Людвиг Тик

Die wichtigsten Dramen


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angeht, wie nöthig es ist, daß es Ihr Glück machen soll, – kurz, daß es sein muß.

      LOUISE. Haben Sie denn allen Glauben an Ehre verloren? Oder trauen Sie mir so wenige zu?

      RABE. Ehre? – Luft! – Es giebt gar kein solch Wesen in der Natur: ein Name, erfunden, um Narren in Respekt zu halten; ein Schall, ein Schatten. – Und warum wäre denn diese Heirath gegen die Ehre? Warum denn?

      LOUISE. Welcher böse Geist ist in Sie gefahren?

      RABE. Ihr Ruf? – O man wird Sie wegen der soliden Wahl loben; und wenn Sie wollen, kann ja die Ehe ganz geheim gehalten werden: – der Mund dieses Fliege ist ja in meiner Tasche; – oder auch gar keine Ehe, – wie Sie wollen, ganz wie Sie wollen.

      LOUISE. Entsetzlicher Mensch! – haben Sie mich an ihn verkauft? Aber es soll Ihnen nicht gelingen.

      RABE. Wie?

      LOUISE. Aber Herr Vormund, zwingen Sie mich doch nicht, Aufsehn zu machen: sein Sie grausam, tyrannisch, wie bisher, ich befinde mich besser dabei.

      RABE. Nein, gar nicht, gar nicht; Sie können den jungen Krähfeld sehn, so oft Sie wollen, wenn Sie wollen.

      LOUISE. Und diese Niederträchtigkeit trauen Sie mir zu?

      RABE. Niederträchtigkeit? Würd' es Ihr Vormund von Ihnen verlangen, wenn es das wäre? Es ist ein Werk der christlichen Liebe: es kommt hier auf die Gesundheit und das Leben eines Nebenchristen an.

      V. FUCHS, leise zu FLIEGE, der indeß zu ihm gekommen ist. Fliege, Du bist ein Engel!

      FLIEGE. Wollen Sie nicht näher kommen, Herr Rabe?

      RABE. Wie? – Doch nicht widerspenstig? Nun wahrhaftig –

      FLIEGE. Gnädiger Herr, Herr Rabe ist mit seiner Mündel gekommen, Sie zu besuchen.

      V. FUCHS. Ah! – Wirklich?

      FLIEGE. Er bietet sie Ihnen zur Gemalin an. – Das schöne, sittsame Mädchen wird sich glücklich schätzen, Sie in Ihrer Krankheit zu verpflegen.

      RABE. Ich danke, lieber Fliege –

      FLIEGE. Sie kennen den Engel, die Krone der ganzen Stadt.

      RABE. Schön gesagt!

      FLIEGE. Herr Rabe giebt sie Ihnen mit Freuden; er wünscht nichts so sehr, als daß er sein Leben hingeben könnte, Sie zu erhalten.

      V. FUCHS. Ich danke ihm herzlich für seine Sorgfalt. – Ich liege ganz ohne Hoffnung darnieder; sag ihm, er möchte für mich beten und sein Vermögen mit Maaße genießen, wenn er es empfangen haben wird.

      FLIEGE, zu Rabe. Hören Sie wohl?

      RABE. Aber ins Kuckuks Namen, wollen Sie denn immer so hartnäckig bleiben? Kommen Sie, ich bitte Sie.

      LOUISE. In Ewigkeit nicht.

      RABE. Soll man denn Gewalt brauchen?

      LOUISE. Ich trotze Ihrer Gewalt –

      RABE. O da möchte man nun gleich dreimal, neunmal des Teufels werden! o ich möchte mich aufhängen vor Bosheit?

      LOUISE. Mäßigen Sie sich.

      RABE. Sein Sie nicht so widerspenstig, ich hab' es nicht um Sie verdient. – Ich bitte Sie, sein Sie nachgebend; ich will Ihnen auch alles schenken, was Sie verlangen, Juwelen, Kleider, Ohrringe und Armspangen; was Ihr Herz nur wünscht. – So grüßen Sie ihn doch wenigstens freundlich. – Nur um das Einzige wenigstens bitt' ich. – Nicht? – nicht? – Nun, das soll Sie wahrhaftig gereuen. Nein, das will ich Ihnen zeitlebens nicht vergessen!

