für alle Eventualitäten eingerichtet sind.«
»Wenn es nötig werden sollte, Janine in eine Spezialklinik zu verlegen, werden wir nicht zögern«, erklärte Jenny Behnisch beherrscht. »Eine akute Lebensgefahr besteht zur Zeit nicht mehr. Es ist uns gelungen, die inneren Blutungen, die durch eine Milzruptur entstanden sind, unter Kontrolle zu bringen. Bei Beate sieht es momentan kritisch aus, sie hat ein Nierentrauma, durch das eine Hämaturie entsteht. Aber eine genaue Diagnose werden wir erst morgen feststellen. Beide bekommen jetzt eine Bluttransfusion, und selbstverständlich werden sie die ganze Nacht auf der Intensivstation beobachtet werden.«
»Und Frau Hendriks?« fragte Rainer Binder gereizt. »Sie ist doch an allem schuld.«
»So kann man das nicht sagen nach den Informationen, die wir haben. Ausgelöst wurde der Unfall durch einen Motorradfahrer, der aber an der Unfallstelle verstorben ist. Es wird noch eine genaue Untersuchung stattfinden. Es wird auch für Frau Hendriks eine schwere Prüfung sein, aber wir werden abwarten, was sie zu sagen hat.«
»Sie wird das Blaue vom Himmel herunterphantasieren, wie man es von ihr gewöhnt ist«, sagte Rainer Binder unwillig. »Der Mann kann einem leid tun, wir waren mal Leidensgenossen. Er hätte auch die Konsequenzen ziehen sollen.«
Er war erregt, und man wollte es ihm nicht ankreiden, daß er so redete, aber man mußte es Inge Hendriks zumindest zubilligen, daß sie eine fürsorglichere Mutter war als Ellen Binder.
Es wurde ihm gestattet, einen Blick auf seine Tochter zu werden, die schon auf die Intensivstation gebracht worden war, während jetzt Beates Arm- und Beinbrüche versorgt wurden.
Fee Nordens Stimmung war auf dem Tiefpunkt, und auch Daniel konnte sie nicht trösten, als sie endlich die Heimfahrt antraten.
»Sie leben, Fee, Dieter und Jenny haben alles im Griff. Wir können ihnen auch diesmal voll vertrauen.«
»Es wäre schlimm für Beate, wenn dadurch die Freundschaft mit Janine in die Brüche gehen würde«, sagte sie leise.
»Das brauchst du wirklich nicht zu denken.«
»Binder macht Frau Hendriks verantwortlich und wird Janine zu sich holen. Auf seine geschiedene Frau hat er sowieso eine Mordswut.«
»Janine ist volljährig und kann über sich selbst bestimmen. Jetzt fang du nicht auch noch an, schwarzzusehen. Positives Denken ist angesagt.«
Es wurde aber auch für sie eine unruhige Nacht, und am Morgen wurden sie gleich von den Kindern mit Fragen bestürmt, denn sie hatten im Radio ausführliche Berichte über den Unfall gehört.
»Der Motorradfahrer war der Ziegler Klaus, der war Mitglied im Tennis-Club. Voriges Jahr hat er einen Porsche zu Schrott gefahren, und jetzt ist er tot«, gab Felix seinen Kommentar.
»Dann kann er wenigstens nichts mehr anrichten«, meinte Danny.
»Aber er hat auch Eltern, für die es schlimm ist«, flüsterte Anneka. »Die haben jetzt Kummer.«
»Für die wird es noch schlimm genug werden.« Auch Dr. Norden war bekannt, wieviel Sorgen ihnen dieser Sohn schon bereitet hatte, aber so war es ja oft bei maßlos verwöhnten Kindern, die alles bekamen, was sie haben wollten.
»Erkundigst du dich mal, Mami, wie es Beate geht?« fragte Anneka mit Tränen in den Augen.
»Ich fahre nachher zur Klinik«, versprach Fee. Aber dann kamen die Zwillinge herunter und verbreiteten eine fröhlichere Stimmung, denn sie waren sich des Ernstes des Geschehens nicht bewußt, hatten lange geschlafen und waren bestens gelaunt.
Lenni sorgte dafür, daß jeder bekam, was er zum Frühstück mochte. Die Pausenbrote für die Schulkinder waren auch schon von ihr hergerichtet. Lenni hatte selbst viel durchgemacht, denn vor Jahren waren ihre Mutter und ihr Ehemann auch bei einem schweren, unverschuldeten Unfall ums Leben gekommen. Sie hatte damals gemeint, daß alles über ihr zusammenbrechen würde. Aber dann war sie zu den Nordens gekommen und hatte ins Leben zurückgefunden. Die Erde drehte sich immer weiter, und es gab auch immer einen neuen Tag. Wenn auch nicht alle Wunden heilten, die Zeit milderte die Schmerzen, wenn man Mitgefühl und Zuneigung fühlte.
