Inka Loreen Minden

Last Hope


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lag zu seinen Füßen im Gras, weshalb der Tumber Blake mit blutunterlaufenen, zusammengekniffenen Augen anblinzelte. Es war ein junger Mann, dessen blondes Haar schmutzig und verfilzt war. Schwären überzogen seine trockene, pergamentartige Haut. Er befand sich im Endstadium und würde nicht mehr lange leben. Hoffentlich verreckten endlich auch die restlichen dieser Monster.

      Ohne Vorwarnung zog der Tumber ein langes Messer aus der Manteltasche und stürzte sich grinsend auf Blake. Doch er besaß so viel Geistesgegenwart, um dem Angriff auszuweichen, sich anschließend zu der stinkenden Kreatur umzudrehen und ihr geradewegs in den Rücken zu schießen. Der Tumber brach auf der Stelle zusammen und rührte sich nicht mehr.

      Der Schuss hallte noch in seinen Ohren, als er sich zu der Frau auf den Boden kniete, um ihr das Shirt über die nackten Brüste zu ziehen. Unter anderen Umständen hätte er ihren Anblick länger genossen, aber so hatte er sich ihr Zusammentreffen nicht vorgestellt. Sie mussten hier weg. Bestimmt hatte der Schuss einige Tumber alarmiert.

      Blake fühlte ihren Puls und bemerkte erleichtert, dass sie atmete.

      »Gott sei Dank«, murmelte er und nahm ihr sicherheitshalber den Revolver sowie das Messer ab und steckte beides zu seiner Pistole in den Hosenbund der Jeans. Dann schlug er ihr mit der flachen Hand behutsam auf die Wange. »Hallo! Kannst du mich hören?«

      Sie rührte sich nicht. Also versuchte er es mit sanftem Schütteln, aber auch das führte zu keinem Ergebnis.

      »Verdammt!«, fluchte er. Da stachen ihm die Wasserflaschen ins Auge. Sofort riss er den dünnen Kunststoff auf, in dem die Flaschen verschweißt waren, nahm eine heraus und goss der Frau etwas Wasser über das Gesicht. Ihre Lider begannen zu flattern. »Hallo, hörst du mich?«

      »Kevin?«, flüsterte sie.

      »Nein, mein Name ist Blake.« Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Mit seinem Daumen wischte er ihr vorsichtig die feuchten Tropfen von den Wimpern und bemerkte, wie heiß sie sich anfühlte.

      Aus der Nähe sah sie noch viel jünger aus, als wäre sie höchstens fünfundzwanzig. Wahrscheinlich war sie auch kaum älter, während er die Dreißig bereits überschritten hatte.

      Die Frau stöhnte kurz auf. Dieser Laut und das Gefühl ihrer weichen Haut unter seinen Händen, erzeugten bei Blake ein angenehmes Ziehen in den Lenden. Verdammt, er fühlte sich wie ein Perverser, weil er so auf sie reagierte. Er war kaum besser als diese triebgesteuerten Zombies! Doch so wollte er nicht sein.

      »Ross?« Wieder flatterten ihre Lider, bloß diesmal behielt sie die Augen offen. Sie funkelten ihm entgegen wie zwei grüne Smaragde.

      Für einen Moment verschlug es ihm die Sprache. Ihre Iriden waren pure Magie, die ihn in ihren Zauberbann zogen. »Nein, ich heiße Blake, und wer bist du?«

      Kapitel 2 – Kein Vertrauen

      Als Keena die Lider öffnete, glaubte sie sich in einem Traum. Sie fühlte sich leicht und schwerelos, während sie ungläubig in zwei faszinierende graue Augen starrte, die sie besorgt ansahen.

      Was für ein schöner Mann. Das ist kein Tumber. Er wird mir nichts tun, waren ihre einzigen Gedanken, als sie wieder in das Reich der Finsternis gleiten wollte. Doch jemand packte sie an den Schultern, wodurch der dunkle Vorhang vor ihren Augen rasch auf die Seite geschoben wurde. Der Mann bewegte seine wundervoll geschwungenen Lippen, doch sie verstand nichts. Erst nach und nach drangen seine Worte zu ihr durch.

      Blake. Sein Name war Blake und er wollte wissen, wie sie hieß.

      Sie versuchte sich aufzusetzen, schaffte es aber nicht. Da legte sich sein starker Arm unter ihren Rücken.

      Wieder wurde ihr beinahe schwarz vor Augen, weshalb sie unwillkürlich den Kopf an seine Brust legte. Sie konnte seinen beschleunigten Herzschlag an ihrem Ohr spüren und seinen Duft riechen. Diesmal war es der betörend männliche Geruch nach frischem Schweiß und klarer Luft, der sie schwindelig werden ließ.

