Patricia Vandenberg

Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman


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eingelöst und das Foto von Paulas Kandidaten im Internet begutachtet. »Er ist ein Patient von mir, der heute in der Praxis war, um sich für seine Laos-Reise beraten zu lassen«, erklärte er seiner Frau kopfschüttelnd.

      Endlich war auch Fee hellwach. Sie kämpfte sich aus der Umarmung und drehte sich, ein ungläubiges Staunen im Gesicht, zu ihrem Mann um.

      »Das ist nicht wahr?«

      »Wenn ich es doch sage!«, versicherte er. »Stephan ist ein sehr netter Mann. Ich bin wirklich gespannt, wie das Treffen mit den beiden läuft.«

      »Kannst du dir vorstellen, dass sie sich verstehen?«

      »Sehr gut sogar.«

      Fees Anspannung ebbte so schnell ab, wie sie gekommen war. Gähnend schmiegte sie sich wieder in Daniels Arme und schloss die Augen.

      »Und was hast du sonst noch in der Klinik gemacht?«, fragte sie noch. »Du bist doch nicht nur hingefahren, um Paulas Liebesleben wieder in Schwung zu bringen?«

      Schon wollte Daniel von Teresas bedrohlichem Zustand berichten, der eine erneute dringend notwendige Operation im Augenblick unmöglich machte, als er die tiefen Atemzüge seiner Frau hörte. Fast erleichtert darüber, Felicitas zu so später Stunde nicht mehr mit diesen bedenklichen Neuigkeiten belasten zu müssen, löschte Daniel das Licht und rückte noch näher an Fee heran. Das regelmäßige Heben und Senken ihres Brustkorbes war beruhigend, und er spürte, wie auch seine Augenlider schwer und immer schwerer wurden und er dem Locken des Schlafs nicht länger wiederstehen konnte.

      *

      »Guten Morgen, meine Schöne!« Lächelnd beugte sich Marco über seine Freundin Teresa und küsste sie sanft auf den Mund. »Wie geht es dir?«

      »Zumindest besser als gestern Abend«, erwiderte Teresa wahrheitsgemäß. Zu ihrer großen Erleichterung hatten die Medikamente angeschlagen, und das Fieber war etwas zurückgegangen. Damit war zumindest die akute Gefahr gebannt. »Der Zeh fühlt sich auch nicht mehr so dick an und tut nicht mehr ganz so weh.«

      »Das sind doch mal gute Nachrichten.« Erleichtert richtete sich Marco auf und sah sich nach einer Blumenvase für den riesigen Strauß bunter Sommerblumen um, die er schon am frühen Morgen eigenhändig für Teresa gepflückt hatte.

      »Von unserer Wiese?«, fragte sie mit verliebtem Blick auf die bunte Pracht.

      »Selbstverständlich«, versicherte Marco und stellte die Blumen ins Wasser.

      »Wie läuft es denn sonst daheim?«, wagte sie es schließlich, die für sie alles entscheidende Frage zu stellen. Anians Besuch am vergangenen Abend lag ihr wie ein Stein im Magen.

      »Na ja«, seufzte Marco und setzte sich auf die Bettkante. Er nahm Teresas Hand zwischen die seinen und hielt sie fest. »Anian ist nicht gerade erbaut von meiner Anwesenheit. Und das ist noch freundlich ausgedrückt. Dabei gebe ich mir wirklich Mühe.«

      »Das glaube ich dir aufs Wort«, versicherte Teresa rasch. »Ich bin dir so dankbar dafür, dass du in dieser Zeit bei ihm wohnst. Sonst hätte ich keine ruhige Minute.«

      »Ich mach das doch gern für dich«, versicherte Marco innig. Sein forschender Blick ruhte auf­­ ­Teresa. War das der richtige Augenblick, um sein Anliegen vorzubringen? »Trotzdem glaube ich, dass du in Zukunft etwas ändern musst«, entschied er sich schließlich dafür.

      »Wie meinst du das?«, fragte Teresa erstaunt.

      Marco betrachtete die zarten, schmalen Finger in seinen kräftigen Händen. Zärtlich fuhr er jedes einzelne Glied nach.

      »Nun ja, ich denke einfach, dass das alles ein bisschen viel ist für dich. Dein pubertierender Bruder, ihr beide ganz allein mit der Arbeit auf dem riesigen Hof, das Studium …«

      Schlagartig kam Leben in Teresas mageren, schlaffen Körper.

      »Du willst mir doch wohl nicht durch die Blume sagen, dass ich den Hof verkaufen soll?« Sie richtete sich halb auf im Bett und funkelte ihn argwöhnisch an.

