fragte er, und sein Englisch war leicht zu verstehen.
»Sehr.« Kelly schaute über das Wasser und erinnerte sich an all die Dinge, die ihr in Key West großen Spaß gemacht hatten. »Es ist wunderschön hier.«
»Schenke ich dir.« Er griff in eine gewebte Tasche und holte mehrere kleine Aquarelle hervor. »Ich male sie jede Stunde. Dies ist deine Stunde – das Wasser wie jetzt.«
»Wow!« Sie wusste, dass sie damit ihre Verhandlungsposition geschwächt hatte, aber er hatte die Farbe des Wassers im Licht der Nachmittagssonne aufs Schönste eingefangen. »Zehn Dollar, okay?«
»Fünfzig.«
Sie lächelte vor sich hin und öffnete ihre Brieftasche. Es würde Natalie gefallen.
6
An Bord legte Natalie ihre Einkaufstüten auf das Band am Durchleuchtungsgerät und sammelte sie auf der anderen Seite wieder ein. Ausnahmsweise war das Einkaufen ihr erst nachträglich in den Sinn gekommen – in letzter Minute hatte sie die Verkaufsstände am Eingang zum Dock abgeklappert, weil sie Didi ein Mitbringsel versprochen hatte.
Ihr Tag in der historischen Altstadt von San Juan war faszinierend gewesen, vor allem das Fort, das Kelly erwähnt hatte und wo Julie sich zu ihrer Gruppe gesellt hatte. Sie beide hatten sich nach dem Mittagessen abgesetzt; das war zum einen ihre Chance gewesen, sich besser kennenzulernen, aber wichtiger noch war es Natalie, dass sie Steph und Yvonne auf diese Weise ermöglichte, Zeit zu zweit miteinander zu verbringen. Die beiden hatten zwar nichts gesagt, aber ihnen war anzusehen gewesen, dass sie sich freuten, den Nachmittag für sich zu haben.
Sobald sie sich getrennt hatten, überkamen Natalie allerdings Zweifel. Julie entpuppte sich als Meisterin im Flirten. Die Australierin machte kein Geheimnis daraus, dass sie sich für alles, was Natalie anbetraf, interessierte, so dass Natalie das Gespräch schon bald von persönlichen Themen fortlenkte und sich auf die malerischen Aspekte von Old San Juan konzentrierte.
»Heute Abend gibt’s eine Show«, sagte Julie einladend und hakte sich bei Natalie ein, als sie die Treppen hinaufgingen.
»Steph hat heute Morgen davon erzählt«, log Natalie. »Wir wollen gleich nach dem Abendessen hingehen und uns gute Plätze sichern. Warum kommt ihr nicht mit – du und deine Schwester?«
Julies Enttäuschung, nicht mit Natalie allein zu sein, war offenkundig, aber sie willigte ein. »Das hier ist mein Deck«, sagte sie nach zwei Treppen. Sie gab Natalie einen Kuss auf die Wange. »Danke für den wunderschönen Nachmittag. Vielleicht wiederholen wir ihn morgen in St. Thomas.«
Natalie lächelte matt und nickte. Sie hatte Verehrerinnen noch nie gut abwimmeln können – ein Unvermögen, das sie vermutlich ihrer Herkunft zu verdanken hatte: In den Südstaaten galt es als höflich, jede Einladung mit liebenswürdigem Lächeln anzunehmen. Das hatte zu mehr hoffnungslosen Verabredungen geführt, als ihr lieb gewesen war, denn gewöhnlich wusste sie schon nach ein paar Minuten, ob ihr eine Frau gefiel oder nicht. Julie war hübsch, interessant und nett, entzündete aber keinen Funken. Und obwohl Natalie sich stillschweigend die Erlaubnis erteilt hatte, an Bord eine unverbindliche Affäre zu haben – vor allem eine, die Didi womöglich eifersüchtig machen würde –, gehörte sie nicht zu den Frauen, die um jeden Preis auf Sex aus waren. Entweder wurde sie von der Hitze des Augenblicks davongetragen, von einer unbezähmbaren Leidenschaft, ausgelöst durch einen feurigen Kuss – oder sie ließ es bleiben.
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