Ernst Ludwig Rochholz

Drei Gaugöttinnen


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olei Walpurg. a Jacobo Gretser, S.J. Ingolst. 1629.—P. Emil de Novara, capuccino. Breve ristretto della Sta. principessa Walpurga. Eichst. 1722.—Matth. Rader, Bavaria sancta. München 1704 (wiederholt das Grabmal).—P. Goudin, Unerschöpflicher Gnadenbrunnen der hl. Walburgis. Regensb. 1708.

      

      Besondere Weihkirchen und Kapellen besitzt die hl. Walburg auf dem Gebiete der Baiern, Alemannen, Franken, Burgundionen, Niedersachsen und Friesen; soweit durch dieselben der hier zu behandelnde Stoff vervollständigt wird, wird von ihnen im Einzelnen ferner hier die Rede sein. Eben dieselbe Bemerkung hat auch von den an vielfachen Orten aufbewahrten und verehrten Walburgsreliquien zu gelten.

      Auf dem bairischen Lechfelde liegt in der Gemeindeflur von Kaufering eine sehr alte Walburgskapelle, auf ihrem eignen Hügel stehend, von Linden beschattet, von einer Mauer eingefriedet. Der Eintritt führt drei Stufen abwärts, die Wand ist schwarz, das Innere finster. Im Anbau steht der Pestkarren, die Räder sind mit Filz beschlagen, um die zur Pestzeit gehäuften Leichen geräuschlos abzuführen. Walburg hat jener Pest gewehrt. Diese Kirche, sagt das Volk, sei heidnischen Ursprungs, man habe hier noch den Götzen geopfert. Schöppner, Bair. Sagb. no. 889.

      Bairische Ortschaften, vom Namen Walburg ableitend, zählt das topographisch-statistische Handbuch des Königreichs (München 1868) folgende auf: Walbenhof, Einöde bei Neustadt a.d. Waldnab; Walbenreuth, Dorf bei Tirschenreuth; Dorf Walberngrün bei Stadtsteinach; Walbertsberg bei Kunreut; hier wird neben der Walburgskapelle unter den Linden ein Maimarkt abgehalten, zu welchem die Landleute bis auf zehn Stunden weit zusammen kommen. (Reynitzsch, Truhtensteine 187.) Walburgskirchen, Dorf bei Pfarrkirchen; Walburgsreut, Weiler bei der Stadt Hof; Walburgswinden, Einöde bei Neustadt a.d. Aisch; Walpenreuth, Dorf bei Berneck; Walpersberg, Dorf bei Bogen; Walpersdorf, ein Weiler bei Rosenheim, und zwei gleichnamige Dörfer bei Rottenburg und bei Schwabach; Walpershof, Dorf bei Eschenbach; Walpersreuth, Weiler bei Neustadt a.d.W.; Walperstetten, Dorf bei Dingolfing; Walperstorf, bei Landshut; Walpertshofen, Weiler bei Dachau; Walpertskirchen, Pfarrdorf bei Erding; Wölbersbach, Dorf bei der Stadt Hof; Wolpersreut, Dorf bei Kulmbach; Wolperstetten, Dorf bei Dillingen; Wolpertsau, Einöde bei Neuburg an der Donau. Diese Liste lässt sich jedoch noch um vieles vermehren, wenn man dabei die mundartlichen Formen des Namens Walburg mitverwerthet. Er lautet im Altmühlthale Bürgli, in altbairisch-oberpfälzischer Mundart Walberl (nicht zu verwechseln mit Waberl, Wawl, Wabm, was in Altbaiern und Mittelfranken Barbara ist), im tiroler Zillerthal Purgel u.s.w. Einer der Hauptberge am oberbaierischen Tegernsee wird 1420 in einem Lateingedichte des Peter v. Rosenheim als Walber foecundissimus begrüsst. Schneller Wörtb. 4, 61.

      Das schwäbische Rittergeschlecht von Waldburg, einst Truchsessen, nunmehr würtembergische Standesherren, theilt sich in die Linien Hohenlohe-Wb., Waldburg-Zeil, Wb.-Wurzach, Wb.-Wolfegg. Ihr Stammschloss ist die beim gleichnamigen Pfarrdorf gelegne Veste Waldburg, südöstlich von Ravensburg. Vier Treppen hoch in dieser Burg liegt die Walburgiskapelle. Von den zu Köln bei den Jesuiten aufbewahrten Wb.-Reliquien hatten sich die Grafen Einiges erbeten, jedoch erfolglos. Bolland. 3, 518.

      Im Elsass hat Walburg drei Kirchen: 1) diejenige bei Leimen mit der Wallfahrt zum Helgenbronn, von welcher weiter unten die Rede sein wird; 2) zu Knörsheim bei Maurmünster; 3) bei Biblisheim, unfern der Stadt Hagenau; sie wird im J. 1085 als Kloster genannt (Trithem. Chron. Hirsaug. 1, 280) und 1102 vom Schwabenherzog Friedrich I. zur Abtei erhoben. Neugart, Episc. Const. 2, 8.

      Auf einer Halbinsel der Seine stand in der Normandie eine Walburgskapelle, diejenige Stelle bezeichnend, wo die Heilige auf ihrem Wege aus England nach Deutschland ausgeruht hat. Gretser, 906.

