Оскар Уайльд

Weihnachtsgeschichten, Märchen & Sagen (Über 100 Titel in einem Buch - Illustrierte Ausgabe)


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schlechter Mensch ist, Vater«, sagte Meg. »Bist du das nicht, Richard? Solch ein eigensinniger, ungestümer Mensch! Wollte er doch dem gewaltigen Ratsherrn seine Meinung sagen, und er genierte sich so wenig, als er sich genieren würde –«

      »Meg zu küssen«, half Richard ein und führte es sogleich aus.

      »Nein, nicht ein bißchen mehr. Doch ich wollte es nicht zugeben, Vater. Was hätte es geholfen?«

      »Richard, mein Junge«, sagte Trotty, »du bist ein Prachtkerl und wirst ein Prachtkerl bleiben bis an dein seliges Ende. Doch du weintest heute abend am Feuer, als ich nach Hause kam, meine Meg? Warum weintest du denn am Feuer?«

      »Ich dachte an die Jahre, die wir miteinander verlebt haben, Vater. Bloß deshalb. Und ich dachte, du würdest mich recht vermissen und dich einsam fühlen.«

      Trotty kehrte wieder nach dem außerordentlichen Stuhl zurück, als das Kind, das von dem Lärmen erwacht war, halb angekleidet hereinkam.

      »Ei, hier ist sie ja«, sagte Trotty und hob sie auf, »hier ist sie ja, die kleine Lilly. Ha, ha! hier sind wir und hier ist sie ja, die kleine Lilly. Ha, ha! hier sind wir und hier spazieren wir! O, hier sind wir und hier spazieren wir wieder! Und hier sind wir und hier spazieren wir und auch Onkel Will!«

      Er hielt in seinem Trab inne, um ihn herzlich zu begrüßen. »Ach, Onkel Will, was hab’ ich heute abend für Erscheinungen erlebt und nur weil ich Euch beherbergt habe. Ach, Onkel Will, wie bin ich Euch dankbar, daß Ihr zu mir gekommen seid, mein guter Freund!«

      Ehe Will Fern das Geringste antworten konnte, trat eine Musikbande in das Zimmer, von einer Menge Nachbarn begleitet, die alle: »Glückliches Neujahr, Meg! Fröhliche Hochzeit! Noch recht lange Jahre!« und andere gute Wünsche dieser Art riefen. Der Trommler, der ein besonders guter Freund Trottys war, trat hervor und sagte: »Trotty Veck, mein alter Knabe, wir haben erfahren, daß Eure Tochter heute heiratet. Nicht eine Seele, die Euch kennt und Euch nicht das beste Glück wünscht, oder die sie kennt und ihr nicht Segen gönnt, oder die euch beide kennt und euch beiden nicht alles Glück wünscht, was das neue Jahr bescheren kann. Und wir sind hier deshalb zu Euch gekommen, um es einzuspielen und einzutanzen.«

      Das wurde mit allgemeinem Jubel aufgenommen. Der Trommler war freilich ziemlich betrunken, aber das machte weiter nichts.

      »Was für ein Glück es ist«, sagte Trotty, »in solcher Achtung zu stehen! Wie freundlich und nachbarlich ihr seid! Das geschieht alles meiner lieben Tochter zuliebe. Sie verdient es!«

      Sie waren in einer halben Sekunde zum Tanze fertig, Meg und Richard voran, und der Trommler war gerade dabei, aus allen Kräften loszulegen, da ließ sich draußen ein Gemisch von wunderbaren Tönen hören, und eine gutmütig aussehende, schmucke Frau von fünfzig Jahren oder so ungefähr trat herein in Begleitung eines Mannes, der einen steinernen Henkelkrug von ungeheurem Umfang trug, und diesen folgten Markknochen, Hackmesser und Glocken, aber nicht die Glocken, sondern eine tragbare Sammlung von einem Gestell.

      Trotty sagte: »Mrs. Chickenstalker« und setzte sich nieder und schlug sich wieder auf die Knie.

      »Hochzeit zu machen, Meg, und es mir nicht zu sagen!« sagte die gute Frau. »Ich konnte es am letzten Abend des alten Jahres nicht aushalten, ohne zu kommen und dir Glück und Freude zu wünschen. Nein, ich hätte es nicht gekonnt, Meg, und wenn ich bettlägerig gewesen wäre. Und so bin ich denn hier, und da es Neujahrsabend und dein Polterabend obendrein ist, so habe ich ein wenig Flip machen lassen und mitgebracht.

