sie dir?« Ohne ihn aus den Augen zu lassen, wischte sie sich eine feuchte Strähne aus der Stirn. »Willst du nicht doch reinkommen?«
»Nein, danke«, lehnte Danny entschieden ab. »Und was die Blumen angeht …«
»Ja?«, unterbrach Bitsi ihn ungeduldig.
Danny holte tief Luft.
»Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll …«
»Weil eine Frau keine Blumen schenken darf?«, lachte Brigitte laut heraus. »Ist es das, was dich stört?« Sie maß ihn mit einem aufreizenden Blick und gab ihm keine Gelegenheit zu einer Antwort. »Bei der Arbeit hat dich der Rollentausch doch auch nicht gestört. Jetzt enttäuscht du mich doch ein bisschen. Ich dachte gar nicht, dass du so altmodisch bist.«
Allmählich hatte Danny Norden genug von diesem Theater.
»Das ist es nicht«, erwiderte er schärfer als beabsichtigt. »Es ist nur so: Rote Rosen schenkt man, wenn man verliebt ist. Ein Mann tut das zumindest.«
Seine scharfe Stimme zeigte Bitsi, dass das Gespräch nicht in die gewünschte Richtung lief. Betreten senkte sie den Blick.
»Ach ja?«, fragte sie und starrte auf ihre nackten Füße mit den unlackierten Nägeln. »Ist das so?«
Einen kurzen Augenblick lang hatte Danny fast Mitleid mit ihr.
»Ich weiß jetzt wirklich nicht, wie ich das sagen soll … ich möchte auf keinen Fall, dass irgendwelche Missverständnisse entstehen.«
»Zwischen uns? Niemals!«, erwiderte Bitsi entschieden, wagte es aber immer noch nicht, ihn anzusehen. »Willst du nicht doch reinkommen? Ich habe Kaffee gekocht«, machte sie einen letzten Versuch, Danny umzustimmen.
Doch er war wild entschlossen, hart zu bleiben.
»Ich will immer noch nicht reinkommen. Ich will dir nur sagen, dass ich dein Angebot, uns zu helfen, sehr nett finde. Aber ich hoffe auch, dass du dir nicht irgendwas ausgerechnet hast.« Endlich war es heraus, und gespannt wartete Danny auf die Reaktion seiner Jugendfreundin.
Einen Moment lang fürchtete er, Bitsi könnte in Tränen ausbrechen und er erschrak fast, als sie den Kopf in den Nacken warf und anfing zu lachen. Ihre Haare wirbelten durch die Luft und feine Tröpfchen flogen umher.
»Entschuldige mal. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass ich dir den Hof gemacht habe«, sagte sie, als sie sich ein wenig beruhigt hatte.
Danny glaube es sehr wohl. Aber er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben.
»Ich wollte nur sichergehen. Dann ist es ja gut.« Er lächelte erleichtert.
Dieses Lächeln schnitt Bitsi dann doch ins Herz und sie biss sich auf die Unterlippe, um den Schmerz zu überspielen.
»Ja, das ist es«, erwiderte sie rau. »Und wenn du nichts dagegen hast, ziehe ich mich jetzt an. Mir wird langsam kalt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, versetzte sie der Tür einen Stoß. Laut krachend fiel sie ins Schloss.
Wann immer später eine Tür so laut ins Schloss fiel, erinnerte sich Danny an dieses Geräusch als an den endgültigen Schlusspunkt der Krise zwischen Tatjana und ihm. Mit diesem Lärm begann ein neues Kapitel, und erleichtert kehrte er in die Praxis zurück, um endlich die nächste Seite aufzuschlagen.
*
Schon den ganzen Tag war Carina aufgeregt gewesen, und je näher der Abend rückte, umso nervöser wurde sie. Obwohl sie ihre Arbeit liebte, wollte die Zeit an diesem Tag einfach nicht vergehen.
»Dabei weiß ich noch nicht einmal, ob ich mich darauf freue oder einfach nur Angst habe«, murmelte sie vor sich hin.
Wo sie ging und stand, sah sie auf die Uhr und wäre deshalb um ein Haar auf dem Flur mit Felicitas Norden zusammengestoßen, die Seite an Seite mit Peter Kohler des Wegs kam.
»Hoppla, Schwester Carina!« Geistesgegenwärtig packte Fee die junge Lernschwester an den Schultern und hielt sie fest. Dabei lachte sie ausgelassen.
