vertreten, ohne ihrem Aroma gleichzukommen; sie werden fast nur eingemacht gegessen.
Eine der merkwürdigsten Früchte von allen ist der Durian (Durio zibethinus); nach Crawfurd ist er auf dasselbe kleine Gebiet beschränkt, wie der Mangustan und wächst auf hohen Bäumen, häufiger im Walde, als kultivirt, hat ziemlich die Grösse und Gestalt der Ananas, aber die pyramidalen Warzen, die seine holzige Schale bedecken, sind hart und spitz. Bei der reifen Frucht springt die Schale an vier Stellen der Länge nach bis zum Stiel auf und enthüllt eine weiche, weisslich gelbe, creme-artige Substanz, welche die Zwischenräume zwischen den nussgrossen Samenkernen ausfüllt. Sie schmeckt besser als der beste Creme, und riecht schlechter als Knoblauch. Dieser ungemein penetrante Geruch ist anfänglich Jedem zuwider, der Wohlgeschmack aber so gross, dass der ursprüngliche Widerwille sich bald in eine wahrhaft leidenschaftliche Zuneigung verwandelt. Man zahlt oft einen Dollar für das Stück, während Ananas nur einen Cent kosten, so gross ist die Nachfrage ihrer Verehrer. — Hoch bezahlt sind auch steinharte, fade Birnen und Aepfel, die der Norden von China liefert; sie sind fast ungeniessbar für neue Ankömmlinge, aber länger Ansässige, denen sie das Obst der geliebten Heimath versinnlichen, dichten ihnen in frommer Erinnerung einen Wohlgeschmack an, den sie durchaus nicht besitzen.
Die Sehnsucht nach der Heimath ist ein stehender Zug bei allen Europäern, die in diesen fernen Landen leben. Eine hübsche Sitte, die sich darauf gründet, ist der Toast: „Auf die fernen Freunde”, der zum Schluss des Mahls im besten Wein mit feierlicher Stille getrunken wird.
Viele hiesige Früchte, wenn auch in Gärten gewachsen, sind kaum als veredelt zu betrachten und unterscheiden sich wenig oder gar nicht von ihren Stammeltern im Walde. Aber auch diejenigen, die man nicht wild, sondern nur um die Wohnungen der Menschen antrifft, haben sich nur wenig von dem ursprünglichen Typus entfernt, da fast keine Varietäten vorhanden sind (ebenso ist es mit den Zierblumen). Doch ist wohl nicht zu zweifeln, dass sich aus den vorhandenen Obstarten eine eben so grosse Menge hochedler Sorten erzielen liesse, als man in Europa aus fast ungeniessbaren ursprünglichen Arten gezogen hat. Für's Erste ist aber keine Aussicht auf dergleichen Versuche vorhanden. Die hiesigen Europäer wenden ihre ganze Energie und Intelligenz dem Handel zu und kehren, sobald sie können, nach Europa zurück. Die wenigen, die hier bleiben, haben meist ihre Strebsamkeit verloren, sie nehmen immer mehr von der Gleichgültigkeit der Eingebornen an. Von ihnen sind Versuche, die so viel Zeit, Kenntniss und Mühe verlangen, kaum zu erwarten.
Ausser Obst, etwas Gemüse und Geflügel, vielen Fischen und Krebsen liefert die Insel keine Nahrungsmittel. Es wird aber Alles in Menge eingeführt, ja oft sind manche Artikel hier billiger, als am Produktionsort. Hühnerfleisch und Reis isst man täglich wenigstens zwei Mal. Hammelfleisch ist sehr theuer und gilt für einen grossen Leckerbissen. Die besten Hammel kommen aus Bengalen, darauf folgen die vom Peiho, weniger geschätzt sind die von Shanghai und Australien. Puter kommen aus Java und kosten 5 bis 6 Dollars das Stück. In Singapore können sie nicht gezogen werden, auch die eingeführten sterben bald.
Von europäischen Speisen sind namentlich die national-englischen in Blechbüchsen immer vorhanden, sie sind meist aus englischer Fabrik, daher weder sehr wohlschmeckend, noch mannigfaltig. In anderen Kolonien lässt man sich dergleichen Sachen lieber aus Frankreich kommen und steht sich besser dabei. Die gewöhnlichen Getränke sind englisches Bier, Bordeaux-, Rheinwein. Geeisten Champagner trinkt man so häufig, dass die chinesischen Bedienten das Wort ihrer Aussprache akkommodirt haben, indem sie aus Cham-paign sim-kin machen.
