staunenden Augen an.
»Das sind unsere Jüngsten, Désirée und Christian, Dési und Jan werden sie gerufen«, erklärte Fee.
»Es sind Zwillinge«, sagte Pamela entzückt. »Ich würde mir auch Zwillinge wünschen, wenn ich einmal einen Mann finden würde.« Sie errötete dabei. »Das ist so ein Traum von mir. Aber wann gehen Träume schon in Erfüllung.«
Sie sehnt sich nach einer Familie, dachte Fee und freute sich, daß die Zwillinge gleich so zutraulich wurden.
Schon kurze Zeit später konnte sie ungestört mit Jenny Behnisch telefonieren, denn die Zwillinge hatten Pamela gleich zu Lenni gebracht, die sie doch auch kennenlernen mußte. Dann zeigten sie ihr das Spielzimmer. Da war Pamela vollauf mit den Kleinen beschäftigt, und als Fee das ziemlich lange Gespräch mit Jenny Behnisch beendet hatte und Lenni fragte, was sie zu Pamela sagte, meine Lenni, daß sie es mit den Kindern gut verstehe. Das sage eigentlich alles.
Fee konnte das Trio auch einige Minuten beobachten, und ihr Eindruck von Pamela vertiefte sich. Sie hatte in ihren jungen Jahren schon einiges durchgemacht, sich aber eine positive Einstellung zum Leben bewahrt. Sie war sanft und warmherzig, und so hatte Fee sie Jenny geschildert.
Jetzt war sie von Dési bemerkt worden.
»Pamela spielt sehr schön mit uns, wir brauchen gar nichts zu erklären«, sagte die Kleine. »Bleibt sie jetzt immer bei uns?«
»Ich muß mir doch eine Arbeit suchen«, warf Pamela rasch ein.
»Ich werde Sie heute nachmittag in der Behnisch-Klinik vorstellen, Pamela. Frau Dr. Behnisch wird sich dann mit Ihnen darüber unterhalten, ob Sie sich einer bestimmten und nicht ganz leichten Aufgabe gewachsen fühlen, für die sehr dringend eine geeignete Pflegerin gebraucht wird. Es würde allerdings auch sehr gut honoriert werden.«
»Es wäre schön, wenn ich gleich eine Stellung finde«, sagte Pamela leise. »Mir wird nichts zu schwer.«
Fee betrachtete das zierliche Persönchen nachdenklich. Ob sie wohl auch psychisch belastbar sein wird? überlegte sie. Und wird Jenny ihr das zutrauen?
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, Frau Doktor«, sagte Pamela. »Ich möchte Sie nicht enttäuschen.« Es klang so, als könnte sie Fees Gedanken lesen. Tatsächlich war in diesen schönen klaren Augen ein Ausdruck, der Fee unter die Haut ging.
Wenig später trudelten die Schulkinder ein, und auch Daniel kam an diesem Tag recht pünktlich zum Essen. Inzwischen hatten sich aber Anneka, Danny und Felix schon mit dem jungen Gast vertraut gemacht. Alle drei wollten unbedingt, daß Pamela ihnen von Argentinien erzählte. So ging es recht lebhaft zu am Mittagstisch. Fee und Daniel brauchten nicht viel zu sagen, aber sie tauschten ab und zu Blicke, die verrieten, wie sehr ihnen Pamela gefiel.
Jenny Behnisch erging es nicht anders.
Mit einem warmen Lächeln reichte sie Pamela die Hand.
»Das ist also unser Schützling, Fee«, sagte sie, um Pamela die Befangenheit zu nehmen.
»Eigentlich Heinz Höllers, aber wir sind gern bereit, Pamela zu helfen.«
»Und ich nehme sie gern unter meine Fittiche«, erklärte Jenny. »Allerdings wird sie der Aufgabe, die ich ihr zudachte, kaum gewachsen sein.«
»Ich bin stärker, als es den Anschein hat«, sagte Pamela.
»Auch psychisch, Pamela? Es handelt sich um einen schwerkranken Mann, der nicht mehr lange leben wird.«
»Ich habe schon ein paar Menschen sterben sehen. Wenn man keine Angst vor dem Tod hat, kommt er als Freund, das habe ich von Pater Antonio gelernt.«
Jenny und Fee waren leicht verwirrt bei dieser Erklärung. Sie tauschten einen langen Blick.