»Es wird schon wieder«, sagte Lenni später auch zu Fee. Es kam Fee mittlerweile auch schon so vor, als hätte Inge Hendriks den Unfall herbeigeredet, und das meinten auch die beiden Lehrer, die die Schulklasse nach Griechenland begleiten sollten und entsetzt waren, als sie von dem Unfall benachrichtigt wurden.
Aber der Flug war gebucht und sechzehn Schülerinnen und Schüler warteten, die sich auf die Reise freuten. Wenn es manchem auch leid tat, daß Beate und Janine nicht dabei waren, sie freuten sich auf diese Reise, die den Abschied von der Schulzeit bedeutete.
Um Beate und Janine war es dunkel. Sie lagen noch in tiefer Bewußtlosigkeit, während Inge kurz wach geworden war.
Sie begriff nicht, wo sie sich befand und konnte sich an nichts erinnern, aber vielleicht wollte sie das auch nicht, als Dr. Behnisch sagte, daß sie einen schweren Unfall gehabt hätten. Ihr schwanden gleich wieder die Sinne.
Fee kam kurz nach zehn Uhr in die Klinik, weil zu dieser Zeit die Visite meist vorbei war. Dort traf sie Alena, die sich nach Beates Befinden erkundigen wollte. Beates großes Interesse an der Tiermedizin hatte eine flüchtige Bekanntschaft, als Beate ihr ein ausgesetztes Hündchen gebracht hatte, vertieft.
Alena und Fee kannten sich recht gut und trafen sich auch öfter.
»Ich habe es gestern abend gleich von Alexander erfahren«, erklärte Alena. »Beate war vor ein paar Tagen bei mir und hat mir gesagt, daß sie sich endgültig für Tiermedizin entschieden hätte, wenn es auch Zoff mit ihrer Mutter gäbe, aber Frau Hendriks wollte ja leider immer das letzte Wort behalten. Die Griechenlandfahrt wollte sie auch verhindern, aber das hat sie ja nun erreicht.«
»Zu welchem Preis«, sagte Fee. »Das hat sie bestimmt nicht gewollt.«
»Sie hat eine so negative Einstellung, die mir unbegreiflich ist. Sie hat einen netten, gutverdienenden Mann, eine reizende Tochter, ein schönes Haus und ist nie zufrieden. Das ist für Beate doch auch unerfreulich. Da kann man nur hoffen, daß sie durch dieses Unglück dankbarer werden wird, wenn sie alle wieder gesund werden. Das werden sie doch hoffentlich?«
»Ich weiß auch noch nichts Genaues«, sagte Fee. »Sie haben noch nicht mit Jenny gesprochen?«
»Es geht hier ziemlich turbulent zu, und zu Beate werde ich wohl sowieso nicht dürfen. Würden Sie mir Bescheid sagen, wie es ihr geht und wann man zu ihr darf, Fee?«
»Sobald ich es selbst weiß. Ich hoffe doch, daß sie die Nacht einigermaßen gut überstanden haben.«
»Und ich muß jetzt einen kranken Hund einschläfern, das tut auch immer weh. Ich habe Beate auch die Seite unseres Berufes geschildert, aber sie hat gemeint, daß es besser sei, ein Leben beenden zu können, als ein schmerzvolles Leiden mitansehen zu müssen, das müsse man in der Humanmedizin viel öfter. Sie ist ein sehr einfühlsames und kluges Mädchen. Ich hoffe, daß alles gut wird für sie.«
Da kam Jenny Behnisch, aber sie konnte Alena auch nur sagen, daß der Zustand beider Mädchen unverändert ernst aber nicht hoffnungslos sei. Frau Hendriks Zustand habe sich stabilisiert.
Dabei hatte gerade sie immer tausend Wehwehchen, dachte Fee, aber für eine Ärztin geziemte es sich nicht, so etwas laut zu äußern.
Sie ging mit Jenny zur Intensivstation. »Beate wird gut therapiert sein«, sagte Jenny, »aber bei Janine scheint eine Wirbelverletzung vorzuliegen, die eine normale Durchblutung behindert. Wir müssen eine Tomographie machen lassen, aber dann wird ihr Vater wohl darauf bestehen, daß sie ins Klinikum gebracht wird.«
»Vielleicht wäre das in diesem Fall besser, wenigstens vorübergehend. Wenn eine genaue Diagnose erstellt ist, könnte sie wieder nach hierher verlegt werden.«
»Was uns gar nicht so willkommen wäre, Fee. Verstehe mich bitte nicht falsch, aber da ist einmal ihr Vater, der unsere Klinik nicht gut genug für seine Tochter findet, und dann noch diese arrogante Mutter, die gleich