Von der Wichtigkeit der Erfindung, Nahrungsmittel in hermetisch-verschlossenen Büchsen aufzubewahren, bekommt man erst auf Seereisen und mehr noch in den Kolonien, besonders in den abgelegenen Stationen, eine richtige Vorstellung.[11] Wenn aber die Zubereitung nicht sehr schmackhaft ist, so stellt sich nach fortgesetztem Gebrauch allmälig ein solcher Ekel ein, dass selbst die Matrosen Salzfleisch vorziehen. Dies tritt namentlich bei englischen Präparaten bald ein, bei französischen habe ich es nie empfunden. Hoffentlich ist der Zeitpunkt nicht mehr fern wo man wenigstens die für die Passagiere bestimmten Nahrungsmittel während der ganzen Reisedauer nur durch Kälte frisch erhalten wird. Wenn die Eismaschinen erst den nöthigen Grad von Vollkommenheit erreicht haben, dürfte es wohl an der Zeit sein, sie mit einem System von Röhren zu verbinden, die, mit einer schwer erstarrenden Flüssigkeit gefüllt, einen angemessenen Raum hinreichend kalt erhalten, um alle darin niedergelegten Nahrungsmittel völlig frisch zu bewahren. Man sollte glauben, dass die Kosten der Einrichtung und des Betriebes, besonders auf Dampfschiffen, wo ein kleiner Bruchtheil der vorhandenen Kraft zu diesem Zweck abgezweigt werden könnte, beträchtlich geringer sein würden, als die des jetzt eingeführten Gebrauchs, lebende Thiere sammt Futter und Wärter mitzunehmen. Abgesehen aber vom Kostenpunkt würden die Annehmlichkeiten für die Reisenden sehr gross sein. Der Zahlmeister könnte auf jeder Station diejenigen Artikel in Fülle einkaufen, die gerade dort am vorzüglichsten sind; statt des Fleisches von Thieren, die durch die Seereise gelitten haben, könnte man den Reisenden mit wahrscheinlich geringeren Kosten stets das beste, gleich in geeigneten Stücken eingekaufte Fleisch vorsetzen. Führte man ein solches Röhrensystem durch die von den Passagieren bewohnten Schiffsräume, wie man Häuser durch warmes Wasser heizt, so könnte die in niederen Breiten, besonders an Bord überfüllter Dampfschiffe, so unerträgliche Hitze auf ein Minimum herabgedrückt werden. Namentlich aber für die Fahrt auf dem rothen Meere, die während einiger Monate so verrufen ist, dass die Gesellschaften während dieser Zeit genöthigt sind, ihre Preise herabzusetzen, würde eine solche Einrichtung von grossem Werthe sein.
Nachdem ich in dem schönen Landhause einige Wochen zugebracht, die unter der Masse neuer Eindrücke und Bekanntschaften sehr angenehm verflogen, entschloss ich mich, die wahrhaft fürstliche Gastfreundschaft unseres Konsuls nicht länger in Anspruch zu nehmen, bezog eine kleine Wohnung in der Stadt und wollte anfangen, recht fleissig zu sammeln und zugleich Individuen der verschiedenen Rassen, welche die völlige Freiheit des Verkehrs hier zusammenführt, zu photographiren. In Europa hatte ich viel von der Vortrefflichkeit und Billigkeit der indischen Diener gehört und meine Ansprüche, sowie meine Ausrüstung danach zugeschnitten. Einen Diener wollte ich zum Sammeln und Präpariren von Thieren, einen zweiten auf Pflanzen, einen dritten auf photographische Handleistungen abrichten. Auch konnte ich, wenigstens im Anfang, Diener genug bekommen, sie fanden aber keinen Geschmack an meinen Liebhabereien und verliessen mich gewöhnlich wieder nach einigen Tagen. Durch Vermittelung eines gefälligen Freundes wurde mir ein kleines, niedliches Bretterhaus, 100 Schritt vom Meer, das der Regierung gehörte und zur Zeit unbenutzt stand, zur Verfügung gestellt. Ich liess mich mit meinem Gepäck darin nieder und verlebte hier einige sehr angenehme Monate. Die Liebenswürdigkeit und Herzlichkeit, die ich ohne Ausnahme von allen Europäern erfuhr, wird mir immer eine der liebsten Erinnerungen bleiben. Einmal zeigte mir Jemand ein Glas voll Schlangen und Eidechsen in Spiritus, ohne sie mir anzubieten, und ich erinnere mich noch, dass ich von einem so unerwarteten Verfahren ganz betroffen war. Ich wüsste die Gefälligkeiten, die mir ununterbrochen von allen Seiten erwiesen wurden, nicht schlagender anzudeuten, als durch dies Geständniss. Der Tag verging unter den mannigfachsten Beschäftigungen, die Abende brachte ich gewöhnlich auf dem Landhaus irgend eines Freundes zu. Freilich fehlte es auch nicht an allerlei kleinen Miseren, welche aber gegen die Freuden des damaligen Lebens sehr zurücktraten. Eine dauernde Unbequemlichkeit war die Schwierigkeit, einen guten Diener zu finden. Als ich in meinem Häuschen die grossen Kisten geöffnet hatte und der Bediente den Inhalt erblickte, schüttelte er bedenklich den Turban und sprach halb englisch, halb malayisch: „Viel, viel Sachen, Herr, nehmt einen andern Diener, zu viel Mühe!” und ging ab. Ich wagte nicht auszugehen, da das Haus nicht verschliessbar war. Bald kam ein Platzregen, der durch das schadhafte Dach drang und die ausgepackten Sachen durchnässte. Nach einigen Tagen erbarmte sich meiner eine Dame und verschaffte mir ein wahres Muster von Bedienten, der Alles allein zu machen versprach. Auch stattete sie mich noch mit allerlei Gegenständen der Bequemlichkeit aus, um mir den Aufenthalt in meiner neuen Wohnung angenehm zu machen. Als ich spät Abends nach Hause kam, fand ich aber dasselbe offen, der Diener war nicht da, weil er, wie er mir am andern Tage sagte, noch keine Schlafmatte hatte. Um eine zu suchen, verbrachte er den grössten Theil des zweiten Tages ohne Erfolg. Am dritten Tage kam er spät und brachte noch einen Landsmann mit, der ihm helfen sollte; dieser schien ein Literat zu sein, er las den ganzen Tag, deklamirte und schrieb; verlangte ich etwas von ihm, so seufzte er und