Achim Mehnert

Tibor 8: Expedition in die Urzeit


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Brocken waren so schwer, dass er sie nicht einmal bewegen konnte. Ernüchtert stellte Tibor seine Bemühungen ein.

      »Ich schaffe es nicht. Ich komme weder vorne noch hinten aus der Höhle raus.«

      »Und was machen wir nun?«, fragte Pop.

      »Für euch ist das Loch hinten groß genug.« Tibor hatte eine Idee. »Lauft zu Kerak. Er soll mit einem Gork hierherkommen.« Gork, so lautete die Bezeichnung der Ogk-Menschen für den mächtigen Triceratops. »Das große Tier kann die Felsen mit seiner Kraft mühelos in die Höhle stoßen. Wir haben gesehen, wie die Ogks ihre Gorks zur Arbeit abrichten. Kerak war dabei. Er wird sich daran erinnern.«

      »Wir machen uns sofort auf den Weg.«

      Tibor führte die kleinen Äffchen zu dem Durchgang. »Beeilt euch, aber seid vor dem Jungen und seinem Begleiter auf der Hut.«

      »Darauf kannst du dich verlassen. Eine Beule genügt mir«, schnaubte Pip.

      Pip und Pop stiegen durch die Öffnung. Tibor ließ sich auf dem Boden nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Felswand. Er konnte nichts anderes tun als warten.

      *

      Die Äffchen kletterten durch den engen Tunnel bis zu einer Öffnung an der Oberfläche, durch die Sonnenlicht hereinfiel. Pip hielt den vorauseilenden Pop am Schwanz fest.

      »Halt! Siehst du den Schatten nicht?«

      »Oh, dort oben kauert jemand. Der kleine Zweibeiner will uns abfangen. Er will verhindern, dass wir Hilfe für Tibor holen.«

      »Ja, und am Schatten erkennt man, dass er einen Knüppel in der Hand hält.«

      Pop kratzte sich hinterm Ohr. »Was nun?«

      »Wir müssen hinaus«, drängte Pip.

      »Ich weiß auch schon, wie. Du steckst deinen Kopf hinaus und …«

      »Nein, nein«, protestierte Pip. »Nicht schon wieder ich. Jetzt kannst du deinen Kopf mal hinhalten.«

      »Lass mich ausreden.« Pop hatte sich genau überlegt, was zu tun war. »Du sollst nicht abwarten, bis dir der Knüppel auf den Kopf saust. Wir überlisten den kleinen Zweibeiner. Du ziehst dich blitzschnell wieder zurück und wenn er sich vorbeugt, werfe ich ihm eine Handvoll Sand ins Gesicht.«

      »Du meinst, dann kann er für kurze Zeit nichts sehen und wir entwischen ihm?«

      »Genau, du hast verstanden.«

      Pip kicherte. »Sehr gut. Das hat er verdient.«

      *

      »Es wird nicht lange dauern, bis sie herauskommen«, ahnte Urak.

      Gemal nickte wortlos. Der Junge lag geduldig auf der Lauer. Der Fremde, dem er die Lebensmittel gestohlen und der ihn verfolgt hatte, war in der Höhle gefangen. Den rückwärtigen Ausgang konnte er nicht passieren, dazu war er zu groß. Wohl aber waren die Äffchen, die ihn begleiteten, klein genug, um auf diesem Weg in die Freiheit zu gelangen. Es war Gemals Aufgabe, ihre Flucht zu verhindern.

      Urak täuschte sich nicht. Aus dem Felstunnel drangen Geräusche. Die Äffchen kletterten hindurch. Gemal hörte sie in ihrer Affensprache miteinander sprechen. In dem düsteren Loch zeichneten sich Bewegungen ab. Ein Kopf tauchte darin auf.

      Gemal hob die Keule. Doch er kam nicht dazu, sie zu benutzen. Dreck flog ihm in die Augen und raubte ihm die Sicht. Der Junge ließ die Keule fallen und riss schreiend die Hände vors Gesicht.

      »Meine Augen, Urak! Sie brennen. Ich kann nichts sehen.«

      Der Mann eilte herbei. »Bleib ganz ruhig und schließe die Augen. Nicht mit den Händen reiben. Die Tränen spülen den Sand heraus. Gleich ist alles wieder in Ordnung.«

      Die tröstenden Worte konnten den Jungen nur wenig beruhigen. Durch einen Schleier aus Tränen sah er undeutlich, wie die beiden Affen aus dem Loch sprangen und davonliefen. Er glaubte ihr hämisches Gelächter zu vernehmen.

