ergab und daher die Macht über die Blüthen der Bäume und Blumen bekam). Florina, ein Bauernmädchen aus dem Weiler Estourgoux, verbarg sich, um den ihr nachstellenden Buhlern zu entrinnen, in der Felseinöde des dortigen Cousathälchens, und als ein Versucher sie hier aufspürte, schwang sie sich von einem der Felsen auf den gegenüberstehenden des rechten Cousa-Ufers durch die Luft und liess in beiden ihre Fusstapfen zurück, die nun mit Kreuzen gekrönt sind. Unter grossem Zudrange des Volkes werden jährlich am 1. Mai die Gebeine der Heiligen aus der Kirche zu Mazorit bis zur Einsiedelei dieses Thälchens getragen, und mag der Himmel an diesem Tage noch so regendrohend aussehen, so hat noch stets ein günstiger Wind das Gewölk vertrieben, sobald jener Umgang von Mazorit heran zu rücken pflegt. A. SS. Henschenii tom. I, ad diem 1. Maii, de S. Florina, Virg. et Mart.
Die in der Walburgisnacht auf den Wiesen tanzenden und auf den Blocksberg fahrenden Hexen sind arge Trübungen einer ursprünglich edleren Vorstellung von gütig gesinnten und für den Erntewachsthum bemüht gewesenen Geistern. Sie alle theilen, bei näherer Untersuchung, emsig das Geschäft ihrer Herrin Walburgis. In einer siebenbürgner Sage bei Müller, S. 382, stösst ein Bauer, der seinen Sack Mehl aus der Mühle heimträgt, auf einen Trupp Truden, die auf dem Erlenanger tanzen. Er grüsst sie:
Gott vermîr ich iren danz,
Gott vermîr ich iren kranz!
Freundlich antworten sie: Gott segne euch den Sack, dass er nie des Mehles ledig wird!
Der Volksglaube sagt zwar, die Trud nehme die unholden Gestalten an von Kehrwisch, Flederwisch und Besenreis (Schönwerth, Oberpfalz 1, 209); allein damit verbürgt er nur, dass man der Frühlingsgöttin nach überstandenem Winter Besen, Kehrwisch und Ofengabel als abgebraucht beim Freudenfeuer verbrannte und noch verbrennt. Auf der Stelle, wo die Nachtmahr ausruht, heisst es ferner, da wächst im Korn schwarzer Raden, am Baume der Maerentakken (Mistel) und der Hopfen wird brandig (Wolf, Ndl. Sag. S. 689). Aber gerade damit wird nur in abergläubischer Verdüsterung wiederholt, was sonst von dem segensreichen Charakter des Alb und der Elbin gilt, dass sie unter verschiedenen Namen als Mittagsgespenst (Meridiana), Roggenmuhme, Tremsemutter, Alte, Kornbaby, Kornkind und Kornengel, Preinscheuche im wogenden Kornfelde umgehen, geisterhaft auf der Spitze der Aehren ausruhen, oder in Liebe des Schutzgeistes reinen Jünglingen und Jungfrauen sich zugesellen. Nur etwas braucht man von ihnen zu haben, um sie festzuhalten; der im Bette Erwachende findet dann statt des von ihm ergriffnen Strohhalms oder Federflaums eine schöne, bis auf den Schleier splitternackte Jungfrau bei sich im Schlafgemache. Spricht der Aberglaube vom Trudenfuss, Flederwisch und Federkiel der Mahr, von der Schmetterlingsgestalt des Toggeli, nennt man in Augsburger Mundart den Schmetterling Kohlweissling Milchtrut, anderwärts Molkendieb (Weinhold, Schles. Wörtb. 62): so wird damit einbekannt, dass statt des Gespenstes einst eine Valküre galt, die in Schwanenhemd und Vogelgewand allüberall ihren Schützling umflog, wesshalb noch der Fünfort, Alpfuss oder Trudenfuss, ndl. marevoet, an die Stubenthüren gekreidet wird, zwei in umgekehrter Richtung der Winkel stehende Dreiecke. So tummelt das Nachtschrättelein die Stallrosse und zöpft ihnen Schweif und Mähne, dass sie schwitzen; denn es ist gleichfalls nur die lächerliche Verschrumpfung jener himmlischen Valküre, die auf den Thaurossen des Morgens heranritt, Helden Hilfe bringend und dem Felde die Frucht. Solcher Abkunft dunkel noch eingedenk, schreibt der Volksglaube vor, gegen den Besuch der Nachtmahr zwei Sicheln gekreuzt vors Bette zu legen.
Die Rechtsformel Drei Halme bedeutete drei Jahre und drei Jahresernten; das Sinnbild dreier Aehren ebenso das Obereigenthum und Erbgut. Die zu Lucca Erblehen vom dortigen Waisenhause hatten, mussten dahin am 1. Mai einen reichlich geschmückten Maibaum überbringen und verloren ihr Lehen, wenn daran die drei vorgeschriebnen Kornähren mangelten: Grimm, RA. 128. 205. 361. Der oberpfälzer Bilmesschnitter pflückt drei Aehren vom fremden Acker, damit fliegt ihm dessen Ernte in seine eigne Scheune. Schönwerth 1, 432.
Hier zum Schlusse dieses Abschnittes ein Kirchenwunder von Walburgis Eulogienbroden.