      Mrs. Chickenstalkers Begriff von »ein wenig Flip« machte ihrem Charakter alle Ehre. Der Krug dampfte und rauchte wie ein Vulkan, und dem Manne, der ihn trug, war ohnmächtig zu Mute.

      »Mrs. Tugby«, sagte Trotty, der ganz entzückt um sie herumging, »ich wollte sagen Chickenstalker, Gott segne Sie! Ein glückliches Neujahr und noch recht viele hinterdrein, Mrs. Tugby«, sagte Trotty, als er sie umarmt hatte, »ich wollte sagen Chickenstalker – dies ist William Fern und Lilly.«

      Die würdige Frau wurde zu seinem Erstaunen sehr blaß und sehr rot.

      »Doch nicht Lilly Fern, deren Mutter in Dorsetshire gestorben ist?« sagte sie.

      Ihr Onkel bejahte dies, und sie wechselten schnell einige Worte miteinander, deren Ergebnis war, daß Mrs. Chickenstalker ihm beide Hände schüttelte, Trotty noch einmal aus freien Stücken auf die Wange küßte und das Kind an ihre umfangreiche Brust drückte.

      »Will Fern«, sagte Trotty, indem er seinen rechten Fausthandschuh anzog, »doch nicht die Verwandte, die Ihr zu finden hofftet?«

      »Freilich«, entgegnete Will und legte Trotty beide Hände auf die Schultern, »und wie es scheint, eine ebenso gute Verwandte, wenn das möglich ist, als ich in Euch einen Freund gefunden habe.«

      »O!« sagte Trotty, »ihr dort, wollt ihr nicht aufspielen? Seid so gut!«

      Bei dem Klange der Musik, der Schellen, der Markknochen und der Hackmesser, alles zu gleicher Zeit, und während noch die Glocken lustig vom Turme herniederschallten, führte Trotty Mrs. Chickenstalker, Meg und Richard als zweites Paar folgend, zum Tanze auf und tanzte denselben in einem vorher und nachher unbekannten Pas ab, der seinen Grund in seinem eigentümlichen Trab hatte.

      Hatte Trotty geträumt, oder sind seine Freuden und Leiden und die handelnden Personen in demselben nur ein Traum? Er selber ein Traum? Der Erzähler dieser Geschichte ein Träumer, der eben erwacht ist? – Sollte es so sein, lieber Leser, dann präge die bösen Wirklichkeiten, aus denen diese Schatten entspringen, deiner Seele ein und suche in deinem Kreise – keiner ist zu groß und keiner zu beschränkt für solch einen Zweck – diese zu bessern, sie weniger grausam, sondern sie gelinder zu machen. Möge das neue Jahr ein glückliches für dich, ein glückliches noch für viele sein, deren Glück von dir abhängt! Möge jedes Jahr glücklicher sein als das letzte, und nicht der geringste unserer Brüder oder Schwestern ausgeschlossen bleiben von dem rechtmäßigen Anteil an dem, was zu genießen unser großer Schöpfer geschaffen hat!

       Ende.

      Der Behexte und der Pakt mit dem Geiste

      (Charles Dickens)

       Inhaltsverzeichnis

       Erstes Kapitel. Die Gabe

       Zweites Kapitel. Die Verbreitung

       Drittes Kapitel. Die Gabe wird zurückgenommen

      Erstes Kapitel.

       Die Gabe

       Inhaltsverzeichnis

      Jeder sagte es.

      Es sei fern von mir, zu behaupten, daß richtig sein müsse, was »jeder« sagt.

      Was »jeder« sagt, kann ebensogut falsch sein.

      Es ist kein Verlaß auf solche Autorität. Sehr oft hat man schrecklich lang gebraucht, um das einzusehen.

      Was »jeder« behauptet, kann zuweilen richtig sein, aber Regel ist es nicht, wie der Geist des Giles Scroggins in der Ballade sagt.

      Ja richtig: »Geist«; das bringt mich wieder auf meine Geschichte.

      Also jeder sagte, er sähe aus wie ein Behexter. Das stimmt: Er sah wirklich so aus.

      Hohle Wangen, eingesunkene funkelnde Augen, ebenmäßig gewachsen zwar, aber immer schwarz gekleidet und immer mürrisch. Die grauen Haare wirr ins Gesicht hängend wie Seegras. Wie eine Klippe sah er aus, an der die Wogen branden aus der Tiefe der Menschheit.

      Wer