Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman


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erstklassige Qualitäten verwandt werden, der Mann da hinten, ist ein Sushimeister, der sogar eine Fugu-Lizenz hat.«

      »Und was heißt das?«, erkundigte Leni sich, allerdings nicht mit allzu viel Interesse. Japanisch war nicht ihr Ding, das stand für sie fest.

      »Nun, ehe man während der Lehrzeit einen ganz normalen Fisch aufschneiden darf, vergehen anderthalb bis zwei Jahre, und dann dauert es Jahre, ehe man eine Fugu-Lizenz bekommt, und die bekommt beileibe nicht jeder.«

      »Und was ist das Besondere daran?«

      »Der Fugu ist ein gifthaltiger Kugelfisch, nur ein kleiner Fehler und du bist … tot.«

      »Wie verrückt, warum experimentiert man denn überhaupt damit herum?«, wollte Leni wissen.

      »Na ja, es ist besonders ehrenvoll für einen Sushimeister mit dem Fugufisch arbeiten zu dürfen, es gibt eine Unzahl unschädlicher Rezepte für den Kugelfisch, er muss fantas­tisch schmecken, und selbst wenn es nicht so wäre, bliebe dann wohl der Reiz, etwas Besonderes zu essen.«

      »Klar, so eine Art Nervenkitzel, bekommt es mir oder falle ich gleich tot um«, bemerkte Leni, »was für eine verrückte Welt, Leute essen für viel Geld etwas, was sie umbringen kann.«

      »Also, Leni, so ist es ja nun auch nicht. Wenn du die Lizenz hast, ist es ungefährlich und tot um fällst du nur, wenn man dich umbringen will.«

      Entgegen ihrer sonstigen Art hatte Leni nicht sehr viel gegessen, es war eindeutig nicht ihre Welt.

      »Danke, Bettina, dass du mich hergebracht hast, nun kann ich ein wenig mitreden, aber empfehlen …, nun, das würde ich wohl eher niemandem.«

      »Thomas ist auch ganz verrückt danach«, sagte Bettina. »Genau wie ich.«

      »Das wundert mich nun überhaupt nicht. Was gibt es eigentlich, was ihr nicht gemeinsam habt?«

      »Mir fällt nichts ein, Leni, weißt du, manchmal finde ich es schon unheimlich, wie sehr wir übereinstimmen. Und es wird von Tag zu Tag besser und schöner … Ich bin so unendlich dankbar, dass es sich mit Tom und mir wieder eingerenkt hat. Aber er war wirklich von Anfang an meine große Liebe, und wenn meine Mutter das nicht auf so gemeine, hinterhältige Art das erste Mal hintertrieben hätte, wären wir längst schon verheiratet und hätten einen ganzen Stall voller Kinder.«

      »Ach, Bettina, ihr seid noch so jung, die Kinder könnt ihr noch immer bekommen. Sei froh, dass es so ist, wie es ist. Es macht überhaupt keinen Sinn, darüber nachzudenken und zu reden was gewesen wäre wenn … Es kommt niemals so, wie man es sich ausmalt. Das Leben ist anders. Genieße es, wie es jetzt ist, Thomas ist ein großartiger Mann, und er liebt dich von ganzem Herzen.«

      »Das ist wahr, Leni … Es ist so traumhaft schön, dass ich manchmal schon Angst bekomme …«

      »Was soll denn dieser Quatsch … Angst wovor?«

      »Dass kein Mensch so viel Glück haben darf«, flüsterte Bettina fast.

      »Mein Gott, Bettina, du bist tüchtig, patent, stehst mit beiden Beinen im Leben. Wo steht geschrieben, wie viel Glück man haben darf? Oder ist da einer, der es abmisst, so nach dem Motto – darf es noch hundert Gramm mehr sein?«

      Bettina musste lachen, das war so typisch Leni, und sie hatte recht.

      »Du hast mich überzeugt, Leni, ich werde mein Glück mit Tom einfach nur noch genießen, ohne mir diese verqueren Gedanken zu machen … Außerdem, ich habe doch so viele Jahre auf ihn verzichten müssen, da hab ich doch eine Menge nachzuholen … Leni, eines muss ich dir noch erzählen …«

      Sie erzählte ihr die Geschichte von dem Stern, die sie so außer sich gebracht, die ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.

      »Und was ist da so schlimm dran?«, erkundigte Leni sich. »Es ist doch ein wunderschöner Gedanke, sich vorzustellen, jemand säße auf einem Stern.«

      »Tot«, bemerkte Bettina nachdrücklich.