      *

      »Das hat prima geklappt«, freute sich Pop. »Die Zweibeiner haben ganz schön dumm aus der Wäsche geguckt. Nun laufen wir schnell zu Kerak.«

      »Nicht wir, nur du«, sagte Pip.

      »Was machst du? Willst du zu Tibor zurückgehen?«

      »Nein. Ich behalte die heimtückischen Zweibeiner im Auge.«

      »Aber warum?«, wollte Pop wissen. »An Tibor kommen sie nicht heran. Bis wir mit Kerak eintreffen, ist er sicher.«

      »Ja, aber sicher erwarten die bösen Zweibeiner, dass wir zurückkommen«, erklärte Pip. »Falls sie etwas gegen euch unternehmen wollen, wenn ihr die Felsen vor der Höhle wegräumt, kann ich euch warnen. Und nun mach dich auf den Weg!«

      »In Ordnung. Ich beeile mich«, versprach Pop. Er rannte los, so schnell er konnte.

      *

      Professor Dobbs und Miss Hudson saßen vor den Zelten und erwarteten Tibors Rückkehr. Sie schossen in die Höhe, als an seiner statt einer der beiden kleinen Affen die Felsen heraufgesprungen kam. Aufgeregt schnatterte das Äffchen auf Kerak ein.

      »Was mag nur mit dem Kleinen los sein?«, überlegte Dobbs. »Er ist völlig aus dem Häuschen.«

      »Hoffentlich ist Tibor nichts zugestoßen«, sorgte sich die junge Frau. »Wer weiß, in welche Lage er bei der Verfolgung des geheimnisvollen Lebensmitteldiebs geraten ist. Da, jetzt wird auch Kerak ganz unruhig. Die Nachricht des Kleinen hat ihn aufgeregt. Wenn wir doch nur wie Tibor ihre Sprache verstehen könnten.«

      »Kerak will aufbrechen.«

      »Bestimmt ist Tibor etwas zugestoßen. Was fuchtelt Kerak denn mit den Händen herum?«

      »Ich glaube, er will, dass wir hierbleiben«, interpretierte Dobbs die Handzeichen des Gorillas. »Die Affen brechen auf. Schnell, wir schließen uns ihnen an.«

      Miss Hudson zögerte. »Kerak scheint etwas dagegen zu haben.«

      Tatsächlich unterbrach der Gorilla seinen Aufbruch. Er packte den zappelnden Forscher, setzte ihn vor einem der Zelte ab und reichte ihm einige Früchte.

      »Ich verstehe, was du willst«, brummte Dobbs. »Du willst, dass wir hierbleiben, aber ich lasse mich nicht von einem Affen herumkommandieren. Ja, du hast richtig verstanden. Ich bin ein Mensch und du bist ein großer, dummer Affe.«

      »Sie sollten ihn nicht so nennen«, protestierte die Assistentin. »Nach unserem Abenteuer mit dem Plesiosaurus habe ich den Eindruck, dass dieser dumme Affe zuweilen mehr Verstand besitzt als ein gewisser Professor.«

      »Ich muss doch sehr bitten, Miss Hudson.« Dobbs rückte seine verrutschte Brille zurecht. »Überlegen Sie doch nur mal! Es kann sein, dass Tibor in eine Lage geraten ist, aus der er nur von einem Menschen befreit werden kann. Ich denke dabei zum Beispiel an eine Falle, in die ihn der Dieb gelockt haben könnte. Um sie zu öffnen, bedarf es womöglich komplizierter Denkvorgänge, zu denen ein Affe nicht fähig ist.«

      »Ja, das wäre möglich«, räumte die junge Frau ein.

      »Deshalb folgen wir Kerak, ob es ihm passt oder nicht.«

      »Einverstanden, Professor.«

      Nach dem Aufbruch der Affen machten sich auch die beiden Forscher auf den Weg. Beim Weg durch den Dschungel gaben sie sich Mühe, Kerak und Pop nicht aus den Augen zu verlieren.

      *

      »Ein Triceratops «, keuchte Dobbs.

      Der Professor und seine Assistentin verharrten geräuschlos. Der mächtige Triceratops kauerte träge unter einem Baum. Noch hatte er nicht mitbekommen, dass er nicht alleine war. Drei Hörner, zwei oben und eins weiter vorne auf der Schnauze, zierten den gepanzerten Schädel des Sauriers, der sich träge umdrehte, als er Geräusche vernahm.

      »Was soll das? Kerak geht genau auf den Triceratops zu«, wunderte