Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 6 – Arztroman


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du das willst.«

      Statt einer Antwort entzog Marla ihm ihre Hand und legte sie in seinen Nacken. Sie zog ihn zu sich und küsste ihn innig. Eine bessere Antwort hätte sie nicht geben können, und als sie sich voneinander lösten, wusste Pascal nicht mehr, woran er überhaupt je gezweifelt hatte.

      *

      Pascal Lüders hielt sein Versprechen und blieb bei seiner Freundin, bis die Ärzte ihn nach draußen schickten. Felicitas Norden, die bei der Operation dabei war, hatte Mitleid mit ihm und versprach ihm, ihn sofort zu rufen, wenn alles vorbei war. An dieses Versprechen dachte sie während der Operation mehr als einmal. Dem Spezialisten wollte es nicht gelingen, den Ballon richtig zu platzieren. Doch endlich war es geschafft, und die Ballondilatation wurde ein voller Erfolg. Die Ärzte lachten und scherzten, während sie sich nach dem Eingriff die Hände wuschen, und bevor Fee ihr Versprechen wahr machte, wollte sie sich selbst von Marlas Zustand ein Bild machen.

      Die werdende Mutter lag im Bett im Wachraum und blinzelte ihre Ärztin aus verschlafenen Augen an.

      »Willkommen zurück, Mutter und Kind!«, sagte Felicitas weich, als sie an Marlas Seite trat.

      Die Augen der werdenden Mutter weiteten sich.

      »Hat er es geschafft?«

      Selten zuvor war Fee glücklicher darüber, eine gute Nachricht überbringen zu können.

      »Nicht nur das. Es geht im besser denn je.«

      Es war Marla anzusehen, dass ihr ein ganzes Gebirge vom Herzen fiel.

      »Es ist ein Wunder!«

      »Ein kleines schon«, gab sich Felicitas bescheiden.

      »Aber das ist kein kleines Wunder. Es ist ein ganz, ganz großes«, erklärte Marla aus tiefstem Herzen und mit glänzenden Augen.

      Ihr guter Zustand gab Anlass zur Zuversicht, und so beschloss Felicitas, endlich ihr Versprechen einzulösen und Pascal zu holen.

      »Das ganz, ganz große Wunder steht draußen vor der Tür und kann es kaum erwarten, wieder bei dir … bei euch zu sein.« Sie lächelte und ging zur Tür, um den werdenden Vater hereinzuholen. Sagen musste sie nichts.

      Ihre strahlende Miene verriet alles, und Pascal legte kurz den Arm und sie und drückte sie an sich. Erst dann trat er an Marlas Bett.

      »Ich hab gewusst, dass ihr es schafft!«, erklärte er heiser, nachdem er seine Freundin geküsst hatte. »Was für ein ausgesprochenes Glück, dass du dich gegen mich entschieden hast.«

      Marla sah ihn an und verzog tadelnd das Gesicht.

      »Das ist ja mal wieder typisch Mann. Entweder an erster Stelle oder gar nicht. Das kann ja heiter werden, wenn ich zwei von eurer Sorte am Hals hab.«

      »Ganz so schlimm ist es nicht. Ich hab vier davon und lebe ganz gut damit«, lächelte Fee. »Wollt ihr euren Sohn sehen?«

      »Ja!«, schallte es wie aus einem Mund, und die Ärztin zog das Ultraschallgerät heran. Sie war selbst neugierig, wie es Fynn nach dem Eingriff ging.

      »Ganz schön munter, der junge Mann«, staunte sie, als sie die Bilder auf dem Monitor betrachtete. »In den nächsten Wochen wirst du immer mehr von ihm mitbekommen.«

      »Ich kann’s kaum erwarten«, lächelte Marla mit Tränen in den Augen und drückte fest Pascals Hand.

      Der konnte sich gar nicht satt sehen an den Bildern seines ungeborenen Sohnes.

      »Aber was hat er denn jetzt?« Als Fynns Brust plötzlich zu zucken begann, erschrak er.

      Felicitas dagegen lachte belustigt auf.

      »Immer mit der Ruhe. Das ist nur Schluckauf. Ich erinnere mich gut an meine Schwangerschaften. Einmal hatte Felix auch Schluckauf. Stundenlang. Und ich konnte nichts dagegen tun. Am Ende hatte ich selbst Schluckauf, und Daniel hat sich köstlich amüsiert.«

      »Das würde ich nie tun«, behauptete Pascal.

