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ist keine von der Hindu-Religion vorgeschriebene Feierlichkeit. Nach einigen Berichten hat sie insofern eine religiöse Bedeutung, als sie mit der Verehrung der Gottheit Durmarasawney der Tamil, oder Veerbudrasawney der Telegu, in Beziehung steht, deren Zorn dadurch abgewendet werden soll; nach den meisten Berichten aber hat die Religion gar nichts damit zu schaffen, es ist nur ein alter Brauch, dem die niederen Klassen aus roher Schaulust zugethan sind, während die Gebildeteren fern bleiben. An manchen Orten sind es dieselben Individuen, die alljährlich die Feuerprobe bestehen und dafür bezahlt werden, wie andere Gaukler. Häufig aber sind es beschränkte Menschen aus den niedrigsten Kasten und Parias, die sich zur Erfüllung eines Gelübdes die Peinigung auferlegen. Es sollen fast nie üble Folgen eintreten, namentlich keine Todesfälle (zwei in den Berichten erwähnte waren jedenfalls nur mittelbar durch die Feuerprobe veranlasst), und wahrscheinlich ist ein grosser Theil des Eindrucks der guten Aufführung zuzuschreiben. Die indische Regierung beschloss in Folge jener Berichte, das Fest nicht amtlich zu verbieten, da sie ihr Ziel sicherer zu erreichen glaubte, indem sie ihren Beamten empfahl, für das allmählige Aufhören unter der Hand nach Kräften zu wirken.

       Inhaltsverzeichnis

      Landhaus. — Klima. — Muskatnuss-Pflanzung. — Europäer. — Früchte. — Nahrungsmittel. — Diener.

      Der preussische Konsul, dem ich während meines Aufenthalts in Singapore sehr viel verdankte und der mir auch noch später, so weit der Einfluss seiner Empfehlungen reichte, mit der freundschaftlichsten, angelegentlichsten Fürsorge den Weg ebnete, hatte mir auf seinem Landhause eine Wohnung einrichten lassen, die ich wenige Tage nach meiner Ankunft bezog. Es war wohl die schönste Besitzung auf der Insel, jetzt dient sie dem Guvernör zum Aufenthalt. Fast alle grossen Kaufleute haben ein Haus vor der Stadt, gewöhnlich auf dem Gipfel eines Hügels, wo die Seebrise alle Räume durchweht und abkühlt. Die hiesigen Landhäuser sind die angenehmsten und zweckmässigsten, die ich in heissen Ländern kennen gelernt habe, fast alle nach demselben Typus gebaut. Der leitende Gedanke dabei ist, die bewohnten Räume allseitig von Luft umkreisen und durchdringen zu lassen und sie gegen die Sonnengluth zu schützen. Das Haus ruht auf steinernen Pfeilern, gegen 15 Fuss hoch, der Raum zwischen den Pfeilern ist meist offen, nur wo es an Platz gebricht, werden einzelne Räume zwischen den Pfeilern durch leichte Holzwände oder Gitter abgetheilt. Der obere Stock, die eigentliche Wohnung, ist rings von einer breiten Gallerie, Veranda, umgeben, die vom Dach weit genug überragt wird, um gegen den Regen geschützt zu sein. An der äusseren Seite der offenen Veranda sind dunkelgrüne Rouleaux aus feingespaltenem Bambus angebracht, ein chinesisches Substitut für Jalousien; sie lassen die Luft durch, schliessen aber das blendende Licht aus. Durch rechtzeitiges Aufziehen und Herablassen derselben wird die Veranda und die von ihr umgebene Wohnung stets angenehm kühl erhalten. Die Zimmer haben nur Jalousien statt Glasfenster und massiver Thüren und öffnen sich alle nach der Veranda. So ist der ganze bewohnte Kern des Hauses ringsum von einer isolirenden Luftschicht umgeben. Von jedem Schlafzimmer führt eine kleine Treppe in ein zur ebenen Erde befindliches Badezimmer. Küche, Stallung, Remise, sowie die Wohnungen der Dienerschaft befinden sich in kleinen Nebenhäusern, durch einen bedeckten Gang mit dem Haupthause verbunden, wodurch aller widerwärtiger Geruch und Lärm ferngehalten wird. Im Speisesaal und in den Gesellschaftszimmern fehlt nie die Punka, ein grosser Fächer, bestehend aus einem mit Zeug bespannten Rahmen, der von der Decke herabhängt und durch ein Loch in der Wand mittelst einer Schnur von Aussen in Bewegung gesetzt wird.[7] Rings um das Haus des Konsuls war ein Garten, der eine Auswahl der schönsten Pflanzen des Archipels und neben anderen ausländischen Zierpflanzen auch europäische Rosen enthielt, denen man aber ansah, dass sie hier nicht heimisch sind. Der frühere Besitzer, der auch als Botaniker bekannte Arzt Oxley, hatte durch eifriges Sammeln und Tauschen den schönen Garten geschaffen. Da stand die Amherstia nobilis, das einzige grössere Exemplar auf der ganzen Insel, neben der Poinciana regia und dem Prachtstrauch Duranta Plumieri, umgeben von Ixoren in allen Farben und ebenso mannigfaltigen Hibiscusarten, darunter die Rose der Chinesen, von den Bedienten Schuhblume genannt, weil sie die lackirten Schuhe ihrer Herren damit putzen, Bauhinien, Passifloren und unter dem dichten, von sonderbar verschlungenen Luftwurzeln gestützten Schattendach eines Ficus die herrlichsten Orchideen und epiphytischen Farne. Fast Alles war in Blüthe, wie denn die meisten Pflanzen hier das ganze Jahr hindurch gleichzeitig Blüthe und Frucht tragen.

