Karl Kiesewetter

Der Occultismus des Altertums


Скачать книгу

– Zoroaster that seine Augen auf und sah des Himmels Glanz, Heerscharen der Engel kamen auf ihn zu; jeder fragte ihn um etwas und zeigte es mit dem Finger. Vor dem Throne Gottes betete er erst an und fragte dann um dies und das, wie Djemschid einst that.“

      „Zoroaster sprach zum Allerhöchsten: Wer ist der beste deiner Diener in der Welt? – Gott, der immer gewesen ist und immer sein wird, antwortete: Der ist's, der reines Herzens ist; wohlthätig gegen den Gerechten und gegen alle Menschen; der seine Augen vom Reichthum wendet; der von Herzen Gutes thut allem Geschöpf in der Welt, dem Feuer, Wasser und Thiergeschöpfen: der soll ewig sein in Fried und Freuden. Ich hasse den, sprach Ahuramazdâ, der den Guten betrübt, der meine Diener bekümmert und außer meinen Geboten wandelt, der – sage es allem Volk – muß ewig in der Hölle sein.“

      Hierauf fragte Zoroaster Ahuramazdâ über die Amschaspands[110], die ihm lieb sind, über den unreinen Angrômainyus, der nur Arges denkt, über Gute und Böse und über den Ausgang derer, die den Dews anhängen.

      Ahuramazdâ sprach: „Ich bin es, der lehrt, was gut ist[111]; Angrômainyus ist der Vater des Bösen; mein Wille ist nicht der Menschen Plage. Wisse: Böses kommt nur von Angrômainyus, alles böse Thun und alles böse Denken. Die Strafe der Sünde ist in der Hölle. Die Thoren lügen, wenn sie sagen, ich thäte Böses.“

      Alsdann bat Zoroaster Angrômainyus um Unsterblichkeit, damit er in allen Zeiten die Menschen im Glauben und der Befolgung des Gesetzes stärken könne. Ahuramazdâ sprach[112]: „Befreie ich dich vom Tode, so wird auch der Körper des Dew Turberatorsch davon befreit sein, und es würde alsdann keine Auferstehung geben. Du würdest alsdann den Tod von mir suchen.“ Ahuramazdâ gab ihm eine Speise, ähnlich dem Honig. Zoroaster aß und sah im Traum die Herzen und Gedanken der Menschen aufgedeckt. Ahuramazdâ ließ ihn alle Begebenheiten vom Ersten der Menschen bis zur Auferstehung sehen und was im letzten Weltjahrtausend geschehen würde. Beim Anblick der Plagen und Übelthaten, welche die Welt verwüsten würden, wünschte er sich nicht mehr Todlosigkeit.[113]

      Ahuramazdâ lehrte ihn noch den Umlauf des Himmels[114], die guten und bösen Einflüsse der Gestirne, die Tiefen der Naturgeheimnisse, die Hoheit der Amschaspands und die Freuden der himmlischen Wesen. Zoroaster sah auch die Gestalt des Angrômainyus in der Hölle und erlöste aus diesem Reich der Finsternis einen Menschen, der Gutes und Böses gethan hatte.[115]

      Als Angrômainyus ihn erblickte, schrie er mit großer Stimme: „Verlasse das reine Gesetz; wirf es wie Staub hinweg; du sollst doch in der Welt haben, was dein Herz begehrt.[116] Kümmere dich nicht um deinen Ausgang, oder bekämpfe wenigstens mein Volk nicht, o reiner Zoroaster, Sohn des Poroschasp, der du geboren bist von der, die dich getragen.“ Zoroaster sprach: „Falscher Ruhm und Glanz ist dir und allen deinen Nachfolgern in der Hölle. Mit Gottes Barmherzigkeit will ich dein Werk in Schimpf und Schande bringen!“

      Zoroaster – voll göttlicher Majestät – sah nun einen Feuerberg; er mußte hinein und ging schadlos hindurch. Es wurden geschmolzene Metalle über ihn ausgegossen, und er verlor kein Haar. Darauf öffnete man ihm auf Befehl Ahuramazdâs den Leib und nahm Alles heraus. Wen Gott schützt, dem ist Feuer in der Hand wie Wachs, und wenn er auch durch Feuer oder Wasser muß, so fürchtet er doch nichts.[117]

      Ahuramazdâ sprach: „Sage nun allem Volk, was du gesehen hast, du, sein Hirte! Wer nun Angrômainyus unreinen Weg wandelt, aus dessen Leib sollen Blutflüsse fließen, und er soll den Feuerflammen übergeben werden, wie dir gezeigt ist. Vom Fluß des geschmolzenen Metalls siehe diese Deutung: Ein Menschengeschlecht wird das Gesetz verlassen und Angrômainyus anhängen; aber die Mobeds werden sich rüsten wider die Dews zu streiten. Zweifelsucht wird über die Menschen Gewalt üben, aber dieser Feuerstrom soll sie aufzehren. Aderbad Mahrespand[118] wird erscheinen und die Menschen lehren Alles, was sie wissen müssen. Geschmolzene Metalle werden über ihn gegossen werden, ihm aber nicht schaden. Dieses Wunder wird alle Zweifel wie Staub verschwinden machen und den rechten Weg zeigen.“[119]