      »Tu doch nicht so scheinheilig«, widersprach Marla. »Natürlich würdest du.«

      »Nein.«

      »Doch. Hicks.«

      »Haha, jetzt hast du auch Schluckauf.«

      »Und du lachst mich aus.«

      »Niemals. Das würde ich nie tun. Ich lache dich an.«

      Eine Weile stand Fee neben dem Paar, das sich scherzhaft kabbelte und neckte. Dann zog sie sich heimlich zurück. Wenn sie ihre eigene Familie und ihr persönliches, großes Glück an diesem Abend noch ein bisschen genießen wollte, wurde es höchste Zeit, nach Hause zu fahren. Es gab viel zu erzählen.

Marlas Dilemma

      »Und hier hat Pascal mir den Heiratsantrag gemacht.« Marla Brandts Augen leuchteten, als sie die Fotos betrachtete, die vor ihr und ihren Kolleginnen auf einem Tisch des Cafés ›Schöne Aussichten‹ lag.

      Tatjana und Marianne beugten sich über die Bilder.

      »Er hat dir wirklich einen roten Teppich ausgerollt? Mitten im Wald?«, fragte Marianne, die seit ein paar Monaten mit Dr. Mario Cornelius liiert war.

      »Da könnte sich Danny mal ein Beispiel daran nehmen«, murmelte Tatjana vor sich hin.

      Sofort gehörte die Aufmerksamkeit ihr.

      »Ich dachte, du willst nicht heiraten.« Marla sah ihre Chefin mit Forscherblick an.

      »Na ja, wenn er sich sowas einfallen ließe, würde ich vielleicht, eventuell, möglicherweise zumindest mal drüber nachdenken«, lächelte Tatjana, und der Schalk saß ihr unverkennbar im Nacken.

      »Das sind ziemlich viele Vielleichts und Eventuells, findest du nicht?«, lachte Marianne auf und konzentrierte sich wieder auf die Fotos.

      Tatjana tat es ihr gleich.

      »Als ich dich das erste Mal gesehen habe mit den blauen Haaren, den schwarzen Klamotten und dem Piercing in der Nase hätte ich ehrlich gesagt nicht daran gedacht, dass du mal so eine hübsche Braut werden würdest«, dachte sie laut an den Tag, an dem die Kunstschülerin zuerst Danny angepöbelt und sich dann bei Tatjana um die Stelle als Bäckerin beworben hatte.

      »Tja, ich bin eben immer für eine Überraschung gut«, gab Marla zurück.

      Auch das neu erworbene Selbstbewusstsein stand ihr gut. Mindestens ebenso gut wie die braunen Haare, denen das Blau hatte weichen müssen.

      »Das kannst du laut sagen.« Tatjana lachte und nahm ein besonders schönes Foto zur Hand.

      Darauf kniete Pascal vor seiner Braut, ihre Hände an seinen Lippen, den Blick auf ihr strahlendes Gesicht gerichtet.

      Die Verlobung der Bäckerin und Malerin Marla mit dem Galeristen Pascal Lüders lag schon eine Weile zurück, und sowohl Tatjana als auch die Tortenkünstlerin hatten die Geschichte schon ein paar Mal gehört. Doch die Bilder sahen sie zum ersten Mal und konnten sich nicht daran sattsehen. »Also, wo hat er dir den Antrag gemacht?«, wiederholte Marianne ihre Frage.

      »Auf einer Lichtung«, schwärmte Marla und sah aus, als hätte sie nicht Pascal, sondern ein echter Engel gefragt. »In dem Moment, als er mir den Antrag gemacht hat, hat ein Saxophonist für uns gespielt. So was Schönes hab ich noch nie zuvor erlebt.«

      »Kunststück«, erwiderte Tatjana mit dem ihr eigenen Pragmatismus. »Du hast ja auch noch nie einen Heiratsantrag bekommen.«

      »Du musst aber zugeben, dass er besonders schön war«, seufzte Marianne. Es war ihr anzusehen, dass sie so was auch gern einmal erleben wollte. »Von so was kann eine Frau nur träumen.«

      Marla trank einen Schluck von ihrer heißen Schokolade und sah ihre Kollegin an.

      »Aber du warst doch schon mal verheiratet.