deutschen Götterbildes der Fruchtbarkeit. In Keyslers Antiquitat. Septentr. 236, und in Wolfs Beiträgen 1, 149 sind diese Bildwerke beschrieben. Aber derselbe typische Hund fehlt nun auch in der Krypta der Heidenheimer Kirche nicht, wo Walburgis frühestes Grab gewesen war. Panzer, bair. Sag. 1, S. 132 beschreibt diese Krypta als einen Bau, dessen Formen auf den frühesten romanischen Stil hinweisen. Eine in der Wand der Gruft angebrachte steinerne Console, die ehedem ein Steinbild getragen haben musste, zeigt einen Wappenhelm mit der Helmzier des Brackenhauptes, dessen herabhängende Ohren von zwei Jungfrauen mit den Händen berührt werden. Man sagt, hier seien die Abkömmlinge des Rittergeschlechtes Hund begraben.
Die benachbart sesshaften Grafen von Oettingen-Spielberg führen dasselbe Brackenhaupt im Wappen, schwarz und weiss quadrirt, also genau in Form und Farbe des Hohenzollerschen Helmkleinods: caput et collum molossi genannt in Speners Wappenwerk. Lepsius, Kl. Schrift. 3, 164. War hier nun wirklich die Erbgruft der adeligen Hund gewesen, so leitete bei der Wahl derselben jedenfalls die Verwandtschaft zwischen dem Wappenthiere jenes Geschlechtes und dem Gefolgsthiere Walburgis. Denn Heidengöttinnen und hl. Jungfrauen sehen wir stabil vom Hunde gefolgt. Aller Hunde erster ist Garmr, besagt die Edda von Odhinns Hund. Grauhunde begleiten die drei Nornen. Die Fruchtbarkeitsgöttinnen Frau Harke, Frau Gode und Frau Frick haben stets den Hund bei sich; die zu Weihnachten bescherend umziehende Frau Berchte heisst davon in Steiermark die Pudelmutter (Weinhold, Weihnachts-Sp. S. 11). Die 24 Töchter der Frû Gauden umbellen den Jagdwagen ihrer Mutter als eben so viele Hündinnen. Colshorn, Märch. u. Sag. no. 75. Das Hündchen der hl. drei Schwestern zu Schlehdorf war daselbst auf einem alten Altarbilde mitgemalt zu sehen, und die drei steinernen Jungfrauen zu Velburg erschienen gefolgt von einem Hunde, welcher gleich ihnen zu Stein geworden war. Panzer, Bair. Sag. 1, S. 25. 289. 290. Es ist daher kein Absprung, wenn die Sage das überirdische Hündchen auch der Jungfrau Maria zum Gesellschafter giebt; Belege hiefür: Schmitz Eiflersagen vom J. 1847, 43. Hocker, Moselsag. 168. Das hölzerne Altarbild Marias in der Kapelle Marienbrunn zu Baden-Baden steht gerade über der daselbst sprudelnden Quelle, neben demselben ist der Hund in Stein gehauen, der das Bild aus dem Brunnen gescharrt hat. Baader, Bad. Sag. 131. Aus diesem Grunde ist der Hund nicht bloss das Wahrzeichen der Burgen gewesen (so am Schlosse Hornberg: Schnezler, Bad. Sagb. 2, 591), sondern steht auch an Kirchen ausgehauen, wie an der Laurentiuskirche zu badisch Bretten und an der eben erwähnten Kapelle zu Marienbrunn; derselbe galt da von so alter Abkunft, dass man, z.B. von der Hundskapelle bei Innsbruck sagt, sie sei ein Heidentempel gewesen. Zingerle, Tirol. Sitt. no. 950.
Ueber die Farbe dieses Hündchens belehrt uns die Farbensymbolik; als das freundlich-wohlthätige Geleitsthier der schönen Weissen Frau ist es gleichfalls ein weisses, aber die Hunde der Sturmnacht sind schwarz, die des Gewitters feuerroth. So erklärt es sich in Mythe und Opfer. Der Rost, der während der Hitze der Hundstage das Getreide befällt, war dem Römer versinnlicht durch das Götterpaar des Robigus und der Robigo, die beide den Namen des Kornbrandes tragen und in der umbrisch-etruskischen Götterlehre Rupinie und Hunta hiessen. Ihnen war das Fest der Rubigalien geweiht, indem man in den Tagen vom Entstehen des Getreidekorns in seiner Hülse bis zu seinem Heraustreten aus der Fruchtscheide durch den Priester zu Rom am Hundsthore (Catularia porta) rothe Hündchen schlachten und verbrennen liess. Damit suchte man den Brand in Rebe und Kornähre abzuwehren, weil man den glühenden Hundsstern für die Ursache des Getreidebrandes hielt. Erklärend sagt daher Ovid. Fast. 4, 941:
Für den Hund des Gestirns wird Dieser geopfert am Altar,
Und erleidet den Tod wegen des Namens allein.