      »Na, lebendig wäre er da ja wohl nicht hinaufgekommen«, lachte Leni. »Also, weißt du, wenn Arno mal auf eine solche Idee gekommen wäre, das hätte mir sehr gefallen. Bettina, du musst deine Angst loslassen. Du kannst Thomas nicht konservieren, ihn nicht einfrieren, nur damit nichts an ihn dran kommt. Genieße das Leben an seiner Seite, und sei glücklich, dass du ihn hast, ohne Wenn und Aber. Ihr seid füreinander bestimmt, genau wie Yvonne und Markus, sonst wären die sich nach so vielen Jahren nicht zufällig ausgerechnet in Fahrenbach begegnet, und sieh doch mal deinen Bruder Jörg und Doris. Die sind geschieden, und auch nach der Scheidung, nach vielen Irrungen und Wirrungen konnten sie nicht voneinander lassen und leben jetzt wieder zusammen in Frankreich auf dem Chateau.«

      »Leni, ich versprech dir, keine verqueren Gedanken mehr zu haben, komm, lass uns das Thema wechseln.«

      »Ganz in meinem Sinne«, antwortete Leni, »ich möchte mir zu diesem Traumkleid neue Schuhe kaufen. Können wir das gleich machen?«

      »Nichts lieber als das«, sagte Bettina und winkte die Bedienung herbei, ein sehr hübsches japanisches Mädchen.

      »Außerdem tun wir den Leuten da an der Tür einen Gefallen, sieh nur, was für eine Traube von Menschen sich da schon gebildet hat, die auf einen freien Tisch warten.« Leni schüttelte den Kopf.

      »Mir unbegreiflich, absolut unbegreiflich.«

      »Die Leute wissen eben was gut ist«, lachte Bettina, nahm die Rechnung in die Hand, bezahlte und vergaß nicht, ein großzügiges Trinkgeld zu geben.

      Sie war glücklich.

      Sie hatte ein wunderschönes Brautkleid erstanden, ganz hervorragend gegessen. Was wollte sie eigentlich noch mehr?

      Das Leben war schön!

      Bettina Sibelius …

      In wenigen Tagen würde sie so heißen, dann würde sie auch den Namen des Mannes tragen, den sie über alles liebte und der ihre Gefühle erwiderte …

      *

      Das kleine Haus, in das Christina von Orthen einziehen sollte, war fast fertig, und es war ein richtiges Schmuckkästchen geworden.

      Arno hatte dafür gesorgt, dass die wunderschönen alten Holzdielen in früherem Glanz erstrahlten.

      Es war eine kleine, feine Küche eingebaut worden in einem sanften Cremeton. Die Küche war voll funktionsfähig mit den modernsten Geräten, aber sie war nicht eines dieser modernen Hightech-Laboratorien, an die so manche Küchen erinnerten.

      Christina war eine ältere Dame, die gewiss in der Küche keine fünfgängigen Menüs zubereiten würde. So was musste man bei einer Planung unbedingt berücksichtigen, und so war auch das Bad eher gemütlich als hypermodern ausgefallen. Sie hatten wunderschöne Fliesen gefunden in einem matten Terracottaton, die in verschiedenen Größen, teils als Mosaiken, verarbeitet worden waren, und der obere Abschlussflies erinnerte an griechische Tempel.

      Bettina ertappte sich immer wieder, wie sie in das Bad lief, weil sie sich daran einfach nicht sattsehen konnte und ein solches am liebsten auch in ihrem eigenen Haus hätte.

      Es wirkte nostalgisch, ein wenig altmodisch und war doch mit allen technischen Raffinessen ausgestattet.

      Die Armaturen waren nicht blitzend und blank, das hätte überhaupt nicht gepasst, sondern in einem matten Bronzeton.

      Das Bad war ein Traum, es würde Christina gefallen, dessen war Bettina sich absolut sicher.

      Die Wände im ganzen Haus waren auch cremefarben gestrichen, weil Bettina wusste, dass Christina das mochte, weiße Wände wären für sie undenkbar gewesen.

      Die von Arno sorgfältig und mühsam aufgearbeiteten Möbel wirkten in dem kleinen Haus wie herrliche Kostbarkeiten, was sie ja auch waren. Sie kamen hier halt sehr viel besser zur Geltung, als in der alten Remise.

      Bettina hatte sich sehr viel Mühe gegeben, aus ihrem Fundus ganz besonders schöne Stücke herauszusuchen, von denen sie wusste, dass Christina