      FLIEGE. Schönes Mädchen –

      RABE. O sie ist taub, sie ist stumm. – Himmelswetter! Das ist denn doch zu arg!

      FLIEGE. Aber lieber Herr–

      RABE. Es ist zu arg, sag' ich; holen mich alle Teufel!

      FLIEGE. Lassen Sie nur, Sie wird schon in sich gehn.

      LOUISE. Lieber mein Leben. –

      RABE. Daß dich der Teufel! – Wenn sie doch nur wenigstens mit ihm sprechen wollte, nur um meine Reputation und guten Namen zu retten, es wäre doch noch etwas. – Aber nein, – total will sie mich ruiniren.

      FLIEGE. Wir wollen gehn und sie allein lassen; vielleicht daß sie dann zutraulicher wird.

      RABE. Liebes Louischen, nun können Sie alles wieder gut machen: – hören Sie? Ich will nicht mehr sagen. – Wo nicht, – nun so mögen Sie sich vor mir in Acht nehmen. FLIEGE führt ihn durch eine Nebenthür rechts; LOUISE will ihnen folgen. Nein, bleiben Sie!

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS. LOUISE. KARL V. KRÄHFELD.

      LOUISE. War je ein Mädchen so unglücklich und entehrt als ich?

      V. FUCHS, der von seinem Stuhl aufspringt und sie umarmt. So hab' ich Dich endlich, schönes Mädchen, nach der ich so lange schmachtete!

      LOUISE tritt erschrocken zurück. Hinweg!

      V. FUCHS. O nicht wahr, wir wollen glücklich und froh mit einander leben? Krank bin ich nur für Deinen einfältigen Zuchtmeister. – Das Leben soll uns wie ein angenehmer Traum vorübergehn. – Warum wendest Du Dich weg? – Liebst Du mich nicht? o Du wirst mich lieben, Du wirst mich lieben, wenn Du mich mehr kennst.

      LOUISE. Ich hasse, ich verachte Sie!

      V. FUCHS. Aber ich liebe Dich! und zwar mit einer so heißen, mit einer so inbrünstigen Liebe, – Er umarmt sie.

      LOUISE reißt sich von ihm los, und entflieht durch die Thür im Hintergrunde.

      V. FUCHS. O du sollst mir nicht entkommen! Er eilt ihr nach.

      KARL stürzt hinter dem Schirm hervor, ihnen nach. Bösewicht!

      FLIEGE kömmt eilig aus dem Zimmer rechter Hand ihnen nach.

       Inhaltsverzeichnis

      V. FUCHS. FLIEGE..

      Beide kommen aus der Thür des Hintergrundes zurück.

      FLIEGE. O ich wollte, daß ich jetzt gleich den Hals brechen könnte! Jetzt wäre mir's gelegen.

      V. FUCHS. Fliege, Fliege!

      FLIEGE. O daß ich so meinen lieben Gönner ins Unglück gestürzt habe! Ich möchte mich aufhängen!

      V. FUCHS. Das ist Schicksal.

      FLIEGE. Meine Dummheit, gnädiger Herr.

      V. FUCHS. Du hast mich elend gemacht; denn durch Dich kam doch der junge Krähfeld ins Zimmer?

      FLIEGE. Freilich, und ich that es aus der besten Absicht von der Welt. Er sollte es selber hören, wie ihn sein Vater enterbte; ich kenne seine Hitze, er hätte sich an ihm vergriffen, – und so hätte das Gericht selbst zu Ihrem Vortheil entscheiden müssen. – Aber der verdammte Kaufmann kam zu früh; und als ich kaum mit ihm da draussen bin, hör' ich schon das Geschrei hier drinnen. Wer hätte das gedacht?

      V. FUCHS. Was nun anfangen?

      FLIEGE. Ich weiß nicht. – Könnt' ich doch nur mit meinem Leben den Fehler wieder gut machen.

      V. FUCHS. Wo sind sie denn nun hingekommen?

      FLIEGE. Beide zur andern Thür hinaus, auf die Gasse; auch Rabe wird sich davon gemacht haben. – Man klopft.

      V. FUCHS. Horch! wer ist da? – Ich höre