Aus ähnlichem Grunde musste in Deutschland der Frohnknecht alljährlich zur Zeit der Hundstage die überalten Hunde todtschlagen, zu Leipzig im April und August, in Norddeutschland zur Fasnacht. J.P. Schmidt, Fastelabendgebräuche. Rostock 1793, 150. 153. Waren diese für die Landwirthschaft gefährlichen Fristen vorüber, so vergötterte man das Thier als den Vermittler der Fruchtbarkeit (Cicero I de nat. Deor.), oder man streute ihm Brod und Mehl. Zu Niederösterreich wird am 28. Dec. (Kindleinstag) Mehl und Salz gemengt zur Dachfirst hinausgestellt; das wird das Wind- und Feuerfüttern genannt. Zerführt der Wind dies Opfer, so sind im nächsten Jahre keine schädlichen Stürme zu befürchten. Ein Weib in Munderkingen setzte schwarzes Mus zum Dache hinaus: "man müsse die Windhunde füttern." Birlinger, Schwäb. Sag. 1, 191 und no. 301. Das eben angeführte Beispiel zeigt, dass man dies den Winden gebrachte Spendopfer sprachlich missverstehend auf die Windhunde anwendete, da das Wort Wind in unsrer Sprache beides bezeichnet ventus und velter. War der erste Schnee gefallen, ehe Frost und Sturm die keimende Saat beschädigen konnten, so sagte unsre Vorzeit: gib den winden brôt, eȥ hat gesnîget. Grimm RA. 256. Hatte man den Hund (Sturmwind) des W. Jägers Hackelberg in ein Haus herein gelassen, so lag er da den Winter über an der Herdstelle und frass nichts als Asche; zum Ersatz aber war ein so mildherziges Haus im Frühjahr drauf mit Milch und Butter reichlich gesegnet. Haupt, Ztschr. 6, 117. Kuhn Nordd. Sag. no. 2. Dazu galten noch bestimmte Pflichtigkeiten der Lehensleute. Moscherosch im Phil. von Sittewald (Strassburg 1665) 2, 167 schreibt: Die Eylff Hunde (erhalten) jeder 4 Mietschen (französ. miche). Eine Offnung von 1469 verpflichtet die Lehensleute gegen den aufreitenden Vogt: vnd hät er zwen wind mit jm traben, denen söllent sy geben ain hûslaib. So bildet sich aus der Vorstellung vom Windhund der W. Jagd der Begriff des sogenannten Nahrungshundes, ein Name, der am Ober- und Mittelrhein für jeden geheimnissvollen Haussegen gilt. Hat man ausgedroschen, so erhalten die oberdeutschen Drescher zum Schlussmahl gekochte Mehlspätzlein, die man in Baiern Nackete Hündlein heisst; wer aber bei der Arbeit einen Tölpelstreich gemacht hat, bekommt eine Strohpuppe, die Hundsfud; beiderlei Namen sind Sinnbilder der Fruchtbarkeit. Gebackene Hündlein wirft man zur Abwehr der Feuersbrunst in die Flammen. Panzer, Bair. Sag. 2, 516. Von den die Saaten zerwühlenden Hunden des Windes sprang die Vorstellung über auf den Biss der wüthenden Hunde, hielt aber in beiden Fällen die Kornähre und das Brod noch immer als Bindemittel fest. Sieht man im Felde zum ersten Male Roggen blühen (dies fällt auf Walburgistag), so nimmt man drei blühende Aehren und streicht sie stillschweigend durch den Mund, dann wird man nie von tollen Hunden gebissen. Curtze, Waldeck. Volksüberlief. S. 402. Ein latein. Gebetbüchlein: Cultus divae Walburgae, Augsb. 1751, bringt S. 23 einen also beginnenden Hymnus:
Walburga venit: cedite
vesane grex, molossi!
Cedunt, pavent, obmutuit
os impotens latrandum.
Um Amberg sagt man zu den Kindern, die ausgehen: Nehmt Brod mit, dass euch kein Hund anbellt (Bavaria 2, 305); in Schwaben lautet dieselbe Formel: Ich will Brod mitnehmen, damit mich kein Hund beisst. Birlinger, Schwäb. Sag. 1, no. 706. So pflegten schon die phigalischen Arkadier nach dem Festessen die Hand an den Brodresten abzuwischen und diese beim Heimgehen einzustecken, damit ihnen auf dem nächsten Kreuzwege die Hekate mit ihren Hunden nichts anhaben konnte (Athenäus 4, 149 C.). Denn auch dieser Hekate fielen Hundeopfer, von denen sie Dea canicida, canivora genannt war.
Coleri Oeconomia, Mainz 1645, lib. XI, pg. 403. 410 schreibt vor: Um thörichter Hunde Biss an Menschen und Vieh zu kuriren, gieb meyische Butter auf ein Stück Brod gestrichen. Item, schneide einen Meywurm entzwei, mach ein Löchlein ins Brod, steck ihn hinein, kleib es oben mit Brod zu, schmiere Meyenbutter drüber, lass es aufessen. Dies ist ao. 1591 zweimal probiert worden an Hunden. Bisweilen werden die Kühe toll; reissen an den Strängen, zittern und beben, als ob einer mit der Axt vor ihnen stände und sie erschlagen wollte. Da gebe man ihnen eine Butterschnitte zu essen und lasse sie im Namen Gottes immerhin laufen. Die Mecklenburger Bauern, bemerkt Coler ebenda, lib. XII, 479, geben den Hunden geschabet Silber (Abschabsel einer Silbermünze) auf Butterbrod, so sollen sie nicht toll werden.—Die Fortdauer dieses Brauches in Süddeutschland besteht darin, dass man am 1. Mai das Festmahl der Ankenschnitten, sg. Ankebrüt bereitet, Schnitten mit Butter und Honig reichlich bestrichen, und auch dem Vieh beim ersten Austrieb davon verabreicht, damit es in keinen bösen Wind komme. Wir werden hievon im fünften Kapitel unter der Form der berittenen Ankenschnittenprozession von Beromünster noch einmal zu handeln haben. Unter den von Walburg gewirkten Mirakeln wird eines in Lateinversen von einem unbekannten Bruder Medinbard besungen; diese Rhythmen "ex pervetusto codice" stehen abgedruckt bei Gretser (tom. X, pg. 803) und erzählen von einem am Wolfshunger leidenden Mädchen, das an Walburgs Grab zu Monheim mittelst eines Bissens Brodes so geheilt wird, dass sie fortan keine andere Nahrung