      Der grössere Theil der ältesten Kirchen Niederdeutschlands ist derselben Heiligen geweiht, so zu Gröningen, Veurne, Utrecht, Antwerpen, Arnheim, Aldenaerde, Brügge, Zütphen, Harlem; von ihnen wird im Einzelnen später noch zu handeln sein.

      Reliquienpartikeln von der hl. Walburgis lagen laut Falkenstein, Nordgau. Alterth. 1, 29 im vorigen Jahrhundert in folgenden Kirchen.

      In Baiern zu Augsburg, zu Monheim und im Kloster Andechs. Ferner zu Mainz in der Gereonskirche zu Köln ein Finger, in der Jesuitenkirche daselbst die Hirnschale, welche dahin kam vom benachbarten Walpersberg, einem vormaligen Kloster. In Frankreich zu Attigny und Clugny. Die Acta fundationis monasterii Murensis (Kloster Muri im Aargau ist 1027 gegründet) nennen bei Herzählung der daselbst verwahrten Reliquien zu dreien malen Knochen und Asche vom Leib der hl. Walburg. Reliquienpartikeln des hl. Wilibald und Wunnibald und Richardis übersendete 1482 der Eichstädter Bischof Wilhelm von Reichenau an König Heinrich VII. von England, der sie in Canterbury verwahren liess. Ueber diese Reliquien und die der Walburg gewidmeten Kirchen hat der Jesuite Godefredus Henschenius in Actis SS. ausführlich berichtet.

      FUSSNOTEN:

      Die folgenden nennt Gretser, Vitae SS. tom. X.

      25. Febr., Walburgis Todestag, wird begangen zu Eichstädt in der Kathedrale, und zu Antwerpen in der Basilica.—20. März: Gretser l.c. pag. 907.

      1. Mai, Walburgis Translation von Heidenheim nach Eichstädt; gefeiert in der Eichstädt. Kathedrale und zu Antwerpen in der Basilica. Bollandisten, 25. Febr., tom. III, 513a. Das Martyrologium des schweiz. Klosters Rheinau stammt aus dem X. Jahrh. und setzt auf 1. Mai die Feier: Philippi et Jacobi et S. Waldp. uir(go). Marzohl-Schneller, Liturgia 4, 768.

      4. Aug.: exitus Walburgis ex Anglia, gefeiert zu Eichstädt (Bollandisten ibid. 514b); zu Tornacum, Gandanum, Antwerpen und Aldenaerde: Bolland. 522; zu Veurne, in der flandr. Diöcese Ypern: Gretser X, 912.

      12. Okt.: Antwerpner Basilica und Eichstädter Walb.kloster.

       Inhaltsverzeichnis

      Walburgis Hunde, Walburgis Aehren.

      Unter den kirchlich sehr korrekt gehaltenen Abbildungen, mit denen die bairischen Hofmaler und Kupferstecher Sadler, Vater und Sohn, des Matthäus Rader Bavaria Sancta (1615) ausgeschmückt haben, ist Bd. 3 auch das Eichstädter Grabmal Walburgis dargestellt; wunderlich aber liegt da zwischen den Andächtigen neben den Stufen des Steinsarges ein grosser Hofhund, ruhig schlafend. Dass der Hund das Geleitsthier unsrer Jungfrau gewesen, ist kirchlich in Vergessenheit gerathen; die Acta SS. (saec. 3, tom. II, 291) und die Bollandisten, (tom. 3, 560a) wissen jedoch noch davon. Walburga nuncupor, spricht die Heilige, die Nachts an die Thüre des reichen Hofbauern kommend, von den scharfen Rüden angefallen wird; auf dieses Wort werden sie zahm; und darum, erzählt Bischof Philipp († 1320), habe man seiner Zeit Walburg gegen den Biss toller Hunde angerufen. Es lässt sich indess dieses Attributthier der Heiligen als anderen Ursprunges und aus einer viel früheren Zeit nachweisen. Die Vorgeschichte des Bisthums Eichstädt spielt nicht in dieser Stadt, sondern in einem Orte, welcher römisch Aureatum heisst und schon seit Aventins Zeiten, der 1519 diese Gegenden im historischen Interesse mit einem Empfehlungsbriefe seines bair. Herzogs bereiste, zwischen den beiden Dörfern Rothenfels und Nassenfels an der Neuburger Heerstrasse gesucht wird. Nach diesem Aureatum benannten sich die Eichstädter Bischöfe Aureatensis ecclesiae episcopi, und Walburg wird ebenso von Celtes im 2. Buche seiner Oden die Zierde der Aureatensischen Landschaft geheissen. An den beiden Umfangsmauern des Kirchhofs zu Nassenfels sind Votivsteine des Mars und der Victoria eingemauert und ein dritter der Fortuna geweihter ebendaselbst wurde 1866 in das Antiquarium nach München gebracht. Die dortigen Feldbreiten liegen voll röm. Geschirrtrümmer und Reste von Brennöfen, deutlich unterscheidet man noch den Lauf der Römerstrasse. Als nun der gelehrte Jesuite Gretser 1620 von der Universität Ingolstadt aus Nassenfels besuchte, fand er an dortiger Dorfkirche ein im Boden steckendes Standbild, das eine Frau vorstellte, zu deren Füssen, von Erde überschüttet, angeblich ein Hund liegen sollte. Gretser schloss auf ein Dianenbild. Solcherlei Steinbilder, eine Frau darstellend mit dem Hunde zu deren Füssen, sind seit dem J. 1647 bis auf die Neuzeit in niederrhein. Gegenden viele entdeckt worden und