Achim Mehnert

Tibor 8: Expedition in die Urzeit


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habe den großen und den kleinen Zweibeiner gefangen, die dich in die Höhle eingesperrt hatten. Pip und Pop passen auf sie auf.«

      »Dafür hast du auch noch Zeit gehabt?« Tibor staunte. »Gut gemacht, mein Freund. Führe mich zu ihnen.«

      »Es freut mich, endlich wieder etwas Freundliches zu hören«, knurrte Kerak. »Der Zweibeiner, der wie ein Wilder hinter den großen Tieren her ist, beschimpft mich in einem fort.«

      »Professor Dobbs? Aber wieso?«

      »Ich weiß es nicht. Ich verstehe die Sprache der Zweibeiner zwar nicht, aber am Tonfall höre ich sehr gut, wenn es Schimpfworte sind. Ich hatte große Last mit den beiden Zweibeinern. Du hättest sie besser nicht hinter die toten Sümpfe geführt. Egal was wir ihnen sagen, sie gehorchen unseren Befehlen einfach nicht. Sie sind von dem Felsen geklettert. Ich konnte sie nur mit viel Glück vor einem großen Tier retten und zum Dank gab es wieder Schimpfworte.«

      »Beruhige dich.« Es tat Tibor leid, dass Dobbs Kerak dessen Hilfe nicht besser dankte. »Ich werde ein ernstes Wort mit dem Professor reden.«

      »Wenn du noch dazu kommst.«

      »Wie meinst du das?«

      »Ich glaube, dass er gleich wieder losgezogen ist, nachdem ich ihm den Rücken gekehrt habe, um dich zu befreien. Vielleicht hat ihn schon ein großes Tier gefressen.«

      Die Information versetzte Tibor in große Sorge. »Wir müssen so schnell wie möglich zurück, damit dem Professor nicht wirklich etwas zustößt. Vorher will ich aber noch mit den beiden Zweibeinern sprechen, die du gefangen genommen hast.«

      »Da vorne liegen sie.«

      Kerak hatte ganze Arbeit geleistet. Die Gefangenen waren mit Lianen zusammengeschnürt. Der Junge hielt den Kopf gesenkt, der Erwachsene warf Tibor giftige Blicke zu. Der Sohn des Dschungels blieb vor ihnen stehen.

      »Wer seid ihr?«, wollte er wissen. »Wieso habt ihr mich angegriffen? Heraus mit der Sprache!«

      »Was soll das lange Gerede?«, fragte der Erwachsene zurück. »Wir wissen, dass unser Schicksal besiegelt ist. Wir haben nur eine Bitte. Töte uns, bevor du uns zu den Kriegern des falschen Königs bringst. Du wirst deinen schmutzigen Lohn trotzdem erhalten und uns bleibt der Tod unter der Folter erspart.«

      Verständnislos furchte Tibor die Stirn. Die Andeutung behagte ihm nicht. »Ich begreife nicht, was du meinst. Ich war nicht hinter euch her, um euch zu schaden.«

      Hoffnung flackerte in den Augen des gefesselten Mannes auf. »Du hast uns nicht im Auftrag der Krieger verfolgt? Und du willst uns auch nicht töten?«

      »Wieso sollte ich das tun?«, fragte der Sohn des Dschungels verwirrt. »Der kleine Bursche hat mich und meine Freunde in der vergangenen Nacht bestohlen. Nur deshalb bin ich seiner Spur gefolgt.«

      »Das ist ja … unglaublich. Wir hielten dich für unseren Feind. Bitte löse unsere Fesseln! Ich gebe dir einen meiner goldenen Armringe für die Sachen, die Gemal an sich genommen hat.«

      »Schon gut, behalte deinen Armreif«, verzichtete Tibor. Er gab Kerak ein Zeichen, den Zweibeinern die Lianen abzunehmen. »Ich möchte lediglich wissen, wer ihr seid und woher ihr kommt. Mir ist eben aufgefallen, dass ihr fast die gleiche Sprache wie die Ogks sprecht. Doch im Gegensatz zu ihnen habt ihr blonde Haare. Ich muss zugeben, ihr seid mir ein Rätsel.«

      »Ich erzähle dir alles, Fremder, denn ich vertraue dir.« Nachdem Kerak die Fesseln entfernt hatte, rieb der Mann sich die Handgelenke. »Mein Name lautet Urak.«

      »Ich bin Tibor.«

      »Setzen wir uns hin, Tibor, denn es ist eine lange Geschichte, die ich zu berichten habe.«

