und Diogenes Laërtius[81] alle möglichen übersinnlichen Kräfte bei. Das Herabziehen des Blitzes, welches wir auch bei den Etruskern und Römern antreffen, könnte vielleicht auf primitiven elektrischen Kenntnissen beruhen, welche bei der Ausübung der Fulguration erworben worden waren.
Endlich verbreitete sich zur Zeit der Perserkriege in Griechenland ein Buch, welches von einem Magier Osthanes verfaßt worden war und nach Plinius[82] „den Griechen einen wahren Heißhunger nach Magie beibrachte“, die von jetzt ab an die Stelle der alten rohen Goëtie trat. So viel von dem Buche bekannt ist, lehrte es allerlei Zauber- und Wahrsagekünste sowie die Beschwörung der Toten und Dämonen.[83]
Zweite Abteilung. Der Zoroastrismus.
Erstes Kapitel. Das Leben Zoroasters.[84]
Der große parsische Gesetzgeber heißt in der Zendsprache Zarethoschtro, im Pehlvi Zerathescht oder Zertoscht, und endlich im Parsi Zerduscht. Die Griechen machten aus diesen Namen Zeroasters, Zabratos, Zaratas, Zarasdes und endlich den gebräuchlichsten Namen Zoroaster. Die Bedeutung desselben ist „Goldstern“ oder „Sohn des Stern“, ähnlich wie Bar Cochba oder Nazaratos.
Nach den Zendschriften lebte Zoroaster im 6ten Jahrhundert v. Chr. und wurde zu Urmi in Aderbedschan als Sohn des Poraschasp und der Dogdo geboren.
„Dies begab sich – heißt es im Zerduscht-nameh – am Ende eines Zeitpunkts, wo Angrômainyus Macht hatte. Bosheit war gewaltig auf Erden, die Völker ohne Richter, und Angrômainyus war ihr Herrscher und Plager. Da zeigte Gott das Antlitz seiner Liebe, ließ aus Feriduns Wurzel einen Baum hervorgehen[85], Zoroaster, den Propheten der mußte die Gefangenen erlösen.“
„Dogdo, Zoroasters Mutter, hatte im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft einen Traum voll Furcht und Schauder. Eine schwarze Wolke war vor ihrem Auge, die wie ein Adlerflügel das Licht bedeckte und schreckliches Dunkel erzeugte. Löwen und Tiger und Wölfe und Rhinocerosse mit Schlangen regneten aus dieser Wolke in Dogdos Haus. Das gewaltigste und grausamste dieser Ungeheuer stürzte sich auf sie, wüthete und brüllte, riß ihr den Leib auf und zog Zoroaster hervor, packte ihn zwischen die Klauen und wollte ihn umbringen. Alle Menschen erhoben ein furchtbares Geschrei, und Dogdo rief mit Zittern und Zagen: Wer will mich erretten von dem Ungeheuer, das mich erdrückt? – Sei guten Muths, sprach Zoroaster, die Ungeheuer werden nichts ausrichten, denn der Herr wacht zu meinem Schutz; lerne ihn nur kennen, Mutter! Ich, der Einzige, will die Menge der Ungeheuer bezwingen!“
„Diese Worte waren Trost für Dogdos Herz. Und am Orte der Bestien erhob sich ein hoher Berg; Sonnenglanz zerstäubte die Nachtwolke, Südwind blies, und die Ungeheuer zerstiebten wie Blätter.“
„Am hohen Tage zeigte sich ein Jüngling, schön wie der Glanz des vollen Mondes, leuchtend wie Djemschid, mit einem Lichthorn[86] in der einen Hand riß er die Wurzel der Dews aus, die andere hielt ein Buch. Er schwang sein Buch nach den Bestien, da schwanden sie aus Dogdos Haus, als wären sie zu nichts geworden. Nur die drei mächtigsten: Löwe, Wolf und Tiger blieben. Es schlug sie aber der Jüngling mit dem Lichthorn, daß sie vergingen. Da schloß er Zoroaster wieder in seiner Mutter Leib, blies sie an, und sie ward schwanger. Ohne Furcht! sprach er zu Dogdo, der König des Himmels schützt das Kind; die Welt ist voll seiner Erwartung; er ist der Prophet Gottes an sein Volk. Sein Gesetz wird der Erde Freude bringen. Durch ihn soll Löwe und Lamm zusammen trinken. Fürchte diese Bestien nicht! Wessen Helfer Gott ist, wie sollte er die ganze Welt fürchten?“
„Der Jüngling verschwand und Dogdo erwachte. Dies war gegen Mitternacht. Die zagende Dogdo suchte einen ehrwürdigen Greis auf, der erfahren war in der Traumdeutung und Kenntniß der Welt wie des Laufes der Gestirne. Sie erzählte ihr Gesicht, um das Unglück zu erfahren, welches sie befürchten müsse. Mein Leben lang, sprach der Alte, habe ich dergleichen nicht gehört. Bringe mir den Planetenstand bei deiner Geburt und komme in vier Tagen wieder.“
