bis nach Ablauf dieses Zeitraumes sein. Diese zwölf Jahrtausende teilte der Unendliche nach wechselnden Perioden unter diese beiden Könige aus. Das erste Vierteil wurde Ahuramazdâ, dem Erstgeborenen der Wesen, zu Teil. Ahuramazdâ in Licht und Herrlichkeit fing an zu schaffen und zu wirken nach der Art und Natur seines Wesens. Angrômainyus sah Ahuramazdâs Glorie und Herrlichkeit, wurde neidisch, schwur ihm ewige Feindschaft und begann den Krieg gegen Ahuramazdâ. Nun begann der Kampf zwischen Licht und Finsternis. Ahuramazdâ entbot ihm zwar Freundschaft, wenn er Mitschöpfer der reinen, guten Welt sein wolle, aber Angrômainyus verhärtete sich aus Stolz, Neid und Haß und wurde der Grundärgste. Nun zerfiel alles in zwei Königreiche, Welten und Gewalten. Das Licht ward Ahuramazdâs Eigentum, die Finsternis das des Angrômainyus. Angrômainyus stürzte aus der Höhe unendlich tief in den Abgrund, blieb aber König des Abgrundes, und wenn die Zeit seiner Herrschaft kommt, ist er der grausamste Gewalthaber, der ärgste Tyrann. In der Zeit seiner Herrschaft wirkt er mit äußerstem Streben, Unruhe und Anspannung aller seiner Kräfte, denn er weiß sein Ende. In dieser Zeit des Angrômainyus hat oft das Böse die Oberhand, und die Finsternis verdunkelt das Licht. So steigt und fällt bis zum Schluß der begrenzten Zeit die Übermacht oder Schwäche des Guten und Bösen. Ahuramazdâ und Angrômainyus befinden sich in stetem Kampf gegeneinander, und das Ende ist der Sieg des Guten, der Triumph Ahuramazdâs.
Am Anfang schuf Ahuramazdâ zur Bekämpfung des Angrômainyus die Feruer aller Wesen. Er dachte als Schöpfer auf Wesen aller Art, die rein, gut, stark und edel wären, und jeder dieser Gedanken war ein Feruer, der Geist des künftigen Wesens, das künftig ein Teil von Ahuramazdâs Welt sein sollte, ganz Licht und Geist, im Wesen Geist und im Leben Geist, durch den bloßen Schöpfergedanken geboren; denn Ahuramazdâ dachte im Wort, und jeder Gedanke im allschaffenden Wort ist Geist, der das Geschöpf belebt, zu dem er gedacht ist.
Die aus Ahuramazdâs allschaffendem Geist hervorgegangenen zahllosen Arten, Gestalten und Stufen der Feruer aller reinen Wesen sind unsterblich, denn ihr Same war vom ewigen Geist und unzerstörbaren Licht. Sie sind ganz Leben, denn der sie gebar, schuf sie durch ihre schaffende Feuer- und Lichtkraft stets wirkend und belebend. Durch sie lebt Alles in der Natur, Stern und Mensch, Tier und Baum; Alles erhält durch sie Bewegung und Segen. Sie sind des Himmels Schutz und Wache gegen Angrômainyus; der Seele Schutz, denn sie sind erhaltend, reinigend bei der Auferstehung von allem Bösen; sie bekämpfen die Schlangen, Dews, die Bösen und erlösen die Gerechten. Mit der Schnelligkeit eines Vogels fahren sie gen Himmel und bringen die Gebote vor Ahuramazdâ. In der Welt sind sie an die Körper gebunden.
Die Zahl und Stufen der Feruer sind unendlich wie die der Wesen, weil die unbegrenzte Ewigkeit sich denkt im allmächtigen Wort, und dieser Abdruck des unergründlichen Wesens ist Ahuramazdâs Feruer. Des Gesetzes Feruer ist des Gesetzes Geist und Lebenskraft, das Lebendige und Belebende im Wort, das Wort, wie Gott es denkt. Der Feruer Zoroasters ist köstlich in den Augen Ahuramazdâs, denn er hat das Gesetz in Gang gebracht und des Weltenherrschers Glanz und Herrlichkeit an das Licht gebracht.
Nach diesen reinen ersten Schöpfungsbildern sind alle himmlischen und irdischen Wesen in endlosen Reihenfolgen geworden. In ihnen steht die Welt Ahuramazdâs, und gegen sie kämpft Angrômainyus mit seinen argen Geistern.
An diese zoroastrischen Sätze knüpft Kleuker eine längere Anmerkung, die insofern Interesse besitzt, als in einem Teil derselben Kleuker den Gedanken du Prels anticipiert, der Genius des Sokrates sei dessen transcendentales Subjekt oder Feruer.