      Da Singapore nur 1° 17' nördlich vom Aequator liegt, so herrscht dort ein ewiger Sommer. Der Unterschied zwischen dem längsten und kürzesten Tag beträgt nur 71/2 Minuten; praktisch genommen sind also alle Tage des Jahres durchaus gleich lang. Der Temperaturunterschied zwischen dem Mittel des kältesten und des wärmsten Monats beträgt weniger als einen halben Grad, die mittlere Jahreswärme 221/2° R. Die äussersten Thermometerstände sind 17° und 26° R. Die Morgen sind angenehm kühl, aber die Sonne steigt schnell so hoch, dass alles mit blendendem Lichte und sengender Gluth übergossen sein würde, wenn nicht Wolken, häufige Regenschauer und regelmässig wechselnde Land- und Seebrisen Licht und Hitze milderten. Es regnet an 180 Tagen etwa 90 Zoll; im Winter etwas mehr als im Sommer, doch vergeht selten eine Woche ohne Regen; trockene und Regenzeit, die weiter nach den Wendekreisen hin fast ebenso deutlich, wenn auch nicht so schroff gesonderte Jahreszeiten bilden, wie unsere Sommer und Winter, fehlen hier in der unmittelbaren Nähe des Aequators. Der erste Januar ist vom ersten Juli nicht zu unterscheiden. Bei einer so beträchtlichen Regenmenge in so hoher Temperatur ist die Feuchtigkeit der Luft immer sehr gross. Es ist sehr schwer, Eisengeräthe gegen Rost zu schützen. Das Leder verschimmelt, Papier verstockt, der Phosphor läuft von den Zündhölzern ab.

      Der Garten ging allmälig in eine Muskatnuss-Pflanzung über, die den Rest des „Oxley-Hügels” einnahm. Das ganze Grundstück, sowie die Fahrwege in demselben, sind von Hecken aus Zwergbambusen umschlossen, so gesundheitstrotzend und immergrün, wie keine andere Hecke der Welt. Die Hauptstiele sind höchstens fingerdick; die Seitenschösse wie starker Draht und ebenso steif, starren nach allen Richtungen hin so gleichmässig dicht, dass die immer sorgfältig unter der Scheere gehaltenen Hecken wie riesige Bürsten aussehen. Wer die vielen schönen, anscheinend so gesunden Muskatbäumchen betrachtete, die mit Bevorzugung vor jeder anderen Kulturpflanze die Häuser aller Europäer umgaben, konnte nicht ahnen, dass diese mit so vieler Mühe und grossen Kosten angesiedelten Fremdlinge bereits den Keim des Todes in sich trugen. Der Muskatnussbaum (Myristica moschata) ist so oft und gut beschrieben worden, dass ich nur Einiges erwähnen möchte, was sich besonders auf seine Kultur in Singapore bezieht. Heimisch ist er nur auf den Molukken und den umliegenden Inseln. Sein Produkt, die Muskatnuss und die Macis, sind, seitdem die Europäer zuerst in jene Meere kamen, Gegenstände des strengsten Monopols gewesen. Die Banda-Inseln, auf welche die Holländer der leichteren Kontrolle wegen den Anbau beschränkten, obwohl ihnen dies nie ganz gelang, lieferten Jahrhunderte hindurch allein dies Gewürz. Nachdem die ursprüngliche Bevölkerung der Inseln, die sich dem Zwange nicht fügen wollte, ausgerottet worden, wurde der Anbau durch Sklaven, jetzt durch Sträflinge, betrieben, unter der Leitung von Europäern, die zwar die Pflanzungen eigenthümlich besitzen, das Produkt aber nur an die Regierung zu einem festgesetzten Preise verkaufen dürfen (Perkeniers). 1798, als die Engländer die Molukken inne hatten, übersiedelten sie die Pflanze nach Sumatra, von wo sie 1819 durch Raffles nach Singapore gebracht wurde. Ihr Anbau kam hier schnell in Mode, fast alle Landhäuser wurden mit dergleichen Pflanzungen umgeben. Der Baum, der in seiner Heimath 70 Fuss hoch werden soll (ich fand später in Camarines auf Luzon einen fast 100 Fuss hohen, sehr mächtigen, wilden Muskatnussbaum, dessen Früchte nicht grösser als kleine Kirschen, aber ganz ohne Aroma waren), bleibt hier strauchartig und übersteigt selten 20 Fuss. Sein Habitus hält die Mitte zwischen einem Lorbeer und einer Orange. Der einzelne Baum ist sehr schön, eine Pflanzung aber hat ein zu einförmiges Ansehen. Die Frucht gleicht einer Aprikose, doch läuft das Ende, an welchem der Stiel sitzt, spitz zu, wie bei einer Birne. Ist die Frucht reif, so springt sie auf. Dann sieht man im Innern hinter einem intensiv karminrothen Netzwerk, der sogenannten Muskatblüthe oder Macis des Handels, die glänzend schwarze Hülle der Nuss. Die Nuss selbst ist schwer herauszuschälen. Erst durch sehr langes Trocknen über schwach glimmendem Feuer schrumpft sie allmälig so weit zusammen, dass die Hülle, welche die ursprüngliche