„Die drei Nächte, welche kamen, waren schlaflos für Dogdo. Als der vierte Tag anbrach, sah sie den Traumdeuter wieder, und Freudenlicht glänzte aus seinen Augen. Sein Astrolabium war zur Sonne gerichtet; er betrachtete nochmals, was sich begeben sollte, nahm darauf eine Tafel und schrieb darauf bei einer Stunde lang, indem er die Sterne beobachtete, und sprach dann zur Mutter Zoroasters: Ich sehe, was noch kein Menschenkind gesehen hat. Du bist schwanger fünf Monate und dreiundzwanzig Tage, und wenn deine Zeit gekommen ist, sollst du einen Sohn gebären[87], den man nennen wird „gebenedeieter Zoroaster“. Er soll ein Gesetz verkündigen, das der Erde Freude bringen wird. Die Verehrer des unreinen Gesetzes werden seine Widersacher sein und gegen ihn streiten. Du wirst davon leiden, wie du gelitten hast von jenen Bestien, endlich aber siegen. Der lichtglänzende Jüngling, der dir im Gesicht erschienen, ist aus dem sechsten Himmel; das Lichthorn in seiner einen Hand ist ein Sinnbild der Größe Gottes, der Zoroasters Beistand sein wird zur Vertreibung des Bösen. Das Buch in seiner andern Hand ist ein Siegel seiner Weissagung[88], vor welchem die Dews fliehen. Die drei Bestien, welche bleiben, sind drei gewaltige Feinde, die aber nichts gegen ihn auszurichten vermögen. Um diese Zeit wird ein König sein, der das vortreffliche Gesetz einführen wird. Welcher Mensch Zoroasters Worten glaubt, dem wird Gott das Paradies schenken; die Seele seiner Feinde wird zum Duzakh[89] müssen.“
„Woher, sprach Dogdo, weißt du meine fünfmonatliche Schwangerschaft? Wisse, war seine Antwort, daß ich Wahrheit sage: Die Berechnungen meiner Kunst beruhen in der Kenntniß des Himmels. So schreiben die alten Bücher.“
„Dogdo, deren Herz vor Freude trunken war wie von Wein, hüpfte wie die Wolken, segnete den Traumdeuter, kehrte heim und sagte Alles, was sie begeben hatte, Poroschasp, ihrem Manne.“
„Am Ausgang der neun Monate gebar sie einen Sohn. Kaum geboren, lächelte der Knabe, worüber sich alle Welt verwunderte und große Dinge weissagte.“
„Unter den Frauen in Dogdos Gemach waren Magierinnen, welche dieses Wunder, das sie im Leben noch nicht gesehen hatten[90], stumm machte. Das Gerücht des Wunders erscholl allenthalben und machte den großen Haufen der Magier bekümmert. Sie besorgten daraus Böses für sich und wollten Zoroaster umbringen. Dies entdeckte Ahuramazdâ Zoroaster[91] mit den Worten: Im Anfang verschworen sich die Dews wider den großen Zoroaster und trachteten ihm nach dem Leben. Aber Zoroaster soll reine Freude haben und die Dews überwinden.“
„Von Norden aus kommt Angrômainyus[92], aus allen Gegenden und Orten kommt der todschwangere Fürst der Dews; er läuft ruhelos, dieser todschwangere Angrômainyus, dieser Eingeber des argen Gesetzes. Dieser Darudj[93] durchstreicht die Länder und verheert sie, o reiner Zoroaster! Überall dringt er hin; er, der Dew, der Vater alles Bösen, der Verheerer, Plager und Lehrer des bösen Gesetzes.“
„Darauf offenbarte Ahuramazdâ dem Zoroaster, was beim Anfang der Welt zwischen ihm und Angrômainyus vorgefallen; wie der Arge im Anblick des künftigen Untergangs seines Reiches durch Zoroaster Alles, die Kräfte seiner Engel, gegen ihn aufgebracht von der Stunde seiner Geburt an.“
„Er mit seinem langen Arm und ausgedehnten Körper, heiliger Zoroaster, durchstreifte die weite Erde, ohne nach Ahuramazdâ dem Großen, dem gerechten Richter der Welt, zu fragen; er durchlief sie lang und breit, und da er wie über eine weitgehende Brücke war, drang er in die feste Stadt des Poroschasp. Doch war Zoroaster weit stärker als Angrômainyus, der Vater des bösen Gesetzes.“
„Damals lebte in dieser Gegend Fürst Duranserun, Haupt der Magier und Erster der Schüler des bösen Gesetzes.[94] Er wußte, daß Zoroaster, sobald er aufstünde, durch sein reines Gesetz alle Magie töten würde. Kaum wurde ihm des Kindes Geburt verkündigt[95], als er auf den Thron sprang wie ein Stier, zu Pferde stieg und sich mit Eifer in das Haus des Poroschasp begab. Er fand Zoroaster an der Mutter Brust, seine Wangen waren wie des Frühlings Blüte, und Größe Gottes ging von ihm aus. Belehrt von dem, was sich begeben hatte bei seiner Geburt, machte Duranserun der Zorn blaß, und er befahl seinen Leuten, daß sie das Kind greifen und mit dem Säbel zerhauen sollten. Aber der Vater der Seelen