Eulogia nannte man beim Gottesdienste der ersten Christengemeinden jede zur Kirche mitgebrachte Brod- und Weinration, die man hier priesterlich einsegnete und zum Schlusse mit allen Anwesenden gemeinsam verzehrte. Es war ein Liebesmahl zu dem Zwecke, die Ungleichheit vor dem weltlichen Gesetze und den Unterschied von Arm und Reich mindestens bei den religiösen Zusammenkünften aufzuheben und zu bekennen, dass Alle vor ihrem gemeinsamen Gotte gleich seien. Ein ähnlicher Brauch war nun auch dem deutschen Heidenthum geläufig gewesen und dauerte noch lange fort in dem Bruderschaftswesen der Geldonien, deren angelsächsischer Name Friedensbürgschaft hiess. In ihnen stand Einer für Alle; Gott, auf dessen Namen jede Geldonie beschworen war, sollte Alle bei ihrem Rechte bewahren. Eine natürliche Folge hievon war die Pflege und Versorgung derjenigen Vereinsmitglieder, die unverschuldet in Dürftigkeit geriethen. Die reichlichen Brod- und Fleischvertheilungen, die mit den Germanenopfern nachweisbar verbunden waren, verbürgen dies, und ausserdem war es eine Sache der Nothwendigkeit, für die Mahlzeit derjenigen reichlich zu sorgen, welche in unwirthlichen, gering bevölkerten Landstrichen und unter der Ungunst der Witterung weite Märsche auf sich nehmen mussten, um sich bei den allgemeinen Versammlungen rechtzeitig einfinden zu können. Das Christenthum vermochte daher diese religiösen Mahlzeiten der Germanen nicht abzuschaffen, sondern suchte sie dem kirchlichen Cultus nur anzupassen: "Es ist durchaus nothwendig," schreibt Pabst Gregor d. Gr. an die angelsächsischen Bischöfe (Beda Ven., hist. Angl. lib. 1, c. 30), "dass man diese Feier der Heiden bestehen lässt, nur muss man ihr einen andern Grund unterschieben, sie auf die Kirchweihen verlegen, den Festplatz mit grünen Maien umstecken, Thiere schlachten und ein kirchliches Gastmahl veranstalten. Doch soll man nicht ferner zu Ehren des Satans Thieropfer bringen, sondern das Geschlachtete zum Lobe Gottes und um der Sättigung willen geniessen." An die Stelle solcher Gesammtmahlzeiten trat später vorzugsweise das blosse Brod, so wie es heute noch in den Kirchen der romanischen Länder an den Gedächtniss- und Festtagen unter dem Namen Eulogienbrod (deutsch Oblei, franz. pain béni) überreichlich an Jedermann ausgetheilt wird. Bevor diese Reduction allgemein durchgesetzt war, gab die Kirche ihren Bedürftigen jeglicherlei Gattung von Speise. So wurde in der Monheimer Kirche unmittelbar nach dem daselbst erfolgten Begräbnisse Walburgis Fleisch, Brod, Käse, Fische, und Bier unter die Wallfahrer als Eulogie ausgetheilt (A. SS. saec. 3. II, pg. 302), und ebenso wurden von den Letzteren Esswaare und Getränk jeder Art in die dortige Kirche getragen, um daselbst theils aufgeopfert, theils zum eignen Genusse in Gesellschaft der Andächtigen gebraucht zu werden. Rinder, Schweine, Brodsäcke und Trinkgeschirre werden genannt, die den Wallfahrern hier entwendet, dann aber unter der Patronin Beistand wunderbar wieder aufgefunden wurden. Der Nachdruck der hievon handelnden Erzählungen verbleibt jedoch immer auf dem geweihten Brode. Hierüber hat der unbekannte Bruder Medinbard verschiedene Lieder gesungen, von denen ein kürzeres hier nachfolgt. Die Begebenheit ist diese. Ein blindgebornes Mädchen zu Kempten hört Nachts im Traume sagen: Willst du den Wucher der Himmelswolke einmal erblicken und die grüne Breite der Gefilde, so back weisse Spendbrode und trage sie zum Walburgisgrab in Monheim. Das Mädchen thats, überbrachte dahin die Brode und liess sie auf den Altar legen. Da erschienen zwei Klosterhühner am Altare, "duae gallinae, id est Sanctimoniales geminae", welche sie bereits in ihrem Traume erblickt hatte, frassen die Brode weg, untersuchten den Grund des Erscheinens der Blinden somit angelegentlich und das Mädchen war darüber sehend geworden (ibid. pag. 300). Verwunderlich bleiben hier diese auf dem Altar weidenden Hühner. Sie lassen nicht auf die gewöhnlichen Zinshühner schliessen, von denen in der lex Alam. 22 gesagt ist, dass die Leibeignen regelmässig fünfe der Kirche zu entrichten haben (Grimm RA. 374), denn deren Weideplatz ist nicht der Altar; es müssen vielmehr heilige gewesen sein, und als solche galten einst die weissen (Troll, Gesch. von Winterthur 7, 183) und gelten noch die schwarzen. Letztere werden noch für heilsame Thiere gehalten (Schönwerth, Oberpf. Saga 1, 346), der Gefahr entgangen sein und ein schwarzes Huhn kirchlich geopfert haben ist altbairisch synonym. Schmeller Wtb. 2, 199. Im Uebrigen ist das Huhn, sowie das Ei, allgemeines Symbol der Fruchtbarkeit, besonders der ehelichen. Des Morgens nach der Brautnacht wurde dem Ehepaar das gebratene Bräutel- und Minnehuhn vors Bette gebracht. RA. 441.
Puella quaedam ab ipsis
Heu caeca cunabulis,
Audita opinione
Virginis eximiae,
Desiderio flagravit