Patricia Vandenberg

Familie Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman


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als sie beide vor Falks Auto mit den aufgeschlitzten Reifen gestanden waren. »Was sagt denn die Polizei dazu?«

      »Sie können nichts unternehmen, solange keine unmittelbare Gefahr besteht. Bis jetzt ist es ja nur eine Befürchtung von mir. Ich habe keinen konkreten Anlaß.« Falk seufzte. Diese ungewisse Situation belastete ihn mehr und mehr, obwohl er nach außenhin ein normales Leben zu führen versuchte.

      »Ich kann dich gut verstehen«, sagte Isa leise. »Und das alles ist meine Schuld. Ich habe dich da hineingezogen.«

      »So ein Unsinn! Es hat sich einfach alles so ergeben. Keiner kann etwas dafür.«

      Beide schwiegen.

      »Vielleicht weiß Christoph einen Rat«, erklärte Isabel schließlich, doch ihre Stimme klang wenig hoffnungsvoll.

      »Wer ist das?« erkundigte sich Falk.

      »Ein wunderbarer Mensch. Er ist Anästhesist hier an der Klinik, wir haben uns angefreundet.«

      »Und?«

      »Er hat mir sehr geholfen, das Geschehene zu verarbeiten«, fuhr Isabel zögernd fort. Sie verschwieg, daß er sie nur noch sporadisch besuchte, seit sie ihm von ihren Plänen berichtet hatte, was Isa sehr bedauerte. Er fehlte ihr, und sie suchte nach einem Vorwand, damit er sie besuchte.

      »Ich weiß nicht, wie er mir helfen sollte!« erklärte Falk unwirsch.

      »Du hast recht. Er kann dir auch nicht sagen, wo dieser Mann steckt und was er vorhat«, gab Isa zu. Doch insgeheim beschloß sie, an ihrem Gedanken festzuhalten. Zum einen war es ein guter Grund für sie, Kontakt mit Chris aufzunehmen, zum anderen konnte es wirklich sein, daß er eine Idee hatte.

      Das Gespräch mit Falk wandte sich nun harmloseren Themen zu, und er erzählte vom Calimero und richtete Grüße von Gunnar aus. Isa bedankte sich geistesabwesend und konnte es kaum erwarten, bis Falk sich endlich verabschiedete. Als er sich tatsächlich erhob, kam sie sich doch ein wenig undankbar vor.

      »Es tut mir leid, wenn ich ein bißchen unaufmerksam war, Falk, aber so ganz gesund bin ich halt noch nicht«, redete sie sich heraus, während sie ihm einen Kuß auf die Wange drückte.

      »Schon gut, Isa, das verstehe ich schon«, sagte er freundschaftlich und strich ihr mit dem Finger leicht über die Wange. »Dafür sind wir doch Freunde, nicht wahr!«

      »Na klar. Paß gut auf dich auf!«

      Endlich hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, und Isabel griff nach dem Telefon, um Christoph Bachmann anzurufen. Er hatte ihr seine Privatnummer gegeben, damit sie ihn immer erreichen konnte, doch zu Hause hob keiner ab. Nervös wählte sie die Nummer, unter der er in der Klinik zu erreichen war.

      »Bachmann!« meldete er sich mit sachlicher Stimme, die Isabel Respekt einflößte.

      »Hallo, Chris, ich bin’s, Isa«, sagte sie schüchtern, und am anderen Ende der Leitung entstand ein Schweigen. »Bist du noch dran?«

      »Was gibt’s denn, ich bin im Dienst«, war die ruppige Antwort, und Isabel zuckte innerlich zusammen. Sie hatte gewußt, daß ihn ihre abweisende Haltung verletzt hatte. Es tat ihr leid, daß er sie nicht verstehen konnte. Aber jetzt fühlte sie eine gesunde Wut in sich aufsteigen.

      »Warum bist du so unfreundlich zu mir? Ich habe dir nichts getan, außer dich um ein bißchen Zeit zu bitten, um wieder zu mir selbst zu finden. Was ist daran so verwerflich? Das hat doch nichts mit dir zu tun, sondern nur mit mir!« rief sie böse. Einen Moment war sie selbst erstaunt über ihre heftige Reaktion, doch dann hörte sie ein leises Klicken in der Leitung. Christoph hatte einfach aufgelegt.

