schwimmt sie! Dieser dumme, stinkende Affe hat die Kamera ruiniert.«
»Seien Sie nicht ungerecht, Professor. Immerhin hat Kerak uns nicht weniger als das Leben gerettet.« Miss Hudson wandte sich von ihrem Chef ab. »Langsam bemerke ich, dass Sie eine Kamera höher als ein Menschenleben werten.«
»So war das doch nicht gemeint«, verteidigte sich Dobbs. »Sie haben ja recht. Ohne Kerak hätten die Saurier uns niedergetrampelt. Zum Glück habe ich zwei weitere Kameras dabei. Der Verlust lässt sich also verschmerzen.«
DREI
Seit dem Zusammenstoß mit dem Raubsaurier war es zu keinen weiteren Zwischenfällen gekommen. Die Bäume blieben hinter Tibor zurück. Am Waldrand, hinter dem ein Streifen offenen, unebenen Geländes begann, hielt er inne. Bis hierhin waren die Spuren des unbekannten Diebes mühelos zu verfolgen gewesen und sie setzten sich in Richtung des Hügels fort.
»Am besten wartest du hier, während Pip und ich dem weiteren Verlauf der Spur folgen«, schlug Pop vor. »In offenem Gelände bist du schon von Weitem zu sehen.«
Der Sohn des Dschungels nickte. Er hatte die gleiche Idee gehabt und auf die kleinen Äffchen war Verlass. Außerdem erregten sie keinen Verdacht, wenn der Unbekannte ihre Annäherung bemerkte.
»Aber seid vorsichtig«, gab Tibor ihnen mit auf den Weg.
»Das weißt du doch. Wir sind immer vorsichtig«, behauptete Pip.
Wenn es nur so wäre. Tibor seufzte, als die Äffchen davoneilten. Unbekümmert tollten sie über den offenen Landstreifen. Sie liefen hin und her, bis Pop eine Entdeckung machte.
»Da ist der Eingang zu einer Höhle, Pip.«
»Komm, wir gehen hinein.«
Jetzt entdeckte Tibor das schwarze Loch im Fels. Auf allen Vieren liefen die Äffchen auf die Öffnung zu. Bevor sie den Höhleneingang erreichten, kam ein Stein aus dem düsteren Loch geflogen und traf Pip am Kopf. Der Kleine schrie schmerzerfüllt auf und stürzte zu Boden. Sofort war Pop bei ihm.
»Er ist ohnmächtig, Tibor.«
Der Sohn des Dschungels erhob sich, um zu seinen Freunden zu eilen und ihnen gegen den heimtückischen Steinewerfer beizustehen. In diesem Moment kam ein Junge, kaum älter als zwölf Jahre, aus der Höhle gelaufen. Ein Lendenschurz, der von einem schmalen Gürtel gehalten wurde, fiel bis auf seine Oberschenkel. Bunte Bänder schmückten seine Hand- und Fußgelenke. Mit einer flinken Bewegung packte er Pop am Schwanz. Das ängstliche Quieken des Äffchens kommentierte er mit glockenhellem Lachen.
»Eine schöne Beute!«, stieß er aus, wobei er auch den bewusstlosen Pip aufhob. »Heute gibt es saftigen Affenbraten.«
Da hatte der Junge die Rechnung ohne Tibor gemacht. Schon war der Sohn des Dschungels heran. »Du bist also unser Dieb. Lass sofort die Affen los, Bürschchen.«
Der Junge wirbelte herum. Geistesgegenwärtig ließ er die Äffchen fallen und griff nach der hinter seinem Gürtel steckenden Steinschleuder. Damit also hatte er Pip attackiert. Bevor er einen Stein in die Schleuder legen konnte, war Tibor heran und packte ihn. Der Junge gab sich dem Erwachsenen nicht geschlagen. Er war geschickt und wand sich wie ein Aal. Tatsächlich gelang es ihm, sich Tibors Griff zu entringen. Wieselflink sprang er davon, um sich in der Höhle in Sicherheit zu bringen.
»Warte! Ich will dir nichts tun. Nun bleib doch stehen, damit wir miteinander reden können«, schickte der Sohn des Dschungels ihm hinterher. Es war sinnlos. Der Junge tauchte im Halbdunkel unter. Tibor lief bis zum Höhleneingang. Vorsichtig ging er weiter. »Hör mich an. Du hast nichts von mir zu befürchten. Ich will nur wissen, wie du hierherkommst.«
»Er ist weg. Komm wieder raus, Tibor.«
Die Äffchen waren ihrem Freund gefolgt. Pop sah sich misstrauisch um und Pip rieb sich den Schädel.
»Mein armer Kopf«, jammerte er.
