Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman


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alles abstreiten werden.«

      »Darauf können Sie Gift nehmen, Rander. Es genügt ein zarter Wink der Gelben Drachen, und die Chinesen wissen von nichts. Sie alle haben eine entsetzliche Angst vor den Gangstern.«

      »Und Parker befindet sich in ihren Händen«, seufzte Mike Rander. »Was soll ich tun, McParish? Ich weiß einfach nicht, wo ich den Hebel ansetzen soll.«

      »Sie können nur abwarten«, erwiderte McParish mit müder Stimme. »Vielleicht melden sich die Gelben Drachen noch. Es kann durchaus sein, daß sie für Ihren Butler ein Lösegeld fordern.«

      »Ich würde alle Hebel in Bewegung setzen, dieses Lösegeld zu zahlen«, gab Rander zurück. »Mein Gott, Sie wissen nicht, wie oft er mich schon aus der Tinte geholt hat.«

      »Hoffen Sie«, sagte McParish noch mal. »Hoffen Sie, Rander! Mehr können Sie im Moment nicht tun …!«

      *

      Müde und abgekämpft kam Mike Rander in sein Hotel zurück. Er fühlte sich nach den aufregenden Abenteuern wie zerschlagen. Als er durch die Lounge schritt, kam ihm eine bekannte Figur entgegen. Ein freundlich aussehender, etwa 45jähriger Chinese, dick und korrekt gekleidet, winkte ihm zu.

      »Mr. Li Wang?« fragte Rander. »Haben Sie auf mich gewartet? Haben Sie Nachrichten für mich?«

      »Vielleicht, Sir, vielleicht.«

      »Gehen wir hinüber in die Bar. Dort können wir uns unterhalten.«

      Li Wang nickte und lächelte. Er verbeugte sich wie ein Automat und trippelte mit kurzen, kleinen Schritten neben Mike Rander einher. In einer stillen Nische ließen sie sich nieder. Rander bestellte beim Waiter zwei Eisdrinks und zündete sich mit nervösen Bewegungen eine Zigarette an. Insgeheim hoffte er, daß Li Wang ihm ein Angebot der Gelben Drachen überbrachte. Er hätte sich darüber überhaupt nicht gewundert.

      Seine Vermutung sollte sich bestätigen.

      »Ihr sehr verehrungswürdiger Mister Parker ist in die Hände der Gelben Drachen gefallen«, sagte Li Wang rund heraus. »Ihr sehr verehrungswürdiger Mr. Parker lebt.«

      »Was wissen Sie? Los, sprechen Sie schon, Li Wang!«

      »Ich bekam Nachrichten«, antwortete der Chinese mit seiner hellen dünnen Stimme. »Die Gelben Drachen sind sehr böse. Sie hatten erwartet, daß Sie und Mr. Parker Hongkong verlassen würden.«

      »Was verlangen sie für Parker?« fragte Mike Rander rundheraus.

      »Sie sollen Hongkong verlassen, Sir.«

      »Ohne Parker? Ausgeschlossen!«

      »Sie sollen zurück in die Staaten fliegen. In einer Stunde geht eine Maschine. Sobald Sie von San Franzisko aus ein Telegramm an mich gesendet haben, wird man Ihren ehrenwerten Mr. Parker freilassen und ebenfalls nach Hause schicken.«

      »Ich glaube diesen Gangstern kein Wort.«

      »Sir, Sie müssen es glauben«, erwiderte Li Wang freundlich. Seine Stimme klang im Gegensatz zu seinem Gesichtsausdruck mehr als ernst. »Sie haben keine andere Möglichkeit. Wenn Sie nicht einwilligen, wird man den verehrungswürdigen Mr. Parker töten. Glauben Sie mir, daß es keine leere Drohung ist.«

      »Welche Garantien habe ich, daß man Parker freilassen wird?«

      »Keine, Sir …! Sie müssen sich auf das Wort der Gelben Drachen verlassen. Mehr können Sie nicht tun.«

      »Ich kann verdammt wenig tun, wenn ich McParish und Sie höre«, erregte sich der junge Anwalt. »Ich kann meinen Butler nicht in der Patsche sitzen lassen.«

      »Sie schaden ihm, wenn Sie bleiben, Sir. Sie werden ihn töten. Sie werden dann sein Mörder sein!«

      »Wissen Sie, wo Parker festgehalten wird, Li Wang?«

      »Selbst wenn ich es wüßte, würde ich es nicht wagen, Ihnen ein Wort zu sagen«, gab Li Wang zurück. »Die Gelben Drachen erfahren alles. Ich würde nicht mehr lange leben. Sie müssen die Stadt verlassen, wenn Sie den ehrenwerten Mr. Parker retten wollen!«

