Michaela Dornberg

Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman


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Ich kann es nicht erwarten und zähle schon die Tage. Für die arme Linde wird es sicherlich hart werden, und was ist mit Christian? Der wird doch jetzt bestimmt nicht kommen, eigentlich schade.«

      »Ich weiß es nicht, aber vermutlich wird er wegbleiben. Ich muss mit ihm telefonieren, um das zu erfahren.«

      »Aber mach ihm keine Vorwürfe, Tini. Männer können so was schwer verkraften, wenn sie ohnehin schon angeschlagen sind.«

      »Was denkst du denn von mir?«, beschwerte sie sich. »Natürlich werde ich nicht von mir aus dieses Thema berühren, aber wenn Chris­tian davon anfängt, werde ich ihm sagen, dass er ein großer, ein ganz großer Hornochse ist.«

      Sie seufzte.

      »Warum müssen Menschen sich das Leben bloß so schwer machen? Bitte, Tom«, ihre Stimme hatte einen beschwörenden Ton angenommen, »lass uns dafür sorgen, dass es bei uns zu so etwas niemals kommt.«

      »Dass ich dich betrügen könnte? Liebes, schlage dir einen solchen Gedanken aus dem Kopf, aber sofort und für immer. Du bist die einzige Frau, die ich immer wollte, und wie es ist ohne dich zu sein, habe ich hinreichend in den Zeiten unserer Trennung erfahren. So etwas möchte ich niemals mehr erleben.«

      Er wandte sich ihr zu, schaute ihr beschwörend in die Augen, so weit das in dem matt schimmernden Licht der Terrassenbeleuchtung ging, um das die Mücken und anderes Getier tanzten.

      »Tini, ich liebe dich, habe dich immer geliebt, und daran wird sich niemals etwas ändern.«

      Er zog sie näher zu sich heran, und dann küssten sie sich, lange, andauernd und zärtlich.

      Es war ein Moment, den sie niemals in ihrem Leben vergessen würde – sie, Tom, dessen Frau sie sehr bald sein würde.

      »Tom, es ist ein Traum«, flüsterte sie glücklich. »Aber sag, kann man Träume wirklich leben?«

      »Klar kann man das, wir sind doch das beste Beispiel. Und wenn … wenn ich mal vor dir sterben sollte, mein Herz, dann sitze ich auf …«, er deutete auf den Stern, der am hellsten funkelte, »dann sitze ich auf genau diesem Stern und blicke auf dich hinab und leuchte auf deinem Weg.«

      Bettina hatte das Gefühl, als griffe eine eiskalte Hand nach ihrem Herzen.

      Warum hatte Tom das jetzt gesagt?

Wie Sterne am Himmel

      Die Sterne funkelten weiter am Himmel, irgendwo zirpten Grillen, Glühwürmchen flimmerten, die samtene Nacht hatte nichts von ihrem Zauber verloren, aber für Bettina war es auf einmal dunkel.

      Toms leichthin dahergesagte Worte lasteten auf ihr wie Blei, und obwohl die Luft sanft und warm war, fror sie.

      Warum hatte er das gesagt?

      Die Worte hatten sich in ihr eingebrannt, sie kannte sie auswendig – »wenn ich mal vor dir sterben sollte, mein Herz, dann sitze ich auf genau diesem Stern und blicke auf dich hinab und leuchte auf deinen Weg.«

      Bettina starrte hinauf zum sternenklaren Himmel, auf genau den Stern, den er ihr gezeigt hatte.

      Was hatte das zu bedeuten?

      War es ein böses Omen?

      Tom hielt ihre Hand, sie spürte die Wärme, die aber nicht bis zu ihrem Herzen vordringen wollte. Sie wünschte sich, er möge sie niemals mehr loslassen, dieser zauberhafte Augenblick möge niemals enden …

      Nein!

      Seit er es ausgesprochen hatte, war nichts mehr zauberhaft.

      »Tom, warum hast du das gesagt?«, wollte sie wissen.

      Er blickte zur Seite, wusste nicht, was diese Frage bedeuten sollte.

      »Was gesagt, Liebes?«, erkundigte er sich sanft.

      Auch er fühlte sich ihr unglaublich nahe, auch er konnte sich dem Zauber der Nacht nicht entziehen und wusste mit untrüglicher Sicherheit, dass er niemals aufhören würde, diese Frau zu lieben.