      Darauf befragte Zoroaster Ahuramazdâ, der alle Geheimnisse weiß, um die Pflichten seiner Diener – Desturs und wachsamen Mobeds – um die Art zu beten und sein Gesicht zu kehren. Der Allernährer jedes Tags und Allgenugsame sprach: „Sage den Menschen, daß mein Licht verborgen ist unter allem, was glänzt.[120] Richte dein Antlitz gegen das Licht und thue meine Gebote, so wird Angrômainyus fliehen; in der Welt geht nichts über das Licht.“

      Dann lehrte Ahuramazdâ Zoroaster den Zendavesta und sprach: „Lies ihn vor dem König Gustasp, damit er ihn in seinen Schutz nehme; zeige ihm, wer ich bin, damit er Mitleiden und Güte beweise; lehre ihn Alles und unterrichte auch die Mobeds an meiner Statt, daß sie den Weg Angrômainyus meiden.“ Über diese Gebote freute sich Zoroaster und dankte Ahuramazdâ.

      Nun kamen die Amschaspands zu Zoroaster, um ihre Aufträge auszurichten. Bahman, der die Tiere schützt[121], sprach: „Ich überlasse dir die Thiere und Herden; laß die Mobeds dafür sorgen. Kein junges und nützliches Thier müsse getödtet werden; das sage Alt und Jung: ich habe sie von Ahuramazdâ empfangen und darf sie keinem Bösen anvertrauen.“

      Der glänzende Ardibehescht[122] sprach: „Sage in meinem Namen Gustasp, Diener des reinen Gottes, ich habe dir alle Feuer empfohlen. Laß Desturs, Mobeds und Herbeds[123] dafür sorgen, daß sie nicht getilgt werden, weder durch Wasser, noch Koth, daß jede Stadt ein Atesch-gah[124] habe und diesem Element zum Lobe die vorgeschriebenen Feste feiere, denn der Glanz des Feuers kommt vom Glanze Gottes. Was ist Schöneres in der Welt? Er will nur Holz und Gerüche; Jung und Alt bringt ihm die, und er wird die Gebete erhören. Ich überlasse es dir, wie es mir von Ahuramazdâ überlassen ist. Wer mein Wort nicht hört, der geht zur Hölle.“

      Shariver[125] befahl, die Waffen – Säbel, Lanze &c. – nicht verrosten zu lassen.

      Espendarmad[126]: die Menschen sollten nach dem Willen dessen, der alles segnet, die Erde vor Blut bewahren, vor Unreinigkeiten und Todten; alles Unreine und Todte an besondere Orte schaffen, die Erde fleißig bauen usw.

      Chordad[127] empfahl ihm alles Wasser unter und über der Erde, in Quellen, Flüssen, Brunnen usw. Wasser giebt allem Lebendigen Stärke, macht grün usw.; deshalb darf man nichts Unreines und Todtes hineinwerfen.

      Amerdad[128] sprach von Früchten und Bäumen und befahl sie nicht muthwillig zu beschädigen.

      Noch wurde Zoroaster befohlen: „Laß die Desturs in alle Welt gehen und die Menschen zum Glauben an Ahuramazdâs Gesetz bekehren.[129] In jedem Ort bestelle einen zum Lehrer des Gesetzes und der Gerechtigkeit, der den Zendavesta liest und zu Gott, dem Schöpfer der Welt, betet. Alle Menschen sollen sich nach der Seite des Rechts wenden, mit dem Kosti[130] umgürtet sein, dem Kennzeichen der Schüler des heiligen Gesetzes, und rein erhalten die vier Elemente des Menschenkörpers, Luft, Wasser, Feuer, Erde; dann wird alles blühen und den Segen des Allerhöchsten genießen.“

      Dies waren die Lehren, welche Ahuramazdâ und die Amschaspands ihrem Diener Zoroaster erteilten.

      Da nun Zoroaster außerdem noch auf den Bergen Offenbarungen von Ahuramazdâ erhielt, so heiligte er in den Gebirgen Persiens dem Mithra[131] eine Höhle. Diese Höhle sollte ein Bild der Weltschöpfung durch Mithra sein, und die Dinge, welche in ihr in abgemessenen Entfernungen von einander lagen, sollten die Harmonie des Weltalls darstellen, die Bewegung der Planeten und Fixsterne und den Aufenthalt der Seelen auf denselben.

      Nach Origenes[132] hatten die Perser in den später allenthalben entstandenen Mithrasgrotten eine symbolische Leiter von acht Sprossen. Die erste aus Blei bestehende Sprosse stellte den Saturn, die zweite aus Zinn bestehende den Jupiter, die dritte aus Eisen bestehende den Mars, die vierte aus Kupfer bestehende die Venus, die fünfte aus gemischtem Metall bestehende den Mercur, die sechste, silberne, den Mond, die siebente, goldene, die Sonne und die achte den Fixsternhimmel dar.

      Auch im neueren Parsismus nimmt man sieben den Planeten entsprechende Himmel mit verschiedenen Graden der Seligkeit an. Über sie alle geht Gorotman, die Wohnung Ahuramazdâs und der himmlischen Geister. Gorotman ist die achte Stufe der Leiter des Origenes.

      Nachdem Zoroaster die Offenbarungen Ahuramazdâs und der