»Diese Einstellung ist bewundernswert«, sagte Jenny, »insofern wären Sie die richtige Betreuerin für den Patienten. Er wurde heute operiert, aber sein Leben kann damit nur für eine begrenzte Zeit verlängert werden. Es ist für uns auch nicht einfach, nicht besser helfen zu können, er ist noch nicht einmal vierzig Jahre.«
»Das ist sehr traurig, auch für die Familie«, sagte Pamela leise. »Aber ich habe einen guten Freund verloren, der erst fünfundzwanzig war und so gern noch leben wollte.«
»Woran ist er gestorben?«
»An Leukämie.«
»Dann bekämen Sie es mit einem ähnlichen Fall zu tun, wenn Sie sich diesem gewachsen fühlen. Sie wären vorerst ausschließlich für seine Betreuung zuständig.«
»Wenn Sie es mit mir versuchen würden?«
Sie wirkte jetzt schon bedeutend selbstbewußter. »Dann versuchen wir es«, sagte Jenny. »Können Sie gleich morgen anfangen, Pamela?«
»Auch heute schon. Ich muß nur meine Sachen aus dem Hotel holen.«
»Ich helfe Ihnen, Pamela«, bot sich Fee sofort an.
»Ich möchte Ihre Zeit nicht überbeanspruchen, Frau Doktor. Ich schaffe das schon allein.«
»Ach was, Sie sind doch fremd und können sich so schnell gar nicht zurechtfinden«, sagte Fee. Jenny nickte ihr lächelnd zu.
»Sonst finden Sie womöglich nicht wieder her«, sagte sie, »und das wäre schade.«
Es war ein guter Start für Pamela, und das sagte sie auch zu Fee, als sie zum Hotel fuhren, in das Heinz Höller sie gebracht hatte.
»Es war sehr freundlich von Dr. Höller, daß er mich nach München gebracht hat«, sagte Pamela, »hoffentlich bekommt er nicht Ärger mit seiner Frau.«
»Wo haben Sie ihn kennengelernt?« fragte Fee, die dem Weltenbummler Heinz schon zutraute, daß er nicht ganz selbstlose Absichten gehabt hatte.
»Bei Madame d’Antoine, und sie hat es auch vermittelt, daß er mich mit nach Deutschland nehmen konnte.«
»Heinz sagte, daß Sie hier nach Verwandten suchen wollen, Pamela.«
»Zuerst muß ich Geld verdienen. Mein Vater war Deutscher, das hat mir meine Mutter endlich gesagt. Sie waren nicht verheiratet. Sie wollte auch nicht, daß ich nach ihm suche. Aber ich möchte wissen, was für ein Mensch er war, auch wenn ich enttäuscht werden sollte.«
»Sie sind ein sehr mutiges Mädchen«, stellte Fee fest.
Pamela lächelte. »Ich träume manchmal, aber ich mache mir keine Illusionen. Nur Tatsachen zählen, wenn man überleben will.«
»Sie sind noch viel zu jung, um schon so weise zu sein, Pamela«, sagte Fee.
Eine Stunde später waren sie wieder in der Behnisch-Klinik. Jenny hatte ihr bereits ein hübsches Zimmer im Anbau herrichten lassen. Pamela war freudig überrascht, daß sie auch hier wohnen konnte. Fee hatte ihr nur gesagt, daß dafür gesorgt werden würde.
»In einer Stunde machen wir Teepause, dann werde ich Sie dem Patienten vorstellen, Pamela«, sagte Jenny. »Jetzt ruhen Sie sich ein bißchen aus.«
»Und wir werden Sie hoffentlich bald mal wieder bei uns sehen«, sagte Fee.
»Vorerst meinen allerherzlichsten Dank für alles, Frau Doktor«, sagte Pamela. »Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
»Wir helfen doch gern, Pamela, und Sie sollen sich nicht fremdfühlen in Ihrer neuen Heimat.«
»Sie sind alle so freundlich, tausend Dank.« Pamelas schöne Augen hatten einen feuchten Glanz.
Fee fühlte sich versucht, sie in den Arm zu nehmen, aber das tat Jenny, die sonst nicht so spontan war.
»Sie wird sich nicht fremdfühlen, Fee«, sagte sie.
*
Jenny Behnisch hatte sich Zeit für eine gemütliche Teestunde genommen. Dieter Behnisch setzte sich nur ein paar Minuten zu ihnen, begrüßte Pamela wie eine gute Bekannte, aß in Windeseile ein Stück Apfelkuchen und war gleich wieder verschwunden. Die schwierigen Sachen