in pago
Fuit quaedam faemina,
Quae languore fortissimo
Aegrotare coeperat.
Namque tam intemperata
Edendi ingluvies
Incessit semisanatam,
Ut nulla edulii
Abundantia valeret
A suis saturari,
Exhaustis jam parentibus,
Sed fame accrescente
Anxiata hinc dolore
Hinc pudore maximo.
Tandem divinitus tale
Occurrit consilium.
Rogat suos se deferri
Ad Walpurgae gratiam.
Quo delata, biduanis
Incumbebat precibus,
Quibus exorata virgo
Gradiendi miserae,
Qua privata diu fuit,
Sospitatem reddidit.
Bona quaedam monialis,
Vocato preabytero,
Benedici panem fecit
Redditque famelicae.
Quo gustato nequam illa
Fames voracissima,
Virgine sacra favente,
Coepit se subtrahere,
Sic paulatim decrescendo,
Ut prius accreverat.
Sic crescente fastidio,
Pro mira esurie,
Tandem nil aliud cibi
Praeter solum caseum,
Nihil de potu gustare
Nisi tantum lac poterat.
Dieses Wunder des geheilten Wolfshungers und die Bändigung der Hundswuth gab Anlass, Walburgis Haupt-Emblem, das der Aehre, dahin misszuverstehen, als ob dasselbe sich nur auf diesen Einzelfall beziehe. So behauptet es die Schrift Christliche Kunstsymbolik, Frankf. 1839. Allein die den winterlichen Sturmwinden wehrende Maigöttin muss nothwendig auch die Korngöttin selbst sein und als solche ist sie kirchlich wirklich dargestellt worden. "Der Heiligen Leben, das Summerteil" (Augsb. 1482) bildet Bl. 51 Walburgis ab mit einem Büschel in der Hand, welcher Kornähren bezeichnet. Ebenso verzeichnet M. Hubers Hdb. d. Kupferstecher VII, 79, no. 5 die Abbildung Mariae als "Nostre Dame de trois épis", mit drei Aehren in der Hand einem Landmanne erscheinend. Die Bedeutung dieses Attributes liegt in folgenden Sätzen der Landwirthschaft ausgesprochen: "Korn wird gesäet auf Mariae Geburt und schosset vmb Waldpurgi" König, Schweiz. Haussbuch, Basel 1706, 142. "Wenn der Roggen vor Walburgis schosset und vor Pfingsten blüht, so wird er vor Jacobi nicht reif." Prätorius, Blockesberg S. 558. Betrachte man diese Erbsätze nun auch in den nachfolgenden Legenden. Maria bittet ihren über das sündige Menschengeschlecht erzürnten Sohn, nicht alle Feldfrucht zumal zerstören zu wollen, sondern doch noch so viel an den Aehren stehen zu lassen, als genug ist für Hund und Katze, d.h. für ein ganzes Hausgesinde. Der Heiland thuts, und seitdem wallfahrtet man zur Muttergotteskirche von Dreienähren, die beim elsäss. Stifte Katzenthal gelegen ist. Ebenso lässt Maria da, w sie sich die Stelle zu ihrer Wallfahrt im Pinzgauer Kirchthale erwählt, mitten aus dem Winterschnee drei Aehrenhalme hervorwachsen, welche nun ihr dortiges Altarbild in der Hand trägt. Kaltenbäck, Mariensag. no. 122. Den Halm einer Kornähre brachen und vereinigten die römischen Brautpaare und benannten nach demselben den Eheabschluss stipulatio. Träumt man von geschnittnem Korn, so bedeutet es, dass man die Liebste verlieren werde. Denselben Doppelsinn des ehelichen und des Ackersegens hat nun auch der Aehrenbüschel in Walburgis Hand. Wenn sie in der Walburgisnacht vom reitenden W. Jäger verfolgt wird, sie, der Frühlings-Genius der aufkeimenden Pflanzenwelt, von dem noch einmal losbrechenden Frostriesen verfolgt, so verbirgt sie sich in den innersten Fruchtkeim des jungen Saatfeldes. Denn, sagt der Volksglaube, man kann der W. Jagd nur entgehen, wenn man in ein Kornfeld flüchtet. So birgt nach dem färöischen Volksliede auch Wodan den Bauernsohn vor des Riesen Verfolgung ins Fruchtkorn:
Ein Kornfeld liess da Wodans Macht
Geschwind erwachsen in einer Nacht.
In des Ackers Mitte verbarg alsbald
Wodan den Knaben in Aehrengestalt.