Die betreffende Stelle lautet:
„Zend-Avestas Feruers sind ein feiner Gedanke. Sie sind der Übergang von dem, was wir Substanz nennen, zum bloßen Schöpfergedanken der Substanz. Weil aber der Wesenschöpfer nach dem Geist Zendavestas, keinen einzigen Gedanken leer – als einer bloßen Möglichkeit denkt, so dachte er lauter Feruers. Feruers sind die ersten, reinsten Abdrücke aller künftigen Wesen und Geschöpfe; das, was in allen Wesen abgezogenster Geist, reinster Funke, himmlischer, göttlicher Natur ist. Sie werden immer von den Seelen unterschieden; sie sind höher und eher als dieselben; sie haben zwar schon den Grund in sich, warum sie künftig mit solchen und nicht andern Geschöpfen vereinigt werden sollen, aber noch nicht die Gestalt eines besonderen Geschöpfes; sie sind Platos Ideen. Wie Ormuzds Gedanke Zoroasters Feruer schuf, so war er von allen Feruers höherer Geister, wie von allen Feruers aller Menschen unterschieden; er war aber noch nicht Zoroaster, sondern enthielt nur das ganze Bild, doch aber in wahrer, lebendiger Existenz, was Zoroaster künftig werden sollte. Sobald Ormuzd sie dachte, lebten sie, und können Jahrtausende leben und wirken, ehe sie mit den Geschöpfen vereinigt werden, dieselben zu beleben. Daher kommts, daß die alten Philosophen, die aus dem Quell der Weisheit des Orients getrunken, den Geist lange vorher leben und freiwirken lassen, ehe er mit dem Körper verbunden wird, daß sie ihn göttlichen Geschlechts und Natur nennen, sagen, im Tode geh' er wieder hin, woher er gekommen sei. Nach Zoroaster sind die Feruers die reinsten Ausflüsse von Ormuzds Schöpfergeist, derselben Natur, wahres Licht, wahres, lebendiges Wort: darauf wird auch ihre Unsterblichkeit und ewige Fortdauer gegründet: denn kein Funke göttlichen Geistes kann sterben, er ist seiner Natur nach Leben und belebende Kraft. Zunächst wird Feruer von verständigen und lebenden Geschöpfen gebraucht, die gewesen sind, oder sind, oder noch geboren werden sollen, (denn auch diese sind schon vorhanden,) wie wir nur von Himmelswesen und Menschen Geist eigentlich zu gebrauchen pflegen; aber es giebt auch Feruers (Geist) in Thieren, Bäumen, Blumen, Sternen. – Kurz, wo Leben, Regsamkeit, Bewegung, Wachsthum ist, da lehren die Parsen innere Kraft, Feuer, Lichtsamen, und das bestimmt eben die Natur der Feruers. Sind sie mit Wesen verbunden, so werden sie oft für das Wesen oder Geschöpf selbst gesagt, weil sie das Reinste und letzter Mittelpunkt jeden Geschöpfes sind. Sie sind der Seele Schutz. Daher muß der Parse für seinen Feruer besonders beten, daß Ormuzd ihn bewahren wolle; denn ohne ihn wird Seel' und Leib unrein, irre geleitet. Siehe da Sokrates Schutzgeist!“[162] – –
Die von Ahuramazdâ geschaffene Welt ist unendlich groß, lebend und wirkend in Wesen und Geschöpfen von zahllosen Arten und Stufen; sie teilt sich in eine himmlische und irdische, in eine geistige und materielle Welt ein.
Den höchsten Rang in der geistigen Welt nehmen die sieben Amschaspands ein. Ihr König und Schöpfer ist Ahuramazdâ, der Urquell alles Lebens. Sie sind die sieben ersten Geister Gottes, Könige, ganz Leben, heilig, rein und groß; der Menschen Muster. Sie gehen an keinen unreinen Ort. Ein jeder hat einen Tag, dem er vorsteht, an dem er Segen und Wohlthaten spendet. Ihre Namen sind heilig.
Der zweite Amschaspand ist Bahman, der König der Welt, des Lichtes und Himmels. Die übrigen Amschaspands ruhen unter seinem Schutz. Er sieht durch Ahuramazdâs Lichtverstand, giebt Weisheit, Friede und Reinigkeit des Herzens; er nimmt die Seelen der Gerechten in Gorotman auf und segnet ihre Ankunft im Sitz der Seligkeit. Er ist fort und fort in Lichtglanz und Glorie.
Der dritte Amschaspand ist der lichtglänzende Ardibehescht. Er giebt Feuer und Gesundheit.
Der vierte Amschaspand ist Schahriver. Er ist der Vorsteher der Metalle, der Vater des Mitleids und der Pfleger der Hungrigen.
Der fünfte Amschaspand ist Sapandomad, Ahuramazdâs Tochter, der weibliche Ized der Erde; die heiligste und reinste der ersten reinen Wesen; weise, freigebig und demütig wie Demut verleihend; er hat reine, wohlthätige Augen und befruchtet die Erde. Von ihr sind das erste Menschenpaar, Meschia und Meschiane, gebildet.
Der sechste Amschaspand ist der von Ahuramazdâ den Menschen zum Heil geschaffene Chordad, der König der Jahre, Monate, Tage und Zeiten. Den Reinen giebt er reines Wasser und süße Speise. Sein Tag ist heilig und der erste des Jahres.
Der siebente Amschaspand ist Amerdad, der Schutzgeist der Bäume und des Getreides, der Befruchter der Herden, welcher Früchte aller Art in Fülle spendet.
Die zweite Klasse der guten Geister sind die Izeds. Ahuramazdâ hat sie geschaffen zum Segen der Welt, zu Richtern und Schutzaugen des reinen Volks. Der Mensch muß ihre heiligen Namen nennen und durch Nachahmung ihrer Eigenschaften nach ihrem Wohlgefallen streben. Alle Monate und Tage sind unter die Amschaspands und Izeds verteilt, und selbst die fünf Abschnitte des Tages und die fünf Schalttage werden als unter besondere Ized stehend