      So eine Unverschämtheit, durchzuckte es Isabel, als sie den Hörer wütend auf die Gabel knallte. Zornig verschränkte sie die Arme und starrte aus dem Fenster. Sie war so beschäftigt mit ihrer Wut, daß sie nicht bemerkte, wie sich kurze Zeit später leise die Tür öffnete. Sie nahm Christoph erst wahr, als er sich über sie beugte und sie ohne ein Wort lange und leidenschaftlich küßte. Isabel war so überrascht, daß sie sich nicht wehren konnte. Und je länger der Kuß dauerte, desto sicherer wurde sie, daß sie sich gar nicht wehren wollte! Jeglicher Widerstand in ihr schmolz dahin, und schließlich erwiderte sie seine zärtlichen Berührungen. Endlich lösten sie sich voneinander, und er sah ihr mit unendlicher Liebe in die Augen.

      »Warum hast du das nicht gleich gesagt?« fragte er heiser.

      »Was denn?«

      »Daß es nichts mit mir zu tun hat!«

      »Warum hast du mich denn nicht gefragt, statt dich beleidigt in dein Schneckenhaus zurückzuziehen?« gab sie vorwurfsvoll zurück. Aber als sie die Traurigkeit in seinen Augen sah, wurde ihre Stimme weich. »Ich habe dich so vermißt!« entfuhr es ihr.

      »Ich dich auch. Aber ich habe gedacht, daß du mich loswerden willst«, gestand er mit betretener Miene.

      »Ach, du bist doch ein dummer Kerl«, lächelte sie. »Da soll noch einer sagen, daß Frauen kompliziert sind!«

      »Sei nicht so frech!« nahm er ihren scherzhaften Ton auf, bevor er sie erneut küßte.

      »Jetzt muß ich aber noch etwas mit dir besprechen!« Mit diesen Worten befreite sich Isabel schließlich aus seiner Umarmung.

      »So, du hast mich also nur unter einem Vorwand hergelockt!« spielte er den Beleidigten, doch seine Augen lachten.

      Sie gemahnte ihn allerdings zum Ernst und erklärte ihm die verfahrene Situation, in der sich Falk befand.

      »Er hat mir beispiellos beigestanden, als Welser mich bedroht hat. Deshalb möchte ich ihn nicht im Stich lassen, aber mir fehlt die zündende Idee. Da bist du mir eingefallen.«

      »Ich fühle mich sehr geschmeichelt«, lächelte Chris, doch dann wurde er ernst. Er dachte angestrengt nach, schüttelte aber nach einer Weile bedauernd den Kopf. »Es tut mir leid, so schnell habe ich auch keine Lösung parat«, gestand er, und Isabel senkte enttäuscht den Kopf.

      »Schade. Ich wollte ihm so gern helfen. Er ist ein echter Freund.«

      »In diesem Fall denke ich noch mal darüber nach«, versicherte er ihr, doch nach einem Blick auf die Uhr wurde er auf einmal hektisch. »Ich habe noch einen Termin für ein Vorbereitungsgespräch!« stieß er hervor, und gab Isa einen schnellen Abschiedskuß.

      Dann war er auch schon verschwunden.

      »Worauf habe ich mich da eingelassen?« seufzte sie und begann nachdenklich, ihre Sachen zusammenpacken.

      Mitten in der Nacht klingelte das Telefon. Verstört suchte Isabel den Lichtschalter und hob dann ab.

      »Isa, ich hab’s!« rief ein hellwacher Christoph in den Hörer.

      »Was hast du? Und wie spät ist es eigentlich?« fragte sie verschlafen.

      »Es ist halb drei, und ich weiß, wie wir dem vierten Mann eine Falle stellen!« rief er triumphierend.

      Bei dieser hoffnungsvollen Nachricht war auch Isabel auf einmal hellwach.

      »Wie denn?«

      »Kannst du damit leben, zwei Tage länger in der Klinik zu bleiben?«

      »Was soll das bringen?«

      Kurz erklärte Christoph ihr seinen Plan, und Isabel war begeistert.

      »Das könnte tatsächlich klappen!«

      »Zumindest können wir es versuchen. Falk soll morgen gleich mit der Polizei sprechen und alles in die Wege leiten.«

      »Du bist ein Genie!«

      »Das sagst du mir bitte noch einmal, wenn es geklappt hat!« bat er, bevor er sich verabschiedete.

      Helmut Gröschel war sprachlos, als Falk ihn am nächsten Tag nach seinem Telefonat mit Isabel von einem Plan zur Festnahme Peter Schrödels berichtete.

      »Das ist schlichtweg gut. Er muß darauf hereinfallen!« erklärte auch er begeistert.

      »Aber