      »Langsam glaube ich auch daran. Werden die Gelben Drachen ihr Wort halten?«

      »Sie werden es bald wissen, Sir. Mehr kann ich nicht sagen.«

      »Und das alles wegen Jane Morefield«, knirschte Mike Rander. »Hier geschieht eine Riesenschweinerei, und ich kann dagegen nichts ausrichten.«

      »Miss Jane Morefield sollten Sie ab sofort vergessen, Sir. Denken Sie nur noch an den …«

      »… verehrungswürdigen Mr. Parker«, unterbrach Mike Rander seinen Gesprächspartner. »Ich weiß, ich weiß, ich werde gehorchen müssen. Nennen Sie mir Ihre Adresse, damit ich Ihnen telegrafieren kann.«

      »Sie erreichen mich stets unter dieser Adresse, Sir.« Li Wang reichte dem Anwalt eine Visitenkarte und stand dann auf. »Sie werden sich beeilen müssen. Ich war so frei, Ihnen einen Platz in der Maschine zu reservieren. Sie geht in knapp einer Stunde.«

      Rander sah dem Chinesen Li Wang nach. Er hatte das Gefühl, daß dieser Mann sehr viel mehr wußte. Wahrscheinlich war er sogar aktives Mitglied der Gelben Drachen. Doch was Li Wang auch immer sein mochte, er hatte ein Ultimatum überbracht, dem man einfach wohl gehorchen mußte. Die Gelben Drachen hatten alle Trümpfe in ihrer Hand.

      Mit schweren Schritten ging Mike Rander zur Rezeption und bat um Ausstellung seiner Rechnung. Daß er dabei von einem Spitzel der Gelben Drachen beobachtet wurde, war ihm längst klar. Diese Gangster würden ihn nicht mehr aus den Augen lassen.

      Rander wunderte sich nur, daß die Gelben Drachen ihn nicht einfach ermordeten. Möglichkeiten dazu boten sich doch in jeder Zahl an. Warum planten sie wohl erst umständlich? Fragen über Fragen, auf die Mike Rander keine Antwort fand …

      *

      Josuah Parker befand sich in einer unwürdigen Lage.

      Man behandelte ihn wie ein wildes Tier und hatte ihn in einen niedrigen Eisenkäfig eingesperrt. Er vermochte darin nur zu sitzen. Die Eisenstäbe waren fingerdick und trotzten jeder Gewalt.

      Dieser Käfig stand in einem feuchten, muffigen Keller, der von zwei blakenden Petroleumlampen spärlich erleuchtet wurde. In einer Ecke des niedrigen Raumes hockten zwei riesige Chinesen, die Mah-jong spielten. Das eintönige Klappern der Steine war das einzige Geräusch in diesem Kellerraum.

      Parker klagte nicht.

      Geduldig hockte er in seinem Gitterkäfig und entspannte sich. Panikartige Zustände waren ihm fremd. Sie entsprachen auch nicht seiner Geisteshaltung.

      Bis auf seinen Universal-Regenschirm und dem Colt hatte man ihm alles belassen. Nun, die Gelben Drachen brauchten auch wirklich nichts zu befürchten. Parker war vollkommen sicher untergebracht. Ein staatliches Zuchthaus hätte ihn nicht besser verwahren können.

      Was die Chinesen mit ihm vorhatten, war Parker unbekannt. Die Tatsache allein, daß er noch lebte, ließ einige Rückschlüsse zu. Parker war längst zu dem Schluß gekommen, daß man ihn als Faustpfand, als eine Art sichere Trumpfkarte zurückbehielt. Vielleicht sollte sein junger Herr, Mike Rander, damit unter Druck gesetzt werden.

      Josuah Parker machte sich Sorgen Er kannte den bedingungslosen Einsatz seines jungen Herrn. Er würde es niemals zulassen, daß Parker als Geisel festgehalten wurde. Es bestand die Gefahr, daß auch er in eine Falle hineintappte.

      Was sollte und konnte Parker dagegen tun?

      Vorerst gar nichts. Er mußte abwarten, mußte seine Chancen sehr sorgfältig berechnen und auf eine günstige Gelegenheit warten.

      Parker hob langsam den Kopf, als die beiden Chinesen plötzlich aufsprangen und auf eine Tür zuliefen. Sekunden später tauchte ein kleiner, gebeugt gehender Chinese auf, der einen Seidenmantel trug, auf dem ein Gelber Drache gestickt war. Dieser Mann, der sich um die beiden riesigen Wächter nicht kümmerte, schritt schnurstracks auf den Gitterkäfig zu und blieb vor Parker stehen.

      »Gelbe