»Gott sei Dank bist du wieder auf den Beinen«, sagte Tibor erleichtert.
»Ja, aber ich habe eine dicke Beule am Kopf. Dieser blöde Stein hat mich ganz schön erwischt. Lass uns verschwinden, bevor du auch noch eine Beule abbekommst.«
Es widerstrebte Tibor, sich aus der Höhle zurückzuziehen. Er wollte wissen, wer der Junge war und woher er kam. Plötzlich richteten sich seine Nackenhärchen auf. Als er die drohende Gefahr erkannte, war es bereits zu spät. Polternd rollten Felsbrocken den Abhang hinunter und ergossen sich in den Höhleneingang.
»Steinschlag! Schnell, tiefer in die Höhle hinein!«
Ein Fluchtversuch nach draußen wäre Selbstmord gleichgekommen. Die Brocken wirbelten Sand und Staub auf und verschütteten den Eingang. Keifend sprangen die Äffchen hinter Tibor her, der sich zur Seite warf und dem drohenden Verhängnis um Haaresbreite entging. Verärgert kam er wieder auf die Beine.
»Seid ihr verletzt?«
»Zum Glück nicht, aber der Höhleneingang ist völlig verschüttet«, klagte Pop.
Es sah in der Tat böse aus. »Da kommen wir nicht raus. Nur gut, dass die Felsbrocken nicht herabgestürzt sind, als der Junge und ich noch draußen waren. Sie hätten uns erschlagen und euch vielleicht auch.«
Pip strich vorsichtig über die Beule an seinem Kopf. »Wo steckt der freche Lümmel eigentlich?«
Das fragte Tibor sich auch. Er sah sich um. Obwohl der Eingang zugeschüttet war, herrschte in der Höhle Zwielicht. Eigentlich hätte es stockdunkel sein müssen. Von dem Jungen war nichts zu sehen.
»Willst du nicht endlich herauskommen? Du brauchst dich nicht vor uns zu verbergen. Wir müssen gemeinsam versuchen, wieder ins Freie zu gelangen«, rief Tibor. Er erhielt keine Antwort. »Vermutlich ist er völlig verängstigt und wagt nicht, sich zu melden.«
»Das schadet ihm gar nichts«, zeterte Pip. »Ohne seinen Stein hätte ich jetzt keine Kopfschmerzen.«
Der Sohn des Dschungels überlegte kurz. »Wartet hier auf mich. Ich dringe weiter vor. Irgendwo muss der Bursche ja stecken.«
»Aber pass auf, sonst fängst du dir auch einen Stein ein.«
Der Sohn des Dschungels beherzigte die Warnung. Der Junge benahm sich wie ein in die Enge getriebenes Tier und die waren bekanntlich besonders gefährlich. Eine Steinschleuder war zudem eine nicht zu unterschätzende Waffe. Vorsichtig bewegte sich Tibor weiter, bis er auf ein notdürftig aus Blättern und Gras errichtetes Lager stieß. Eine kurze Untersuchung ergab, dass der Junge nicht allein war. Neben seinen Abdrücken zeichneten sich die einer zweiten, viel größeren Person im Laub ab. Neben dem Jungen hatte ein Erwachsener geschlafen. Doch nun waren beide verschwunden.
Tibor setzte seinen Weg fort und es wurde zunehmend heller. Er rechnete jeden Augenblick mit einem Angriff, doch er blieb unbehelligt, bis sich die Höhle schließlich verengte. Er gelangte an ein Loch, durch das Tageslicht hereinfiel. Enttäuscht erkannte er, dass er nicht durch die Öffnung passte, die dem Jungen als Fluchtweg nach draußen gedient hatte.
Allmählich begann er zu begreifen. Der Steinschlag war kein Zufall gewesen – ganz im Gegenteil. Der erwachsene Begleiter des Kleinen hatte ihn vorsätzlich ausgelöst. Ihm war klar, dass der Junge durch das enge Loch schlüpfen konnte, sein Verfolger jedoch in der Höhle gefangen war. Ein raffinierter Plan, der tatsächlich aufgegangen war.
Wer mochten die beiden sein? Vater und Sohn, die aus einem unbekannten Grund keinem Stamm angehörten, sondern sich allein durchs Leben schlugen?
Müßige Überlegungen, die Tibor nicht weiterbrachten. Hier kam er jedenfalls nicht weiter. Er musste versuchen, den verschütteten Eingang frei zu räumen. Er lief den Weg in den vorderen Höhlenbereich zurück. Pip und Pop hockten auf den Steinen und erwarteten ihn ungeduldig.
»Hast du den kleinen Zweibeiner gefunden?«
»Nein, er ist entwischt«, bedauerte Tibor. »Hinten gibt es einen engen Durchgang, groß genug für den Jungen,