Иоганн Вольфганг фон Гёте

Gesammelte Gedichte: Elegien, Epigramme, Sonette, Kantaten, Xenien und viel mehr


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Doge werden; das macht ihn

      Gleich als Knaben so fein, eigen, bedächtig und stolz.

      Darum sind die Oblaten so zart im katholischen Welschland;

      Denn aus demselbigen Teig weihet der Priester den Gott.

20

      Ruhig am Arsenal stehn zwei altgriechische Löwen;

      Klein wird neben dem Paar Pforte, wie Turm und Kanal.

      Käme die Mutter der Götter herab, es schmiegten sich beide

      Vor den Wagen, und sie freute sich ihres Gespanns.

      Aber nun ruhen sie traurig; der neue geflügelte Kater,

      Überall schnurrt er, und ihn nennet Venedig Patron.

21

      Emsig wallet der Pilger! Und wird er den Heiligen finden?

      Hören und sehen den Mann, welcher die Wunder getan?

      Nein, es führte die Zeit ihn hinweg: du findest nur Reste,

      Seinen Schädel, ein paar seiner Gebeine verwahrt.

      Wir sind alle Pilger, die wir Italien suchen;

      Nur ein zerstreutes Gebein ehren wir gläubig und froh.

22

      Jupiter Pluvius, heut erscheinst du ein freundlicher Dämon,

      Vielfach ist das Geschenk dieses Momentes fürwahr:

      Gibst Venedig zu trinken, dem Lande grünendes Wachstum,

      Manches kleine Gedicht gibst du dem Büchelchen hier.

23

      Gieße nur, tränke nur fort die rotbemäntelten Frösche,

      Wäßre das durstende Land, daß es uns Broccoli schickt.

      Nur durchwäßre mir nicht dies Büchlein; es sei mir ein Fläschchen

      Reinen Arraks, und Punsch mache sich jeder nach Lust.

24

      Sankt Johannes im Kot heißt jene Kirche; Venedig

      Nenn ich mit doppeltem Recht heute Sankt Markus im Kot.

25

      Hast du Bajä gesehn, so kennst du das Meer und die Fische.

      Hier ist Venedig; du kennst nun auch den Pfuhl und den Frosch.

26

      »Schläfst du noch immer?» Nur still, und laß mich ruhen; erwach ich,

      Nun, was soll ich denn hier? Breit ist das Bette, doch leer.

      Überall ist Sardinien, wo man allein schläft, und Tibur,

      Überall ist es, Freund, wo dich die Liebliche weckt.

27

      Oft sind alle Neune gekommen, ich meine die Musen;

      Doch ich achtet es nicht, hatte das Mädchen im Schoß.

      Nun verließ ich mein Liebchen; mich haben die Musen verlassen,

      Und ich schielte verwirrt, suchte nach Messer und Strick.

      Aber der Himmel ist voll von Göttern; du kamst mir zu Hülfe,

      Langeweile! du bist Mutter der Musen gegrüßt.

28

      Welch ein Mädchen ich wünsche zu haben? Ihr fragt mich. Ich hab sie,

      Wie ich sie wünsche, das heißt, dünkt mich, mit wenigem viel.

      An dem Meere ging ich, und suchte mir Muscheln. In einer

      Fand ich ein Perlchen; es bleibt nun mir am Herzen verwahrt.

29

      Vieles hab ich versucht, gezeichnet, in Kupfer gestochen,

      Öl gemalt, in Ton hab ich auch manches gedruckt,

      Unbeständig jedoch, und nichts gelernt noch geleistet;

      Nur ein einzig Talent bracht ich der Meisterschaft nah.

      Deutsch zu schreiben. Und so verderb ich unglücklicher Dichter

      In dem schlechtesten Stoff leider nun Leben und Kunst.

30

      Schöne Kinder tragt ihr, und steht mit verdeckten Gesichtern,

      Bettelt: das heißt mit Macht reden ans männliche Herz.

      Jeder wünscht sich ein Knäbchen, wie ihr das dürftige zeiget,

      Und ein Liebchen, wie mans unter dem Schleier sich denkt.

31

      Das ist dein eigenes Kind nicht, worauf du bettelst, und rührst mich;

      O wie rührt mich erst die, die mir mein eigenes bringt!

32

      Warum leckst du dein Mäulchen, indem du mir eilig begegnest?

      Wohl, dein Züngelchen sagt mir, wie gesprächig es sei.

33

      Alle Künste lernt und treibt der Deutsche; zu jeder

      Zeigt er ein schönes Talent, wenn er sie ernstlich ergreift.

      Eine Kunst nur treibt er, und will sie nicht lernen, die Dichtkunst.

      Darum pfuscht er auch so; Freunde, wir habens erlebt.

34a

      Oft erklärtet ihr euch als Freunde des Dichters, ihr Götter!

      Gebt ihm auch, was er bedarf! Mäßiges braucht er, doch viel:

      Erstlich freundliche Wohnung, dann leidlich zu essen, zu trinken

      Gut; der Deutsche versteht sich auf den Nektar, wie ihr.

      Dann geziemende Kleidung und Freunde, vertraulich zu schwatzen;

      Dann ein Liebchen des Nachts, das ihn von Herzen begehrt.

      Diese fünf natürlichen Dinge verlang ich vor allem.

      Gebet mir ferner dazu Sprachen, die alten und neu’n,

      Daß ich der Völker Gewerb und ihre Geschichten vernehme;

      Gebt mir ein reines Gefühl, was sie in Künsten getan.

      Ansehn gebt mir im Volke, verschafft bei Mächtigen Einfluß,

      Oder was sonst noch bequem unter den Menschen erscheint.

      Gut – schon dank ich euch, Götter; ihr habt den glücklichsten Menschen

      Ehstens fertig: denn ihr gönntet das meiste mir schon.

34b

      Klein ist unter den Fürsten Germaniens freilich der meine;

      Kurz und schmal ist sein Land, mäßig nur, was er vermag.

      Aber so wende nach innen, so wende nach außen die Kräfte

      Jeder, da wärs ein Fest, Deutscher mit Deutschen zu sein.

      Doch was priesest du Ihn, den Taten und Werke verkünden?

      Und bestochen erschien’ deine Verehrung vielleicht;

      Denn mir hat er gegeben, was Große selten gewähren,

      Neigung, Muße, Vertraun, Felder und Garten und Haus.

      Niemand braucht ich zu danken als Ihm, und manches bedurft ich,

      Der ich mich auf den Erwerb schlecht, als ein Dichter, verstand.

      Hat mich Europa gelobt, was hat mir Europa gegeben?

      Nichts! Ich habe, wie schwer! meine Gedichte bezahlt.

      Deutschland