      »Na, das mit dem Stern«, Ungeduld klang aus ihrer Stimme, »auf dem du sitzen willst, wenn …«

      Sie konnte und wollte es nicht aussprechen.

      Thomas begann zu lachen.

      »Ach so, das hat keine Bedeutung, das war einfach so dahergesagt, weil es doch eine schöne Vorstellung ist … Bitte sag jetzt nicht, dass du dir darüber den Kopf zerbrochen hast.«

      Er sagte es so leichthin und unbeschwert, dass sie merkte, wie ihre Angst schwand, sie begann sich zu entspannen. Sie konnte ihm jetzt unmöglich sagen, dass es sie belas­tet, ihr ans Herz gegriffen hatte.

      »Nööö …, ich habe mich … Nun, ich habe mich einfach nur gefragt, wie du darauf gekommen bist.«

      »Jetzt weißt du es«, sagte er vergnügt. »Und hake es ab, ich habe nämlich nicht die Absicht zu sterben, sondern möchte vielmehr steinalt werden, immer mit dir an meiner Seite. Ich möchte unsere Kinder aufwachsen sehen, unsere Enkel und, vielleicht klappt das auch noch, unsere Urenkel. Und ich möchte dich immer lieben, weil es niemanden auf der Welt gibt, der so wunderbar ist wie du. Und ich weiß jetzt schon, dass du auch als alte Dame nichts von deiner Attraktivität verloren haben wirst, weil du zwar auch äußerlich wunderschön bist, aber deine wahre Schönheit kommt von innen, und der kann kein Alter etwas anhaben.«

      »Ach, Tom«, flüsterte sie und war froh, dass es dunkel genug war, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte, die ihr über die Wangen liefen. »Ach, Tom, welch wunderbare Worte findest du immer wieder.«

      »Jedes davon ist wahr, meine geliebte Tini, das musst du mir glauben. Ich liebe dich.«

      Sie wischte sich unbemerkt die Tränen weg, dann murmelte sie: »Ich liebe dich auch …, und du glaubst überhaupt nicht, wie sehr ich dich liebe.«

      »Ich weiß es, Tini«, entgegnete er, dann beugte er sich erneut zu ihr hinüber, um sie hingebungsvoll zu küssen.

      Um sie herum versank die Welt, denn sie waren angekommen, bei sich und ihrer Liebe sowieso …

      *

      Da Thomas seinem Freund Markus bei irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit half und mit ihm deswegen sogar für zwei Tage verreist war, wollte Bettina die Gelegenheit nutzen, sich ihr Brautkleid zu kaufen.

      Eigentlich hatte sie sich das schön vorgestellt, es mit Linde, Yvonne und Leni zu machen. Sie hatten viel Spaß dabei gehabt, als Lindes Brautkleid gekauft wurde, damals für die Hochzeit mit Martin und auch bei Yvonne war sie dabei gewesen.

      Aber für sie klappte es nicht.

      Linde war noch vollkommen durch den Wind, weil ihr die Trennung von Christian noch so richtig weh tat. Bei einem Brautkleidkauf hätte sie das noch mehr daran erinnert, was sie verloren hatte. Dabei hätte sie doch überhaupt nicht ein zweites Mal in Weiß geheiratet. Und außerdem, wenn sie Christian den einmaligen Ausrutscher verziehen hätte, wäre es nicht zur Trennung gekommen, nicht er hatte sie, sondern sie ihn verlassen.

      Bettina war ein bisschen traurig, dass Linde so egoistisch war. Sie war schließlich ihre allerbeste Freundin, und wenn Linde sie gebraucht hatte, war sie immer für sie da gewesen.

      Und auch Yvonne.

      Die wollte sich nicht von der kleinen Bettina trennen, und mitnehmen in die Stadt wollte sie die Kleine auch noch nicht, wegen des Krachs, wie sie sagte.

      So ein Unsinn!

      Die kleine Bettina war kein Neugeborenes und auch nicht aus Zuckerwatte, und Steinfeld war nicht New York, Hongkong oder Singapur, wo es richtig laut war und wo die Städte nicht zur Ruhe kamen, auch bei Nacht nicht. Was sollten die Mütter denn dort mit ihren Kindern machen? Ihnen Stöpsel in die Ohren stecken oder sie in den ersten Lebensjahren unter Verschluss halten?

      So war Bettina mit Leni allein auf dem