      »Davon hab ich kein Wort gesagt! Warum regst du dich gleich so auf?«, fragte Marco irritiert.

      Teresa musterte ihn noch einen Augenblick forschend. Dann sank sie zurück in die Kissen und lächelte matt.

      »Nicht böse sein«, bat sie zerknirscht. »Aber ich hänge nun mal so an dem Hof. Ihn aufzugeben, wäre furchtbar.«

      »Keine Sorge, das wird schon nicht passieren«, versicherte Marco und konnte nur beten, dass der Himmel seine Worte hörte. Selbst einem Laien wie ihm konnte nicht entgehen, wie geschwächt Tessa war. »Aber dazu musst du auf dich aufpassen, hörst du? Wir müssen einen Weg finden, um dir das Leben leichter zu machen.«

      Sie lag im Bett, ihre Augen flackerten vor Müdigkeit. Trotzdem wollte sie nicht schlafen. Das war die Gelegenheit, um Marco einen Vorschlag zu machen, über den er sich sicher freute.

      »Wenn du nicht glaubst, dass ich es allein schaffe, dann könntest du doch zu uns ziehen«, sagte sie leise. »Ich meine, falls dir Anian nicht zu sehr auf den Wecker geht.«

      Marco traute seinen Ohren nicht. So oft hatten er schon übers Zusammenziehen gesprochen, darüber, gemeinsame Sache zu machen. Doch jedes Mal, wenn es ernster geworden war, hatte Teresa einen Rückzieher gemacht. Ganz so, als könnte sie sich nicht recht für ihn entscheiden.

      »Ist das dein Ernst, mein Liebling?«, fragte er heiser vor Glück und musste sich zusammennehmen, um ihre Hand nicht zu zerquetschen.

      Teresa freute sich über seine Freude.

      »Mein voller Ernst«, versicherte sie, als Marco dann doch berechtigte Zweifel kamen.

      »Aber hast du überhaupt schon mit Anian darüber gesprochen? Ich möchte nicht, dass wir etwas über seinen Kopf hinweg entscheiden. Am Ende läuft er noch schlimmer Amok als ohnehin schon. Und ich könnte es ihm noch nicht einmal verdenken.«

      Dieser Einwand war natürlich berechtigt. Doch wenn Tessa nur an diese Diskussion dachte, übermannte sie die Müdigkeit.

      »Keine Angst, das kläre ich bei Gelegenheit mit ihm«, seufzte sie leise. »Jetzt bin ich erst mal froh, dass du bei ihm bist. Du kümmerst dich doch um ihn?«

      »So lange er mich nicht rauswirft«, grinste Marco schief. »Nein, im Ernst, du kannst dich natürlich auf mich verlassen«, versprach er schnell, als er den Schrecken in Teresas Gesicht sah.

      Normalerweise war sie auch in schweren Zeiten für Scherze aller Art zu haben. Doch diesmal schien es ihr wirklich schlechter zu gehen als je zuvor.

      *

      Ein fröhliches Liedchen auf den Lippen, betrat Wendy an diesem Morgen die Praxis Dr. Norden. In dieser Nacht hatte sie besonders gut geschlafen und von der neuen Leichtigkeit ihres Lebens geträumt.

      »Vielleicht hat Hanno ja recht und ich nehme die Dinge wirklich viel zu ernst«, murmelte sie vor sich hin, während sie die Fenster der Praxis weit öffnete und die noch frische Luft des jungen Morgens hereinließ. »Ein bisschen Spaß muss sein.«

      »Nanu, was ist denn hier los?« Janine Merck hatte die Praxis kurz nach ihrer Freundin und Kollegin betreten und wunderte sich über die Brise, die die Vorhänge bauschte.

      »Ich dachte, ein bisschen frischer Wind kann nicht schaden«, trällerte Wendy unbeeindruckt und eilte auf ihre Freundin zu, um sie zu umarmen. »Guten Morgen, meine Süße. Wie geht es dir?«

      »Auf jeden Fall nicht so gut wie dir«, bemerkte Janine sichtlich überrumpelt und schob Wendy ein Stück von sich. Nicht das winzigste Detail entging ihrem aufmerksamen Blick. Sie bemerkte das dezente Make-up ebenso wie das neue Kleid mit den Pailletten, die in der Morgensonne glitzerten und blitzten. Es schmiegte sich so selbstverständlich um Wendys verführerische Rundungen, als wäre es eine zweite Haut.

      »Wendy, sag die Wahrheit! Du bist doch nicht etwa verliebt?«, kam Janine schließlich zu dem einzig möglichen Schluss dieser auffälligen Veränderungen. Mit Genugtuung bemerkte sie die Röte, die ihrer Kollegin