder begutachteten. »Ihr habt es geschafft, ein Schmuckstück aus dem Sanatorium zu machen. Allein wäre mir das nie so gelungen.«
»Du stellst dein Licht wie immer unter den Scheffel. Ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen«, lächelte Johannes, doch man sah ihm an, daß er sich ehrlich über das Kompliment freute.
»Und ohne Friedrich«, setzte Fee hinzu. Immerhin hatte ihr Schwiegervater vor vielen Jahren die Idee zu so einem Ort der Ruhe und Erholung gehabt, es aber leider nicht mehr miterleben dürfen, wie sein Sohn Daniel und sein bester Freund Johannes seinen Traum Wirklichkeit werden ließen.
»Ja, der Friedrich...«, sagte Johannes langsam. »Ich denke oft an den alten Knaben. Welch ein Spaß wäre es gewesen, mit ihm hier arbeiten zu dürfen.«
Einen Augenblick schien es so, als würde er sentimental und sich in den alten Erinnerungen verlieren, doch das Lachen der Kinder holte ihn in die Gegenwart zurück. »Aber so ist es auch gut«, fügte er mit einem leisen Lächeln auf seine fünf Enkel hinzu, und alle zusammen setzten ihren Rundgang gutgelaunt fort.
Die ersten Tage auf der Roseninsel vergingen schnell, und Fee fühlte sich wie im Traum. Das Wetter war herrlich, und da ihr nichts als Ruhe verordnet war, machte sie lange Spaziergänge durch die herrliche Landschaft, las viel und widmete sich dem Spiel mit ihren Kindern. Überrascht stellte sie fest, welche Fortschritte Jan und Dési im Kartenspielen gemacht hatten, und so verbrachten sie einträchtig viele Stunden damit, was allen großen Spaß machte. Daniel hatte nicht viel Ruhe, da er ja auch seinen Schwiegervater entlasten wollte, aber er fand immer wieder ein paar Stunden Zeit, um mit seiner Familie zusammenzusein.
Sie erlebten eine rundherum harmonische Zeit.
*
Auch für Isabel Rosner hatte sich das Blatt endlich zum Guten gewendet. Am Freitag erhielt sie von Jenny den endgültigen Befund.
»Ich habe eine gute Nachricht für Sie, Frau Rosner!« Mit diesen Worten betrat Jenny Behnisch lächelnd das Krankenzimmer.
»Der Befund?« fragte Isabel, und trotz Jennys ermutigenden Worten mußte sie es erst schwarz auf weiß sehen, bevor sie in Jubel ausbrechen konnte. »Sie können sich gar nicht vorstellen, was das für mich bedeutet«, erklärte sie strahlend. »Heute werde ich neu geboren.« Doch dann verfinsterte sich ihre Miene. »Kann denn die eine Schilddrüse die Arbeit von beiden übernehmen?«
»Darüber wollte ich noch mit Ihnen sprechen«, erklärte Jenny bereitwillig. »Ich habe mit Dr. Pfaller abgesprochen, daß wir erst einmal abwarten wollen, was passiert und wie Sie sich in Zukunft fühlen. Normalerweise ist es kein Problem, die verbliebene Schilddrüse wird sich zwar etwas vergrößern, die Mehrarbeit aber gut verkraften. Falls dies wider Erwarten nicht der Fall ist, können wir immer noch auf Hormone zurückgreifen. Sind Sie damit einverstanden?«
»Natürlich!« sagte Isabel glücklich.
Nun war alles geklärt, und Jenny Behnisch konnte ihr nach Entfernen des Pflasters bestätigen, daß die Wunde gut verheilt war und Isabel das Krankenhaus am nächsten Tag verlassen konnte.
»Aber Sie müssen mir versprechen, daß Sie sich schonen werden!«
»Ich habe schon mit Dr. Norden gesprochen. Er hat mir vorgeschlagen, einige Zeit auf der Insel der Hoffnung zu verbringen. Ich denke, daß ich das tun werde.«
»Was für eine gute Idee! Das ist wahrhaftig der richtige Ort, um sich zu erholen und zu sich zu kommen. Wußten Sie, daß man der Insel magische Kräfte nachsagt?«
»Davon habe ich noch nicht gehört, aber ich werde Ihnen davon erzählen, wenn ich zurück bin.«
An Isabels letztem Abend in der Klinik ergriff Falk doch noch die Gelegenheit, um sie zu besuchen. Sie hatten zwar oft miteinander telefoniert, doch um einen Besuch hatte sich Falk bis zur letzten Minute gedrückt. Das lag nicht nur daran, daß er Leslie nicht beunruhigen wollte.
»Du hast Glück, daß ich noch da bin«, begrüßte Isabel ihn mit einem leisen Vorwurf in der Stimme.
»Hallo, Isa! Gut schaust du aus!« erwiderte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen.
»Dafür bist du um so ernster. Was ist passiert? Ich dachte, es ist endlich alles im Lot. Welser und seine Komplizen verhaftet, deren Hehlerware sichergestellt! Was könnte jetzt noch schiefgehen?« fragte sie munter.
»Du weißt es also nicht! Ich habe es befürchtet!« stieß er heiser hervor.
»Was weiß ich nicht?« Isabel war blaß geworden.
»Es ist nicht geglückt, alle Mittäter Welsers festzunehmen. Einer, Peter Schrödel, ist noch auf freiem Fuß.«
»O Gott!« entfuhr es Isa. Sofort war ihr klar, was diese Nachricht bedeutete. »Warum hat mich niemand informiert?«
»Den anderen ist es vielleicht nicht so wichtig erschienen. Und ich wollte dich nicht berunruhigen und deine Genesung damit gefährden, zumal ich glaube, daß dir keine Gefahr