      Der Sohn des Dschungels war begierig, sie zu erfahren, doch das unklare Schicksal von Professor Dobbs und Miss Hudson hielt ihn davon ab, sich auf dem Boden niederzulassen. »Ich sorge mich um meine Gefährten. Sie kommen aus einem Land, in dem es keine wilden Tiere gibt. Daher können sie die Gefahr nicht richtig einschätzen. Ich habe Angst, dass ihre Unwissenheit sie ins Verderben führt. Darf ich dich und Gemal bitten, mich zu ihnen zu begleiten?«

      »Gern«, willigte Urak ein. »Gemal und ich haben unsere Heimat verloren. Daher sind wir ständig unterwegs. Für uns ist ein Ort wie der andere.«

      »Dann kommt.«

      »Ich schäme mich, dass ich euch bestohlen habe.« Zum ersten Mal erhob der Junge die Stimme. Gram zeichnete sich in seinem Gesicht ab. »Ich konnte nicht anders. Es ist für Urak und mich nicht immer einfach, etwas Essbares zu finden. Zuerst bin ich nur aus Neugier um euer Lager geschlichen, aber als ich die Lebensmittel entdeckte …«

      »Schon gut«, fiel Tibor dem Jungen ins Wort. »Wir reden nicht mehr darüber. Es ist alles vergessen.«

      »Wirklich?«

      »Ja.«

      Gemals Gesicht hellte sich auf. »Vielen Dank, Tibor.«

      Urak atmete auf. »Das gilt auch für mich.«

      Der Sohn des Dschungels gab das Zeichen zum Aufbruch und die Gruppe marschierte los. Tibor erzählte Kerak und den Äffchen, was er mit Urak und Gemal besprochen hatte.

      »Also sind die Zweibeiner jetzt unsere Freunde?«, fragte der Gorilla.

      »So ist es. Sie haben keine bösen Absichten.«

      »Wenn du das sagst.« Kerak hielt die Nase in den Wind. »Vorsicht, ich wittere ein großes Tier. Es hält sich da vorne im Dickicht verborgen.«

      Tibor verlangsamte seine Schritte. »Warten wir lieber, bis es sich trollt. Schnell hinter die Felsen!«

      Die Gefährten zogen sich hinter aufgetürmte Felsbrocken zurück. Es dauerte nicht lange, bis ein riesiger Saurier durchs Unterholz brach.

      »Ein Tyrannosaurus.« Tibor war froh, den Weg nach Keraks Warnung nicht leichtfertig fortgesetzt zu haben.

      »Diese furchtbaren Tiere, Urak«, flüsterte Gemal. »Sie sind überall. Lass uns bald weiterwandern. Vielleicht finden wir doch noch ein Land, in dem es nicht so gefährlich ist.«

      »Du hast recht, sie sind gefährlich, aber sie sind auch unser Schutz. Abals Krieger haben Angst vor ihnen. Sie werden hier nicht lange nach uns suchen. Wir bleiben nur so lange hier, bis wir sicher sind, nicht mehr verfolgt zu werden. Danach ziehen wir weiter. Du wirst sehen, wir finden ein Fleckchen, wo wir in Frieden leben können.«

      Auf einmal blieb die Riesenechse stehen. Sie drehte den Kopf in alle Richtungen, als halte sie nach etwas Ausschau. Plötzlich rannte sie los und trampelte das Unterholz nieder.

      »Gleich können wir weitergehen«, sagte Kerak.

      Tibors Nicken endete jäh. Er lauschte und glaubte Geräusche zu vernehmen. »Das hört sich wie das Wiehern eines Pferdes an. Nein, ganz unmöglich! In diesem Landstrich gibt es keine Pferde. Sie sind niemals mit weißen Siedlern in das Land hinter den toten Sümpfen vorgedrungen.«

      »Du irrst dich«, belehrte Urak den Sohn des Dschungels. »Es gibt Pferde in dieser Gegend. Gemal und ich haben sie mit eigenen Augen gesehen. Abals Krieger besitzen Pferde. Sollten sie uns doch auf der Spur sein?«

      »Ihr wartet hier«, entschied Tibor. »Ich sehe nach.«

      Er lief zum nächsten Baum und kletterte hinauf. Oben angekommen, entdeckte er den Tyrannosaurus wieder. Die Echse hetzte mit großen Sprüngen hinter einer Staubwolke her. Am liebsten hätte Tibor nach Spuren gesucht, doch das würde ihn zu lange aufhalten. Er musste sich um den Professor und seiner Assistentin kümmern. Also stieg er von dem Baum herab und begab sich zu seinen Begleitern.

      »Hast du die Krieger gesehen?«, empfing Urak ihn.

      »Nein.« Tibor wusste nicht recht, ob das gut oder schlecht war. »Gehen wir weiter. Je länger es dauert, umso mehr Sorgen mache ich mir um meine Gefährten.«

      Nach Keraks Bericht war zu befürchten, dass Professor Dobbs irgendwelchen