Иоганн Вольфганг фон Гёте

Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr


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überwältiget Fülle den Tod; und die Asche da drinnen

      Scheint, im stillen Bezirk, noch sich des Lebens zu freun.

      So umgebe denn spät den Sarkophagen des Dichters

      Diese Rolle, von ihm reichlich mit Leben geschmückt.

2

      Kaum an dem blaueren Himmel erblickt ich die glänzende Sonne,

      Reich, vom Felsen herab, Efeu zu Kränzen geschmückt,

      Sah den emsigen Winzer die Rebe der Pappel verbinden,

      Über die Wiege Virgils kam mir ein laulicher Wind:

      Da gesellten die Musen sich gleich zum Freunde; wir pflogen

      Abgerißnes Gespräch, wie es den Wanderer freut.

3

      Immer halt ich die Liebste, begierig im Arme geschlossen,

      Immer drängt sich mein Herz fest an den Busen ihr an,

      Immer lehnet mein Haupt an ihren Knieen, ich blicke

      Nach dem lieblichen Mund, ihr nach den Augen hinauf.

      »Weichling!» schölte mich einer, »und so verbringst du die Tage?«

      Ach, ich verbringe sie schlimm! Höre nur, wie mir geschieht:

      Leider wend ich den Rücken der einzigen Freude des Lebens;

      Schon den zwanzigsten Tag schleppt mich der Wagen dahin.

      Vetturine trotzen mir nun, es schmeichelt der Kämmrer,

      Und der Bediente vom Platz sinnet auf Lügen und Trug.

      Will ich ihnen entgehn, so faßt mich der Meister der Posten,

      Postillone sind Herrn, dann die Dogane dazu!

      »Ich verstehe dich nicht! du widersprichst dir! du schienest

      Paradiesisch zu ruhn, ganz, wie Rinaldo, beglückt.«

      Ach! ich verstehe mich wohl: es ist mein Körper auf Reisen,

      Und es ruhet mein Geist stets der Geliebten im Schoß.

4

      Das ist Italien, das ich verließ. Noch stäuben die Wege,

      Noch ist der Fremde geprellt, stell er sich, wie er auch will.

      Deutsche Redlichkeit suchst du in allen Winkeln vergebens:

      Leben und Weben ist hier, aber nicht Ordnung und Zucht;

      Jeder sorgt nur für sich, mißtrauet dem andern, ist eitel,

      Und die Meister des Staats sorgen nur wieder für sich.

      Schön ist das Land; doch ach! Faustinen find ich nicht wieder.

      Das ist Italien nicht mehr, das ich mit Schmerzen verließ.

5

      In der Gondel lag ich gestreckt und fuhr durch die Schiffe,

      Die in dem großen Kanal, viele befrachtete, stehn.

      Mancherlei Ware findest du da für manches Bedürfnis,

      Weizen, Wein und Gemüs, Scheite, wie leichtes Gesträuch.

      Pfeilschnell drangen wir durch; da traf ein verlorener Lorbeer

      Derb mir die Wangen. Ich rief: Daphne, verletzest du mich?

      Lohn erwartet ich eher! Die Nymphe lispelte lächelnd:

      Dichter sündgen nicht schwer. Leicht ist die Strafe. Nur zu!

6

      Seh ich den Pilgrim, so kann ich mich nie der Tränen enthalten.

      O wie beseliget uns Menschen ein falscher Begriff!

7

      Eine Liebe hatt ich, sie war mir lieber als alles!

      Aber ich hab sie nicht mehr! Schweig, und ertrag den Verlust!

8

      Diese Gondel vergleich ich der Wiege, sie schaukelt gefällig,

      Und das Kästchen darauf scheint ein geräumiger Sarg.

      Recht so! Zwischen der Wieg und dem Sarg wir schwanken und schweben

      Auf dem großen Kanal sorglos durchs Leben dahin.

9

      Siehst du neben dem Doge den Nuntius feierlich gehen?

      Sie begraben den Herrn, einer versiegelt den Stein.

      Was der Doge sich denkt, ich weiß es nicht; aber der andre

      Lächelt über den Ernst dieses Gepränges gewiß.

10

      Warum treibt sich das Volk so, und schreit? Es will sich ernähren,

      Kinder zeugen, und die nähren, so gut es vermag.

      Merke dir, Reisender, das und tue zu Hause desgleichen!

      Weiter bringt es kein Mensch, stell er sich, wie er auch will.

11

      Wie sie klingeln, die Pfaffen! Wie angelegen sies machen,

      Daß man komme, nur ja plappre, wie gestern so heut!

      Scheltet mir nicht die Pfaffen; sie kennen des Menschen Bedürfnis!

      Denn wie ist er beglückt, plappert er morgen wie heut!

12

      Mache der Schwärmer sich Schüler wie Sand am Meere – der Sand ist

      Sand; die Perle sei mein, du, o vernünftiger Freund!

13

      Süß, den sprossenden Klee mit weichlichen Füßen im Frühling

      Und die Wolle des Lamms tasten mit zärtlicher Hand;

      Süß, voll Blüten zu sehn die neulebendigen Zweige,

      Dann das grünende Laub locken mit sehnendem Blick.

      Aber süßer, mit Blumen dem Busen der Schäferin schmeicheln;

      Ach! den gewohnten Genuß läßt mich entbehren der Mai.

14

      Diesen Amboß vergleich ich dem Lande, den Hammer dem Fürsten,

      Und dem Volke das Blech, das in der Mitte sich krümmt.

      Wehe dem armen Blech! wenn nur willkürliche Schläge

      Ungewiß treffen, und nie fertig der Kessel erscheint.

15

      Schüler macht sich der Schwärmer genug, und rühret die Menge,

      Wenn der vernünftige Mann einzelne Liebende zählt.

      Wundertätige Bilder sind meist nur schlechte Gemälde:

      Werke des Geists und der Kunst sind für den Pöbel nicht da.

16

      Mache zum Herrscher sich der, der seinen Vorteil verstehet:

      Doch wir wählten uns den, der sich auf unsern versteht.

17

      Not lehrt beten, man sagts; will einer es lernen, er gehe

      Nach Italien! Not findet der Fremde gewiß.

18

      Welch ein heftig Gedränge nach diesem Laden! Wie emsig

      Wägt man, empfängt man das Geld, reicht man die Ware dahin!

      Schnupftabak wird hier verkauft. Das heißt sich selber erkennen!

      Nieswurz holt sich das Volk, ohne Verordnung und Arzt.

19

      Jeder