»Keine Sorge, Ihr Dienst ist ja gleich vorbei.«
»Ich hab doch nur kurz auf die Uhr geschaut«, verteidigte sich Carina, die sich wie ertappt fühlte.
Auch Dr. Kohler lächelte gutmütig.
»Und bestimmt haben Sie festgestellt, dass es jetzt Zeit wird, sich für das große Ereignis umzuziehen.«
Augenblicklich brannte Carinas Gesicht lichterloh vor Scham.
»Noch nicht!«, sagte sie leise.
»Bestimmt ist Dr. Cornelius gleich hier«, versprach Peter Kohler fast feierlich. »Zumal mich die liebe Kollegin hier ja davon überzeugt hat, seinen Dienst zu übernehmen.« Er schickte Felicitas einen verschwörerischen Blick, und Carina lachte belustigt auf.
»Vielleicht ist es ja ganz gut, ihn ein bisschen schmoren zu lassen«, gab sie mit spitzbübischem Lächeln zu bedenken.
»Hört, hört, das klingt, als würde unser lieber Kollege Cornelius seinen Meister finden«, grinste Peter zufrieden. »Oder sollte ich lieber Meisterin sagen?«
Fee, die bemerkte, wie Peter die junge Kollegin in Verlegenheit brachte, zwinkerte Carina wohlwollend zu.
»Auf jeden Fall wünsche ich euch heute Abend viel Spaß!« Sie nickte der jungen Schwester noch einmal zu und verabschiedete sich dann.
Im Gegensatz zu dem Kollegen Kohler neigte sich ihr Arbeitstag allmählich dem Ende entgegen, und sie freute sich schon auf den Abend. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatten sich Danny und Tatjana wieder zum Essen angesagt, und auch der Rest der Familie würde sich um den großen Tisch im Esszimmer versammeln. Es versprach, ein lustiger Abend zu werden.
Ein wenig sehnsüchtig sah Carina den beiden Ärzten nach, bis sie um die Ecke verschwunden waren. Inzwischen hatte sie richtiggehend Angst vor der eigenen Courage. Die Hände in die Kitteltaschen versenkt, machte sie sich auf den Weg zum Schwesternzimmer. Zu ihrem großen Schrecken stand dort schon Mario Cornelius und wartete ganz offensichtlich auf sie.
»Oh, Sie sind schon hier?«, fragte sie und hoffte, dass ihre Stimme selbstsicher klang. »Dabei hab ich mich noch gar nicht umgezogen.«
»Sie sehen auch so fantastisch aus!«, erklärte Mario und lächelte so warm, dass Carinas Angst ins Unermessliche wuchs. Die Angst, ihm nicht gerecht werden zu können; die Angst, zu versagen; die Angst, sich lächerlich zu machen. Immerhin war er der Chef der Pädiatrie und sie nur eine kleine Lernschwester. Und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie nicht mit ihm ausgehen würde. Das Risiko, sich vor ihm, vor sich selbst und vor allen anderen Kollegen bis auf die Knochen zu blamieren, war einfach zu groß.
»Das ist sehr nett von Ihnen«, hörte sie sich selbst wie durch Watte sagen. »Aber ich fürchte, aus unserer Verabredung heute Abend wird nichts.«
»Wie bitte?« Schlagartig wich alle Vorfreude aus Marios Gesicht. »Aber warum denn nicht?«
»Ich weiß nicht.« Carina zuckte mit den Schultern und dachte kurz über eine Ausrede nach. Dann entschied sie sich für die Wahrheit. »Erstens habe ich gehört, dass Sie der Damenwelt nicht abgeneigt sind und kein Kostverächter sind. Und zweitens fürchte ich, dass Sie eine Nummer zu groß für mich sind.« Je mehr Carina sagte, umso besser fühlte sie sich.
Wie vom Donner gerührt stand Mario da und starrte die junge Schwester an. Sie war die erste Frau, die es immer wieder schaffte, ihn aus dem Konzept zu bringen.
»Wie meinen Sie das?«
Carina lächelte engelsgleich.
»Das wissen Sie ganz genau«, erklärte sie und zwinkerte ihm zu, ehe sie sich umdrehte und mit einer Mischung aus Bedauern und Erleichterung davon ging.
Sprachlos vor Überraschung stand Mario Cornelius im Klinikflur und sah ihr nach. Als sie schließlich um die Ecke verschwunden war, wandte er sich ab und steckte die Hände in die Sakkotaschen. Schon jetzt war ihm klar,