Als Aehre ward er mitten ins Feld,
In die Aehren mitten als Korn gestellt:
"Nun steh hier ohne Furcht und Graus,
Wenn du mich rufst, führ ich dich nach Haus!"
Neun Nächte vor dem 1. Mai (erzählt Grohmann, Böhm. Sagb. 1, 44) ist die hl. Walburgis auf der Flucht, unaufhörlich verfolgt von wilden Geistern und von Dorf zu Dorf ein Versteck suchend. Man lässt ihr daher im Hause einen Fensterschalter offen, hinter dessen Fensterkreuz, sie vor den daher brausenden Feinden gesichert ist. Dafür legt sie ein kleines Goldstück auf das Gesimse und flieht weiter. Ein Bauer, der sie einst auf ihrer Flucht im Walde traf, beschreibt sie als eine Weisse Frau mit langwallendem Haare, eine Krone auf dem Haupte, ihre Schuhe sind feurig (golden), in den Händen trägt sie einen dreieckigen Spiegel (der alles Zukünftige zeigt) und eine Spindel (wie Berchta). Ein Trupp weisser Reiter (Schimmelreiter) strengte sich an, sie einzuholen. So sah sie auch ein anderer Bauer, welcher Regen fürchtend Nachts noch sein Getreide einführte (das mandelweise aufgeschobert noch draussen lag). Die Heilige bat ihn, sie in eine Garbe zu verstecken. Kaum hatte ihr der Bauer willfahrt, als die Reiter vorüber brausten. Des andern Morgens fand er in den heimgeführten Aehren statt Roggen Goldkörner. Daher wird die Heilige auch abgebildet mit einer Garbe. So sieht man ferner, erzählt Vernaleken, Alpensag. S. 75, zwischen den Orten Strass und Lind in Untersteiermark neben einem Tannenwalde zur Zeit des Vollmondes eine Gestalt gehen, die statt des Kopfes eine feurige (goldne) Garbe trägt. Diese Erscheinungsweise war in den kleinen Städten des bair. Frankenwaldes am Walburgistag Anlass zu einer gemeinsamen Volksbelustigung gewesen.
Plätze, Strassen und Häuser waren da mit Birkenreisern besteckt: Den Festumzug eröffnete der Walber, ein vom Scheitel bis zur Zehe in Stroh gewickelter Mann, dem die Aehren in Form einer Krone über dem Kopfe zusammengebunden waren. Alle Gewerksleute mit den Emblemen ihres Handwerkes begleiteten ihn, zu Spott und Trutz (gegen den hinter den Ofen treibenden Winter) ihre Hantierung ausübend. Heute gilt dorten nur noch der vor dem Wirthshause aufgepflanzte Walberbaum, den der zum Spassmacher herabgesunkene Stroh-Walber umtanzt: Bavaria III, 1, 357. In Niederösterreich sind besonders die Erntetage der hl. Walburg geweiht, sie durchgeht da alle Aecker, Matten und Gärten und trägt die schon vorhin erwähnte Spindel mit sich, die mit einem sehr feinen Faden vollgeweift ist. Nachdem sie auch hier auf ihrer Flucht vor dem Schimmelreiter vom erntenden Bauern in eine Garbe gebunden und auf den Wagen geladen ist, bekommt dieser des andern Tages statt Korn Gold auszudreschen. Vernaleken, Alpensag. S. 110. 371. Der den Lohjungfern und Moosfräulein nachsetzende Schimmelreiter, der sie quer über sein Ross legt und die sich Sträubenden in Stücke reisst, hat sich in der französischen Legende zweimal verkörpert und kirchlich lokalisirt. Um die Liebe Solangia's, einer Winzerstochter aus dem südfranzös. Dorfe Villemont, hatte der Oberherr der Provence vergebens geworben, er jagte ihr daher zu Pferde nach, holte sie ein, warf sie auf sein Ross und sprengte mit seiner Beute der Stadt zu. Als sie sich beim Uebersetzen eines Flüsschens herabschwang und entfloh, wurde sie, abermals ereilt und mit einem Schwerthiebe enthauptet. Nunmehr werden zweimal jährlich im Frühling ihre Reliquien prozessionsweise um die Fluren getragen in der Voraussetzung, dass sie Unwetter und Wind stillt und dem Flachs- und Reblande Gedeihen gibt. Godefrid. Henschenius, Acta SS. tom. II, ad diem 10. Maii. Ein gleiches Prozessionsfest begeht am 1. Mai das Pfarrdorf Mazorit in der Auvergne zu Ehren der hl. Jungfrau Florina. (Rom feierte vom 28. April bis 1. Mai das Floralienfest