      »Ich heiße Keena«, sagte sie schwach. »Was ist passiert?« Sie rückte ein Stück von dem Fremden weg, der neben ihr im Gras saß, während sie ihn unsicher anblickte. Unter seinen dichten schwarzen Wimpern strahlten ein paar bemerkenswerte Augen hervor, dessen Grau sie an einen wolkenverhangenen Sturmhimmel erinnerte. Seine Nase war gerade, aber ein wenig zu groß, doch seine vollen Lippen wundervoll geschwungen. Ross war optisch das Gegenteil gewesen, aber auf seine Art faszinierend. Wenn er ihr doch nur nicht so fehlen würde!

      Wo kam dieser Blake plötzlich her?

      Sie musste vorsichtig sein. In dieser Welt war eine gehörige Portion Misstrauen nie fehl am Platz. Und Blake schien Bärenkräfte zu haben, wenn sie ihn sich so ansah. Sein Shirt spannte sich über einen muskulösen und sehnigen Körper.

      Kurz flackerte in ihrem Unterbewusstsein das Gesicht des Mannes auf, den sie erschossen hatte. Aber nur ganz kurz. Nicht alle Männer, die diese Seuche überlebt hatten, mussten so sein wie er, nicht alle führten sich wie Neandertaler auf, die sich einfach das Recht auf eine Frau nahmen, bloß weil sie ihr körperlich überlegen waren.

      Plötzlich bemerkte sie ein paar Meter entfernt den Tumber, der in einer Blutlache lag. Erschrocken blickte sie Blake an.

      Er fuhr sich durch sein verstrubbeltes Haar und zuckte die Schultern. »Er hat dich angegriffen und ich musste ihn töten.«

      Er musste ihn töten. Bei ihm hörte sich das so an, als ob es eine Nebensächlichkeit wäre, jemanden umzubringen.

      »Bist du verletzt?« In seiner Stimme lag Besorgnis. Aber warum sollte sich dieser Fremde Gedanken über sie machen?

      »Nein, ich habe nur Fieber. Mein Sohn hat mich angesteckt.« Bestürzt stellte Keena fest, dass sie diesem Fremden eben etwas sehr Persönliches anvertraut hatte. Was, wenn er auch versuchen würde ihr Kevin wegzunehmen? Aber aus irgendeinem Grund hatte sie Vertrauen zu ihm. Vielleicht, weil er sie gerettet hatte. »Danke.«

      »Du bist krank?« Blake unterdrückte den Wunsch, sie loszulassen und zurückzuweichen. Was, wenn sie das Virus in sich trug?

      Beinahe wäre er aufgesprungen, um davonzurennen, doch er besann sich. Dann hätte sie längst tot oder ein Tumber sein müssen, woraufhin er sich entspannte. Außerdem zeigte ihre Haut nicht diese verräterischen roten Flecken, die mit dem Ausbruch der Krankheit einhergegangen waren. Die Haut an ihrem flachen Bauch war makellos gewesen, ebenso an ihren Brüsten. Sie waren perfekt – wie gemacht für seine Hände.

      Verdammt, was war los mit ihm? Diese Frau schien ihn verhext zu haben.

      »Ach, es ist nichts. Geht schon wieder.« Keena versuchte aufzustehen; Blake half ihr, indem er sie abstützte. Es fühlte sich so verdammt gut an, wieder einem richtigen Menschen nahe zu sein.

      »Ich muss zu meinem Sohn. Danke noch mal.« Sie entwand sich seinem festen Griff, damit sie sich den schweren Rucksack aufladen konnte, doch ihre Kraft reichte nicht einmal aus, um ihn vom Boden zu bekommen.

      Sofort packte sich Blake die schwere Tasche auf den Rücken, nahm eine Packung mit den Wasserflaschen und bot Keena seinen freien Arm an, den sie jedoch dankend ablehnte. Warum ließ sie sich nicht von ihm helfen? War es Stolz oder Sturheit? Oder fühlte sie sich gerade genauso unsicher wie er selbst? Schließlich traf man nicht alle Tage auf einen normalen Überlebenden. Aber egal. Blake war froh, dass er nicht mehr allein war.

      Da bemerkte er, dass sie auf ihren Revolver schielte, den er an sich genommen hatte. Sie hob ihren Bogen auf, schulterte den Köcher mit den Pfeilen und musterte ihn argwöhnisch. Trotzdem kam sie mit ihm, und sie gingen gemeinsam die Straße entlang auf das große Gebäude zu, dessen Front aus verspiegeltem Glas bestand. Früher war es das Zuhause der Reichen und Schönen dieser Welt gewesen. Doch jetzt war es Keenas Heim und das ihres Sohnes.

      Blake hoffte, dass er sie überreden konnte, mit ihm zu kommen. Er wollte auf seiner Mission nicht allein sein. Doch vorerst hielt er es für besser, ihr nichts von seinen Plänen zu erzählen. Er musste sie erst besser kennenlernen.

      Keena fühlte sich etwas